Lohnt sich Fachabi in Sozialwesen?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ja es lohnt sich auf jeden Fall. In diesem Gebiet gibt es sooo viele tolle Möglichkeiten und Jobs und vorallem ist dort viel Personalmangel und man braucht Leute

Also mach das auf jeden Fall!!👍🏼

Woher ich das weiß:Berufserfahrung
Max4055 
Fragesteller
 20.08.2023, 23:27

Aber weißt du vielleicht ob sich durch ein Fachabi in Sozialwesen die Ausbildungszeit zum Erzieher verkürzt ? Oder verändert sich nichts außer dass man möglicherweise für sich selbst einen Vorteil hat? 🙂

0

Die Ausbildung dauert in meinem Bundesland 3 Jahre. Sie verkürzt sich auf 2 Jahre wenn du vorher einen anderen Beruf hattest. Bei und wird im dualen System ausgebildet. Du machst einen Vertrag mit der Kita, du arbeitest 3 Tage Vollzeit und gehst 2 Tage in die Schule.

Wenn du Fachabi hast, dann emfpehle ich dir aber nicht in die Erziehung zu gehen. Du verdienst nur gut, wenn du in einer Kommunalen Kita arbeiten kannst. Aber dort reinzukommen ist oft nur durch Beziehung möglich. Alle anderen Kitas haben oft Engpässe. Der Unterschied liegt dort im Nettogehalt. Jemand in einer Kommunalen Kita verdient mehr als in einer freien Kita oder kirchlichen. Und zwar netto zwischen 600 und 800 Euro mehr. Netto!

Und noch etwas kann ich dir aus der Praxis sagen. Das was du in der Ausbildung lernst, das kannst du getrost über Bord werfen sobald du den Job beginnst, allenfalls als Anregung mitnehmen. Der Job wird alles andere sein, aber nicht das was du gelernt hast.

Du stehst immer mit einem Bein im Knast und der Beruf selber ist in der Gesellschaft kaum anerkannt. Es sind zwar alle froh das sie ihre Kinder unterbringen können, aber das wars dann auch schon. Die Eltern arbeiten oft gegen den Erzieher anstelle mit ihm. Die erste Erkenntnis die dir kommen wird ist, das du die großen Ideen die du hattest begraben kannst und die zweite Erkenntnis die du hast ist, das du nicht alle Kinder retten kannst. Solltest du doch in die Kita gehen sollte das erste was du mit deinem Geld machst folgendes sein: Zusatz Rente einzahlen, Haftpflicht und Rechtschutz Versicherungen anzulegen. Solltest du das Glück haben, das deine Eltern dir den Führerschein finanzieren, mache das. Ich hatte das Glück nicht. Auch wirst du zusehen müssen Möbel zu bekommen für deine erste eigene Wohnung. Ich habe damals mit 785 Euro Netto begonnen, unsere heutigen Azubis bekommen ca 1200 netto. Wenn sie dann fertig sind und übernommen werden, wandert es hoch auf ca 1500 Euro netto. Große Sprünge oder Anschaffungen sind also nicht drin.

Zu dem "Du kannst nicht alle retten" kann ich dir ein paar Beispiel mal bringen.

