Kann ein Fluglotse mit sofortiger Wirkung alle Start- und Landefreigaben anderer Lotsen canceln, wenn er einen Notfall auf dem Weg zum Flughafen hat?
4 Antworten
Ich weiß was du meinst, die Formulierung "anderer Lotsen" ist das Problem.
Ein Fluglotse kann immer mit sofortiger Wirkung die Freigaben, die er selbst den Flugzeugen unter der eigenen Kontrolle gegeben hat, widerrufen oder andere Freigaben geben. Jede Lotsen-Arbeitsposition und jeder Sektor hat seine eigene Frequenz, auf der alle Flugzeuge unter der Kontrolle des Lotsen sind zuhören und ansprechbar sind. Man kann also nicht mit Piloten sprechen, die gerade auf der Frequenz anderer Lotsen sind und einfach woanders eine Startfreigabe oder Landefreigabe "canceln".
Ein Beispiel, so wie du es vermutlich meinst und wie es ablaufen würde.
Ein Verkehrsflugzeug ist auf dem Weg zum Flughafen XY und meldet dem Lotsen Lotsen, der für die An- und Abflugkontrolle des Flughafens XY zuständig ist, dass sie einen Notfall haben und sofort am Flughafen XY landen müssen. Dieser Lotse hat sowieso schon viel zu tun, weil der Luftraum sehr voll ist und der Notfall erhöht jetzt die Arbeitslast enorm. Der Lotse würde dann den Lotsen am Flughafen XY (und vielleicht auch noch anderen Flughäfen, die im Bereich dieses An- und Abflug Lotsen liegen) sagen, dass keine Startfreigaben mehr ausgesprochen werden dürfen und nichts mehr abfliegen darf. Das kann er machen, denn er bekommt ja alle gestarteten Luftfahrzeuge in seinen Luftraum, darum darf er da einfach ein Stopp aussprechen. Je nachdem wie weit der Notfall noch entfernt ist und je nach anderen Faktoren, könnten noch anderen Luftfahrzeuge vorher den Flughafen XY anfliegen und landen oder eben auch nicht und müssen dann erstmal in "Warteschleifen" und den Notfall abwarten.
Das Szenario geht auch andersherum: Wenn der Flughafen einen Notfall am Boden hat, kann der Flughafen-Lotse auch dem Lotsen der Anflugkontrolle sagen "ab jetzt darf hier nichts mehr anfliegen" und dann muss die Anflugkontrolle die Flugzeuge informieren und entsprechen loswerden oder verzögern und die Piloten können dann entscheiden ob sie warten oder woanders hin ausweichen.
Aber um deine Frage zu beantworten, ein Lotse kann nicht einfach die Freigaben anderer Lotsen sofort "canceln", alleine schon weil die Frequenzen unterschiedlich sind. Was geht, ist anderen Lotsen zu "befehlen", keine Start- oder Landefreigaben mehr auszusprechen oder sogar Freigaben zurückzunehmen, wenn die Sicherheit das erfordert und es entsprechend verhältnismäßig ist.
Du möchtest dich einfach erst mal in die grundlegendsten Grundlagen einlesen.
Theoretisch ja, aber es sind niemals zwei Lotsen für den selben Luftraum zuständig.
Wenn im Luftraum um einen Flughafen ein Notfall passiert, kann der zuständige Lotse seine Flieger selber umsortieren.
Die Lotsen, die für den IFR Verkehr zuständig sind, haben keine Befugnis auf die Flughafenfrequenz zu wechseln, um da was zu regeln. Wenn noch im Luftraum außerhalb einer Kontrollzone etwas passiert, wechselt der Pilot (wenn möglich) selbst auf die Frequenz des Flughafens, auf dem er Landen möchte und deklariert einen Notfall. Dann kann er machen, was nötig ist, um sein Flugzeug zu retten. Der zuständige Lotse hält im den Weg frei.
Wenn ein Fluglotse einen Notfall hat auf seinem Weg zum Flughafen? Natürlich nicht. Er ist nicht im Dienst. Der Schichtleiter der Dienstschicht hat das Sagen.