Sollte Katalonien unabhängig werden?

Das Ergebnis basiert auf 27 Abstimmungen

Katalonien sollte weiterhin zu Spanien gehören 63%
Katalonien sollte ein unabhängiger Staat werden 30%
Katalonien sollte eine Sonderverwaltungszone von Spanien werden 7%

16 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Katalonien sollte weiterhin zu Spanien gehören
  • Ich sehe absolut keinen Sinn darin, einen weiteren Staat innerhalb der EU zu gründen -- die Tendenz geht doch eher genau andersherum: Zusammenwachsen statt trennen.
  • Mal abgesehen davon, dass eine Auftrennung in zwei EU-Staaten sowieso faktisch absurd ist und von Spanien niemals genehmigt werden würde. Und ohne EU-Mitgliedschaft könnte sich Katalonien allerdings gleich ganz abmelden.
  • Das Ganze ist also eine eher theoretische Frage, weil ohne EU-Mitgliedschaft eine Unabhängigkeit keinen Sinn ergibt und mit EU-Mitgliedschaft einfach undenkbar ist und nicht stattfinden wird.
  • Warum in aller Welt sollte Katalonien unabhängig werden? Es ist eine kleine Region innerhalb Spaniens, der es wirtschaftlich gut geht und die sich um die Solidaraufwendungen drücken will. Genauso gut könnte sich der im Länderfinanzausgleich krasse Nettozahler Bayern unabhängig machen wollen. Das würde doch wohl auch niemand wollen.
  • Nein, es geht dort vor allem um Ideologie und Spalterei, nicht um reale Probleme. Dem sollte man nicht Vortrieb leisten, sondern dringend Einhalt gebieten.
  • Bedenke zudem, dass die nicht-katalonische Minderheit dort recht groß ist und eine Unabhängigkeit zu krassen Unfairnissen für diese Minderheit führen würde. Das kann doch nicht gutgeheißen werden in einer Zeit, der wir immer mehr gegen Diskriminierung und für Minderheitenrechte eintreten.
Katalonien sollte weiterhin zu Spanien gehören

Interessant wie wenig Ahnung hier die meisten Foristen haben. Viele haben eine sehr romantische Vorstellung separatistischer Ambitionen. Das ist sehr kurzsichtig und vor allem auch gefährlich, denn es rechtfertigt die perfide Propaganda, die seit Jahren vom Separatismus betrieben wird. Völlig unverständlich ist für mich die Tatsache, dass vor allem das linke politische Spektrum die Unabhängigkeitsbestrebungen einer wohlhabenden Region unterstützt. Ideologisch gesehen ist es ein Bruch mit den Werten linker Politik, die eigentlich für Solidarität, Gerechtigkeit und Gleichheit steht. Hier wird offenkundig die Entsolidarisierung einer reichen Region mit dem ärmeren Rest gutgeheißen, wie Daniel Cohn-Bendit von den Grünen argumentierte.

