Taufe ohne Zustimmungvom Vater?
Unser Sohn (5) möchte sich taufen lassem. Für mich ist das kein Problem aber der Vater (wir haben gemeinsames Sorgerecht) möchte das nicht. Seine Worte waren: "Mit sowas will ich nichts zu tun haben!" Er selber ist nicht in der Kirche und auch nicht getauft. Ich bin getauft und in der Kirche.
Unser Sohn wünscht es sich aber und redet schon ca. 1 Jahr davon.
Kann er dich, obwohl noch Religionsunmündig, tritzdem taufen lassen?
Wie waren denn die Vereinbarungen vor eurer Eheschließung, wie ihr die Kinder in bezug auf Religion erzieht?
Das er es selber entscheiden kann
9 Antworten
Wenn beide Eltern das Sorgerecht haben, müssen beide Eltern zustimmen.
Erst wenn das Kind religionsmündig ist - in Deutschland ist das 14 Jahre - kann das Kind die Zustimmung der Eltern selbständig ersetzen.
Rechtsanwälte formulieren es so beim gemeinsamen Sorgerecht:
Darüber hinaus kann auch das Thema Religion nur gemeinsam entschieden werden. Welcher Konfession ein Kind angehören soll, in welchem Glauben es erzogen und ob und wann es getauft wird, dürfen beide Sorgeberechtigten nur gemeinsam entscheiden. Kann es nicht zu einer Einigung kommen, bleibt auch hier nur der Gang zum Familiengericht.
Leider ist eine Taufe, wenn ein Erziehungsberechtigter nicht einverstanden ist, nicht möglich. Es müssen beide Elternteile zustimmen. Das wird schriftlich auf der Taufanmeldung festgehalten.
Der Junge darf aber trotzdem am Religionsunterricht teilnehmen und darf natürlich auch in die Kirche gehen.
Vielleicht sieht der Vater es anders, wenn die Erstkommunion ansteht. Die ist ohne Taufe nicht möglich, aber einige Kinder werden erst kurz vor der Erstkommunion getauft. Vielleiucht würde da auch ein Gespräch mit einem Seelsorger helfen.
Dein Sohn benötigt die Zustimmung beider Elternteile. Wenn er religionsmündig ist (14 Jahre) kann er allein entscheiden.
Ich arbeite in einer Kita. Derzeit in einer freien Kita aber davor in einer evangelischen Kita. Kinder im Alter bis zu 8 Jahren sind noch gar nicht in der Lage abstrakt zu denken. Der Begriff von Sünde ist ihnen Fern. Damals in der evangelischen Kita, da hatten die Kids ihre Lieblingsgeschichten. Sie mochten Jona im Wal oder auch die Geschichte mit der Arche. Alles rund ums Paradies fanden sie toll. Und wenn Jesus an Weihnachten in der Krippe liegt, dann lieben sie es, als Engel verkleidet das Rollenspiel zu suchen.
Um sich taufen zu lassen fehlt aber das abstrakte Denken und ich bin mir sicher, wenn du dein Kind jetzt fragst was Sünde ist, wird es nicht antworten oder irgendwas nachplappern was es mal aufgeschnappt hat, aber nicht explizit Sagen können was Sünde ist.
Ich denke mal eher, das die Kita, immer wenn ein Kind getauft wird ein kleines Lied in der Kita oder auch in der Kirche singen wird. Vielleicht hat auch mal irgendwann ein Erzieher vom taufen berichtet und gesagt, das man ein Freund von Jesus und Gott wird wenn man sich taufen lässt. Ich erinnere mich selber noch sehr gut an die Religionspädagogischen Beschäftigungen und wie über Kirche und Gott mit den Kindern gesprochen wird. Es wird ein positives Gefühl zur Kirche und zum Glauben vermittelt und aufgebaut.
Die Theorie der kognitiven Entwicklung deutet darauf hin, dass Kinder im Vorschulalter (etwa zwischen 2 und 7 Jahren) sich allmählich vom konkreten zum abstrakten Denken bewegen. In dieser Phase sind sie typischerweise in der präoperationalen Phase und beginnen, symbolisches Denken zu entwickeln, was bedeutet, dass sie anfangen, Symbole wie Wörter oder Bilder zu verwenden, um Objekte oder Konzepte zu repräsentieren. Das abstrakte Denken, das in dieser Phase beginnt, ist jedoch oft noch sehr begrenzt und kann eher einfach sein.
