Thema: Ein Vergleich zwischen BRD & DDR - Kindheit und Jugend. Kennt jemand gute Seiten oder kann darüber etwas aus eigener Erfahrung erzählen?

2 Antworten

Einen Vergleich kann ich da nicht anstellen, bin Ossi, weiss nur, wie es in der DDR als Jugendlicher war. Wir haben viel bescheidener gelebt (leben müssen) als Jugendliche im Westen. Unsere Eltern haben nicht so viel verdient, es gab nicht so ein tolles Warenangebot wie im Westen und reisen durfte man nur in die sozialistischen Länder. Und man durfte im Gegensatz zum Leben in der BRD auch als Jugendlicher nicht alles machen, was man will, z.B. die Musik hören, die man will (wenn es dabei um Musik aus westlichen Ländern ging.) Es ist schwer, das jemandem zu erklären, der diese Zeiten nicht miterlebt hat. Ich habe z.B. zur Jugendweihe meine erste Jeans bekommen, von Verwandten aus dem Westen. Meine Familie hatte das Glück, dass wir regelmässig Pakete aus Westdeutschland oder Westberlin bekommen haben, weil wir da Verwandte hatten, dadurch konnten wir öfter mal Westschokolade essen und andere tolle Sachen aus der BRD, so gut ging es aber nicht allen Familien. In den 60er Jahren war es die Musik der Beatles, die in der DDR nicht gut angesehen war, in meiner Jugendzeit (80er Jahre) war das z.B. das Lied von Udo Lindenberg Sonderzug nach Pankow. In dem Lied hat Lindenberg sich über Erich Honecker, den DDR-Staatschef lustig gemacht. Die Melodie von dem Lied stammte wohl irgendwie von einem anderen Lied, ich glaube, einem amerikanischen. Mein Bruder hat Trompete gespielt damals in einem Fanfarenzug. Sein Fanfarenzug hatte sich bei einem Wettbewerb mit anderen Musikvereinen angemeldet. Sie hatten die Melodie wochenlang für den Wettbewerb eingeübt, als das Lindenberg-Lied aufkam, durften sie die Melodie beim Wettbewerb nicht mehr spielen.

Katinkacat  28.02.2021, 19:07

Man sah auch in den BRAVOs das Leben der Jugendlichen im Westen. Zu keinem Konzert konnte man, selbst Zeitungen einführen war nicht erlaubt. Gehört haben wir nur Westmusik. Wir bekamen auch Westfernsehen.

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Ich fand diese Organisationen wie FDJ und Pioniere abartig, nur Parteigesülze und Lobgesänge, die sowieso nur die Kinder von strammen Genossen so sahen. Wer dort nicht hinein wollte, bekam mächtig Ärger. Da wurde Eltern sogar gedroht, sie in die Produktion zu versetzen.. Ich kenne keinen einzigen aus den 80ern, der dort nicht in diesen Organisationen war.

Ich musste zur Jugendweihe gehen, um meine Lehrstelle zu bekommen. Dabei bin ich Katholikin.

Das Schulsystem fand ich schlecht. Ich hätte gern eine 3. Fremdsprache gelernt, musste mich aber mit Naturwissenschaften rumschlagen.

Wir Mädchen mussten an die Schraubstöcke, aber kein Junge zum Nähen.

In Wehrkunde mussten wir in der Berufsschule sogar Schießen üben.

Wir hatten etliche Schüler, denen die Noten egal waren, die oft störten. Eine Lehrstelle in der Produktion oder dem Handwerk oder der Landwirtschaft war denen sicher. Das gemeinsame Lernen fand ich anstrengend. Desssshalb finde ich die Struktur heute nach der 4. Klasse entscheiden sehr viel besser.

Gemobbt wurde an unserer Schule gewaltig. Lehrer sahen da weg, die waren für sowas gar nicht ausgebildet. Vor allem bekam es bei uns jemand ab, der keine Westklamottten trug, denn fast alle Familien hatten Westverwandtschaft und schickten Pakete. Das sah man auf dem Schulhof genau. Ein Mädchen hatte das nicht, ihr wurde sogar mal das Sportzeug kaputt geschnitten mit der Begründung, dieser DDR-Mist tauge sowieso nichts. Da schrieben sie an die Tafel, was sie an ihr nicht leiden konnten: sie habe keinen Geschmack bei Klamotten usw. Dabei hatte sie nur keine Westverwandtschaft. Ein Junge in meiner Klasse war sehr klein und schmächtig. Den hatten sie mal in einem Kasten eingesperrt. Zum Glück kam da ein Lehrer und half ihm raus. Mutproben waren damals sehr angesagt,

An unserer Schule gab es viele Feindschaften. Wir hatten ein Mädchen in der Parallelklasse, vor der hatten manche richtig Angst. Wer sehr auffällig wurde, musste die Schule wechseln. Ab und zu gab es das mal.

Nachmittags war keiner gern in der Schule. Wir vom Dorf brauchten nicht in den Hort, da hatten wir die Großeltern meistens sogar im Haus. Dort machten wir HAusaufgaben und konnten dann tun, was wir liebten. Die Stadkinder gingen in den Hort und beneideten uns. Im Hort gab es nur Schlafen und HAusaufgaben. Ich kenne keine Schule, die damals einen Spielplatz hatte. Heute ist das alles super ausgebaut. Jede Menge Spielgeräte, Spielzeug, Kletterwände. Beachvolleyballfelder... Auch die AGs sind heute viel viel besser, keine MAngelwirtschaft mehr, viel mehr Auswahl - ein Paradies. Damals gab es nur wenige AGs, in die nicht mal wer wollte, da sie so einfallslos waren. Heute hat jede Einrichtung eine bestens ausgestattete Küche. In der DDr bekamen unsere Schulen das Essen aus festgelegten Betrieben, keine Schule hatte eine Küche.

Nicht alle Lehrer waren in der SED, mussten aber die Politik des Staates vertreten. Schuldirektoren mussten in der SED sein, deshalb wurden sie alle nach der Wende auch ausgewechselt. Da wurde gewaltiger Druck in den 80ern wegen der Jugendweihe ausgeübt. Frag mal Zeitzeugen der 80er, die sagen das alle.

Es wurden zwar Pionierlager in den Ferien angeboten, aber ich kenne keinen, der daran teilnahm. Wir fuhren mit unseren Eltern in den Urlaub, es wurde auch noch eine Klassenferienfahrt jedes JAhr im Sommer angeboten mit dem Klassenlehrer für die Leute, die nicht in den Urlaub fuhren.

Discoalter war 13 bis 18, danach war man fertig mit der Lehre und viele heirateten schon. Ich bine rst nach der Wende zur DIsco gegangen. Denn vorher war das nur hier abwechselnd in den Orten in kommunalen Räumen. Gespielt wurde nur Westmusik. Und hin gingen auch die wenigsten. Das waren meist frühreife Mädchen und Jungs, die unbedingt eine Freundin wollten. Gefahren wurde mit Mopeds. Und es gab viel viel Alkohol. Kontrolliert hat da keiner. Nach HAuse kam man in der Früh, Türsteher gab es nicht. Ich habe auch keine Polizei dort gesehen, die hatten andere Aufgaben damals.