Umgang mit Verbrechen des Nationalsozialismus?

6 Antworten

Von wegen Entnazifizierung: Nazi-Karrieren in der DDR

von Claudia Gründer

Stand: 17. Januar 2022, 17:28 Uhr

1948 wurde die Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone offiziell beendet. Zu den neueren Mythen zählt die scheinbare Gewissheit, dass die DDR alle Nazis in ihrem Land konsequent aufgespürt und einer gerechten Strafe zugeführt hatte. Eine Legende, die zum antifaschistischen Selbstverständnis der DDR passte und durchaus bewusst etabliert wurde. Entnazifizierung in der DDR - ein Spiel mit Halbwahrheiten.

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/entnazifizierung-nazis-in-der-ddr-100.html

Vergangenheitspolitik in BRD und DDREntnazifizierung nach 1945

Die Entnazifizierung gehörte zu den sogenannten 5 Ds der Alliierten auf der Potsdamer Konferenz. In allen vier Besatzungszonen sollten die NS-Kriegsverbrecher strafrechtlich belangt und aus Schlüsselpositionen entfernt werden. In den Nürnberger Prozessen wurden die Hauptkriegsverbrecher vor einen internationalen Militärgerichtshof gestellt und zu Tode verurteilt. Die Entnazifizierung verlief in den jeweiligen Besatzungszonen sehr unterschiedlich. Aufgrund politischer und ideologischer Gegensätze zeichnete sich ein Ost/West-Konflikt ab, der die Entnazifizierung rasch beendete. Die Integration der 1949 gegründeten Teilstaaten BRD und DDR in den West- und Ostblock wurde im Kontext des Kalten Krieges zunehmend relevanter.1

Vergangenheitspolitik in der BRD

Die ersten Jahre der 1949 gegründeten BRD waren geprägt von Verdrängung und dem Blick in die Zukunft. Ein 1949 verabschiedetes Amnestiegesetz entlastete ehemalige Mitschuldige der NS-Zeit und integrierte sie in den demokratischen Staat. In den 1950er Jahren fokussierte sich die Regierung Adenauers auf eine Wiedergutmachung. Diese sah materielle Entschädigungen an ehemalige Opfer des NS-Regimes – darunter auch Israel (Luxemburger Abkommen) – vor. In den 1960er Jahren folgte eine stärkere juristische Aufarbeitung durch eine Zentrale der Landesjustizverwaltungen, die unter anderem die Auschwitz-Prozesse (und Eichmann-Prozess) ermöglichte. Einen Meilenstein bildete die Studentenbewegung der 1960er Jahre, die die moralische Verdrängung der NS-Zeit und die Fortexistenz ehemaliger NS-Verbrecher an Universitäten kritisierte. Als Erinnerungssymbol gilt darüber hinaus Willy Brandts Kniefall vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghettos.2

Vergangenheitspolitik in der DDR

Die DDR stellte sich ideologisch in die Nachfolge des antifaschistischen Widerstandes. Sie betrachte die NS-Zeit als zugespitzte Form des Kapitalismus und warf der BRD vor, dass sie ehemalige Nazis in Führungspositionen dulden würde. Daher folgte nach der “antifaschistisch-demokratischen Umwälzung” auch keine selbstkritische Aufarbeitung und Vergangenheitspolitik. Im Zeichen des Kalten Krieges gehörte die Berufung auf den Antifaschismus zum festen Bestandteil der marxistisch-leninistischen Ideologie (Zwei-Linien-Theorie). Sie bestärkte die DDR-Bürger in ihrer Überzeugung, dass sie keine Mitschuld an den NS-Verbrechen tragen würden. Eine Erinnerungskultur fand daher innerhalb der DDR-Geschichte nicht statt.3

Vergangenheitspolitik seit 1990

Seit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hat sich im politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs eine flächendeckende Erinnerungskultur entwickelt. Dazu gehören zahlreiche Gedenkstätten und Stiftungen (z.B. Wehrmachtsausstellung, Holocaust-Mahnmal oder Museen), die eine aktive Vergangenheitsbewältigung und Auseinandersetzung mit der NS-Zeit befördern. Vor diesem Hintergrund ist in der neuen Bundesrepublik ein selbstkritischere Haltung in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit ermöglicht worden.4

  1. 1. https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39605/entnazifizierung-und-erziehung?p=all
  2. 2. https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/nachkriegszeit/pwievergangenheitsbewaeltigung100.html
  3. 3. https://www.dw.com/de/die-nazi-erblast-in-der-ddr/a-15048388
  4. 4. https://www.kas.de/de/web/europa/erinnerungskultur-in-deutschland

Leitgedanke:

In der Bundesrepublik war die Auseinandersetzung über die Kriegsverbrechen der Nazis eine öffentliche Kontroverse.

In der DDR war sie ein Instrument staatlicher Repression zur Disziplinierung der Bevölkerung.

Schau hier.

Die DDR war natürlich auf Grund ihrer sozialistischen Ausrichtung per se antifaschistisch, der Antifaschismus war Staatsdoktrin. Denn die DDR behauptete, dass sie die Wurzeln des Faschismus ausgerottet hat, da sie nicht kapitalistisch war.

Schau zudem hier. Die Bundeszentrale für politische Bildung eignet sich für Schule und Studium.

Angeljoerg 
Fragesteller
 26.05.2023, 21:39

Vielen Dank 🤝

1

Das muss getrennt werden, denn die Denk- und Handlungsweise in der DDR und der alten BRD, sind keineswegs gleich gewesen.

Erst nachdem die alten Kämpen in der alten BRD, gegen neue Juristen ersetzt wurden, kamen die Nazis noch einmal an den Pranger und somit kam es das die schon länger bekannten Verbrecher, auch nach der Änderung, das eine Teilnahme schon strafbar sei, alte Männer verurteilt wurden.

https://meta.tagesschau.de/id/167932/neue-studie-bnd-rekrutierte-gezielt-ns-verbrecher

Das ist der Grund gewesen, den sie deckten sich, während ihrer Zeit im Amt gegenseitig.

Woher ich das weiß:Hobby

Zur DDR weiß ich jetzt nichts.

Aber eventuell kannst Du Dir folgendes Buch ausleihen:

Inge Deutschkron*: Mein Leben nach dem Überleben.

Besonders das Kapitel "Justiz mit zweierlei Maß" ist in dem Zusammenhang interessant. Es gab auch Prozesse gegen Verbrecher der NS-Zeit, die nicht von den Alliierten durchgeführt wurden, sondern vor Deutschen Gerichten stattfanden, wobei man die Urteile aus heutiger Sicht als skandalös und als viel zu mild einschätzen würde.

Es macht wirklich Sinn, die Nürnberger Prozesse mit den späteren zu vergleichen.

Die Entnazifizierung war aber eher eine Farce.

Das Buch "Ich trug den gelben Stern" von Inge Deutschkron ist auch zu empfehlen.