Krafttraining uns Bouldern?

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Bouldern ist mehr als nur Muskelaufbau. Bouldern ist auch eine intellektuelle Herausforderung und fordert vom Athleten neben Kraft, Intelligenz und Mut auch Beweglichkeit und Feingefühl ab. Klettern und Bouldern macht zumindest mir ganz anders und viel mehr Spaß als die reine Muckibude. Allein der körperlichen Ästhetik wegen würde ich eher in den Kraftraum gehen und mit Kurzhanteln weitermachen.

Eigentlich unterliegt fast jede Art des Trainings dem Prinzip der Superkompensation. Du setzt einen Trainingsreiz, anschließend ist dein Körper / Muskelgruppe müde und weniger leistungsfähig, erholt sich aber nach einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Leistungsfähigkeit hinaus und flacht anschließend wieder auf das alte Niveau ab (bzw. unterschreitet dieses wieder, wenn das Training zu lange nicht gemacht wird). Ziel des Trainings ist, das nächste Training an dem Punkt anzusetzen, wo das Leistungsniveau über dem ursprünglichen Niveau liegt. Der Zeitraum, in dem Superkompensation passiert, ist je nach Muskelgruppe und individuellen Faktoren (Veranlagung, Ernährung, Schlafgewohnheiten, Krafttraining, Ausdauertraining, Volumenaufbau...) etwas unterschiedlich. Viele sagen z.B., dass man durchaus jeden Tag Stabilisationstraining machen kann, während man nicht unbedingt täglich die Arme trainieren sollte. Ob und wie an welcher partikulären Muskelgruppe welche Superkompensation beachtet werden muss, kann ich beim besten Willen nicht sagen. Ich glaube, das kann niemand zuverlässig allgemeingültig, manche Schwätzer versuchen's halt. Und im Breitensport spielt das auch keine große Rolle. Man sollte halt darauf achten, was einem der eigene Körper zurückmeldet. Anders erfährt man nicht, was gut und was schlecht ist. Eine Bekannte von mir hat vor zweieinhalb Jahren mit dem Laufen angefangen, hat sich bis vor kurzem für die größte Profi-Trailläuferin gehalten und jedem Tipps gegeben, ob er sie hören wollte oder nicht (ich mach' seit 20 Jahren Ausdauersport und seit 8 Jahren Trail- und Bergläufe und musste oft genug was von ihren supereffizienten Trainingsmethoden anhören). Jetzt hat sie wegen Überlastungsproblemen ein Jahr Sportpause.

Wenn du jeden Tag bouldern gehst, wirst du vielleicht sehr häufig feststellen, dass du dir mit Boulderproblemen an deinem Leistungslimit an zwei aufeinanderfolgenden Tagen eher immer schwerer tust, weil dein Körper eventuell am nächsten Tag noch nicht ausreichend erholt ist. Wenn du dein Training auf jeden zweiten Tag (3-4 Mal die Woche) reduzierst, ist das vielleicht schon besser. Andererseits kann es speziell bei so Sportarten wie dem Bouldern auch nützlich sein, mehrere Tage hintereinander zu trainieren, weil ein bestimmtes Boulderproblem vielleicht eher weniger an deiner Kraft sondern an deiner intellektuellen Herangehensweise (Bewegungsabläufe, Sturzangst, Vertrauen in Tritte/Griffe) liegt und du durch die häufige geistige Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Problem weiter kommst als durch körperliches Training. Ich denke daher, dass man beim Bouldern einfach selbst rausfinden muss, mit welchem Ansatz man sich gerade verbessert. Die Erschließung neuer Schwierigkeitsgrade ist in dem Sinn kein statischer, linearer Prozess wie der Aufbau eines ästhetischen Erscheinungsbildes.

PS: Und pass beim Bouldern auf deine Sehnenscheiden und Ringbänder auf. Speziell die Unterarme sind Muskeln, die man sonst für kaum etwas so intensiv beansprucht. Wenn man sie dann plötzlich so häufig und stark belastet, kann das zu Überlastungsverletzungen führen.

darianscanzi 
Fragesteller
 07.06.2021, 13:06

Also ist es in Ordnung wenn ich heute oberkörper trainiere und morgen dann bouldern gehe

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Avicenna89  07.06.2021, 13:17
@darianscanzi

Es kann sein, dass es vom Trainingsablauf her nicht maximal effizient ist. Aber ich glaube, wenn du heute Rumpf, Schultern, Brust und Oberarme machst, ist zumindest das Verletzungsrisiko nicht wesentlich erhöht, da die größten Verletzungsrisiken beim Bouldern in den Sprunggelenken und den Ringbändern in den Fingern sind, also nichts, was du mit dem Oberkörpertraining großartig ermüden könntest.

Und simmer doch mal ehrlich: Die "Effizienz" beim Training ist eine Sache. Der Spaß am Sport eine andere. Wenn dir das Bouldern Spaß macht, dann geh' hin. Egal, wie sehr du dich heute verausgabt hast. Pass halt auf, was dein Körper dir sagt. Wenn du Schmerzen hast, hör' auf, bzw. geh's zumindest langsam an.

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Hallo!

Meine Ziele im Muskelaufbau ist es einen athletischen und nicht übertriebenen Körper zu haben.

Dann kommt da wirklich ein Problem auf Dich zu. Der Körper baut nie freiwillig Muskeln auf, fehlt die Notwendigkeit, so sind sie für ihn nur eine unnötige Belastung. Der Körper muss also durch Arbeit oder Sport zum Muskelaufbau gezwungen werden.

Aus gleichem Grund hält der Körper auch keine Muskeln. Was antrainiert ist, geht ohne Reiz wieder weg.

Bedeutet : Schon eine weniger gut trainierte Muskelgruppe nimmt bei Trainingsminderung Schaden

Vielleicht musst Du einfach Prioritäten setzen

Viel Erfolg

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Viele Jahre Bundesliga Gewichtheben/Studium

ich glaube, dass ist wie so oft eine Sache der relation und des rechten Maßes. Die Frage ist, welche Ziele Du beim Muskelaufbau hast, daher ist das mit den Infos gar nicht wirklich zu beantworten.

darianscanzi 
Fragesteller
 05.06.2021, 12:34

Meine Ziele im Muskelaufbau ist es einen athletischen und nicht übertriebenen Körper zu haben. Und halt mehr Kraft zu kriegen

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