Muss das Pferd schwitzen?

9 Antworten

Wenn Deine Reitlehrerin das sagt, wird sie ihre Gründe haben. Das schwitzen ist sicher nicht unbedingt ein Maßstab für gutes Reiten. Kommt auch auf verschiedenste Umstände an. Wetter, Fellzustand, Kondition... Aber möglicherweise sucht die Reitlehrerin einfach irgendwie nach Möglichkeiten, dir klar zu machen, dass du das Pferd stärker fordern sollst.

Oft fragt man sich zwar, ob eigentlich die Reiter die Pferde getragen haben statt umgekehrt, weil die Reiter stärker schwitzen als die Rösser....

Das Pferd schwitzt jedenfalls deutlich da, wo es arbeitet. Wenn ein Pferd  nur vorne nass ist, kann das, wie punkgirl meint, natürlich stressbedingt sein - oder aber auch auf eine inaktive Hinterhand hindeuten.

Was ich Dir jedenfalls raten würde: Sprich doch mit der Reitlehrerin selber darüber - entweder du läßt dich auf sie ind ihr Konzept  ein, oder du gehst dort besser nicht mehr reiten. Mit geteiltem Herzen kann an jedenfalls nichts gut machen; das bringt dir und ihr sonst nur Frust, und das Pferd leidet unter  der Unausgeglichenheit wesentlich stärker als unter irgendwelchen andern Unvollkommenheiten.

nein.

umgekehrt.

am meisten hast du gearbeitet, wenn das pferd trocken ist und der reiter schwitzt.

ein gut trainiertes und ordentlich bemuskeltes pferd schwitzt bei normaler arbeit nicht.

ein schulpferd sollte beispielsweise 30 minuten im arbeitstrab gehen können, ohne ins schwitzen zu kommen.

im übrigen ist die fütterung massgeblich. ein ordentlich trainiertes und gefüttertes pferd schwitzt kaum. pferde, die viel getreide, kraftfutter oder gar brot oder schwarzes (rübenschnitzel) bekommen, schwitzen gewöhnlich schon nach kurzer arbeit - sogar schon beim aufwärmen.

soweit ich das aus dieser entfernung beurteilen kann, ist bei deinem pferd absolut alles im grünen bereich.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Sachgerechter Umgang ist aktiver Tierschutz!

Nun, es kommt auch auf das Schwitzen an sich an. 

Es gibt Arbeitsschwitzen und Stressschwitzen. 

Stressschwitzen beginnt meistens am Hals und das Pferd braucht sehr lange, bis es wirklich trocken ist, schwitzt auch meistens noch nach. Beobachte das mal im Stall, welche Pferde mit sehr viel Anspannung geritten werden - diese stehen meistens unter Stress und brauchen ewig, bis sie wieder trocken sind. Dieses Schwitzen ist natürlich eher schlecht. 

Das Arbeitsschwitzen ist deutlich weniger intensiv, wodurch das Pferd auch recht flott wieder trocken ist. Idealerweise ist das nur ein feuchter Film auf dem Fell. 

Aber auch hier muss man unterscheiden können... Hat das Pferd keine Kondition, dass es so stark schwitzt? Dann sollte man das Training herunterschrauben und an der Kondition arbeiten. 

Oder hat das Pferd einen Mineralstoffmangel? Das kann ein Blutbild zeigen. 

Auch kommt es darauf an, wie schwer die Lektionen für das Pferd sind und wie es muskulär darauf hintrainiert wurde, diese Lektionen auszuführen. 

Ich mache z.B. sehr gerne Stangenarbeit im Freilauf. 20 Minuten über Stangen traben lassen, ohne weitere Einwirkung von mir (also keine Stellung via Kappzaum o.ä. fragen, einfach nur sich selbst ausbalancieren lassen). Da hat mein Pony nach den 20 Minuten richtig stark geschwitzt mit recht wenigen Stangen - das lag aber an der Kondition. Heute habe ich einige weitere Stangen hinzugelegt und teilweise erhöht, sowie die Zeit auf 30 Minuten durchtraben erhöht - lediglich ein feuchter Film bildet sich. 

Aber meiner schwitzt auch sehr stark, wenn er Stress hat. Ich bin mal in einer Reitstunde ne halbe Stunde lang nur Schritt geritten - und zwar so, dass ich jeden einzelnen Schritt fühlen konnte. Für mein Rennpony undenkbar - hier stand er sowohl unter Stress, als auch muskulär vor einem Problem. Halbe Stunde... Und der war von den Ohren bis zu den Fesseln nass. (Okay, es war Sommer und echt warm)

Es kommt also vor allem auf das WIE an. Ein korrekt gerittenes Pferd im täglichen Training muss keineswegs schwitzen, denn man sollte daraufhin arbeiten, dass das Pferd von der Muskulatur, Kondition und Psyche das tägliche Training übersteht, ohne großartig schwitzen zu müssen. 

Andererseits ist es aber auch nicht verkehrt, das Pferd mal wirklich bewusst zum Schwitzen zu bringen, das regt den Stoffwechsel an und der ganze Blutkreislauf läuft mal auf Hochtouren - aber das muss man nicht mit jedem Pferd täglich machen. Aber auch hier muss das Pferd nicht unbedingt klatschnass hinterher sein. 

