Lohnt es sich eine Pilotenausbildung zu beginnen?

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Hallo, 

1) Tatsache ist, dass der Pilotenmerkt in Deutschland ziemlich überlaufen ist und es rund 100 Bewerber für den rechten Sitz gibt. Da musst Du schon sehr gut sein. 

2) Was meinst Du mit "umschulen"? Pilot ist keine Lehrausbildung mit IHK-Prüfung, sondern eher ein "Anlernberuf". 

3) Der Verdienst hängt von Deinem zukünftigen Arbeitgeber ab. Du darfst nicht unbedingt Lufthansa als Norm nehmen. Von den rund 15.000 Piloten, die das LBA verwaltet, arbeiten weniger als ein Drittel bei LH. Es mag also durchaus Kapitäne geben, die bei einer kleinen Airline weniger verdienen als ein junger Copilot bei LH. 

4) Da aber die Ausbildung durch die EU/EASA in ganz Europa standardisiert ist, musst Du Dich nicht auf DE beschränken. Und auch in der Businessfliegerei gibt es sicher ein Auskommen. 

5) Einigermaßen Sicherheit für einen Job gibt es eigentlich nur, wenn die Ausbildung nach MPL-Richtlinien durchgeführt wird und nicht nach der "alten" - aber natürlich noch gültigen - Stufenausbildung. Bei MPL gibt es eine Lizenz erst ganz am Ende mit Abschluss des sog. Typeratings, also der Musterschulung auf Großgerät, sprich, einem Verkehrsflugzeug. 

Dafür darf diese Ausbildung Prozeduren der Airline enthalten, allerdings bist Du dann für mindestens zwei Jahre an die Gesellschaft gebunden. Dieser "Arbeitgebersperrvermerk" wird auch in die Lizenz eingetragen und macht einen Wechsel schwierig. 

6) Du kannst die Ausbildung entweder an einer mit einer Airline verbundenen Flugschule machen (Fluggesellschaften dürfen selbst keine fliegerische Grundausbildung machen, nur das Typerating) oder an einer "freien" Flugschule. Bei der ersten Version hast Du den Eignungstest schon bestanden und musst nur noch die Ausbildung überleben, bei der zweiten Version stehst Du nach der Ausbildung mit einer Lizenz und einem meist nicht passenden Typerating dem freien Markt zur Verfügung und musst Dich selbst um eine Anstellung kümmern. Nicht unmöglich, aber schwierig wegen der Marktsituation. 

7) Entgegen manchen Fehlinformationen musst Du die Ausbildung in jedem Fall selbst bezahlen, nur die Modalitäten sind je nach Airline und/oder Flugschule verschieden. 

8) Du kannst einfach als "Lineschwein" bis zum Alter von 65 Jahren fliegen oder Karriere machen als Trainingsmanager, Instructor, Examiner, Werkstattpilot oder - das Sahnehäubchen - als Testpilot (dann aber nur mit ingenieurwissenschaftlichem Studium und vielen Tausend Flugstunden Erfahrung). 

9) Zu beachten gibt es folgende Dinge: 

a) die gesetzlichen Vorgaben der EU/EASA, festgeschrieben in der 

"VERORDNUNG (EU) Nr. 1178/2011 DER KOMMISSION vom 3. November 2011zur Festlegung technischer Vorschriften und von Verwaltungsverfahren in Bezug auf das fliegende Personal in der Zivilluftfahrt gemäß der Verordnung (EG) Nr. 216/2008 des Europäischen Parlaments und des Rates" 

Sie enthält im TEIL-FCL die Anforderung an Bewerber und Ausbildungsinhalte und im TEIL-MED die flugmedizinischen Vorschriften und gilt nicht nur in der EU, sondern praktisch in ganz Europa, Russland und einigen anderen Staaten. 

b) nationale Vorschriften, bei uns (für Berufspiloten) unter Aufsicht des Luftfahrt-Bundesamtes (LBA), ansonsten der jeweiligen nationalen Luftfahrtbehörde wie dem BAZL in der Schweiz oder austrocontrol in Österreich. 

c) die Vorgaben des Arbeitgebers. Die können (und dürfen) u. U. restriktiver sein als die gesetzlichen. 

10) Sollte Dich der militärische Auftrag nicht stören, kannst Du auch bei der Bundeswehr fliegen. Die Auswahl ist noch strenger, aber es muss ja auch nicht unbedingt Fighterpilot sein (das haben lt. Bw 2012 nur rund 1,2 % der Bewerber geschafft). Hubschrauber oder Transporter (A400M, P-3 Orion bei der Marine oder die Flugzeuge der Flugbereitschaft) wollen auch geflogen werden. 

Du bist Soldat und erhältst von Beginn an ein Gehalt gem. Bundebeamtentabelle. Kannst Dich ja mal unter luftwaffe.de kundig machen. 

ramay1418  01.02.2016, 08:30

Danke für den Stern! 

