NotSan oder Pflegefachmann als Vorbereitung auf Medizinstudium?

6 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi,

unterm Strich kann man sagen: die Unterschiede sind bei der entsprechenden Zielsetzung marginal.

Hinsichtlich der medizinischen Grundlagen lernen beide Ausbildungsberufe so ziemlich das gleiche, ansonsten sind Schwerpunktsetzung und Tätigkeit allerdings hochgradig unterschiedlich - und beides hat Vor- und Nachteile.

Der Notfallsanitäter ist ein stark spezialisierter Ausbildungsberuf im Bereich der präklinischen Notfallmedizin. Hinsichtlich des Ausbildungsziels und der Aufgabenstellung ist der Notfallsanitäter, wie meine Vorredner schon erwähnt haben, "näher" an der ärztlichen Tätigkeit dran.

In Bezug auf die erlernten Skills, die eigenständige Patienteneinschätzung und das selbststädige, eigenverantwortliche Arbeiten ist der NotSan gegenüber der Pflege im Vorteil.

Betrachten wir die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sieht die Lage wieder anders aus...

Die Ausbildung zum Notfallsanitäter ist hochgradig begehrt und zehn Bewerbungen pro Ausbildungsplatz sind in der Fläche die Regel, nicht die Ausnahme. Man hat also, analog zum Medizinstudium, eine Menge Konkurrenz.

In aller Regel sind meist die Bewerber erfolgreich, die bereits die Qualifikation zum Rettungssanitäter (520-h-Lehrgang), einen Führerschein der Klasse C1 und ein bis zwei Jahre Einsatzerfahrung mitbringen - und selbst dann darf man Studienpläne mit keinem Wort erwähnen. In Hinblick auf die Ziele ist das meines Erachtens nur eine begrenzt sinnvolle Variante.

Als Pflegefachmann erhält man eine generalistische Ausbildung, die insgesamt mehr Bereiche der Medizin abdeckt - allerdings mit sehr deutlichen Pflegeschwerpunkt.

Von Maßnahmen und Tätigkeiten her ist die Pflege schlichtweg eine eigene Profession, welche sich nur bedingt mit ärztlichen Maßnahmen überschneidet.

Vorteilhaft ist hier eher die Sichtweise auf die Schnittstelle Arzt-Pflege - die lernt man nämlich zu genüge kennen und die Schnittstelle ist auch im Berufsalltag mitunter die häufigste. Man lernt innerklinische Abläufe wesentlich besser und detaillierter kennen und sammelt letztendlich Erfahrungen an dem späteren Haupteinsatzort - dem Krankenhaus.

Die Chancen auf einen Ausbildungsplatz sind grundsätzlich gut bis sehr gut - die Pflege ist hier schlichtweg "unbeliebter", bzw. es stehen einfach wesentlich mehr Ausbildungsplätze im Vergleich zu den Bewerbungen zur Verfügung.

Fazit

Man kann gleichermaßen argumentieren

  • "NotSan, weil näher an der ärztlichen Tätigkeit und mehr eigenverantwortliches medizinisches Arbeiten" oder
  • "Pflege, weil breiteres Spektrum, Hauptschnittstelle und bessere Chancen auf einen Ausbildungsplatz"

Bei der Zielsetzung ist es de facto egal, wenn man nicht unbedingt etwas spezielles machen will.

Im Zweifelsfall: Pflege - einfach weil hier die Chancen auf einen Ausbildungsplatz z.T. deutlich größer sind.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent
Ozzi112 
Fragesteller
 27.05.2022, 09:15

Ich danke dir für deinen sehr ausführlichen Kommentar, Chapeau!

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Nun ich würde sagen medizinisch und von den Entscheidungen her, ist der Notfallsanitäter auf jeden Fall sinnvoller, wenn auch inhaltlich natürlich auf die Notfallmedizin konzentriert. Von den Ausbildungszielen her, ist der Notfallsanitäter jedoch deutlich näher an einem Arzt angesiedelt als der Pflegefachmann (§4 Notfallsanitätergesetz vs. §5 Pflegeberufegesetz)

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.gesetze-im-internet.de/notsang/__4.html&ved=2ahUKEwjWjtGyh_v3AhVI7rsIHciWD7YQFnoECAUQAQ&usg=AOvVaw2QtmNyLtJ_7i4983g9WxLu

https://www.google.com/url?sa=t&source=web&rct=j&url=https://www.gesetze-im-internet.de/pflbg/__5.html&ved=2ahUKEwjQ4Ya_h_v3AhUyRuUKHTLBDhkQFnoECAwQAQ&usg=AOvVaw3EVelF7f4_IV_QBiP-j5ZQ

Das fängt damit an, dass Notfallsanitäter*innen eigenverantwortlich den Gesundheitszustand beurteilen und über die Notwendigkeit einer ärztlichen Behandlung entscheiden, geht über die eigenverantwortliche Durchführung medizinischer Maßnahmen der Erstversorgung einschließlich bei Vorliegen von gewissen rechtlichen Voraussetzungen der eigenverantwortlichen Durchführung sogar heilkundlicher/ invasiver (eigentlich ärztlicher) medizinischer Maßnahmen, die Überwachung des Gesundheitszustandes, Herstellen und sicherstellen der Transportfähigkeit von Notfallpatienten undsoweiter.

