Mechanische Uhren anfälliger für Probleme?

4 Antworten

Man muss mechanischen Uhren mögen...

Du hast hier eine schweizer Handaufzugsuhr aus dem Hause Tissot mit dem typischen großen (16 1/2 Linien) 6497 Uhrwerk. Es ist zum Teil skelettiert.

Zu 1. Die Uhr hat eine Gangreserve von bis zu 46 Stunden.

Das heißt, dass nach Vollaufzug über die Krone die Zugfeder für bis zu 46 Stunden die Uhr mit Kraft versorgen kann.

Es würde sich anbieten die Uhr täglich aufzuziehen, da es für 48 Stunden (alle zwei Tage) nicht ausreicht. Also morgens aufzogen, solltest du sie übernächsten Abend mal aufzogen haben, damit sie am Morgen nicht abgelaufen ist. Wenn Du sie einmal täglich aufziehst, bist du auf der sicheren Seite.

Zu 2. Mechanische Uhren sind immer nur so gut, wie sie gewartet und einreguliert sind.

+-4 Sekunden/Tag sind ein guter Wert. Natürlich werden die günstigsten Quartzuhren genauer gehen.

Zu 3. Auch sind mechanische Uhren anfälliger für Probleme. Du kannst ja sehr gut über den Glasboden auf die Hemmung blicken (Unruh mit Spirale usw.).

Das ist das Herzstück der Uhr und hier ist die Uhr mit am "fragilsten". Letztendlich hat die Uhr eine Stoßsicherung, die Stöße bis zu irgendeinem Punkt gut abfedern kann. Trotzdem ist Vorsicht geboten und Sportarten wie Golfen, oder Mountainbike-fahren sollte man gänzlich vermeiden.

Zu 4. Es gilt, je weniger die Uhr getragen wird, desto weiter rückt eine Überholung in die Ferne. Es schadet also der Uhr nicht, wenn sie mal nach ca. 46 Stunden abgelaufen ist und dann längere Tage mal liegen bleibt. Um die Viskosität der vollsynthetischen Uhrenöle zu wahren, sollte man die Uhr etwa 1-2x Monat tragen.

Fazit: Es ist eine wirklich schöne Uhr aus renommierten Hause.

Jedoch wäre eine Handaufzugsuhr nichts für mich. Das ist wirklich eher eine Sonntagsuhr, da das ständige Aufziehen über der Krone nicht nur nervt, sondern auch Belastung ist für den Aufzug bedeutet.

Wir haben hier auch eine typische Handaufzugs-Zugfeder. Sie kann reißen, was ein typisches Problem bei Nomos-Uhren ist. Automatikuhr-Zugfedern rutschen immer nach, können nicht reißen...

Auch finde ich das Uhrwerk für meinen Geschmack zu wenig "skelettiert". Die Ablesbarkeit der Uhrzeit mangelhaft.

Größter Minuspunkt bei der Wartung! Solche Uhren müssen bei täglichen Tragen etwa alle 3-4 Jahre komplett überholt werden. Das geht ins Geld!

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
DoktorDave 
Fragesteller
 12.03.2021, 14:28

Vielen Dank für den ausführlichen und aufschlussreichen Kommentar. Könnten Sie mir vielleicht mit Ihrer Erfahrung helfen und eine Uhr / Uhren empfehlen, welche aus ähnlich renommiertem Haus wie Tissot kommen (Preislich vlt auch etwas günstiger), also qualitativ gut sind, ebenfalls wie diese ein Metallband und eine skelettierte Bauweise haben, aber im Gegensatz zu dieser Automatik sind? Ich finde das Aussehen der Uhr nämlich sehr schön, der einzige Knackpunkt den ich sehe ist die mechanische Bauweise. Wenn ich eine Uhr finden würde, die so ähnlich aussieht und preislich liegt, würde ich auf jeden Fall eher zu der tendieren.

Vielen Dank im Vorraus.

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U7rmacher  12.03.2021, 20:00
@DoktorDave

Dann würde ich bei Tissot bleiben. Es gibt normale mechanische Automatikuhren, die dann nur ein open heart haben. Also das man nur die Hemmung von vorne sehen kann:

Hier:

Die sind auch einfacher zu warten, weil das Uhrwerk nicht so hoch finisert sind.

Alles andere spielt sich im Modeuhrbereich ab. Fossil und Seiko hat brauchbares, aber eben dadurch nicht so renommiert wie Tissot.

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U7rmacher  12.05.2021, 09:13

Hi, konnte ich dir mit meiner Antwort weiterhelfen? Falls nicht, helfe ich dir gerne weiter.

Andernfalls freue ich mich auf einen Stern🌟

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1. Kommt auf die Uhr an wie oft man sie aufziehen muss. Immer vorsichtig aufziehen und nicht mit unnötig Kraft.

2. Verglichen mit Quarzuhren ja. Man muss schon alle paar Wochen die Zeit angleichen. Eine Abweichung von einer Sekunde pro Tag ist nicht unüblich. Gute quarzuhren haben meist 20 oder 30 Sekunden Abweichung im Jahr.

3. Ich glaube nicht dass sie anfälliger sind als Automatikuhren. Aber beides empfindlicher las Quarzuhren.

4. Nein, das ist ok.

In welchen Abständen sollte ich die Uhr aufziehen und muss ich dabei etwas besonderes beachten?

Sagt dir im Zweifelsfall das Handbuch/Datenblatt des Uhrwerks, üblicherweise etwa alle 24-48h. Meistens gewöhnt man sich das dann zu einer bestimmten Tageszeit ein, beispielsweise sobald du morgens im Büro sitzt.

Hat eine relativ aktuelle Uhr wie die oben erwähnte auch solche Probleme mit einer Ungenauigkeit?

Ich kenne die oben genannte nicht, grundsätzlich hast du bei etwas mechanischem mit Schwungmasse etc. natürlich tendenziell mehr Ungenauigkeiten je nach Armbewegung und Lage. Bei guten hält sich der Fehler aber wohl unter 1 Sekunde/Tag.

Sind mechanische Uhren anfälliger für Defekte, bzw generelle Probleme?

Das liegt prinzipiell in der Natur der Sache, dutzende kleinste Teile die präzise ineinander greifen müssen sind natürlich anfälliger als eine einfache elektronische Lösung. Solange du die Uhr keinen harten Schlägen, Flüssigkeiten etc. aussetzt läuft ein gutes Werk aber eigentlich problemlos Jahre bis Jahrzehnte.

Schadet es der Uhr, wenn ich es vergessen würde, sie aufzuziehen und sie dadurch über einen Zeitraum lang stehen bleibt?

Wäre mir nicht bekannt, dürfte für die Innereien sogar schonender sein.

Die Uhr kannst du zu allen Zeiten aufziehen. Wenn sie abgelaufen ist oder länger liegt, macht das nix.

Automatikuhren haben, wie unser U7 schon sagt, eine Rutschkkupplung und damit ein haltbareres Aufzugssystem.

Andererseits sind sie höher und schwerer, und ein Sturz schadet. Eine leichte Handaufzugsuhr hingegen kann u.U. unbeschadet bleiben, wenn sie hingefallen ist.

Ich persönlich ziehe Handaufzugsuhren allen anderen Arten von Uhren vor. Russen besonders.

Batterieuhren trage ich nicht, lehne ich ab. Gehen auch kaputt, brauchen neue Batterien, die in Coronazeiten nicht zu kriegen sind, usw.

Deine Wahl finde ich eine sehr gute und schöne Uhr.