Sind Menschen, die vom Lande kommen intoleranter?

11 Antworten

Nein. Früher hatte man das Vorurteil, dass Menschen vom Lande weniger informiert wären und deshalb viele Dinge, die sie nicht kannten, nicht akzeptieren wollten. Heutzutage sind auch die "Hinterwäldler" durch Massenmedien und Schulbesuch immer auf aktuellem Stand und können sich eine Meinung bilden, wie die Städter auch.

Das kann man pauschal nicht sagen.

Nein oft sind Leute vom Land gar viel toleranter. Das mag daran liegen, dass man eher auf einander angewiesen ist und darum den Fünfer gerade sein lässt.

Auch besteht eine gewisse Natürlichkeit, dass nicht immer alles genau nach dem eigenen Wunsch funktioniert, vor allem wegen der Witterung im Gartenbereich oder bei einem grösseren Stromausfall kommen die Randgebiete zuletzt wieder ans Netz.

Beim Lothar hatten abgeschiedene Höfe erst nach 1,5 Wochen wieder Strom und das im Winter. Man muss sich dann zu helfen wissen und versteht ja auch, dass man sicher nicht an erster Stelle steht.

Die Toleranz nimmt sowieso je länger je mehr ab, was sich dann vermutlich mit all den vielen psychischen Krankheiten bemerkbar macht.

Wenn man nichts mehr darf ausser leer zu konsumieren fehlt einem der innere Ausgleich. Vor allem Kinder die sich nicht mehr austoben dürfen fehlt diese eigen geschaffene Erlebniswelt.

All dies ist auf dem Land noch eher vorhanden und darum steigt hier nun die Qualität des einander leben lassens gegenüber urbaneren Gebieten.

Ist allerdings nur meine Meinung, respektive die Gedanken dazu.

Das kommt sehr drauf an.

In wirklich dörflichen Regionen erlebt man noch heute, dass man als Zugezogener nicht richtig dazu gehört. Ich bin Mitte 20 und wurde bei einigen Sachen von der "Dorfjugend" ausgeschlossen. Die in meinem Alter gar nicht so, aber mir wurde von älteren klar gesagt, dass meine Anwesenheit bei deren Treffen nicht erwünscht sei.

Zudem hatte ich im Nachhinein betrachtet auch nach der Grundschule mehr mit anderen zugezogenen zu tun als mit den eingefleischten Dörflern. In der Grundschule war es noch ausgeglichen.

Untereinander waren die Dörfler aber total tolerant, auch dass z.B. einer Schwul ist hat keinen groß interessiert.

Es wird zwar schon mal viel getratscht im Dorf, aber hauptsächlich von denen die nichts zu tun haben... Viele interessieren die Gerüchte eh nicht ernsthaft, da die Masse falsch ist. Lustig ist es aber trotzdem.

Es gibt Gruppen, wo auch neue nicht aufgenommen werden. Ich habe es bei meinem Geburtstag so erlebt, dass man meine Freunde vom Dorf in zwei Gruppen teilen kann: Die einen waren auch anderen Freunden gegenüber offen und die anderen haben sich im kleinen Kreis zusammen gesetzt und nur miteinander geredet, selbst wenn die "Fremden" versucht haben kontakt aufzubauen. Das kann einem aber in anderen Gruppen auch passieren.

Auch die Flüchtlinge in der Gemeinde wurden offen aufgenommen, es gibt viele ehrenamtliche Helfer und auch immer wieder viele Spenden, wenn was benötigt wird. So konnte man alte Fahrräder spenden, die dann Ehrenamtliche mit den Flüchtlingen wieder fahrtüchtig gemacht haben, einerseits eine gute Beschäftigung und danach waren die Flüchtlinge auch mobiler. Gibt immer mal wieder Aufrufe zu verschiedenen Themen.

Ebenso habe ich auch keine größere Ablehnung gegenüber Menschen mit Migrationshintergrund erlebt, als in der Stadt.