 Der katalanische Nationalismus/Separatismus gibt sich pazifistisch, demokratisch und zivilisiert, aber gleichzeitig ist er in Teilen rassistisch motiviert, grenzt politische Gegner aus, diffamiert und enthumanisiert sie. Diese vielfach stillschweigende aber auch ausgesprochene Ausgrenzung durchzieht die gesamte Gesellschaft, das gesamte wirtschaftliche und politische Leben. In Katalonien lassen sich viele Phänomene und Mechanismen beobachten, die für einen Außenstehenden totalitaristisch anmuten müssten. Der Nationalismus durchdringt alle Lebensbereiche und organisiert sie politisch: in der Verwaltung und in öffentlichen Unternehmen ist nationalistische Gesinnung wichtiger als Eignung, Stark subventionierte Kulturorganisationen die eigentlich zur Förderungen der katalanischen Sprache und Kultur gegründet wurden, haben sich nun ausnahmslos dem Kampf um die Unabhängigkeit verschrieben und organisieren die Massen. In den öffentlichen Schulen und Universitäten wird eine diskriminierende Sprachpolitik und eine offizialistische Geschichtsschreibung betrieben, durch die Autonomieregierung massiv subventionierte Fernseh- und Radiosender und Internet-Medien verbreiten die offizielle Doktrin, etc. etc. Man kann sich dem schwer entziehen, und wenn man sich gegen den Apparat stellt, hat man es schwer. Und das alles obwohl es in der Bevölkerung offenkundig keine Mehrheit für die Unabhängigkeit gibt. Zwar haben die Separatisten aufgrund der asymmetrischen Wahlarithmetik eine Mehrheit von wenigen Sitzen im katal. Parlament, diese stützt sich jedoch nur auf ca. 47% der Stimmen. Neusten Erhebungen zufolge, liegt der tatsächliche Anteil der Unterstützer einer Unabhängigkeit bei ca. 41% und der Part der Unabhängigkeitsgegner bei ca. 48%. Die katalanische Bevölkerung ist gespalten und Konfrontationen zwischen Befürwortern und Gegnern einer Unabhängigkeit nehmen zu. Die von der katalanischen Regierung geförderte Radikalisierung von Teilen der separatistischen Bewegung (der katal. Ministerpräsident Torra bezeichnet die Restspanier als "Vipern und Bestien in menschlicher Gestalt") führt nun auch zu physischer Gewalt, sowie Beschädigung und Zerstörung von öffentlichem Inventar. Diese Zuspitzung alimentiert auch die Zunahme rechtsextremer Strömungen in der politischen Landschaft des Staates. So hat die rechtspopulistische Partei VOX bei den letzten Parlamentswahlen vor einigen Wochen über 50 Sitze gewonnen. Es ist eine logische Regel: Radikalisierung erzeugt Radikalisierung. Das sollten alle, die hier Sympathien mit der separatistischen Bewegung hegen, wissen. Noch ein Wort zur Geschichte: Katalonien war niemals ein unabhängiger Staat oder gar ein Königreich wie beispielsweise Bayern. Es war Teil des Königreichs Aragon. Durch die Zusammenführung der Königreiche Aragon und Kastilien vor über 500 Jahren entstand in groben Zügen das Spanien, das wir heute kennen. Seit dieser Zeit ist Katalonien im spanischen Staatsgebilde eingebettet. Es gibt definitiv keine historische Rechtfertigung einer katalanischen Unabhängigkeit.

IanGaepit  27.11.2019, 20:00

Naja, es gibt Punkte bei denen ich mit dir übereinstimme oder zumindest anerkennen kann, andere die ich allerdings nicht zu nachvollziehbar finde. Allerdings will ich jetzt keine größere Diskussion führen. Lediglich ein Aspekt stört mich doch in soweit, dass ich mich dazu äußern will.

Noch ein Wort zur Geschichte: Katalonien war niemals ein unabhängiger Staat oder gar ein Königreich wie beispielsweise Bayern.

Es existiere durchaus ein proto-katalanischer Staat in Form der Grafschaft Barcelona, die vor ihre Vereinigung mit dem Fürstentum Aragonien im Rahmen ihres Gebietes weitestgehend der heutigen Region Katalonien entsprach. Der Graf von Barcelona führte sogar den Titel Herr der Katalanen. Auch wurde historisch die Grafschaft Barcelona nach der Vereinigung mit Aragonien zum Königreich Aragon für gewöhnlich als Fürstentum Katalonien bezeichnet.

Natürlich fand diese Vereinigung bereits im 13. Jahrhundert statt, es kann also wohl kaum von einem modernen katalanischen Territorialstaat gesprochen werden. Nichtsdestotrotz sollte dieser Aspekt innerhalb deines Arguments nicht vollständig ausgeblendet werden.

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Katalonien sollte eine Sonderverwaltungszone von Spanien werden

ich finde, es ist ausschließlich Sache der Katalonen, darüber zu entscheiden, und die anderen Staaten haben demokratische Mehrheitsentscheidungen zu akzeptieren.

Warum billigt man den Schotten diese Freiheiten zu, warum fordert man diese Freiheiten etwa auch für die Uiguren, aber der Krim oder den Katalonen werden diese Rechte kategorisch abgesprochen?

Es wäre ein Zeichen politischer Klugheit gewesen, hätte man in Madrid nicht den großen Knüppel rausgeholt, sondern Katalonien regionale innere Souveränität zugebilligt, sei es in Form eines Bundeslands, einer Sonderverwaltungsregion oder wie auch immer.

zetra  27.11.2019, 16:08

Madrid reagierte allerdings darueber sehr hart, um eventuelle Wiederholungen auszuschliessen.

