schulstress erfindung lernfauler schüler oder bittere realität?

6 Antworten

Es ist leider Realität und das sage ich der einen Studienabschluss hat. Bei mir wurde die Bildung von Jahr zu Jahr schlimmer. Ich hatte 2011 die Matura gemacht. Letztes Jahr also 2016 ging ich wieder auf die Webseite meiner alten Schule wo ich maturiert habe. Alleine in den fünf Jahren seit meiner Matura hatte sich viel verändert bzw. verschlechtert. Es gibt jetzt noch mehr Fächer, obwohl ich damals schon 15 Fächer auf einmal hatte wovon 7 Hauptfächer waren.

Dann ein Pflichtpraktikum. Bei mir damals war ein Praktikum freiwillig und wurde auch nicht benotet. Von der Zentralmatura, wo man schon eine Art Bachelorarbeit schreiben muss und die viele andere Nachteile brachte ganz zu schweigen. Das sollte einem zu denken geben.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – eBook -> Der Bildungswahnsinn und Ich

Definiere erst mal den Begriff Stress (es gibt negativen Stress durch permanente Überforderung, der krankmacht und genauso positiven Stress, der Adrenalinkick, der einem hilft bestimmte Aufgaben zu meistern und ein Quentchen Extraleistung beisteuert).

Dann lege fest ob Schulstress Realität oder Einbildung ist (einer der beiden Standpunkte muss die Grundlage Deiner Arbeit sein, sonst wird das Ganze zu vage...

Persönlich würde ich meine Arbeit eher auf der Realität des Schulstresses aufbauen, aber Du solltest Belege dafür beibringen (Zunahme an Medikationen/ADHS/Antidepressiva; Zunahme an schulpsychologischer/psychiatrischer Behandlungen; vermehrt auftretendes Stressverhalten --- Google hilft hier).

Dann solltest Du Thesen für die Gründe von (krankmachendem) Stress aufstellen, die Du dann belegst solltest. Z.B.:

  1. Schüler weniger belastbar als früher
  2. Schüler durch Zwang zur Akademisierung überfordert
  3. Gestiegene Anforderungen  
  4. Ungeeignetes Umfeld (Lehrerqualität gesunken, zuviel Krach; miese Raumqualität, Leistungsniveaus zu inhomogen)

Ich persönlich tendiere zu 2. und 4. mit einem Hauch 1.

zu 1.: Meiner Erfahrung nach ist die Belastungsgrenze definitiv niedriger; vermutlich weil es weniger klare Anforderungen und Arbeiten für Kinder gibt und die pädagogische Grundforderung (auch seitens der Eltern) eine positive Rückmeldung für jeden Mist fordert. Allerdings ist Belastung trainierbar und deshalb sehe ich auch hier kein wirkliches Problem.

zu 2.: Der Anteil der Schüler, die ganz offensichtlich durch die (von den Eltern vorgegebene) Schulartwahl überfordert sind ist stark gestiegen - gute Belege hierzu der statisch nachweisbare Anstieg der "höheren" Bildungsabschlüsse; die Abwertung der Haupt- und Realschulen; der Arbeitgeberwunsch nach Abiturienten auch für relativ einfache Ausbildungen; die hohe Quote an Studienabbrechern

zu 3. Definitiv sind die Anforderungen heute niedriger als vor 30 Jahren, sowohl im schulischen Bereich (Lehrziele und Lehrpläne sind weniger umfangreich-> Literatur/Belege hierzu gibt es bei Google) als auch im akademischen Umfeld (Stichwort Bulimie-lernen für den Bachelor und ganz besonders die Erosion der Abschlussbewertungen ( zuviele extrem gute Noten Abschlüsse für BS/MS & Doktorarbeiten; ein eher indirektes Indiz ist die stark gestiegen Elitenförderung, z.B. durch die IMPRS, weil der akademische Schnitt den Anforderungen in der (naturwissenschaftlichen) Spitzenforschung nicht mehr genügt) 

zu 4. Die Richtigkeit dieser These sollte belegbar sein: Zu große Klassen, gestiegene Inhomogenität durch schlecht gemanagte Inklusion von Schülern mit geistigen Behinderungen oder Störungen; hoher Anteil an Ausländern mit mangelhaftem Sprachverständnis; eventuell auch ein hoher Anteil an Schülern aus sozialen Brennpunkten; die fachliche  Qualität der Lehrer ist über die letzten 25 Jahre kontinuierlich schlechter geworden (Belege hierzu gibt es in diversen Studien, die zu finden ist aber nicht ganz einfach)

