"Strahlenschutzanzüge" schützen vor Strahlung oder nur vor radioaktivem Staub?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
  • Eine Beruhigungstaktik ist es weniger, es ist eine gute Lösung um die Kontaminationsverschleppung in die Räume zu vermeiden/minimieren und somit sinkt auch die Gefahr das radioaktive Stoffe inkorporiert (in den Körper aufgenommen) werden können. Allerdings ist das mit einfachem "Schuhe wechseln" auf einer Baustelle nicht zu vergleichen, da man die Kontamination ja nicht sehen kann.
  • Welche Bilder du meinst, weiß ich nicht. Oft sieht man aber Plastikanzüge die den ganzen Körper von der Außenwelt abdecken, einer der bekanntesten Hersteller ist hier z.B. "Pedi. Hier ist das Modell "Donald" sehr beliebt und wird auch in kerntechnischen Anlagen eingesetzt.
  • Wirkliche "Strahlenschutzanzüge" gibt es eigentlich sogut wie garnicht, diese wären wohl aus Blei und würden soviel wiegen das man sich damit nicht mehr bewegen könnte. Einzelne Abschirmmöglichkeiten wie eine Bleischürze gibt es allerdings. Ein typischer "Strahlenschutzanzug" ist z.B. das von mir oben genannte Modell "Pedi Donald" und schützt vor radioaktiven Stoffen/Kontamination.
  • Das Dekontaminieren ist teilweise wirklich so einfach wie Staubwischen oder zuhause die Küchenarbeitsplatte nass abwischen. Ob es wirklich 100% kontaminationsfrei wird hängt aber viel von der Oberfläche und dem Material ab.

Glatte Oberflächen wie z.b. Edelstahl kann meist mit einfachem abwischen zu 100% kontaminationsfrei werden. Poröse Oberflächen wie z.B. Holz (unlackiert) sind da schon um ein vielfaches schwieriger da die Kontamination auch in die Oberfläche eindringen kann.

Man dekontaminiert die Oberfläche und prüft nach ob noch Kontamination vorhanden ist. Falls nein---> alles super. Falls ja---> noch ein Dekontgang.

Wenn die Kontamination nicht mehr weniger wird, ist die Kontamination wohl schon festsitzend. Man hat dann noch gewisse Möglichkeiten wie Chemikalien, Hochdruckreiniger, Sandstrahlen usw. um die Kontaminationsfreiheit zu erreichen.

Trotz allem Bemühen gibt es aber immer mal wieder Materialien wo man an die Grenzen stößt und es nicht kontaminationsfrei wird, dann kommt das Teil eben zum radioaktiven Abfall (ist aber selten der Fall.

Beispiel:

Sollte man ein lackiertes Blech auch nach mehreren Versuchen nicht kontaminationsfrei bekommen, könnte man auch noch die Farbe entfernen mit Chemikalien (abbeizen z.b.), somit wäre nur die abblätternde Farbe radioaktiver Abfall und das Blech könnte wohl kontaminationsfrei wiederverwendet werden. Zusätzlich minimiert das auch die Menge des radioaktiven Abfalls, deshalb wird sowas in der Regel auch immer gemacht wenn mal so ein Fall vorkommt.

P.S.: ich bin im deutschlandweiten Katastrophenschutz für den Strahlenschutz zuständig

hapezi 
Fragesteller
 10.02.2018, 09:29

Als Beispiel welche Art Bilder ich meinte ist vielleicht das hier zu nehmen: http://bc01.rp-online.de/polopoly_fs/japanischen-stadt-nihonmatsu-regierung-kontrollpunkt-untersuchung-1.1265441.1316042353!httpImage/332106504.jpg_gen/derivatives/d540x303/332106504.jpg

Ob die hier in der Region eingeleiteten und angedachten Maßnahmen dann wirklich als jetzt aktuell wirksamer Zivilschutz zu sehen sind, oder ob die Verteilung von Jodtabletten und Ratschläge wie oben geschildert nicht dazu beitragen sollen, den Eindruck zu erwecken, dass man sich sehr um die Sicherheit der Leute kümmert - ob wohl es wesentlich mehr für die Sicherheit der Leute bedeuten würde, wenn sich Politiker aller Couleur und aller hierarchischen Ebenen ernsthaft alles dafür täten, dass diese Zeitbomben abgeschaltet würden.

Die oben geschilderten Maßnahmen leuchten für dann WENN ES PASSIERT ist schon ein und sind sicherlich einer Art bewährter Standard in solchen Fällen. Danke für Deine Erläuterungen hierzu!

Warum ich diese als "Beruhigungstaktik" bezeichne ist sicherlich aus dem oben genannten erkennbar. Es wäre Beruhigender, wenn sich Katastrophenschutz und Feuerwehr ect. nicht mit dem WAS IST WENN in dieser Art beschäftigen müssten - aber das man das ja schon mal macht soll eben Zeigen dass man selbst für diesen Fall alles im Griff hat und es schon nicht so schlimm sein wird ... Einfach ne Zeitlang zu Hause bleiben, Jodtabletten schlucken und dann alles abwaschen und vielleicht im Garten mal die obere Erdschicht austauschen und alles wird wieder gut... Beruhigender als den Leuten zu sagen, dass sie ihre Heimat nie wieder bewohnen werden können und dass sie vermutlich auch nicht mehr damit rechnen müssen ihren 90. Geburtstag zu feiern...

