Soll ich mich als russin oder Estin identifizieren?


26.05.2023, 01:27

als was soll ich mich jetzt sehen? Meinen Eltern ist die Nationalität irgendwie egal.

4 Antworten

Identifiziere dich erst einmal als Deutsche. Weiterhin bist du ethnische Russin mit estnischer Staatsbürgerschaft. Ich habe aber bei einem früheren Besuch in Estland (Tallinn) festgestellt, dass die Leute, die keine Russen waren, nicht russisch sprechen oder verstehen wollten. Falls du zurückkehren willst, würde ich an deiner Stelle doch zuvor estnisch lernen, damit du nicht als Angehörige einer Besatzungsmacht wahrgenommen wirst.

Du bist das, was im Pass steht. Ich spreche Japanisch, das macht mich ja nicht gleich zum Japaner. Das, was der Geburtsort ist und auf amtlichen Dokumenten vermerkt ist sollte als Basis dafür dienen, wie man sich identifiziert.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Anglistik, Germanistik, japanische Sprache

Weil du ja in Deutschland lebst, die deutsche Staatsangehörige bist und die deutsche Sprache offensichtlich sehr gut beherrschst, bist du logischerweise in erster Linie eine Deutsche. Findest du das nicht so?

AbiMona 
Fragesteller
 01.06.2023, 22:19

Mein Russisch ist von gleicher Qualität wie mein deutsch 😅

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sumi79  01.06.2023, 23:40
@AbiMona

Das mag ja sein, ändert jedoch nichts an dem Rest.

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Ich würde mich nicht mit einem Land identifizieren, dass meine Muttersprache diskriminiert, wie das Estland mit Russisch tut. Ich würde mich jedenfalls in so einem Fall als Russe betrachten, wobei ich zugeben muss, dass ich sowieso von Russland begeistert bin.

Claud18  15.09.2023, 08:34

Wenn jemand, der kein estnisch spricht, einen estnischen Pass hat, kann es mit der Diskriminierung dort ja nicht so weit her sein. In Deutschland wirst du z. B. nur eingebürgert, wenn du deutsch sprichst.

Nun hat die Familie wohl schon vor der Unabhängigkeit Estlands dort gewohnt. Trotzdem kann man von ihr verlangen, die Landessprache zu lernen. Zu Sowjetzeiten wurde in allen Unionsrepubliken Russisch eingeführt, so dass diese Sprache heute dort als Sprache der Besatzer wahrgenommen wird und entsprechend unbeliebt ist.

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uhyrius  15.09.2023, 19:57
@Claud18

"als Sprache der Besatzer"

>>> was war dann Schweden in Finnland früher? Etwas anderes als Besatzer? Trotzdem ist bis heute Schwedisch neben Finnisch Staatssprache in Finnland und jeder in Finnland muss es in der Schule lernen, bei gerade mal 5% schwedischsprachigem Bevölkerungsanteil. Daran kann sich dieses antirussische Baltikum mal ein Beispiel nehmen.

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Claud18  20.09.2023, 08:29
@uhyrius

Da ist Finnland wohl eine Ausnahme. In Deutschland müsste bei gleichen Bedingungen jeder Sorbisch und Dänisch lernen, als Minderheitensprachen.

Übrigens: In Tschechien und in Polen durfte lange Zeit nach dem Krieg kein Deutsch gesprochen werden, obwohl nicht alle Deutschen von dort vertrieben worden waren. Verbliebene Deutsche in Polen mussten ihre Namen polonisieren lassen (ich kannte selber welche). Nicht jeder verzeiht den Besatzern ihre Greueltaten,. Erst die nächste Generation lernte wieder Deutsch, nach allmählicher Annäherung.

Solange Putin offen die Unabhängigkeit der Baltenstaaten in Frage stellt, wird Russisch dort wohl kaum an Beliebtheit gewinnen.

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