Menschen und das Fähnchen im Wind, wie findet ihr sie?

8 Antworten

Jeder Mensch hat für sich eine bestimmte Wertewelt entwickelt. Und unter den Menschen gibt es ganz unterschiedliche Ausprägungen in Bezug auf die Konstanthaltung dieser Wertewelt, d.h. einige scheuen sich nicht ihre Präferenzen und Meinungen bezüglich bestimmter kritischer Entwscheidungen zu variieren, während andere stabil an ihren Werten hängen und sie auch gegen sich ändernde Gegebenheiten unermüdlich verteidigen.

Solche Grundhaltungen (variabel gegenüber stabil) sind früh gelernt, d.h. sie gehen im wesentlichen auf die Erziehungsmodelle der Eltern zurück. Da ist es eher problematisch hier moralisch den einen Typus als höherwertig gegenüber dem anderen zu beurteilen. Meist ist es so, dass ein Vertreter des einen Typus den des anderen moralisch abwerten will, d.h. der für Wandel und Anpassung offene Mensch neigt dazu nicht so eingestellte Menschen als "Betonköpfe" zu bezeichnen und der mehr prinzipientreue Mensch meint, dass die anderen "ihr Fähnchen immer nach dem Wind hängen", also opportunistisch agieren.

Bilanz: Es ist vielleicht besser sich in diesen Fällen mit einem moralischen Urteil zurück zu halten. Warum nicht jede individuelle Situation auf ihre spezifische Problematik befragen, selber die Qualitätskriterien anwenden und dann zu einer eigenen situationsbezogenen Entscheidung kommen. Das ist nach meinem Gefühl spannender als stets nach den eingeschliffenen Schemata agieren zu müssen.

Diesbezüglich gefällt mir das Werk Coriolanus von Shakespeare sehr gut. Nach dem Coriolanus, der gänzlich Thymus ist, von dem Volk der Stadt verbannt wurde, derer er als Kriegsherr hohen Wohlstand und Sicherheit gebracht hat in Folge seiner militärischen Erfolge, schloss er sich den Volskern(dem barbarischen Feind des römischen Reiches an, welches zuvor häufig von Coriolanus geschlagen wurde) und dringt bis vor Rom, wo er doch letztlich von Rom ablässt und den "ehrenwerten" Tod wählt:

Du schlechtes Hundepack! des Hauch ich hasse wie fauler Sümpfe Dunst.
Des Gunst mir teuer, wie unbegrabner Männer. Totes Aas,Das mir die Luft verpestet.--Ich banne dich!
Bleibt hier zurück mit eurem Unbestand, der schwächste Lärm mach euer Herz erbeben,
Eur Feind mit seines Helmbuschs Nicken fächle Euch in Verzweiflung; die Gewalt habt immer,Zu bannen eure Schützer--bis zuletzt Eur stumpfer Sinn, der glaubt, erst wenn er fühlt, Der nicht einmal euch selbst erhalten kann,
Stets Feind euch selbst, euch endlich unterwerfe. Als höchst verworfne Sklaven einem Volk das ohne Schwertstreich euch gewann. Verachtend um euch die Stadt--wend ich so meinen Rücken
Noch anderswo gibt's eine Welt.

Wir lernen genau diese Prämisse daraus. Fähnchen im Wind bleiben Fähnchen im Wind. Das jeder diese Charaktereigenschaft hat und sie manchmal ratsam sein mag, sei dahingestellt.

Sein Tod ist vielmehr seiner Persönlichkeit zuzuschreiben. Hätte Coriolanus Rom zu Ende belagert, wäre er wahrscheinlich ein gefeierter Kriegsherr bei den Volskern geworden, doch er war ebenfalls durch entsprechende Ereignisse zeitweilig ein Fähnchen im Wind, was letztlich seinen wenig ruhmreichen Tod herausforderte.

Woher ich das weiß:Hobby – Bewunderer Nietzsches Philosophien.

OliverKrieger  13.10.2022, 11:10

Allein der Anfang des Coriolanus ist primordial und urmenschlich, eine Archetypus der Opfersuggestion, die die Masse ergreift...

1

Vernünftige Menschen, die einsehen, dass es richtig ist, was geschieht. "Fähnchen im Wind" ist ja bewusst so gewählt von Leuten, die anderer Meinung sind als die Mainstreammeinung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

MirEgal424 
Fragesteller
 12.10.2022, 13:04

Dein Denglisch mag ich nicht. Es ist unpassend! Dann schreib doch entweder gleich in englisch oder deutsch. Man vermischt ja auch nicht französisch mit russisch oder spanisch mit Dänisch.

0
raggaeenjoyer  12.10.2022, 13:52
@MirEgal424

Wegen einem Wort? Übermäßig mag das anstrengend sein, aber wegen einem Wort sollte man sich nicht so haben.