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Ferdinand1965  27.11.2019, 18:28

Das hat einen ganz einfachen Grund: die spanische Verfassung, die im übrigen in weiten Teilen eine Kopie des deutschen Grundgesetzes ist und die 1978 u.a. auch von über 90% der Katalanen per Volksbefragung befürwortet wurde, verbietet eine einseitige Abspaltung eines Teils des spanischen Territoriums. Da lt. Verfassung die territoriale Macht, bzw. das staatliche Souverän dem gesamten spanischen Volk zusteht, kann ein Teil davon, in diesem Fall Katalonien, nicht einseitig über diese(s) entscheiden. Das ist auch völlig plausibel, denn eine solche Abspaltung hätte einen Preis, den das ganze Volk zu tragen hätte und nicht nur der Teil des Volkes, der sich abspalten würde. Es gibt durchaus einen demokratischen Weg, die Verfassung dahingehend abzuändern oder zu ergänzen, dass ein solcher Vorgang, etwa in Form eines Referendums möglich wäre. Dies setzt jedoch zunächst eine politische Mehrheit im spanischen Parlament und auch eine bürgerliche Mehrheit in der spanischen Bevölkerung voraus. So oder ähnlich werden territoriale Angelegenheiten in den Verfassungen oder Grundgesetzen aller westlichen Demokratien gehandhabt. In Großbritannien gibt es was den Staatenverbund angeht keine geschriebene Verfassung. Lediglich die Souveränität der einzelnen Nationen, die zum Kingdom gehören, wird durch entsprechende Verfassungen geregelt. Eine britische Regierung kann somit das Recht auf ein entsprechendes Referendum einräumen ohne sich juristisch angreifbar zu machen. Das kann eine spanische Regierung nicht. Das Verfassungsgericht würde in so einem Fall sofort einschreiten und die Tage der Regierung wären wegen Amtsmißbrauchs und Kompetenzüberschreitung gezählt. Das Recht auf Selbstbestimmung steht nicht über dem Recht einer demokratischen Nation die nationale Einheit zu wahren. Das Recht auf Sezession im Rahmen des Selbsbestimmungsrechtes der Völker existiert juristisch nicht, kann aber bei schweren Verstößen gegen die Menschenrechte ( Unterdrückung, Verfolgung etc.) und demokratischer Prinzipien (Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit etc.) durchaus von der internationalen Gemeinschaft anerkannt werden. Aber diese Umstände treffen auf Katalonien überhaupt nicht zu. Eine katalanische Unabhängigkeit ist ohne Einverständnis einer Mehrheit der spanischen Bevölkerung nicht möglich. Wenn die katalanischen Separatisten ihr Ziel erreichen möchten, müssen sie damit beginnen Pädagogie und Überzeugungsarbeit für ihr Ansinnen zu leisten. Immerhin sitzen 22 Vertreter der katalanischen Unabhängigkeitsparteien im spanischen Kongress. Die Separatisten können/dürfen in Spanien durchaus politisch mitgestalten.

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Ich finde, das sollten die Bewohner Kataloniens entscheiden. Ich sehe zumindest eine starke kulturelle Identität und eine eigene Sprache.

Katalonien sollte weiterhin zu Spanien gehören

Ich sehe absolut kein Bedarf dafür, alles in Klein-Klein zu zersplittern, nur weil ein paar dämliche Lokalpratridioten meinen, sie müssten sich zu Tränen gerührt in ihre Lokalfahne wickeln.

Sorry, ich hab für solchen Unsinn keinerlei Verständnis, noch dazu nicht in einer Zeit, in der man zusammenwachsen sollte, sich zusammen schließen, weil man alleine verloren ist.

MarcusTangens  27.11.2019, 11:14

Wieso nimmst Du nicht zur Kenntnis, dass die EU auf dem Weg ist, ein richtiger Staat zu werden. Dann braucht man in Katalonien doch Spanien als Zwischenstufe nicht, ebenso wenig wie Schottland das UK als Zwischenstufe braucht. Und auch Bayern könnte direkt der EU angehören. Wozu Deutschland? Eine unnötige zusätzliche Verwaltungsebene, die wir uns sparen könnten. Oben die EU, dann gleich Bayern, Deutschland überflüssig!

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