Schlimme Ereignisse an 2 verschiedenen Orten - Wie sieht es mit Einsatzkräften aus?

7 Antworten

Nein, ich denke nicht. Bei dem Angriff auf die beiden Tower wurden denke ich mal alle verfügbaren Einsatzkräfte dort hin geschickt. Dann denke ich ist es auch unwahrscheinlich das jemand jemanden in dieser Situation umbringt, weil alle logischerweise gucken "Was isn da jetzt los?". Aber wenn dies vorkommen sollte, werden entweder Einsatzkräfte von woanders (andere Stadt, etc.) angeordert (was denke ich mal sowieso schon passiert ist), oder der Einsatz wird in den Hintergrund verschoben.

Vorfälle wie der Anschlag auf das WTC mit zehntausenden (!) diekt oder indirekt betroffenen Menschen sind eine absolute Ausnahmesituation.

Ein solcher Einsatz erfordert eine extrem große Zahl an Einsatzkräften aller Farben, also Feuerwehr, Rettungsdienst, Polizei, Hilfsorganisationen usw.
Und diese treffen halt nicht alle innerhalb von 3 Minuten an der Einsatzstelle ein, sondern je nach Verfügbarkeit und Anfahrtsweg nach und nach, wodurch es in den ersten Minuten immer ein Mangel an Einsatzkräften gibt.

Bei "normalen Großeinsätzen" wird bei der Feuerwehr meist so verfahren, dass neben der örtlich zuständigen Feuerwehr nicht alle direkt umliegenden Nachbarwehren alarmiert werden, sondern in einem dann größeren Radius beispielsweise nur jede zweite oder auch zwei von drei Wehren. Die übrigen werden zurückgehalten, um dann den Grundschutz in der gesamten Region für andere, parallele Einsätze zur Verfügung zu stehen.

Bei Katastrophen aber lässt sich das so nicht realisieren. Dort wird in kürzester Zeit alles benötigt, was irgendwie verfügbar ist.
Bei einer solchen Lage kann dann ggfs. eben auch, zumindest eine Zeit lang, der Grundschutz der Region nicht mehr sichergestellt werden. Irgendwann werden weit entfernte Einheiten anrücken, um den Grundschutz in der Region zu übernehmen - aber bis dahin gibt es definitiv eine Mangelversorgung.

Einen 100%igen Schutz für jeden denkbaren Fall gibt es eben auch in Deutschland nicht. Wobei man sich immer vor Augen führen muss, dass wir in Deutschland eines der besten Rettungssysteme der Welt haben. Wenn das an seine Grenzen gerät, dann wäre woanders schon längst alles verloren...

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

Man muss hier gar nicht solche hochtrabenden Beispiele wie 9/11 anführen.

Es reichen schon Sturmereignisse wie im Frühjahr. Da werden immer die Einsatzkräfte an ihre Grenzen kommen. Wenn über 30 Einsätze am Vormittag rein kommen wird das eine einzelne Feuerwehr schlicht überfordern. Hilfe von Außerhalb wird auch nicht kommen weil die dort selbst genug zu tun haben.

In solchen Fällen wird einfach priorisiert wo zuerst geholfen wird. Primär wird das abgearbeitet wo Menschen in Gefahr sind. Dann werden die Hauptverkehrswege frei geräumt und erst dann kommen die Fälle mit niedriger Priorität.

Ein großes Problem ist das die Bürger sich heute zu sehr auf die Hilfskräfte verlassen. Viele Sachen konnte man selbst abarbeiten. Aber nein es wird erwartet das die Feuerwehr den Keller leer pumpt, nur weil man nicht in der Lage ist Vorsorge zu treffen und zum Beispiel selbst mal eine Pumpe zu beschaffen.

Fazit: Es wird immer wieder Situationen geben wo die Rettungskräfte an und über ihre Grenzen kommen. Die Bürger müssen einfach wieder lernen selbst Verantwortung zu übernehmen.

https://www.bbk.bund.de/DE/Warnung-Vorsorge/warnung-vorsorge_node.html

Hi,

Sind trotzdem genügend Einsatzkräfte da, um an beiden Orten genügend Leute zu haben?

Kurz und knapp: nein. Zumindest in der Anfangsphase.

Der Katastrophenfall oder schon eine Großschadenslage zeichnet sich ja gerade durch die große Diskrepanz zwischen "zu versorgenden Personen" und "verfügbare Ressourcen" wie Fahrzeuge, Material und Personal aus.

Es wird in einem solchen Fall auf zusätzliche Katastrophenschutzeinheiten und die überörtliche Hilfe zurückgegriffen - allerdings dauert das.

Solange keine umfassende Versorgung gewährleistet werden kann, erfolgt beim Massenanfall von Verletzten (MANV) nur "Katastrophenmedizin", d.h. eine medizinische Basisversorgung von möglichst vielen Betroffenen.

Dazu gehört auch die Sichtung, wie iwaniwanowitsch schon beschrieben hat, nachdem Patienten anhand der Verletzungsschwere eingestuft werden und die Behandlung priorisiert wird.

Simpel: Schwerverletze mit vitaler Bedrohung werden als erstes versorgt/abtransportiert, wer warten kann muss warten, wer tot ist, bleibt in diesem Falle tot.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Warscheinlich gibt es dann eine Katastrophe die eingedämmt ist oder es gibt eine Katastrophe, an der die Rettungskräfte verzweifeln.