Standardbildungsenthalpie von Stoffmenge abhängig?
Wenn ich beispielsweise
nehme und dann vor jedes Element den Koeffizienten "2" setze, verdoppelt sich dann auch die Enthalpie - wird also zu - 572 kJ/mol? Obwohl dies in jenem Video (15) Satz von Hess: Übungsbeispiel 2, eine Gleichung wird umgedreht - YouTube behauptet wird, leuchtet mir das nicht ein. Die kJ sind ja pro Mol, also einer bestimmten Stoffmenge ... Danke schon mal für eure Erklärungen :-)
3 Antworten
> verdoppelt sich dann auch die Enthalpie - wird also zu - 572 kJ/mol?
Nicht, wenn man das auf 1 mol Produkt bezieht, da hatte Dein Bauchgefühl völlig recht. Es ist etwas verwirrend, dass mal von der molaren Reaktionsenthalpie die Rede ist und mal nur von der Reaktionsenthalpie, obwohl häufig in beiden Fällen die erstere gemeint ist.
Nimmt man die Reaktionsenthalpie im ursprünglichen Sinn, dann gilt sie für "ein Mol Reaktion" - die Reaktionsgleichung muss dazu angegeben werden, und bei Änderung der Koeffizienten ändert sich auch die Reaktionsenthalpie.
Üblich ist aber die molare Reaktionsenthalpie, diese bezieht sich auf ein Mol Produkt, also ein Mol H2O, und ist unabhängig von den Koeffizienten der Reaktionsgleichung.
> Standardbildungsenthalpie
Standard = gilt für https://de.wikipedia.org/wiki/Standardbedingungen
Bildungs = aus den Elementen
Diese Enthalpie gilt immer für ein Mol Produkt
> sondern von der Reaktionsenthalpie?
wenn die Enthalpie von den Koeffizienten abhängt, kann es nur um die Reaktionsenthalpie gehen.
> Und wann genau bezieht sich die Angabe der Stoffmenge auf das Produkt?
Bei Bildungsenthalpie und bei molarer Reaktionsenthalpie
> Und falls sie sich nicht aufs Produkt bezieht, worauf dann?
Schrieb ich doch schon: Auf die Reaktionsgleichung.
Das liegt einfach an der Rechnung und nicht daran, dass sich irgendwie die Energie pro Mol verdoppelt. Das ist ein mathematisches Problem.
Du führst einen Faktor (in dem Fall 2) in die Gleichung ein. Du hast dann also schon von vorn herein "2 mol" in der Gleichung. Dieser Faktor rutscht auch in die Energie, weil du die Menge der Substanzen in der Gleichung verdoppelt hast. Die Energie pro Mol bezieht sich dann auf die schon verdoppelte Gleichung, ergo ist der Wert auch doppelt so hoch.
Versteht man das so? Ist irgendwie schwierig zu erklären.
Versuchen wirs mal so:
Man nehme eine Gleichung:
x + y = z. Die entspricht jetzt auch einer Energie, meinetwegen 10 J/mol
Verdoppelst du jetzt die Gleichung zu 2*(x + y = z), verdoppelt sich auch die zur Gleichung gehörende Energie zu 20 J/mol.
Durch das verdoppeln zählt diese Gleichung 2*(x + y = z) als eine Einheit. Und darauf bezieht sich auch die Energie bzw das pro mol. Die 2 müsstest du damit noch verrechnen um auf die "richtigen" mol zu kommen.
Also nicht von dem pro mol verwirren lassen ;)
Danke vielmals. So nett, hast du eine derart ausführliche Antwort geschrieben. Ist es denn so, dass sich eine Reaktionsgleichung mit dem Koeffizienten "1", den man üblicherweise natürlich nicht schreibt, denn immer auf ein Mol bezieht?
Die molare (!) Reaktionsenthalpie bezieht sich immer auf ein mol des fraglichen Stoffes, ja, daher heißt sie ja molar. Da muss man aber zwischen diversen Enthalpien (Reaktions- und Bildungsenthalpie z.b.) unterscheiden, die sich auf verschiedene Abläufe beziehen. Das kann dann beliebig komplex werden.
Ja, mir war glaub der Unterschied zwischen der Bildungs- und der Reaktionsenthalpie nicht klar oder bewusst. Jetzt verstehe ich es aber. Danke vielmals für die Erläuterungen!
Natürlich verdoppelt sich die Reaktionsenthalpie, wenn sich die Mengen verdoppelt. Bei dem Video, ich habe mir nicht die ganze Viertelstunde angesehen, vermute ich, dass nicht ganz klar wird, auf welches Edukt oder Produkt sich das Mol bezieht.
Es sind ja durchaus verschiedene Koeffizienten vorhanden, da müsste man genau genommen schon schreiben "soundsoviel kJ / Mol Stoff XYZ". In der untersten Gleichung ist die Enthalpie pro Mol CS₂ natürlich doppelt so hoch wie pro Mol SO₂
Du nimmst also an, dass H2 + 1/2 O2 sich auf ein Mol beziehen? Ist das immer so, wenn die Koeffizienten 1 sind? Sorry, das sind vielleicht Grundlagen ... Ich habe nie Abi gemacht und lerne nun im Selbststudium, weshalb mir gewisse Grundlagen wohl nicht ganz klar sind.
Bei der Bildungsenthalpie bezieht man sich auf ein Mol des gebildeten Stoffes. Deswegen schreibt man dann auch, was unüblich ist, bei der Wasserbildung ½ O₂ hin. Bei Verbrennungen üblicherweise auf ein Mol des Brennstoffes, also z.B. C₂H₆. Bei komplizierten Reaktion schreibt man es entweder dazu oder man bezieht es - wie ich vermute - auf den (nicht mitgeschriebenen) Koeffizienten 1. Also im Beispiel unten auf 1 Mol CS₂ oder CO₂, und damit auf ⅓ Mol O₂ und ½ SO₂.
Au weia, muss natürlich auf 3 Mol O₂ und 3 SO₂ heißen.
Die Enthalpie pro Mol ist dann ⅓ bzw. ½.
Tausend Dank für die ausführliche Antwort! Habe ich es richtig verstanden, hier wird gar nicht von der Standardbildungsenthalpie gesprochen, sondern von der Reaktionsenthalpie? Und wann genau bezieht sich die Angabe der Stoffmenge auf das Produkt? Und falls sie sich nicht aufs Produkt bezieht, worauf dann? Auf die Edukte?