Weihnachten BRD und DDR?
Ich schreibe in einer Arbeit einen Vergleich über die BRD und die DDR. Ich wollte über das Thema: Feiertage schreiben. Ein großes Thema in meiner Arbeit soll: Weihnachten sein. Ich wollte jetzt einfach mal direkt auch andere, fremde Menschen auf dieses Thema ansprechen. Wie war Weihnachten für euch damals (schreibt bitte, ob ihr in der DDR oder in der BRD gelebt habt)? Was wurde euch in der Zeit über Weihnachten erzählt bzw. eingetrichtert (von den Medien ect.) und wie habt ihr es selbst empfunden? Ich würde mich über sehr viele Antworten freuen um einen Vergleich aufzustellen, aber einige Antworten würden mich auch freuen. Wenn ihr wollt, könnt ihr auch zusätzliche Sachen über dieses Thema in der Zeit aufschreiben. Vielen Dank^^
5 Antworten
Jedes Jahr zu Weihnachten kam mein Onkel aus dem Westen. Ich erinnere mich noch genau daran, dass der immer ganz anders roch als die Männer in der DDR. Er zog eine richtige Duftwolke hinter sich her, wenn er durch einen Raum ging. Er verstand eine Menge von Mode und von der Qualität der Kleidung. Er brauchte einen Menschen nur einmal ansehen und kannte alle seine Größen. Einmal hat er meiner großen Schwester einen Petticoat mitgebracht. Das waren damals hoch moderne Unterröcke, die das Kleid aufbauschten und einer Frau eine tolle Figur gaben. Meine Schwester hat den ganzen Abend vor Glück geheult, denn so etwas gab es in der DDR nicht. Mein Onkel hat ganz genau hin gesehen und sich genau gemerkt was in der DDR angeboten wurde und was es nicht gab. Er hat auch schon mal einen von uns geäußerten Wunsch erfüllt, aber in der Regel haben wir ihm nie gesagt was wir haben wollten. Er war einfach nur willkommen und doch hat er immer genau die richtigen Dinge mitgebracht. Dabei war er unglaublich großzügig und weil er immer so gut gekleidet und frisiert war, habe ich ihn als Kind gesehen wie den "reichen Onkel aus Amerika". Als dann viele Jahre später die Mauer fiel habe ich ihn zu Weihnachten 1989 besucht und war erschüttert. Er lebte in einer winzigen 2 Zimmer Wohnung und hatte noch nicht einmal genug im Kühlschrank. Im Jahr darauf war ich bereits Selbstständig und verdiente relativ gut. Mein Onkel war da schon zu alt und nicht mehr in der Lage uns zu besuchen. Also habe ich ihn erneut besucht und war ebenso großzügig wie er es in all den Jahren war. In der Erinnerung an all die anderen Weihnachtsfeste hoffe ich, dass ich ebenso gut hingesehen habe was er braucht genau wie er es tat, wenn er bei uns in der DDR war. Als mein Onkel dann im Frühling starb, war das furchtbar für mich. Denn es bedeutete, dass wir nie wieder gemeinsam Weihnachten feiern würden.
In der DDR wurde genauso, auch v. größten Parteifunktionär gefeiert. Auch wenn den Kindern der eigentliche Anlass meist nicht. erzählt wurden. Die Kirchen waren voll, wie sonnst nie. Die Glocken läuteten. Es gab in den Lebensmittel Geschäften Sachen die es sonnst nicht gab. Der Staat gab sich also Mühe. Es wurden Stollen aus Sachsen u. Thüringen in den Westen geschickt und man freute sich auf das Westpaket mit Kaffee, Schokolade u. Backzutaten. Wer Westgeld hatte ging in den Interchop. Wer nicht kaufte im Fress - Ex ( Lebensmittel - Exquisit - Laden) für viel Geld, Westware ein. Oder fuhr nach Ostberlin zum Einkaufen, weil die besser versorgt wurden. Lachs, Sowjetischer Sekt und Pralinen, einzeln verpackt, gab es im Russen - Magazin ( Laden), wenn Sow. Garnisonen in der Nähe waren. Es wurden alle Beziehungen genutzt um was Gutes zu bekommen. Ich hatte als Elektromeister u.a. gute Beziehungen zum Handel. Also hatte ich zum Schluss mehr Apfelsinen, wie ich essen konnte. Es wurden kistenweise Fischkonserven, westliche und russische beschafft und in der Firma verteilt. Es wurde auch an wichtige Geschäftspartner gedacht. Bei mir die wichtigen Leute bei der Energieversorgung, Kunden mit denen wir viel zu tun hatten. Jaja, Beziehungen schaden dem, der keine hat.