Ich habe hier eine Mutter mit 4 Kindern. Das dritte Kind war in meiner Gruppe bis vorletztes Jahr, das vierte Kind ist in meiner Nachbargruppe. Die ersten beiden Kinder waren nicht so gut, das sie die Einschulung in die Grundschule schafften. Sie wurden in eine Förderschule eingeschult. Das dritte Kind das ich hatte das war normal Entwickelt. Es war vielleicht nicht ein 1er Kandidat sondern nur im zweier oder dreier Bereich, aber das Kind hätte die Grundschule locker geschafft. Ich habe die Mutter bekniet, damit sie dem Kind nicht die Chance nimmt eine normale Grundschule zu besuchen. Aber die Mutter sagte, die anderen beiden gehen auf die Förderschule und dieses Kind wird da auch hingehen. Später hat mir eine Freundin der Familie berichtet, das sie das macht, weil sie das nicht anders unter den Hut bekommt weil die Schulen beide auseinander liegen und sie nicht von A nach B laufen will. Jetzt ist das Kind auf der Förderschule, hat zwar nur 1er aber durch die Langeweile wird es auffällig. Ein halbes Jahr hab ich gesprochen und geredet. Und solche Kandidaten habe ich hier öfters. Da ist ein Kind bei Pflegeeltern und der Mann ist Lehrer. Das Kind konnte letztes Jahr die Vorschulübungsblätter und Logikaufgaben innerhalb von 5 Minuten bewältigen, kann mit Lineal umgehen und lernt schon Zweitsprache. Spielt Schach und hat keine Auffälligkeiten in Sprache und Bewegung... und die richtigen Eltern haben sich quer gestellt was die Einschulung betrifft. So blieb dieses Kind ein weiteres Jahr in der Kita. So ist das hier ständig. Auch in anderen Dingen. Da ist das Kind das Logopädie braucht. 3 Jahre redet man immer und immer wieder in Elterngesprächen. Dann bekommt man von der Rektorin einen Anruf, nachdem das Kind ein Jahr länger in der Kita bleibt damit es sprechen lernt. Die Rektorin fragt dann, warum denn das Kind auch nach einem weiteren Jahr nicht sprechen kann, was ich denn mit dem Kind in der Kita mache. Ich hab der dann erklärt das die Eltern sich gegen Logo sperrten und hinzu kam noch, das sie nur 2-3 mal in der Woche das Kind in die Kita brachten. Nix passiert, weil die Eltern nicht aktiv werden, obwohl man redet, bittet, vermittelt, Infos ran karrt. Das was ein Erzieher sagt ist uninteressant. Ich bekomme es dann aber auf den Deckel. Lauter solche Scherze. Derzeit haben wir ein Kind, das ist in 4 Jahren nur 170 mal in der Kita gewesen. Das Kind wird 7Jahre alt, hat aber einen Entwicklungsstand von 4 Jahren. Ich werde verantwortlich gemacht von den Eltern, weil das Kind nichts gelernt hat, dabei hätten sie das Kind an über 600 Tagen bringen können in den letzten Jahren wenn man Corona mal außen vor lässt. Kind ist nicht in der Kita, Kind lernt nichts. So einfach ist das nun mal. Aber ich bin schuld....

Der Beruf ist toll, keine Frage, aber nicht die Kinder sind das Schwierige daran, sondern die Eltern und die äußeren Umstände.

Ich habe 15 Jahre auf den Buckel und müsste ich es heute nochmal entscheiden ob ich diesen Beruf lernen würde, ich sag mal so - nein. Du solltest dir also gut überlegen ob du mit Abi einen so undankbaren Job lernst bei dem du noch nicht mal gut verdienst in den Anfangsjahren. Es hat schon einen Grund warum heute kaum noch Leute Erzieher werden wollen. Da muss man schon ganz hohe Ideale haben um das bis zur Rente durchzuhalten. Die wenigsten schaffen das.

Ich arbeite 15 Jahre in dieser Kita. In der Zeit sind 4 Leute in Rente gegangen und 3 setzten aus wegen Schwangerschaft. Über 100 sind ausgeschieden durch Burn Out, Krankheit und Berufswechsel, einer einzigen wurde gekündigt. Wir haben jedes Jahr bis zu 4 Erzieher, die sich zeitweise einweisen lassen müssen, weil sie es nervlich nicht mehr aushalten. Meistens sind das ältere Erzieherinnen die 5-10 Jahre vor der Rente nichts anderes mehr anfangen wollen oder können. Die sind dann bis zu 3 Monate weg. Wenn das passiert sagen wir durch die Blume: Die nächste wurde kaputt gespielt, sie ist jetzt in der Klapper.

Du erkennst manchmal lange nicht das was falsch läuft. Der Ton ist oft rau, Zickenterror bis hin zu Mobbing ist auch öfters mal vorhanden. Aber, eins muss auch gesagt werden, nicht alle Kitas sind so. Aber die Kitas wo es sehr gut läuft, da ist auch seltener Personalmangel und Co. Aber in diese Kitas kommt man nur sehr schwer rein.

Max4055 
Fragesteller
 21.08.2023, 01:45

Danke für deine ehrliche Meinung 🙂

0