Meine berufliche Zukunft... Muss ich mir so langsam Sorgen machen?

13 Antworten

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Hallo Sleepcheap,

du bist offenbar geisteswissenschaftlich interessiert und begabt. Geisteswissenschaften genießen leider immer weniger Ansehen, weil Staat und Wirtschaft folgsame, unkritische Arbeitnehmer benötigen, denen ein "überflüssiges" geisteswissenschaftliches Wissen, das den Verstand schult, nur im Wege stünde. Das klingt böse - und soll es auch. ;-)

Lass' dich aber deswegen nicht entmutigen. Folge deiner Begabung! Ich selbst bin studierter Geisteswissenschaftler, der in einer sog. "Nische" berufliches Auskommen gefunden hat. Meine wirkliches Interesse, die Geschichtswissenschaft, lebe ich sozusagen "privat" aus, was im Klartext bedeutet, dass ich meiner Berufung nachgehe, geschichtliche Themen zu erforschen und in wissenschaftlichen Zeitschriften zu publizieren. Ich übe also meinen erlernten Beruf aus, ohne den Lebensunterhalt damit zu verdienen, und übe ferner einen Beruf aus, mit dem ich meinen Lebensunterhalt verdiene. Mit einem mit Ernst und Fleiß betriebenen geisteswissenschaftlichen Studium, so meine Erfahrung, ist man für viele Tätigkeiten des Arbeitsmarktes geeignet. Z. B. hat man, wenn man flexibel ist, die nötigen Fähigkeiten und Wissensgrundlagen, auf denen aufbauend man sich neuen Anforderungen zu stellen und sich notwendige Kenntnisse und Fertigkeiten selbständig und rasch anzueignen in der Lage ist. Deshalb ist es mir auch nicht sonderlich schwer gefallen, mit einer anspruchsvollen Tätigkeit meinen Lebensunterhalt zu verdienen. 

Geschichte, Politk, Literatur - das sind hervorragende Neigungen und Interessen, um ein geisteswissenschaftliches Studium problemlos und mit gutem Erfolg zu bewältigen. Verfolge also deinen Weg, den dir deine Interessen vorgeben!

Ich weiß nicht, was du dir an Infos bereits besorgt hast. Das Praktikum im Museum war richtig, aber es gibt deutlich mehr Möglichkeiten, gerade für Historiker. Ich empfehle dir, einmal zu googeln, Stichwort "berufe für historiker". Es werden eine ganze Reihe von Universitätsseiten angezeigt, die Informationen zum Einsehen/Download anbieten, auch ausführliche Literaturlisten. Vielleicht liegt eine Uni in deiner Nähe, dann kannst du mal persönlich einen Dozenten kontaktieren und mit ihm sprechen. 

Da ich nur einen Link in meinen Beitrag einfügen kann, verweise ich auf ein Buch, das ich dir zur Lektüre empfehlen möchte: http://www.sehepunkte.de/2014/06/19151.html  Die Autorin gibt einen kompakten Überblick und vielfältige Literaturhinweise zur weiteren Information.

Wenn du weitere Fragen hast, dann hier über Kommentar oder über PN.

MfG

Arnold

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Ich arbeite als Historiker.
Willy1729  11.05.2015, 16:28

Geisteswissenschaften genießen leider immer weniger Ansehen, weil Staat und Wirtschaft folgsame, unkritische Arbeitnehmer benötigen, denen ein "überflüssiges" geisteswissenschaftliches Wissen, das den Verstand schult, nur im Wege stünde.

Was ist daran böse? Es ist die schlichte Wahrheit  Bene dictum, Arnolde!

Gruß, Willy

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Jeder Beruf ist ein Kompromiss, und jede Berufswahl eine Entscheidung GEGEN ganz viele andere Interessen, die man hat. Oft ist das auch der Hauptgrund, warum sich junge Menschen nicht festlegen können oder wolen.

Du solltest langsam lernen, die Welt realistischer zu sehen und dich von deinem schwarz-weiß Alles-oder-nichts verabschieden. Auch eine Ausbildung oder ein Studium sind nur ein Schritt in eine Richtung. Damit legst du nicht deinen gesamten lebensweg fest!