Weihnachten in der DDR war auf jeden Fall nicht so kommerziell wie in der BRD. ging es Richtung Weihnachten, gab es richtige Orangen zu kaufen ( nicht die schrecklichen Grünen aus Kuba). Geschenke waren in der DDR total toll, weil es meist Dinge waren die schlecht erhältlich waren oder einfach zu teuer, um es einfach mal so zu bekommen. Bei uns in der Stadt, gab es damals viel Industrie, deshalb wurde oft der Strom abgeschaltet, damit die Betriebe weiter arbeiten konnten. Mit vielen Kerzen, war die Stimmung tatsächlich sehr weihnachtlich. Also Weihnachten in der DDR war auf jeden Fall schön.
Das mit dem Stromabschalten muss in den 50ger Jahren gewesen sein. Das weiß ich von meiner Oma.
Ich selbst habe während meiner 26 Jahre DDR-Zeit nur einmal einen großen Stromausfall im Winter 78/79 nach einem großen Schneechaos erlebt, wovon der Westen ebenfalls betroffen war.
Weihnachten hatten wir immer Strom, was nicht ausschließt, dass wie Kerzen angezündet haben.:)
Vielleicht bin ich ja aus derselben Stadt wie du, in der es bis 1990 einmal sehr viel Industrie gegeben hat.
Die Weihnachtsbäume waren meistens "Krücken", weil die nicht speziell für Weihnachten gezogen wurden, sondern es wurden nur ausgesonderte verkauft, die meistens alles andere als schön waren. Aber mit viel Geschick haben wir auch das hinbekommen.
Die Straßen und Geschäfte waren ebenfalls geschmückt, nicht so pompös wie heute, wo die privaten Unternehmen miteinander wetteifern.
Auch war Weihnachten zu DDR-Zeiten ein Fest, das mehr aus kultureller als aus christlicher Tradition gefeiert wurde. Trotzdem waren für Christen die Kirchen offen und wurden auch besucht, ohne dass die Stasi Buch führte.
Im FS wurden sowohl die immer sehr schönen Weihnachtssendungen des Westens als auch des Ostens geguckt.
Mit Weihnachten im Osten verbinden mich nur schöne Erinnerungen.
im hause meiner (konservativen) großeltern war es selbstverständlich, dass in der weihnachtszeit bei eintretender dunkelheit kerzen ins fenster zu stellen, die als "andenken" an unsere brüder und schwestern im unfreien osten gedacht waren. ebenso selbstverständlich war der versand diverser pakete an gute freunde und verwandte in der ostzone, die auf diese weise mit "westkaffee", lux-seife, kakao und ergee-damenstrümpfen vollgestopft waren. regelmäßig wurde im fernsehen ("zur tagesschau schalten wir um nach hamburg") über die leicht überforderten postverteilzentren berichtet, die rechtzeitig zur abfahrt der "interzonenzüge" ihre paketwagen abfahrbereit haben mußten. wer im westen das glück hatte innerhalb des empfangsbereichs des "ostfernsehens" zu wohnen, konnte dann immer wieder über die angeblichen waffen- und muntionsfunde staunen, die ostzonale zöllner regelmäßig aus solchen paketen ans tageslicht beförderten. ich bin mir sicher, dass zumindest MEINE großeltern NIEMALS pistolen oder munition ins paket gegeben hatten.
Hier hast du einen Link zu Feiertagen in der DDR http://de.wikipedia.org/wiki/Feiertage_in_der_DDR
Hier etwas zum 1.Mai http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/24746/tag_der_pflicht.html
Weihnachten in der DDR http://www.ddr-geschichte.de/GESELLSCHAFT/Feiertage/Weihnachten/weihnachten.html
Sio wurde Ostern gefeiert http://www.ddr-fernsehen.de/allgemeines/so-wurde-ostern-in-der-ddr-gefeiert.html