Oma - bleibt jetzt doch erst alleine?

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich verstehe deine Oma schon, dass sie gerne zu Hause bleiben möchte, da wo ihr alles vertraut ist.

Du kannst schauen, dass sie vielleicht Unterstützung bekommt durch eine Haushaltspflegerin, die sich vielleicht auch psychisch etwas aufbauen kann. Wie zum Beispiel mit ihr spazieren geht. Also eine Art Gesellschafterin.

Wenn sie unter beginnender Demenz leidet, wird da ziemlich sicher auch die Krankenkasse etwas zahlen.

Wichtig wäre, das Ganze mal mit ihrem Hausarzt anzusehen, welche Möglichkeiten es gibt, um sie etwas unterstützen zu können.

Wie ich las, wohnst du weit weg. Aber es würde ihr sicher helfen, wenn du sie häufiger mal anrufst, um etwas mit ihr zu plaudern. Einfach, dass sie spürt, man denkt an sie und wird nicht ganz alleine gelassen.

Alex8712 
Fragesteller
 06.04.2023, 11:00

Ich rufe Sie jeden Tag zwei Mal an. Das braucht Sie. Ich auch meistens. Auch wenn wir nur kurz telefonieren.

Mit dem Hausarzt haben wir gestern gesprochen. Wir kümmern uns jetzt um einen Pflegegrad. Und dann braucht Sie natürlich Zeit, alles zu verarbeiten.

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Prinzessle  06.04.2023, 12:54
@Alex8712

Viel mehr kannst du nicht tun. Du kümmerst dich sehr gut um sie, lässt sie nicht im Stich.

Wichtig ist, wenn es irgendwie möglich ist, dass sie wirklich so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann.

Diese Dinge für sie organisiert werden, aber nur so viel wie nötig. Denn das ist ihr Wunsch, den ich absolut gut verstehe und auch wichtig ist, damit sie sich selbst nicht aufgibt, sondern somit aktiver bleibt.

Und es muss wirklich gut abgeklärt werden, ob es sich um Demenz handelt oder einfach grad eine psychische Belastung ist, die sich auch in Vergesslichkeit äussern kann.

Fürsorge ist gut, nur mach dir Bewusst, man kann jemanden so auch ins Abseits drängen.

So wissen mein Bruder und ich, dass unser Vater sehr schnell sterben würde, käme er nicht mehr zurück in sein Haus. Er ist 95 und hatte grad eine 11 stündige OP. Nun dann eine Bestrahlungstherapie vor sich....kam von der Reha ins Pflegeheim gleich beim Spital, denn da muss er täglich hin.

Manchmal resignierte er auch etwas....nur die Aussicht wieder nach Hause zu können, wieder selbst machen zu können...nur darum lebt er noch und macht alles vorbildlich mit.

Und da, es stört ihn selbst, ist aber vollkommen klar...dass er sagt, ich vergesse vieles, es ist nicht wie früher und muss mich auf alles konzentrieren.

Ist ja auch logisch, geht auch jüngeren Menschen so. Wenn sie jeden Tag einen Arzttermin haben, seit Dezember ausser drei Tage Ferien, wie er lachend meinte. Nicht mehr sehr gut hört und auf uns angewiesen ist, was ihn eher unangenehm berührt.

Man muss das schon auch sehen. Er sagte mir mal, dass er einen ganzen Tag hatte, die Vorhänge mit den Gleitern in der Schiene aufzuhängen...aber er war stolz darauf.

Denn ich sagte; * warum sagtest du nichts, hätte ich doch gerne gemacht* und er meinte.....nein, ich hatte ja Zeit und es ging ja. Wenn ich das abgebe, kommt diese Motorik nie mehr zurück.

Und er hat damit recht, ist ein Kämpfer und wir wissen ganz genau und er auch...wir sind da und er sagt auch, wenn was grad nicht geht, nur dann will er wieder selbst.

So richteten wir ihm alles ein, für Notfälle und erledigen Dinge, die durch Corona für ihn schwieriger wurden oder eben auch durch die Technik...wo er seine Bank nicht mehr mit dem Velo erreichen kann etc. Er aber selbst Buch führt und erledigt haben will.

Darum, so viel wie nötig aber bitte nicht mehr, nur damit du beruhigt bist. denn das ist wichtig.

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Prinzessle  08.04.2023, 15:32
@Alex8712

Danke für den Stern, er möge auch für dich stets hell leuchten und dir in allem die nötige Gelassenheit schenken.