Ich nehme einfach mal an, dass du dein Pferd so gut konditioniert hast, dass es deine Aufgaben/Lektionen ohne großartige Anstrengung meistert und daher nicht schwitzt - das sehe ich als positives Zeichen. Vermutlich kannst du nun die Arbeitsintensität etwas erhöhen oder neue Lektionen hinzu nehmen.

Starkes schwitzen ist und bleibt unnötig - ein Film auf dem Fell ja, am Hals wo der Zügel liegt vermutlich etwas mehr geschwitzt, sowie an Flanken und Gurtlage und unter dem Sattel. Das ist normal und völlig in Ordnung. 

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Langjährige Pferdehaltung, Huforthopädin
MrsMarshmallow1 
Fragesteller
 06.12.2016, 01:06

Erstmal danke für diese Ausführliche Antwort 👏 Die meisten Pferde in meiner Reitstunde tun dann tatsächlich Stressschwitzen. Sie sind am Hals sehr nass und brauchen wirkliche ewig zum trocknen, weshalb wir so einen speziellen Pferde "Föhn" benutzen. Der macht sie aber auch nicht ganz trocken :/ Aber ich bin sehr froh das dass nichts mit meinem Training zu tun hat 😄 Es macht mich eher froh das mein Großer so gut konditioniert ist 💪 Danke für die Antwort 😊

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Also ich bin der Meinung von ponyfliege

Beim reiten schwitze ich meistens auch mehr als das Pferd (:

Meinen Wallach kann ich laaaaange galoppieren, z.B. auch im Gelände mal eine gute Stunde am Stück ohne dass er richtig schwitzig ist. Er dampft. Das ist auch gut so. Das Fell ist angelegt. Auch gut. Aber richtig verschwitzt? Nein.

Genauso bei anstrengender Bahnarbeit.

Ok, bei Pferden, deren Hinterhand trainiert ist, steht dann der Schaum zwischen den Pobacken, was ich abdusche. Aber sonst ist nichts so nass.

Sieht er aber ein Gruselmonster oder muss eng mit anderen Pferden gehen oder größere Menschen- und Pferdeansammlungen erleben, dann ist er innerhalb einer Minute klatschnass, dass ich ihn auch im Winter komplett duschen muss, weil sonst die Wolle nicht mehr zum aufstellen taugt.

Reitlehrer, die möchten, dass entweder ich oder das Pferd schwitzt, teilen nicht meine Arbeitsphilosophie, bei der die Losgelassenheit nicht umsonst ihren Platz in der Ausbildungsskala hat. Ein Reiter, der am Limit ist, kann keine exakten, klaren Hilfen mehr geben und ein verspanntes Pferd kann diese nicht sauber beantworten. Deshalb lehne ich das absolut ab. Wenn ich Unterricht sehe, wo einer von beiden oder beide richtig schwitzen, weil das so gefordert wurde, ist für mich klar: Dieser Trainer kommt mir definitiv nicht zu nahe. Es kommt mal vor, dass ich ins Schwitzen komme, wenn wir in den schwunghaften Gangarten mehr machen als ich gut mit kann, aber da achte ich dann genau drauf, ob wenigstens meine Muskulatur noch absolut locker ist. Wenn das verloren geht, höre ich auf.

Möchte ich für mich als Training schwitzen, dann muss ich mir eben noch eine andere Sportart dazu suchen. Am Pferd ist mein Konditionssport nur dann gerechtfertigt, wenn ich draußen im Gelände bin, meine Hilfen also nicht sooo exakt sein müssen, solang das Tier ordentlich trägt.

Ja, dem Pferd tut es gut, mal so richtig tief in die Lungen zu atmen, damit es die frei bekommt. Über Zeiten, wo sie wenig rennen, sammelt sich da drin ordentlich Schleim an, der raus will. Ich hoffe nicht, dass sie mal richtig schwitzen MÜSSEN für ihre Gesundheit, weil das könnte ich nicht leisten. Selbst, wenn ich nicht drauf sitze: Die Halle ist selten länger als eine Stunde am Stück frei und wenn ich sie da kräftig galoppieren lasse (was die enge der Kurven halt her gibt), sind sie auch bestenfalls leicht feucht. Auf der Koppel kann ich ja nicht die Herde in Zwangsbewegung versetzen. Im Roundpen geht nicht so viel wegen der ständigen Kurve, ebenso an der Longe. Im Gelände machen wir das schon mal, dass wir zwischen 10 und 20 km überwiegend im Galopp trainieren und da geht halt nur so viel, wie ich selbst auch schaffe - gibt dann am Ende ein leicht feuchtes, eher dampfendes Pferd.

Fönen, weil das irgendwo unten erwähnt wurde, ist übrigens Oberquatsch. Der Körper schwitzt, weil er Wärme abführen will - was wird wohl beim Zuführen von Wärme passieren? Genau dasselbe wie unter einer Abschwitzdecke, es dauert einfach nur. Sattel runter, Zaum runter, raus auf Paddock oder Weide mit dem Tier und gut is.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Durchgenend Pferdeerfahrung seit 1981