Knoerf  15.11.2017, 04:09

Im Endeffekt brauchen unsere Kinder sich eh nicht mehr hochbilden. Entweder sterben sie sowieso an Krebs oder durch den kommenden Bürgerkrieg oder durch den Klimawandel oder durch die Armut weil nicht jeder die Topjobs ausüben kann und es kein Hartz 4 und Renten mehr geben wird.

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PeterJohann  15.11.2017, 13:13
@Knoerf

Das ist aber jetzt ein eher negativer Ausblick; vielleicht auch einem deprimierenden persönlichen Umfeld geschuldet(?) 

Ich persönlich bin eigentlich sehr positiv eingestellt was unsere Zukunft angeht (und das trotz der diversen altersbedingt zunehmenden Malaisen):

Die Lebenserwartung ist immer noch am steigen; der medizinische Fortschritt geht auch weiter; es ging noch nie so vielen Menschen in Deutschland so gut wie jetzt (& ich komme aus einer der ökonomisch lange Zeit abgehängten Regionen Ds); in meinem Umfeld sehe ich weder existenzbedrohende Not noch Armut (von dem gelegentlichen Asylanten abgesehen): meine Eltern und Schwiegereltern hatten eine auskömmliche Rente; meine (und dadurch auch die meiner Frau) wird auch recht gut sein; meine Kinder sind ganz zufrieden am Masterstudium und alle ihre Schulfreunde/-kameraden haben eine Ausbildung abgeschlossen oder studieren; selbst im Umfeld meiner Schützen- und Reservistenkameradschaft gibt es keine wirklich problematischen Verwerfungen...

Natürlich gibt es genug Elend (von chronisch kranken Kinder, schwer Verunfallten bis zu dementen Eltern und Lebensgefährten), aber insgesamt wird jedem mehr und besser geholfen als jemals zuvor.

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Es ist ja bei weitem nicht nur der Lernstoff, der deutlich zugenommen hat. Wenn es auch schlimm genug ist, um seine Versetzung zu bangen, bloß weil man in zwei, drei Gebieten nicht so gut ist wie der Durchschnitt, obwohl man ansonsten durchschnittlich bis überdurchschnittlich begabt ist.

Es geht ja auch um Mobbing (seitens Mitschülern und Lehrern), überforderte Lehrkräfte, die Tatsache, dass ca. zwei Schuljahre dafür draufgehen, den Schülern die Grundlagen sozialen Verhaltens beizubrigen (was man früher zuhause und mit Altersgenossen draußen gelernt hat), ohne dass dadurch der sonstige Lernstoff weniger geworden wäre usw.


Schulstress s gab es  schon immer und auch  noch andere die deswegen Stress machten   wegen den Noten!

Außerdem wurde der Stoff mehr in den  Jahren!


Als ehemaliger fauler Schüler würde ich eher behaupten, dass das der Stress ist, den sich übermotivierte Schüler machen wo gar kein Stress ist.

PWolff  14.11.2017, 15:26

Als ebenfalls fauler ehemaliger Schüler würde ich behaupten, dass es keineswegs nur der Stoff selbst ist, der Stress macht.

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PeterJohann  14.11.2017, 15:53

Meiner Erfahrung nach haben übermotivierte Kinder eher weniger Stress durch die schulischen Anforderungen, Talent vorausgesetzt.

Allerdings gibt es u.U. jede Menge sozialen Stress (Stichwort Mobbing); gefördert durch Lehrer mit einem Hang zur Gleichmacherei oder dem Wunsch die eigenen akademischen Mängel zu verbergen und  initiiert und weiter getragen durch die weniger talentierten (motivierten) Stimmungsmacher in der Schülerschaft (kurz: die Blöden)

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