1

Wir sprechen über Opportunisten, Populisten, Trendsetter, Politiker.

Der Opportunist will den Konflikt vermeiden, und handelt aus Angst und Feigheit, sowohl als auch aus Eifer. Der Populist handelt nur aus Eifer, und will den Konflikt nicht vermeiden. Der Trendsetter will profitieren, aber nicht unbedingt den Konflikt.

Sowohl Trendsetter, als auch Opportunist sind nicht verpflichtet, so zu handeln. Der Politiker ist so verpflichtet, weil er repräsentative Funktionen erfüllt. Würde ein Politiker nicht sein Fähnchen nach dem Wind hängen, würde man ihn nicht mehr wählen. Das nennt man auch Demokratie.

Populisten unterscheiden sich von Politikern nur durch das Ausmaß ihrer möglichen, aber nicht selbstverständlichen Einbindung in politische Institutionen, und den mangelnden Erfolg. Populisten sind nicht verpflichtet, im Gegensatz zu den Politikern.


MirEgal424 
Fragesteller
 12.10.2022, 13:11

Politiker sind auch nicht verpflichtet. Siehe Helmut Schmidt. Der hat seine feste Meinung gehabt und hat sich nicht beirren lassen!!! Andere und jüngere und jetzt aktuelle Politiker lassen sich leichtfertig beirren und wollen meistens nur das große Geld. Danach tauchen sie wieder ab.

0
OliverKrieger  12.10.2022, 13:16
@MirEgal424

Politiker sind dazu verpflichtet, zum Wohle des Volkes tätig zu werden, und das bedeutet in den allermeisten Fällen, auch dessen Interessen zu vertreten. Die Fälle, in denen das Volk nicht selbst weiss, was für es selbst gut und richtig ist, im Gegensatz zum Politiker, der es besser weiss, als ein ganzes Volk, sind außerordentlich selten. So selten, dass mir kein einziger einfällt. Helmut Schmidt wäre nicht Kanzler geworden, hätten nicht sehr viele Deutsche ihn genau deswegen gewählt und geliebt.

0
Tonis9706  13.10.2022, 10:58
Sowohl Trendsetter, als auch Opportunist sind nicht verpflichtet, so zu handeln. Der Politiker ist so verpflichtet, weil er repräsentative Funktionen erfüllt. Würde ein Politiker nicht sein Fähnchen nach dem Wind hängen, würde man ihn nicht mehr wählen. Das nennt man auch Demokratie.

Du hast es doch aber letztlich später selbst beschrieben.

Der Politiker bedient sich der Möglichkeit der institutionellen Einflussnahme. Der Volkswille lässt sich nicht von der Politik abkapseln, sondern wird durch staatliche Instrumente(der private Markt steht hier als Antagonist dagegen, da sich auch dieser meinungsbildende Macht angeeignet hat) verstärkt oder gar geschürt. Die Vorstellung, dass die Bevölkerung entscheidet und die Politiker machen ist völlig überholt, so funktioniert keine Gesellschaft, zumindest nicht im Großen.

Bis auf den Punkt meiner Nachfrage mag ich deinen Kommentar.

LG

1
OliverKrieger  13.10.2022, 11:02
@Tonis9706

Die Fähigkeit, eigenes Bedürfnis und eigenes Interesse, vom eigenen Willen und Affekt zu trennen, unterscheidet nicht nur den intelligenten Politiker vom berauschenden Populisten, sondern auch den vernünftigen Staatsbürger, vom folgsamen und berauschten Aktivisten.

1
Tonis9706  13.10.2022, 11:05
@OliverKrieger

Hervorragend ausformuliert. Du hast im übrigen einen sehr ästhetischen Schreibstil.

LG

1
OliverKrieger  13.10.2022, 11:15
@Tonis9706

Ein seltenes Kompliment ist wie ein schlechtes Gewissen, das zu erwidern drängt, was der Rede wert !

1
Tonis9706  13.10.2022, 13:54
@OliverKrieger

Mit derartig geschmackvollem Widerhall machst du mir das Vergeben von Komplimenten noch schöner.

1

Schrecklich ! Das genaue Gegenteil von meiner aufrichtig-ehrlichen Direktheit, die mir in die Wiege gelegt worden war. Zwar ecke ich sehr oft an; das aber ist für mich (Ich denke besonders an mein 42-jähriges Berufsleben als Lehrer und meine "geliebten" "Kollegen".) überhaupt kein Problem - gemäß meinem Lebensmotto:

„Nichts ist schwieriger im Leben,

und nichts erfordert mehr Charakter,

als im offenen Gegensatz zu seiner Zeit zu stehen

und laut zu sagen: NEIN !“

(Kurt Tucholsky)

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung

paulklaus  13.10.2022, 14:53

Oh bitte ! Keine Ursache ! Gern geschehen !

0