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Hallöchen

So wie Deiner Großmutter ergeht es vielen Menschen,die ihren Partner verloren haben

Sie fallen in ein tiefes Loch,-sind haltlos und voller Traurigkeit

Da kann es sein,das durch die neue Lebenssituation Deine Oma erstmal keine Kradft für ihr tägliches Leben hat,und auch den Haushalt etc.vernachlässigt

Mehr als ihr zuzuhören,und für sie da zu sein geht aber nicht

Wichtig ist,das sie sich mit der Zeit seelisch wieder fängt

Ich war lange Jahre ehrenamtlich bei der Sozialstation tätig und weiss,wie sich alte Menschen fühlen,die einsam sind

Vielleicht kann sie sich mit anderen Leuten in ihrem Alter austauschen

Wir hatten immer Kaffee-Nachmitage angeboten

Das hatte grossen Anklang,denn da vergassen die alten Leutchen auch mal ihr Allein-sein,und es entstanden auch schöne Freundschaften

Aber lass ihr die Zeit,um die Trauer zu verarbeiten

Und gebe ihr das Gefühl,das sie Dir wichtig ist,geliebt und gebraucht wird

LG Angel

Alex8712 
Fragesteller
 06.04.2023, 10:59

Danke für diesen wunderschönen Text. Das mache ich schon, ihr Liebe geben und regelmäßig Sie anrufen. Das hat Sie, sicherlich für die Jahre, in denen Sie mich betreut hat, verdient.

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Angel1112  06.04.2023, 11:17
@Alex8712

Meine Oma ist schon vor vielen Jahren verstorben

Aber wir waren wie Seelenverwandte....so wie Du und Deine Großmutter

Und wenn Du auch nur die Möglichkeit hast,sie anzurufen....aus der Ferne...das macht sie froh

Ich vermisse meine Oma auch immer wieder...aber ich trage sie in meinem Herzen

LG Angel

Schön,das ich Dir ein wenig helfen konnte...

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Trauer braucht Zeit. Es wäre falsch sie jetzt zu überreden ihr Zuhause aufzugeben. Dadurch verliert sie noch mehr, du nimmst ihr die Erinnerungen an den Partner und die vertraute Umgebung. Falls sie Hilfe im Haushalt braucht organisier einen Alltagshelfer, wird oft auch von der Krankenkasse bezahlt.

Alex8712 
Fragesteller
 08.04.2023, 10:16

Anika, danke für die schönen Ideen. Wir werden Sie nicht zwingen, irgendwas zu machen, was Sie nicht möchte. Ich finde es nur sinnvoll, meiner Meinung nach, Sie mitzunehmen, da Sie dort, wo Sie ist, alleine sein wird.

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Ältere Menschen tun sich oft schwer darin ihre Eigenständigkeit aufzugeben.

Das deine Oma also den Wunsch hegt weiterhin ihrer Wohnung zu verbleiben ist durchaus nachvollziehbar.

Bezüglich der angesprochenen Demenz geht nicht klar hervor, inwiefern diese offiziell diagnostiziert ist. Das ältere Menschen, insbesondere wenn sie auch gerade einen Verlust erlitten haben, mal Namen verwechseln o.ä. muss nicht unbedingt gleich Demenz bedeuten.

Ich bin leider auch nicht wahnsinnig bewandert bezüglich des Themas, aber ich würde erstmal ihren Hausarzt zu Rate ziehen. Der sollte eigentlich einschätzen können, inwiefern sie Anspruch auf Hilfe hat und wie man diese im Detail einleitet.

Wenn sie größtenteils noch allein klar kommt, aber eventuell etwas Hilfe bei Alltagsaufgaben benötigt, kann man sich soweit ich weiß an die Krankenkasse wenden.

Das ist dann kein Pflegedienst, also niemand der sich um medizinische oder körperliche Bedürfnisse kümmert, sondern jemand, der Aufgaben im Haushalt erledigt, Einkaufen geht oder sonstige Botengänge macht. Nach Absprache kann so jemand auch einfach als Gesellschafter vorbei kommen (Brettspiele, spazieren gehen etc.) oder auch als Alltagsbegleiter agieren (z.b. bei Arzt- oder Behördengängen unterstützen).

Wenn sie Körperpflege (jemand der ihr beim Waschen hilft z.b.) braucht oder gar medizinische Pflege, dann müsste die Pflegeversicherung zuständig sein. Dafür müsste dann aber der Pflegegrad geprüft werden, nach dessen Ergebnis die Mittel eingestuft werden, die dafür genutzt werden können.

Deine Oma betrauert den Tod ihres Partners. Das braucht Zeit, die sie sich nimmt.

Du möchtest hingehen so schnell wie möglich wieder Alltag haben, tust Dich schwer damit, ihre Trauer um den geliebten Verstorbenen auszuhalten.

Im Gegensatz zu Dir glaube ich nicht, daß Deine Oma dement ist. Der Tod des Lebenspartners löst Stress aus, und es ist absolut im Rahmen, daß die Konzentrationsfähigkeit vorübergehend stark eingeschränkt ist. Nicht umsonst gab es früher das Trauerjahr, in dem Hinterbliebene geschont wurden und sich sammeln konnten.

Du bist für Deine Oma da, und erledigst für sie organisatorische Aufgaben. Das reicht, Du bist ihr damit eine große Hilfe. Den Rest muss sie alleine machen, in ihrem eigenen Tempo.

Giwalato

Alex8712 
Fragesteller
 06.04.2023, 07:16

Danke für diesen schönen beruhigenden Text.

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