Vor Medizinstudium Ausbildung?

4 Antworten

Von Experte SaniOnTheRoad bestätigt

Eine Ausbildung kann durchaus gewisse Vorteile bringen und die Chancen auf einen Studienplatz verbessern, jedoch ist es lokal unterschiedlich, wie stark. Problematisch ist in diesem Zusammenhang jedoch, dass die Ausbildung zum Notfallsanitäter an sich sehr begehrt ist und mindestens zehn Bewerbungen pro freien Ausbildungsplatz bundesweit keine Ausnahme sondern den absoluten Regelfall darstellen. Es kann also nicht jeder einen Ausbildungsplatz bekommen der möchte und schon gar nicht zu seinem ganz persönlichen Wunschzeitpunkt sondern ggf. verzögert. Vielerorts, werden die Ausbildungsplätze auch fast ausschließlich an Rettungssanitäter*innen mit Fahrerlaubnis der Klasse C1 und ein- bis zwei Jahren Berufserfahrung im Rettungsdienst vergeben. Zudem wird mittlerweile von den Ausbildungsträgern auch ziemlich stark darauf geachtet, dass die Leute später nicht direkt in das Medizinstudium "abwandern" und die Ausbildung lediglich als "Sprungbrett" dafür benutzen möchten. Das hat verschiedene Gründe. Zum einen, braucht der Rettungsdienst das Fachpersonal in den eigenen Reihen, die Ausbildung ist sehr teuer und ein Auszubildender "blockiert" aufgrund der dualen Struktur den Ausbildungsplatz für ganze drei Jahre. Das war früher beim ehemaligen Rettungsassistenten anders und daher, war es damals den meisten Ausbildungsträgern auch vollkommen egal, was die Leute dann anschließend machen.

Mfg

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Rettungsdienst🚑, sehr großes Interesse an Notfallmedizin.
Hdhdusjehwejhe 
Fragesteller
 14.06.2023, 16:38

Aber was würde dann ehr in frage kommen als Rettungssanitäter wo man viel Erfahrungen sammeln kann und bessere Chancen auf ein Studienplatz bekommt?

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Rollerfreake  14.06.2023, 17:21
@Hdhdusjehwejhe

Der Rettungssanitäter verbessert meines Wissens nach die Chancen auf einen Medizinstudienplatz nicht, da dieser keine anerkannte Berufsausbildung im rechtlichen Sinne darstellt sondern lediglich eine Qualifikation bzw. eine berufliche Weiterbildung mit einem Umfang von insgesamt mindestens 520 Stunden, in Vollzeitform absolviert also circa dreieinhalb Monaten darstellt und nach Landesrecht (Rettungsdienstgesetze -RDG- der Bundesländer) zur Wahrnehmung von bestimmten Aufgaben innerhalb des Rettungsdienstes berechtigt. Außer praktischer Erfahrung und der Möglichkeit, damit während dem Studium nebenberuflich im Rettungsdienst zu arbeiten, bringt der Rettungssanitäter daher nicht's. Nur der Notfallsanitäter, ist eine anerkannte Berufsausbildung. Mfg

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Das habe ich noch nie erfahren im Gegenteil aktuell ist der "Wartezeitbonus" doch komplett abgeschafft worden.

Ich hätte es begrüßt, wenn eine Ausbildung im medizinischen Bereich die Chancen erhöht hätte.

Mach den TMS Test, wenn der o.k. ist, dann erhöhen sich die Chancen enorm - sonst meines Wissens nur, wenn Du Dich als Landarzt niederlassen wollen würdest..

SaniOnTheRoad  14.06.2023, 15:17
Das habe ich noch nie erfahren im Gegenteil aktuell ist der "Wartezeitbonus" doch komplett abgeschafft worden.

Die Punktevergabe für abgeschlossene, einschlägige Berufsausbildungen hat auch nichts mit der Wartezeitquote zu tun.

Ich hätte es begrüßt, wenn eine Ausbildung im medizinischen Bereich die Chancen erhöht hätte.

Das ist für AdH und ZEQ bereits seit mehreren Jahren der Fall - und darüber werden 70 % der Studienplätze vergeben.

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Von Experte Rollerfreake bestätigt

Hi,

ich habe gehört, dass wenn man schon Erfahrungen im medizinischen Bereichen hat man ehr für ein Studium angenommen wird.

Anerkannte Berufsausbildungen - welche das im Einzelnen sind, erfährt man auf Hochschulstart - werden je nach Hochschule im Rahmen des Auswahlverfahrens (AdH und ZEQ) durchaus mit Punkten honoriert und verbessern damit die Chancen auf einen Studienplatz.

So wirklich "kriegsentscheidend" ist es allerdings selten - und als alleiniges Kriterium zum Punkte sammeln reicht eine abgeschlossene, förderliche Berufsausbildung meist nicht aus.