Während des mittleren und späten Kindesalters (etwa zwischen 7 und 11 Jahren) beginnen Kinder, ihre kognitiven Fähigkeiten weiter zu entwickeln und können allmählich komplexeres und abstrakteres Denken entwickeln. Sie können beginnen, logische Schlussfolgerungen zu ziehen, mehrdimensionale Probleme zu verstehen und Konzepte wie Zeit, Raum und Ursache-Wirkung-Beziehungen besser zu begreifen. Und genau da kommt dann das Konzept der Sünde und kann erahnt bzw verstanden werden.
Das heißt, alles was dein Kind von Taufe weiß oder versteht sind die Dinge die es bisher erlebt hat davon und die positiven Empfindungen die davon ausgehen. Daran ist nichts schlechtes. Auch ich habe eine evangelische Erziehung genossen. Ich ging als Kind ins Luther Haus und hatte dort sehr schöne Zeiten. Wir haben Krippenspiele gemacht, Kindergottesdienste gestaltet, haben religiöse Kinderfilme geschaut und Bilderbücher angeschaut, gemalt und gebastelt. Selbst ich habe in diesen Jahren nur die positive Zeit in Erinnerung. Getauft war ich nicht. Meine Taufe erfolgte 2 Monate vor der Konfirmation. Ich hätte mich nicht taufen müssen sagte der Pastor damals. Die Konfirmation hätte ausgereicht, aber damals mit 14 wollte ich das. Aber auch nicht wegen dem Glauben. Denn damals wusste ich nicht was Glauben ist.
Den richtigen Glauben entwickelte ich gut 30 Jahre später. Bis dahin war es angelerntes Wissen über Religion und den Wunsch dazugehören zu wollen. Und das obwohl ich abstraktes Denken da schon drin hatte und die Sache mit der Sünde durchaus schon verstand. Wenn du dein Kind taufen lässt so geschieht das ohne das das Kind genau weiß warum es das tut. Es verbindet nur positive Erinnerungen mit diesem Event. Was ja nicht schlecht ist. Und somit entspräche das dann eher deinen Vorstellungen.
Und es kommt noch ein anderer Part. Nämlich der Vater. Wenn ihr euch dort nicht einig werdet, dann wird ein Familiengericht entscheiden. Und wie das entscheidet habe ich schon miterlebt bei einigen anderen Familien. Bei christlichen und auch bei Zeugen Jehovas. Das Gericht wird sagen, es wird gewartet bis das Kind religionsmündig ist. Getauft werden kann also nur, wenn du dir mit deinem Ex einig wirst. Im Grunde genommen kannst du dir die Rennerei zu den Anwälten und das Geld für eben jenen auch sparen. Anders würden sie entscheiden wenn dein Kind todkrank ist und sowas wie eine Nottaufe stattfinden soll.
Es wurden auch ganze Häuser getauft:
Die neutestamentlichen Berichte über Haustaufen erzählen von Taufhandlungen, in denen ganze „Häuser“ – gemeint sind „Hausstände“, also Großfamilien unter Einschluss der in diesem Hausstand Wohnenden – getauft wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Haustaufen_im_Neuen_Testament
Da können auch Kinder dabei gewesen sein.
gut einschätzen konnten,
darum gibt es später die Firmung/Konfirmation.
Da können auch Kinder dabei gewesen sein.
"können". Ist also nur Spekulation.
Kann aber auch ebenso gut nicht der Fall gewesen sein.
Eher nicht, da Kindstaufen nicht direkt und speziell in der Bibel erwähnt werden.
Bei "das Haus der Karolinger" ist auch nicht ein Gebäude gemeint.
Es ist mit Taufe überhaupt kein Gebäude gemeint.
darum gibt es später die Firmung/Konfirmation.
Nicht in der Bibel. Ist dann eher eine Erfindung der Kirche.
'Später' wurde von den Kirchen noch mehr Unfug hinzugefügt.
Zur Ergänzung:
In der Bibel lassen sich keine Vorbilder für Kindstaufen finden. Bei alle Taufen, von denen die Bibel spricht, waren die Täuflinge mind. schon so alt, dass sie gut einschätzen konnten, welche Verantwortung mit einer Taufe verbunden war, und verstanden haben, was sie da taten. Das deckt sich gut mit dem gesetzlichen Mindestalter.