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Lucky8Bastard  10.02.2018, 11:45
@hapezi

Die Anzüge von deinem Link sind ganz normaler Kontaminationsschutz, sonst nix.

Die Wahrscheinlichkeit das bei uns in Deutschland etwas passiert wie z.B. in Tschernobyl ist bei 0% (dies war eine Fehlermeldung die von menschlicher Seite überbrückt wurde, dies ist garnicht mehr möglich), auch soetwas wie in Fukushima kann bei uns zu 0% passieren (Tsunamis gabs noch nicht am z.B. Rhein oder an der Isar). Von daher sind die Maßnahmen von Katastrophenschutz/Feuerwehr eher eine Vorbereitung auf das Unwahrscheinlichste was man sich denken kann.

Wie es allerdings mit den ausländischen Kernkraftwerken und deren Sicherheit aussieht, ist wieder eine andere Sache. Viel reinreden kann man den anderen Ländern bei diesem Thema aber nicht wirklich.

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hapezi 
Fragesteller
 10.02.2018, 12:31
@Lucky8Bastard

So ist es leider. Tihange sind wie gesagt knappe 60km von Aachen weg - liegt aber in Belgien. Daher können alles deutschen Politiker bestenfalls indirekt Einfluss nehmen. Da in Falle eines Falles aber eben nicht nur der einzelne Nationalstaat (hier nun gerade Belgien) sondern auch andere europäische Staaten (Deutschland, Niederlande, Luxemburg,. ...) betroffen wäre, müsste ein europäischer Weg gefunden werden.

Ärgerlich für den Bürger und ein Zeichen politischer Doppelmoral ist es allerdings, wenn wir von Deutschland aus weiter Brennelemente für diese Reaktoren liefern und staatliches Geld in Fonts stecken, die Anteile an den Betreibergesellschaften der besagten AKWs haben. Da wäre schon ein ganz klarer Punkt an dem deutsche Politik einschreiten könnte... So muss ich leider feststellen, dass wird den Kraftwerken mit fragwürdiger Sicherheit (x-tausend Risse im Reaktordruckbehälter und zahllose Störfälle aus denen ein GAU hätte werden können!) Material und Finanzmittel liefern um große Teile unseres Landes und unserer Bevölkerung weiter in höchstem Maße zu gefährden!

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Das meiste hilft tatsächlich nur vor dem Staub.

Und theoretisch kann man den einfach weg wischen und es gibt relativ wenig Reststrahlung die auf die Möbel über gegangen ist. Allerdings ist es kaum möglich alles dermaßen gründlich zu reinigen so das von den Sachen keine Gefahr mehr aus geht.

Das beste ich sich dort keinen Kopf drüber zu machen. Da wird man nur paranoid von.

Der beste Platz bei, zum Beispiel, einer Atombombe ist immer noch direkt darunter wenn sie hoch geht. Da hat man am wenigsten Sorgen.

hapezi 
Fragesteller
 09.02.2018, 14:50

Es geht nicht um eine Atombombenexplosion oder deren Fallout. Der Fall hier ist ganz konkret: Stichwort "Tihange"

Sicher ist es müßig sich einen "Kopf zu machen" was alles passieren könnte. Und ich bin auch nicht katastrophensüchtig oder horte schonmal Lebensmittel und Trinkwasser in meinem privaten Bunker... Aber wenn Du knapp 60 km neben einem alten und vielleicht hochgefährlichem Reaktor wohnst, kommt unweigerlich das Thema immer mal wieder hoch. Da braucht es auch keine angebliche Panikmache... Den Gedanken "was wäre wenn" bin ins Letzte zu Ende zu denken ist dann - zumindest bei mir - noch ein respektvolles Tabou. Sicher sind da andere (Nachbarn) weiter, die die Frage oben aber als "wann ist es soweit?" stellen !

Aber hoffen wir mal, dass sich die Reihe: Tschernobyl, Fukushima, ... nicht mit Tihange, Doel... fortsetzt!

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Die größte Gefahr ist eine Dauerkontanimation durch Aufnahme radioaktiver Partikel in den Körper. Eben die möchte man verhindern oder reduzieren. Deshalb werden diese luft- und staubdichten Anzüge (am besten noch mit externer Luftversorgung durch Druckluftflaschen) getragen. Die Anzüge schützen nicht vor der Strahlung selbst, dazu wären in der Tat zum Beispiel dicke Bleiplatten nötig, die ein Tragen solcher Anzüge extrem schwierig machen würden.

Ebenso funktioniert es mit dem Reinigen, die Strahlung geht fast ausschließlich von eingetragenen Partikeln aus. Je besser man diese entfernt, desto weniger Strahlungsbelastung hat man später.

Es geht darum das hier Partikel freigesetzt werden die selbst strahlen wenn du so einen Partikel direkt auf die Haut bekommst oder noch schlimmer einatmest ist das Kreuzgefählich da bei Radioaktivität auch der Abstand eine wichtige Rolle spielt. Wenn du nur kontolliert gleichmäßig eine gewisse Strahlung abbekommst verträgt der Körper schon eine gewisse Strahlung und vor allem kann man das gut kontrollieren und das Risiko abschätzen.
Ein stark strahlender Partikel in der Lunge ist praktisch dein Todesurteil.