Umgang mit Kriegsverbrechen in der DDR und der BRD im Vergleich?

Velbert2  27.05.2023, 14:55

Welche Kriegsverbrechen konkret?

morten7865 
Fragesteller
 27.05.2023, 14:58

Schwerpunkt auf den im Nationalsozialismus entstanden Verbrechen im zweiten Weltkrieg...

5 Antworten

Von wegen Entnazifizierung: Nazi-Karrieren in der DDR

von Claudia Gründer

Stand: 17. Januar 2022, 17:28 Uhr

1948 wurde die Entnazifizierung in der Sowjetischen Besatzungszone offiziell beendet. Zu den neueren Mythen zählt die scheinbare Gewissheit, dass die DDR alle Nazis in ihrem Land konsequent aufgespürt und einer gerechten Strafe zugeführt hatte. Eine Legende, die zum antifaschistischen Selbstverständnis der DDR passte und durchaus bewusst etabliert wurde. Entnazifizierung in der DDR - ein Spiel mit Halbwahrheiten.

https://www.mdr.de/geschichte/ddr/politik-gesellschaft/entnazifizierung-nazis-in-der-ddr-100.html

Vergangenheitspolitik in BRD und DDR Entnazifizierung nach 1945

Die Entnazifizierung gehörte zu den sogenannten 5 Ds der Alliierten auf der Potsdamer Konferenz. In allen vier Besatzungszonen sollten die NS-Kriegsverbrecher strafrechtlich belangt und aus Schlüsselpositionen entfernt werden. In den Nürnberger Prozessen wurden die Hauptkriegsverbrecher vor einen internationalen Militärgerichtshof gestellt und zu Tode verurteilt. Die Entnazifizierung verlief in den jeweiligen Besatzungszonen sehr unterschiedlich. Aufgrund politischer und ideologischer Gegensätze zeichnete sich ein Ost/West-Konflikt ab, der die Entnazifizierung rasch beendete. Die Integration der 1949 gegründeten Teilstaaten BRD und DDR in den West- und Ostblock wurde im Kontext des Kalten Krieges zunehmend relevanter.1

Vergangenheitspolitik in der BRD

Die ersten Jahre der 1949 gegründeten BRD waren geprägt von Verdrängung und dem Blick in die Zukunft. Ein 1949 verabschiedetes Amnestiegesetz entlastete ehemalige Mitschuldige der NS-Zeit und integrierte sie in den demokratischen Staat. In den 1950er Jahren fokussierte sich die Regierung Adenauers auf eine Wiedergutmachung. Diese sah materielle Entschädigungen an ehemalige Opfer des NS-Regimes – darunter auch Israel (Luxemburger Abkommen) – vor. In den 1960er Jahren folgte eine stärkere juristische Aufarbeitung durch eine Zentrale der Landesjustizverwaltungen, die unter anderem die Auschwitz-Prozesse (und Eichmann-Prozess) ermöglichte. Einen Meilenstein bildete die Studentenbewegung der 1960er Jahre, die die moralische Verdrängung der NS-Zeit und die Fortexistenz ehemaliger NS-Verbrecher an Universitäten kritisierte. Als Erinnerungssymbol gilt darüber hinaus Willy Brandts Kniefall vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghettos.2

Vergangenheitspolitik in der DDR

Die DDR stellte sich ideologisch in die Nachfolge des antifaschistischen Widerstandes. Sie betrachte die NS-Zeit als zugespitzte Form des Kapitalismus und warf der BRD vor, dass sie ehemalige Nazis in Führungspositionen dulden würde. Daher folgte nach der “antifaschistisch-demokratischen Umwälzung” auch keine selbstkritische Aufarbeitung und Vergangenheitspolitik. Im Zeichen des Kalten Krieges gehörte die Berufung auf den Antifaschismus zum festen Bestandteil der marxistisch-leninistischen Ideologie (Zwei-Linien-Theorie). Sie bestärkte die DDR-Bürger in ihrer Überzeugung, dass sie keine Mitschuld an den NS-Verbrechen tragen würden. Eine Erinnerungskultur fand daher innerhalb der DDR-Geschichte nicht statt.3