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Pilot ist sicherlich für viele ein Traumjob - und ist es auch wohl. Die Jobaussichten sind zwar gut - aber gut bezahle Jobs wie bei der Lufthansa sind rar gesäht. Mittlerweile stellen Airlines wie RyanAir die Piloten nicht mehr ein, sondern beschäftigen diese als Freiberufler (gibt im Augenblick Probleme, weil die Behörden Scheinselbständigkeit vermuten - was ja nicht von der Hand zu weisen ist.)

Zwei Dinge solltest du für dich ehrlich beantworten.

1. Hast du genug Geld oder bist du gut genug?

Die Kosten für die Ausbildung zum Piloten wirst du selber tragen müssen, wenn du keine Airline findest, die die Ausbildungskosten übernimmt - so wie bei der Lufthansa. Und deren Einstellungstests sind knallhart!

2. Erfüllst du alle gesundheitlichen Voraussetzungen

Nicht jeder der möchte, kann Pilot werden. Informiere dich, ob du gesundheitlich alle Voraussetzungen erfüllst.

Zum Abschluss;  Egal was passiert, mit dem Abitur werden dir weitere Türen für zukünftige Jobs offen stehen - du bist also auf den richtigen Weg. Wenn es mit dem Pilotenschein klappt, dann hast du den Vorteil, dass du weltweit bei den Airlines arbeiten kannst - ich bin schon mit einigen deutsche Piloten, die für ausländische Airlines im Cockpit sitzen, geflogen. Wenn nicht, dann gibt es auch noch andere Traumjobs!


LG Christian


Pilotflying  28.01.2016, 10:49

Die Jobaussichten sind gut.... wo?

..und ein "Traumjob" ist es wohl für die Träumer, die sich nur mit dem positiven Dingen beschäftigen, die sie gerne hören möchten. Aber nicht mit der - oft bitteren - Realität. 

Pilot sein ist für die meisten kein Traumjob mehr. Selbst für Piloten großen Airlines nicht mehr. Viele, die das öffentlich behaupten,  lügen sich selbst an. Nur wenige haben den Ar*** in der Hose,  mal öffentlich über die Probleme und Sorgen in dieser Branche zu sprechen.

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Bei den Ausgangsvoraussetzungen, die Du hier vorgibst, kannst Du das gleich vergessen. Pilot muss man aus Überzeugung und Leidenschaft sein, sonst kann man den Job nicht lange machen.

Ob sich Pilot sein für Dich lohnt, kannst nur Du entscheiden. Dieser Job ist ein Knochenjob, der einem körperlich und psychisch vieles abverlangt. Viele sind den Anforderungen nach vielen Jahren nicht mehr gewachsen, haben gesundheitliche Probleme, Burn Out, kaputte Ehen und vieles mehr.

Das Einkommen ist, je nachdem, wo man einen Job bekommt, von halbwegs zufriedenstellend bis äußerst dürftig. 

Wenn Du viele Jahre bei einer renommierten Airline tätig bist und vielleicht nach 20 Jahren oder auch später auf dem linken Sitz einer Langstreckenmaschine Platz nehmen darfst (oder auch nicht), stimmt in der Regel auch die Kohle. Aber der Weg dorthin ist äußerst lang und anstregend. Manche kommen nie dorthin.

Diese Jobs hätten alle Piloten gerne und die Chancen, dort hinzukommen, sind äußerst dünn gesät. 

Die Jobchancen sind derzeit auf gut deutsch gesagt "unter aller Sau". Viele Lizenzinhaber - manche davon mit zig tausend Flugstunden im Flugbuch und einem gültigen Type Rating in der Tasche - finden keinen Job. Sie schlagen sich um die wenig frei werdenden Plätze in den Cockpits und die Arbeitgeber picken sich die absoluten Sahnestücke raus. Für die Newbees bleiben da nur die "billigen Jobs", die die alten Hasen nicht wollen. Miese Arbeitsbedingungen,  wenig oder unter Umständen sogar gar keine Kohle, oft ohne festen Anstellungsvertrag als Freelancer. So fliegen dann die, die umbedingt um jedem Preis ins Flugzeug möchten und sie dürfen froh sein, überhaupt fliegen zu dürfen und zumindest ein paar Stunden zu sammeln. Aber erstrebenswert...... ist das nicht!

Deine Frage zeigt, dass Du Dich bisher noch nicht sehr ausgiebig mit der Materie beschäftigt hast. Sonst wüsstest Du die von mir beschriebenen Dinge längst. Hier im Forum wird die Frage, ob sich die Pilotenausbildung lohnt, fast jeden Tag ausführlichst durchgekaut. Du brauchst eigentlich nur mal die Beiträge zu lesen und etwas zu recherchieren.

Dann schau Dir das Berufsbild genau an und überlege Dir, ob Du neben den schönen und positiven Dingen, die dieser Beruf zweifellos hat, auch die schlechten und negativen Dinge in Kauf nehmen willst und kannst.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Beruf und Erfahrung