Fazit

Ja, eine abgeschlossene, fachlich einschlägige Berufsausbildung (und Berufserfahrung) verbessert die Chancen auf einen Studienplatz - wie erheblich, ist allerdings hochgradig unterschiedlich.

LG

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Notfallsanitäter, Blogger, Medizinstudent

Nein nicht unbedingt. Aber eine Ausbildung hat immer Vorteile. Du stehst dann nämlich nicht ohne was da. Ich würde dir dann aber eher die dreijährige Ausbildung als Pflegefachkraft empfehlen.

Hdhdusjehwejhe 
Fragesteller
 14.06.2023, 15:57

Naja aber als notfallsanitäter muss man zum Teil Entscheidungen ohne einen Arzt treffen. Sammelt man nicht dort mehr Erfahrungen?

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herzilein35  14.06.2023, 16:06
@Hdhdusjehwejhe

Im großen und ganzen obliegt es dem Notarzt was geschieht und nicht dem Sanitäter. Nein sammelst du nicht.

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SaniOnTheRoad  14.06.2023, 16:20
@herzilein35
Im großen und ganzen obliegt es dem Notarzt was geschieht und nicht dem Sanitäter.

Der Großteil aller Rettungsdiensteinsätze wird ohne Notarzt abgearbeitet - ergo obliegt die Entscheidung in allen anderen Fällen dem NFS.

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Rollerfreake  14.06.2023, 17:50
@herzilein35

Das ist vollkommen falsch und zeigt, dass du im Grunde genommen keine Ahnung von der Materie Rettungsdienst hast. Die Besatzung eines Rettungswagens (RTW), besteht aus einem Notfallsanitäter als medizinisch verantwortlichem Transportführer und mindestens aus einem Rettungssanitäter als zweiter Person (Assistenzleistungen) und zugleich auch Fahrer. Ein Notarzt kommt nur bei Bedarf einer notärztlichen Versorgung abgetrennt vom RTW zumeist mit einem Notarzteinsatzfahrzeug (NEF) hinzu. Statistisch gesehen, werden circa 80% aller Einsätze im Rettungsdienst durch die Besatzung des RTW, d.h. ohne Notarzt abgearbeitet. Es gehört zu den gesetzlich definierten Ausbildungszielen eines Notfallsanitäters, den Gesundheitszustand von Notfallpatienten zu beurteilen und zu entscheiden, ob ein Notarzt oder sonstige ärztliche Hilfe hinzugezogen werden muss, eigenverantwortlich eine notfallmedizinische Erstversorgung durchzuführen, ein geeignetes Transportziel festzulegen, den medizinischen Zustand und seine Entwicklung während dem Transport zu überwachen undsoweiter (§4 Notfallsanitätergesetz- NotSanG). Während der notfallmedizinischen Erstversorgung, führen Notfallsanitäter*innen auch heilkundliche-/ invasive medizinische Maßnahmen die die Verabreichung von Notfallmedikamenten oder die invasive Atemwegsicherung eigenverantwortlich-/ eigenständig durch. Dies geschieht entweder aufgrund von §2a NotSanG oder anhand standardisierter Arbeitsanweisungen (SAA oder SOP) der örtlich verantwortlichen ärztlichen Leiter Rettungsdienst (ÄLRD).

Ein notarztgestütztes System bedeutet nicht, dass der Notarzt an jedem Einsatz beteiligt ist. Es bedeutet "nur", das ein Notarzt bei Bedarf angefordert werden kann. Ein System, bei dem der Notarzt zu jedem Einsatz fährt, das gibt es meines Wissens nach niergendwo mehr auf der Welt. Entweder, es existiert wie in Deutschland das sogenannte "Rendevous- System" oder ein reines "Paramedic- System", das komplett ohne Notärzte arbeitet.

Mfg

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FloraFinia17  15.06.2023, 12:28
@herzilein35
Im großen und ganzen obliegt es dem Notarzt was geschieht

Nur wenn der/die Notarzt/Ärztin auch am Einsatzort ist-was in den meisten Fällen nicht der Fall ist.

Auch wenn der NFS einen Notarzt/Ärztin alamiert, ist es ihm/ihr bis zu dessen eintreffen gestattet eigenständig medizinische Maßnahmen zu ergreifen, die sonst nur ÄrztInnen vorbehalten ist.

Wörtlich heißt es nun in dem neuen Paragrafen 2a des Notfallsanitätergesetzes: „Bis zum Eintreffen der Notärztin oder des Notarztes oder bis zum Beginn einer weiteren ärztlichen, auch teleärztlichen, Versorgung dürfen Notfallsanitäterinnen und Notfallsanitäter heilkundliche Maßnahmen, einschließlich heilkundlicher Maßnahmen invasiver Art, dann eigenverantwortlich durchführen, wenn sie diese Maßnahmen in ihrer Ausbildung erlernt haben und beherrschen und die Maßnahmen jeweils erforderlich sind, um Lebensgefahr oder wesentliche Folgeschäden von der Patienten oder dem Patienten abzuwenden“.

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