Pferd bei über 30 Grad scheren?

10 Antworten

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 bei diesen Temperaturen schwitzt mein Pferd mehr oder weniger viel beim Training.

wenn es das nicht täte, würde es an überhitzung sterben.

das schwitzen dient der thermoregulation und kühlt den körper. da macht es sinn, wenn der schweiss an den haaren haften bleibt und dort verdunstet. so verliert der körper nämlich weniger flüssigkeit.

nimm dir mal eine flasche leitungswasser, miss die temperatur und dann wickelst du ein gut feuchtes geschirrhandtuch drum und stellst es irgendwo hin, wo es windig ist - du kannst das experiment auch durchführen, indem du die flasche mit dem handtuch vor einen ventilator stellst. nach einer halben stunde misst du die temperatur erneut.

derselbe effekt ergibt sich beim pferd.

zusätzlich wird die haut vermehrt durchblutet, so dass das abgekühlte blut schnell wieder in den körper fliesst und so die gefahr der überhitzung vermindert.

das ist übrigens für das pferd recht anstrengend.

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wenn du das pferd jetzt scherst, wird der abkühlungseffekt stark vermindert, da die mögliche fläche für das abkühlen stark vermindert wird.

ausserdem trocknet der schweiss auf der haut, anstatt im fell. die salzkristalle bilden eine schicht auf der haut, die das abkühlen beim weiterschwitzen verhindern und im kontakt mit der ausrüstung zu scheuerstellen und entzündungen führt. zumal abgestorbene hautzellen und überschüssiger talg nicht mehr am pferdehaar vom körper weggeführt werden und dort verkrusten.

mit dem schweiss zusammen bilden im gesunden, nicht geschorenen fell talg, schüppchen und der schweiss ein tensid.

das ist der weisse schaum, der beim abspritzen des pferdes im fell entsteht. er ist anzeiger für eine gesunde haut- und fellfunktion und hat einen tollen nebeneffekt: er wirkt wie ein shampoo. beim abspritzen und der weissen schaumbildung wird das pferd also SAUBER.

auf der weide stellen sich die pferde im sommer auffällig gerne in den regen. es entsteht dann exakt dieser reinigungseffekt.

regnet es im sommer länger nicht, wälzen sich pferde auffällig gerne in möglichst feinem staub. das hat den gleichen effekt: schmutz, schweissreste, schuppen und talg werden bis zur haarspitze transportiert und anschliessend weggeschüttelt. zurück bleibt eine ganz feine schicht direkt auf der haut, die vor sonnenbrand schützt und weiteren talg zur haarspitze transportiert.

wie sallyvita bereits schreibt, bekommt ausserdem die ungeschützte pferdehaut extrem schnell sonnenbrand

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fazit:

wenn du dein pferd scherst, erreichst du damit exakt das gegenteil von dem, was du erreichen willst.

die tierschutzgerechte alternative ist, das pferd vor überhitzung zu schützen. dazu verlegt man das training in den ganz frühen morgen (zwischen hellwerden und sonnenaufgang) oder in die späten abendstunden (sonnenuntergang bis zum dunkelwerden) und wenn man wirklich tagsüber trainieren "muss", dann macht man 35 minuten schrittARBEIT und 10-15 minuten leichte trabarbeit und maximal 2 minuten galopp.

mit einem alten pferd oder einem cushing pferd trainiert man im sommer tagsüber gar nicht. diese pferde werden bereits anfang mai geschoren und dann anfang juni eventuell noch mal, da sie den fellwechsel nicht allein schaffen. die schur dient dazu, um bei der pflege besser an die noch festhängende unterwolle dranzukommen. diese pferde muss man bis ende juni dann aber auch bei regen reinholen, da das wasser am abgeschnittenen haar nicht ablaufen kann.

entschuldige bitte den medizinischen sachvortrag.

deine frage zeigt wieder eine lücke im katalog für das theoriewissen über pferdepflege für das RA5 auf.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!
CarosPferd  07.07.2022, 14:38

Ich danke dir für deine medizinischen fachvorträge;)

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Ein Cushing-Pferd oder ein sehr altes Pferd, das nicht mehr alleine aus seinem Fell kommt würde ich im Frühjahr scheren. Ein Pferd mit normalem Fell - never-ever.

Wenn es heiß ist, dann schwitzen auch wir Menschen und machen nur die Dinge, die wir bei dem Wetter geschafft bekommen, suchen den Schatten und meiden Anstrengungen im praller Sonne - je nach persönlicher Neigung.