Als ein Schwarzer in meinen Kindergarten kam haben wir z.B. nur erzählt, dass da ein netter neuer Junge ist, keiner in meiner Gruppe hat über seine Hautfarbe geurteilt, entsprechend muss das allen im Elternhaus ja auch kein Problem gewesen sein. Sonst hätte ja einer von meiner Gruppe mal die Hautfarbe erwähnt, unsere Eltern haben das erst nach ein paar Wochen gemerkt und fanden es total lustig (daher kommt die Geschichte immer mal wieder hoch). Der Junge wurde nämlich immer einen Tick später gebracht und früher geholt als der Rest, er war der einzige Schwarze. So ein paar Rechte (ja, die sind wirklich rechts und wegen entsprechender Straftaten vorbestraft) haben da dann in der Schule mal stress gemacht, aber alle standen hinter dem Jungen, da er mit eigentlich allen befreundet war, keinen anderen interessierte die Hautfarbe.

Ich habe dann in der Stadt gewohnt um zu studieren. Dort habe zum Teil extreme Intoleranz gegenüber anderen erlebt, zudem viele Vorurteile über Dorfkinder. Nein, meine Eltern haben keinen Bauernhof, nur weil ich eine praktische Jacke (normale Softshell-Jacke) trage statt einem super modernen Mantel, der weder Wind noch Regen abfängt. Und nein, Dorfmenschen sind nicht dumm und haben ebenso Zugang zu Fernsehen und Internet, wir kennen auch neue Trends. Ebenso gibt es bei uns auch Modepüpchen, die immer die neue Mode tragen und total überschminkt sind.

Intolerante Menschen findet man überall. Ja, es gibt auf dem Land welche, aber ebenso in der Stadt. Ich habe da keinen spürbaren Unterschied festgestellt.

Ich habe schon beide Extreme kennengelernt.

Der pöbelnde Landwirt, der im Dorf über der Tageszeitung oder am Stammtisch hockt & ständig Vorurteile ggü. Zugezogenen, Ostdeutschen oder Flüchtlingen schürt & jederzeit wie überall zu seiner Ansicht steht ist mir ebenso bekannt wie der Städter, der sich weltmännisch gibt aber total verbohrt ist und nur bereit, Leute zu akzeptieren die in etwa so sind wie er.

Am intolerantesten aber war das von mir erlebte Klima in einer Großstadt, nämlich Freiburg im Breisgau. So große Vorurteile gegenüber anderen Menschen habe ich noch nie erlebt, auch nicht in kleinen Weilern. Jeder, der dort nicht links, grün, studiert und alternativ, aber zugleich begütert oder Student aus wohlhabendem Hause, dabei mainstreamig und modeaffin war, bekam mit voller Härte zu spüren, eigentlich weder willkommen noch erforderlich sein.

Sorry, wenn ich das so sage: Aber gerade, wo es links, grün und/oder alternativ ist, sind die Leute in der Regel erheblich intoleranter, als sie es je zugeben würden. Und dieses Milieu trifft man eher in Städten an, erst recht in Universitätsstädten mit "kulturellem Anspruch". Aber auch im Flüchtlingshilfebereich habe ich solche Kandidaten erlebt, die zwar groß tönten sobald ein Lokalredakteur auftauchte um Fotos zu schießen und Stimmen einzufangen, aber hinter vorgehaltener Hand bei jeder Gelegenheit über die Flüchtlinge lästerten -----> und das war auch so ein zumeist "links-grünes Gebiet".


Eidolon150  15.12.2017, 21:49

Freiburg im Breisgau törnt einfach nur ab! Es ist trotz aller hochtrabenden Ansprüchen seiner Einwohner ein lausiges Kaff!

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rotesand  16.12.2017, 10:23
@Eidolon150

Kann ich so bestätigen. Ich war spontan glücklich, als ich diesen Ort wieder verlassen konnte & wusste: In 3-4 Stunden bin ich wieder in Frankfurt!

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