Wenn dich ein Fach ganz besonders interessiert, studiere es und finde während der 8 Semester oder so, die das dauert, heraus, was du damit anfangen kannst. In vielen Bereichen kannst du z.B. journalistisch tätig werden - Fachzeitschriften, Online-Veröffentlichungen, aber auch die Übersetzung ausländischer Fachliteratur usw. sind nach wie vor gefragt.

Wenn du lieber ganz auf Nummer Sicher gehen willst, lerne zuerst einen "soliden" aber möglicherweise langweiligen Job, mit dem du dich über Wasser halten kannst, wenn du gerade mal keinen Traumjob findest.

In vielen Bereichen kannst du mit Abitur deutlich verkürzen, so dass du mit 2 Jahren hinkommen solltest und dein Studium nicht erst mit Mitte 30 anfangen musst...

Einige Berufe können dir sogar helfen, ein späteres Studium zu finanzieren: als Bürokauffrau (heißt alle paar Jahre anders, aber du weißt, was ich meine), kannst du z.B. nicht nur nebenbei Geld verdienen, sondern über den Umweg übers Büro auch in Bereichen, die dich interessieren, einen Fuß in die Tür bekommen.

Wenn du was Handwerkliches lernst, kannst du vielleicht als Restauratorin erste Kontakte zu Museen knüpfen usw.

Als Bibliothekarin kannst du nicht nur in der Stadtbücherei arbeiten, sondern auch in den unterschiedlichsten wissenschaftlichen Einrichtungen.

Usw.

Grundsätzlich sind Berufsberatungen beim Arbeitsamt keine schlechte Idee, wegen Corona sind persönlicge termine momentan aber vermutlich nicht leicht zu bekommen.

Was einzelne Studienfächer angeht, solltest du mal die entsprechenden Fachschaften einiger Unis kontaktieren und dort ganz gezielt deine Fragen stellen. Die wissen meist besser, wo Absolventenüberall unterkommen als Außenstehende, die nur ein ganz bestimmtes Bild im Kopf haben.

Das oft vorgeschlagene FSJ/ Auszeitjahr ist okay, wenn du es nicht nur als Ausrede nutzt, dich nicht entscheiden zu müssen. Ansonsten würde ich dir raten, direkt loszulegen und dir diesen "Puffer" für einen möglichen Wechsel "gutzuschreiben".

Und keien Angst: nichts, was du tust, wird dir andere Wege wirklich verbauen. Wenn du mit 50 noch Archäologie studieren willst, ist auch das irgendwie möglich.

Also freu dich, dass du so viele Möglichkeiten hast, statt bei jeder davon das berühmte Haar in der Suppe zu suchen. Das gibt es nämlich überall!

Wie wärs mit Journalismus? Da könntest du Literatur und Politik verbinden. Mit Musik gibt es auch immer noch die Möglichkeit, Sounddesign zu machen.

Sleepcheap19 
Fragesteller
 10.05.2015, 18:59

Bei meinem Praktikum im Museum habe ich einige Erfahrungen mit Journalisten machen müssen... Die waren leider überhaupt nicht erfreulich^^

Was Sounddesign angeht: Daran habe ich noch gar nicht gedacht. Da werde ich mich in naher Zukunft mal etwas schlauer drüber machen.

Vielen Dank :-)

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Online Tests, Berufsberatung bei der Bundesagentur für Arbeit (gratis), …

Ich finde nicht dass du dir da unendliche Sorgen machen musst, es sind immerhin noch 2 Jahre, viele meiner Freunde wissen es jetzt noch nicht mal, und wir machen gerade Abitur… Lass dir da vor allem von Eltern und Großeltern nicht zu viel Druck machen… Und sonst halt Praktika, oder ein "Orientierungsjahr" nach deinem Schulabschluss

Schau mal bei der ARGE, die haben so einen Berufsfindungstest, möglicherweise haben die ein paar Ideen für dich...

Man muss in deinem Alter auch noch keinen Berufswunsch haben, wichtig ist das man irgendetwas Sinnvolles macht und nicht um zehn Uhr morgens noch die Genitalien massiert.