Vergangenheitspolitik seit 1990

Seit der deutschen Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 hat sich im politischen, wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Diskurs eine flächendeckende Erinnerungskultur entwickelt. Dazu gehören zahlreiche Gedenkstätten und Stiftungen (z.B. Wehrmachtsausstellung, Holocaust-Mahnmal oder Museen), die eine aktive Vergangenheitsbewältigung und Auseinandersetzung mit der NS-Zeit befördern. Vor diesem Hintergrund ist in der neuen Bundesrepublik ein selbstkritischere Haltung in Bezug auf die nationalsozialistische Vergangenheit ermöglicht worden.4

  1. 1. https://www.bpb.de/geschichte/nationalsozialismus/dossier-nationalsozialismus/39605/entnazifizierung-und-erziehung?p=all
  2. 2. https://www.planet-wissen.de/geschichte/deutsche_geschichte/nachkriegszeit/pwievergangenheitsbewaeltigung100.html
  3. 3. https://www.dw.com/de/die-nazi-erblast-in-der-ddr/a-15048388
  4. 4. https://www.kas.de/de/web/europa/erinnerungskultur-in-deutschland
morten7865 
Fragesteller
 27.05.2023, 19:23

danke vielmals, das bringt mich sehr weiter :)

2
Von Experte Udavu bestätigt

Das wurde in der DDR genau wie im Westen von Fall zu Fall entschieden. Wenn der Typ noch nützlich war, dann wurde er befördert und seine Akte lies mal unter den Tisch fallen. Konnte man ihn hingegen nicht mehr brauchen, dann wurde er verurteilt. Es gibt genügend Beispiele von hochrangigen Nazis, die es auch in der DDR wieder in hohe Positionen geschafft haben.

Ich erinnere mich da eines Falles/Gerichtsfalles, bei dem durch purem Zufall ein höherer Gestapo Offizier entdeckt worden ist und welcher den Gerichtsraum in Dresden von innen gesehen hat und anschließend den Knastraum (für schwere Kaliber, kann sein Bautzen) nicht mehr verlassen hat (offensichtlich dort gestorben). Stand in der sächsichen Zeitung. Der Fall machte deshalb Schlagzeilen, weil zu Nazizeiten dieser Mann etliche Personen, auf Nimmerwidersehen, verschwinden ließ. Und er wurde gesucht, aber nicht gefunden, (andere Identität). Da gab es sogar eine extra Seite mit dem Hergang des Falles, weil ein Angehöriger der abtransportierten Familie, mit einer gefälschten Gestapomarke, in die Höhle der Gestapo in Dresden gekommen ist und die Familie, aus dem Transport, herausholen wollte. Durch purem Zufall ist der echte Gestapomitarbeiter (eben jener hoher Offizier) dazugekommen und die Sache flog auf. Sofortige Verhaftung des Angehörigen und nur durch ein Wunder hat er überlebt und diesen Gestapo-Offizier in Dresden, nach vielen Jahren, wiedererkannt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

https://www.grin.com/document/123565

Gründlich ist sie in beiden Staaten nicht gewesen, aber in der DDR ging das wesentlich besser zu als in der BRD, das ist bedingt, weil hier die alten Strukturen weiterbestanden, die sich gegenseitig deckten. Auch der Kalte Krieg hatte seinen Anteil daran, die DDR verurteilte z.B. den Staatssekretär Globke, wegen der Judenvernichtung, Adenauer hängte diesen gleichen Mann bei seinem ausscheiden 1963 aus dem Amt, den höchsten Orden der BRD um. Damit ist alles gesagt, den USA störte es nicht mehr, deren anfängliche höchste Priorität mit den Alliierten zusammen, die Entnazifizierung , geriet zur Farce.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
morten7865 
Fragesteller
 27.05.2023, 19:24

vielen dank, das Buch scheint sehr nützlich zu sein und ist gekauft...

Danke ;)

3

Hab was die Tage was von 18.000 in der DDR zu 6.000 Verfahren in der BRD gehört....!