Die Ausbildung zum Pflegefachmann, hat hingegen mehr die pflegerische Tätigkeit im Vordergrund. So besteht das Ausbildungsziel in der Planung der Pflege, der Durchführung der Pflege, der Vorbereitung und der Assistenz bei ärztlichen Maßnahmen, der eigenständigen Durchführung ärztlicher Maßnahmen nach ärztlicher Delegation (Anordnung) und der Durchführung lebensrettender Sofortmaßnahmen bei Notfällen bis zum Eintreffen eines Arztes.

Medizinisch ist der Notfallsanitäter also von seinen Aufgaben her weitaus näher an einem Arzt als der Pflegefachmann es ist, zudem erlernen Notfallsanitäter eigenverantwortliches Arbeiten und nicht, medizinische Maßnahmen mehr oder weniger nur nach ärztlicher Anordnung durchzuführen. Letzteres, steht einem Arzt ein bisschen im Wege, denn wenn man drei Jahre lang darauf "gedrillt" worden ist nur auf Anordnungen zu handeln, dann ist es eine große Umstellung, plötzlich eigenverantwortlich tätig zu werden und Entscheidungen treffen zu müssen.

Jedoch sei ganz klar gesagt, dass die Ausbildung zum Notfallsanitäter sehr begehrt ist (zehn Bewerber*innen pro freien Ausbildungsplatz, sind der Standard) und dass die meisten der erfolgreichen Bewerber*innen bereits über die Qualifikation als Rettungssanitäter*in, eine Fahrerlaubnis der Klasse C1 und ein- bis zwei Jahre Berufserfahrung im Rettungsdienst verfügen. Zudem wird mittlerweile sehr darauf geachtet, dass die Auszubildenden dann auch wirklich im Rettungsdienst arbeiten und gerade nicht nach der Ausbildung in das Medizinstudium "abwandern".

Mfg

Ich persönlich denke dass dir beides gut helfen wird, medizinisch gesehen vlt eher die Ausbildung als Notsan, da du auch einen Teil im Krankenhaus verbringen wirst und auf der Straße relativ eigenständig Entscheidungen triffst, ohne alles mit einem Arzt abzusprechen.

Als Pflegefachkraft kriegst du noch einen besseren Einblick in die Arbeit im Krankenhaus.

Wenn du in der Zukunft in die Anästhesie und ggf. Not Arzt werden willst, ist der Notsan am sinnvollsten.

Wenn du allerdings eher als Allgemeinmediziner im Krankenhaus arbeiten möchtest und nicht in die Notfallmedizin gehen willst, ist die Ausbildung zur Pflegefachkraft am sinnvolleren.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Es ist beides absolut sinnlos. Das, was du als Notfallsanitäter können musst, ist für das Medizinstudium nicht von Relevanz und im späteren Beruf noch weniger interessant.

Der Pflegefachmann ist von den Tätigkeiten noch weiter vom Beruf des Arztes entfernt. Wenn du allerdings den Pfleger in der Notaufnahme machst, wirst du vielleicht ein paar nützliche Dinge lernen. Ich würde aber definitiv von beidem abraten, wenn es nicht unbedingt für den Studienplatz notwendig ist. Es ist eigentlich Zeitverschwendung.

Wenn es unbedingt eine Ausbildung vor dem Studium sein soll, dann schau mal lieber in Richtung Management. Das macht einen großen Teil des Alltags in Heimen und Kliniken aus. Das würde dich später als Arzt auch wirklich weiterbringen.

Ozzi112 
Fragesteller
 26.05.2022, 07:51

Kannst du mir da einen spezifischen Studiengang empfehlen?

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JanyoOoO  26.05.2022, 07:53
@Ozzi112

Du solltest die Finger tunlichst von Studiengänge lassen! Sobald du einen Bachelor-Abschluss hast, musst du dich für das Medizinstudium über die Zweitstudium-Quote bewerben. Das reduziert deine Chance auf einen Studienplatz nochmal ganz gewaltig. Ausnahme: Abgeschlossenes Studium der Zahnmedizin mit Ziel Mund-/ Kiefer-/ Gesichtschirurg oder -Orthopäden zu werden.

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JanyoOoO  26.05.2022, 07:54
@JanyoOoO

Nach einem abgeschlossen Studium musst du für eine Bewerbung ins Medizinstudium nachweisen können, dass es von beruflicher Interesse oder eine Forschungsinteresse ist.

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Ozzi112 
Fragesteller
 26.05.2022, 08:04
@JanyoOoO

kannst du mir ne Ausbildung in dem Management empfehlen was du angesprochen hast?

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JanyoOoO  26.05.2022, 08:10
@Ozzi112

Standard ist es eigentlich, zuerst Medizin zu studieren in dann den MBA zu machen. Das würde ich dir auch so empfehlen. Der MBA dauert 2 Jahre und ist angesehener als eine Ausbildung.

Zudem bringt dir eine Ausbildung im Management keine Vorteile bei der Bewerbung um einen Studienplatz.

Die Ausbildung kann ich dir also nur dann empfehlen, wenn du aktiv Zeit verschwenden willst. In diesem Fall hast du viele Optionen. Schau mal, was es in der Nähe gibt. Alles mit BWL, Logistik und Management ist gut. Ein Beispiel wäre der Fachwirt für Gesundheits- und Sozialwesen.

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Ozzi112 
Fragesteller
 26.05.2022, 08:12
@JanyoOoO

Ich danke dir, ich werde mir die Ausbildung zum Fachwirt für Gesundheits- und Sozialwesen anschauen.

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Ah, in der Warteschleife? War einer meiner Sprösslinge auch. Sie hat die erste Option gewählt, weil die wirklich am "Puls" des Mediziners liegt.

Sehr anstrengend, sehr stressig aber auch sehr interessant.