Sollte es einen Kanon an Schulen geben?

Das Ergebnis basiert auf 8 Abstimmungen

Kanon behalten, aber anpassen, weil... 75%
Kanon abschaffen, weil... 25%
Kanon behalten und lassen, wie er ist, weil... 0%
Andere Meinung... 0%

5 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet
Kanon behalten, aber anpassen, weil...

Eine gute und zugleich schwierige Frage.

Ich bin definitiv gegen die Lektüre-Wahl durch die Schüler. Die Bücher müssen schon pädagogisch sinnvoll sein und sollten vom Lehrer wohl überlegt ausgewählt werden. Es geht ja nicht um "irgendwas lesen" (das könnte und soll man gerne in der Freizeit tun), sondern um ein pädagogisch sinnvolles Gesamtkonzept. Die nacheinander gelesenen Bücher sollen zum Beispiel auch unterschiedliche Arten an Schriftstellern, Erzählarten und Epochen abdecken. Das können die Schüler ja gar nicht leisten.

Ich bin definitiv aber auch gegen die völlig freie Wahl durch Lehrer, denn auch da kann vieles politisch-ideologisch motiviert sein. Der Kanon stellt schon sicher, dass Schüler da nicht nur indoktriniert werden, sondern die Lektüre auch geeignet ist.

Ich denke aber schon, dass der Kanon nicht allzu eng sein sollte und Lehrer eine gewisse erweiterte Wahl haben sollten, was sie mit der Klasse lesen wollen.

Skyler0003 
Fragesteller
 02.03.2023, 23:40

Wie wäre der Vorschlag: Im Lehrplan sind drei oder mehr Bücher verankert, von denen eins gelesen werden musst (sagen wir mal, 10. Klasse, erstes Halbjahr: 'Leben des Galilei', 'Der Besuch der alten Dame' und 'Faust') und dann wählen die Schüler eines der drei Bücher aus?

1
Kajjo  02.03.2023, 23:43
@Skyler0003

Wie gesagt, es muss ja auch zu den vorausgegangenen und kommenden Büchern passen und soll verschiedene Arten und Epochen abdecken. Nach der ersten freien Schülerwahl kann das nächste Buch spätestens nicht mehr völlig frei sein.

Sonst würden Schüler vielleicht nie für ein schwereres Werk a la Goethe stimmen, sondern sich immer wieder moderne Bücher aussuchen. Also ich bin skeptisch, dass da genug Schiller oder Goethe gelesen werden würde.

1
Kajjo  02.03.2023, 23:50
@Skyler0003

Das soll nicht bedeuten, dass ich generell gegen Mitbestimmung wäre, aber wenn, dann unter ähnlichen Werken, etwa "1984" oder "Brave new world" zum Beispiel.

Bedenke bitte auch, dass es oftmals unerfreuliche Gruppendynamik gibt und die Bücher neutral vom Lehrer vorgestellt werden müssten und dann geheim drüber abgestimmt wird. Sonst gibt es schnell Mitläufereffekte.

0
Kanon behalten, aber anpassen, weil...

Es sollten schon einige grundlegende Werke durchgenommen werden. Die klasseninterne Wahl finde ich leicht eine Pseudo-Wahl, weil letztlich immer nur ein Buch drankommen kann und es Erwartungen von seiten des Lehrers gibt.

Vor allem weiß man eben als Schüler kaum, was es denn alles an Literatur gibt. Der Deutsch-Unterricht soll das ja gerade ein Stück vermitteln.

Es ist auch die Aufgabe und Entscheidung eines Deutschlehrers, sich gut auszukennen, ebenfalls in Bezug auf aktuellere Literatur, und einzuschätzen, welches Buch für eine bestimmte Klasse vielleicht besser geeignet ist als andere.

Unterm Birnbaum von Theodor Fontane hat mir etwa gut gefallen und hätte ich sonst sicherlich nicht gelesen.

Gut finde ich es aber auch, selbst ein Buch vorzustellen.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Kanon abschaffen, weil...

"abschaffen" als Verpflichtung, allerdings nicht "wegräumen", sondern er sollte eine Empfehlung sein.

Spannend wäre, das Internet zu nutzen, wo Lehrer Erfahrungen mit Werken tauschen könnten.

Kanon behalten, aber anpassen, weil...

Es gibt gute Gründe, ein Teil der Bücher im Kanon zu belassen. Gut, wäre es allerdings, die Schüler bekämen auch zeitgemässes mit auf den Weg oder Bücher, welche sie bei der Persönlichkeitsbildung unterstützen. Auch wenn sie von ihrer Art nicht zu Goethe, E. T. A. Hoffmann und Dürenmatt passen. Ich denke an solche:

Denn es ist unsere Zukunft

 https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1058268302

 Junge Rebellinnen erobern überall die Bühnen der Welt. Sie setzen sich für sauberes Wasser ein, wie die Inderin Sahithi Pingali, bekämpfen die Waffenlobby, wie die Amerikanerin Emma González, oder machen gegen Kinderehe mobil, wie Natasha Mwansa aus Sambia. Für diese Ziele sprechen sie vor der UN-Vollversammlung in New York, auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos, auf Klimakonferenzen oder beim «March for Our Lives» in Washington. Ihr Einfluss ist immens, eine einzige Rede kann Weltkonzerne wie Siemens erschüttern. Denn hinter den Jungaktivistinnen steht, nur einen Tweet entfernt, eine ganze Generation.
Auch Regierungen zwingen sie zum Handeln. Nehmen wir Isabel und Melati Wijsen aus Indonesien, damals zehn und zwölf Jahre alt, die im Alleingang erreicht haben, dass Einwegplastik auf Bali verboten wurde. Das Buch stellt die Hauptakteure vor, geht aber auch den grundsätzlichen Fragen nach: Was eint die jungen Menschen? Wer bringt sie auf die Straße, was motiviert sie?
Bevor du weitergehst

https://www.thalia.de/shop/home/artikeldetails/A1042992062

 In dreißig Geschichten erzählt die Bestsellerautorin davon, wie wichtig eine gute Tat in schweren Momenten ist, wie Menschen durch die rettende Hand des anderen ins Leben zurückfinden. "Bevor du weitergehst" knüpft an den Erfolg des ersten Buches an, es widmet sich wieder den universalen Themen wie Freundschaft, Liebe und Hilfsbereitschaft. Diesmal mit spannenden Porträts von unterschiedlichsten Menschen und deren Schicksalen.

Kanon abschaffen, weil...

Die Bücher einfach fast keinen Schüler interessieren und die keiner lesen möchte.