laufen mechanische uhren mit der zeit schneller oder langsamer?

4 Antworten

Von Experte Bluemie bestätigt
Eine mechanische Uhr wird nie 100 % genau gehen.

Mechanische Uhren gehen kurz nach Montage "nach". Das liegt daran, dass die Uhr sich erst einmal "einlaufen" muss. Die platzierten Öle müssen erst mal in Bewegung kommen. Die Unruh schwingt noch nicht ganz aus.

Dies muss direkt bei der ersten Reglage mit berücksichtigt werden.

Nach ein paar Tagen sollte die Uhr dann eine Gangabweichung von max. +4 Sekunden/Tag je nach Uhr aufweisen.

Diesen Wert schaffen dann meist "teurere" Uhren besser als die der Japaner zum Beispiel. Hat zum anderen damit zu tun, dass die Halbschwingungen höher sind. Die Uhr ist gegen Stöße usw. besser gewappnet, wenn die Halbschwingungen 28800 und mehr betragen. Japaner lassen es ruhiger angehen mit 21600.

Hier kommt es natürlich auch immer auf den Ladezustand der Zugfeder an. Eine voll aufgezogene Zugfeder gibt mehr Kraft ab, als eine die schon fast abgelaufen ist. Die Uhr geht "vor", am Ende "nach".

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Im Verlauf der Jahre wird dann eine mechanische Uhr eher immer weiter "nach" gehen.

⇨ Das liegt daran, dass das Öl nicht mehr ausreichend vorhanden ist, Viskosität beeinträchtigt oder der Verschleiß fortschreitet. Eine Überholung ist unumgänglich um wieder adäquate Gangwerte mit der Uhr erzielen zu können.

Bei modernen Uhren ist das seltener zu beobachten, da die heutigen Öle ja alle voll synthetisch sind. Aber gerade ältere Taschenuhren, deren Öl quasi verklebt, ist das sehr häufig zu beobachten.

Der Kraftfluss der Zahnräder ist dann meist gestört. Die Kraft kommt nicht ungehindert bei der Hemmung an. Eine Unruh benötigt aber ausreichend Kraft, um eben einwandfrei schwingen zu können.

Nichtsdestotrotz muss man bei einer mechanischen Uhr immer Gangabweichungen in Kauf nehmen.

Gerne Fragen!

U7rmacher

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
 - (Technik, Schmuck, Uhr)
U7rmacher  23.02.2022, 09:45

Hi, konnte ich dir mit meiner Antwort weiterhelfen? Falls nicht, helfe ich dir gerne weiter.

Andernfalls freue ich mich auf einen Stern🌟

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Am Anfang läuft das Werk tatsächlich erstmal ein paar Wochen ein. Das Öl verteilt sich, Reibung verringert sich. Das führt dazu, dass mehr Energie zur Unruh geleitet werden kann. Diese schlägt nun weiter aus. Das dauert länger, die Uhr läuft also langsamer. Ich hatte schon Uhren, da wird beim Regulieren genau das mit einbezogen. Anfangs ging die Uhr etwa 10 s pro Tag vor, letztendlich waren es nach paar Wochen noch 1-2 s. Mit langer Nutzungsdauer nehmen die Verluste im Werk zu. Das macht sie oft kurz schneller, dann verlangsamt sich das Werk meist.

Schneller, die Schwingung der Unruhe wird schwächer, braucht regelmäßig einen Uhrenöl-Tropfen.

Soweit ich weiß.

Die Federspannung ,welche die Unruh in Bewegung hält, wird schwächer und die Uhr geht, NACH.