Bei Pferden ist es nicht anders. Klar ist auch Pferden wenn es sehr warm ist, heiß. Aber deren Fell hat auch eine ganz gute Thermik. Und wenn Dein Pferd Dir deutlich zeigt, dass ihm die Hitze zu schaffen macht, dann wird halt an dem Tag nicht viel von ihm verlangt und es darf im Schatten auf der Weide chillen. Vielleicht gönnst Du ihm eine kühle Dusche - aber bitte schere es nicht, denn auch Pferd können tierisch Sonnenbrand bekommen, ist die Haut nicht durch das Fell geschützt.

Meistens ist das Ergebnis, im Kosten-Nutzen-Risiko-Aufwand nicht gerechtfertigt.

Den das Pferd muss je nach Ausführung, auch im Sommer mit Decken und Co. ggf. vor dem Wetter umfangreich geschützt werden.

So stellt sich sehr schnell die Frage ob es bei gesunden, bei einigermaßen angepasster Haltung und moderraten bis hohen Leistungsabforderungen überhaupt nötig ist ´, bzw. zu rechtfertigen.

Bei 30 Grad muss man gerade im Freizeitbereich sicher nicht trainieren. Dort ist der einfachste Weg vor der Arbeit trainieren. Den Reitbetrieb anzupassen und ggf. einfach "Leistungssport" einzustellen.

Im Profibereich kann es je nach Auslastung der Anlage und der gewählte Wettkämpfe jedoch schonmal anders aussehen. So das eine Anpassung durch die Verlegung der Trainingszeiten mit "milderen" Temperaturen nicht mehr erfolgen kann. Hier kann man in aller Regel den nötigen Aufwand zum Schutze des Pferdes, ganztägig sicherstellen.

Kranke Pferde mit Auswirkungen aufs Haarkleid sind aus dieser Betrachtung gänzlich ausgenommen!

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ausbildung Pferdewirt, ganzheitlicher Pferdetherapeut
pony  07.07.2022, 11:18
 Hier kann man in aller Regel den nötigen Aufwand zum Schutze des Pferdes, ganztägig sicherstellen.

der echte profi hat ja auch die entsprechenden fachkräfte und therapeuten fürs pferd immer am mann, die dafür sorgen, dass der sattel nicht kalt wird.

die halbe million siegerprämie für den grossen preis von aachen deckt immerhin die entstandenen kosten.

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StRiW  07.07.2022, 11:24
@pony

Nein die Siegerprämie, deckt die Kosten nicht wenn man alles zusammenrechnet um dem Reiter und Pferd solche Siege zu ermöglichen.

Da sind deutlich mehr Gelder, wie nur dieses Preisgeld nötig.

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pony  07.07.2022, 11:28
@StRiW

ich meinte die kosten für die veranstaltung selber - mal gerechnet, dass trailer, LKW etc. nicht materialmässig eingerechnet sind, sonden nur als laufende kosten^^

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StRiW  07.07.2022, 11:34
@pony

Selbst da würden die meisten Reiter und alle Beteiligten am Erfolg, ohne weitere Einnahmen, wohl deutlich unter Mindestlohn daherkommen.

Die Summen hören sich riesig an, auch verlockend für gerade "Wendy" um vom großen Sport zu träumen. Wenn man am Ende des Tages, jedoch wirklich mal alles zusammen rechnet, wird man oft Angst und Bange wie viel Geld man verbrannt hat.

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Nein, Pferde im Sommerfell schert man nur in dringenden Fällen bzw medizinisch sinnvollen Fällen wie z.B. Cushing.

Bei 30 Grad fragt man auch keine Höchstleistungen ab (und du wirst wohl eher kein Profireiter sein, der genau dann aufs Turnier muss) und passt das Training entsprechend an.

Schwitzen ist ja nichts schlimmes - weder im Sommer noch im Winter. Ich verstehe nicht, wozu man im Sommer scheren will - man reitet nach dem Training ausreichend Schritt, anschließend sattelt man ab und führt das Pferd noch ein Stück und dann duscht man es kreislaufschonend ab, whats the problem? Letzteres geht auch mit Eimer und Schwamm. Und dann lässt man es trocknen, im Schatten. Fertig. Wozu scheren?!

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin

Nicht scheren! Das Fell sorgt für Thermoregulation, auch bei Hitze. Außerdem gibt's sonst Sonnenbrand.

Einfach Fütterung und Training sowie Haltung anpassen, fertig.

Pferde, die Müsli fressen, schwitzen zb schneller und stärker, Boxenpferde auch.

pony  07.07.2022, 11:02

bei pferden, die leberbelastend gefüttert werden, RIECHT vor allem der schweiss unangenehm. die leberverstoffwechelung sorg nun mal für ausscheidung über die haut.

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