Kahlschlag - Vorteile? Plenterwald-Nachteile und Vorteile?

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Der Kahlschlag hat den Vorteil, dass er kurzfristig wirtschaftlicher ist. Man arbeitet mit Maschineneinsatz und erledigt die Arbeit schnell und zügig. Man braucht dafür nicht unbedingt eine fachkundige Person, die die zu fällenden Bäume aussucht und markiert. Man nimmt einfach alles. Gleichzeitig macht man den Kahlschlag in einem Wirtschaftswald ja meistens in einer Monokultur, bei uns hier in der Regel Fichte. Die Monokultur ist schlicht einfacher zu bearbeiten und zu pflegen, statt aufwändig einen Mischbestand zu kreieren, der mit etwas Pech nicht so funktioniert, wie man das will. Die Monokultur wiederum ist wesentlich anfälliger gegen Schadereignisse,

Nachteil des Kahlschlages ist, dass man hinterher einen massiv schlechteren Standort hat. Verstärkte Erosion, Ausschwemmung von Nährstoffen und bei entsprechend rücksichtslosem Maschineneinsatz ein auf Jahrzehnte geschädigter Boden.

Der Plenterwald hat viele Vorteile, wenn man ihn richtig aufgebaut hat und richtig bewirtschaftet.

Eine Mischung von Baumarten kann den erwirtschafteten Ertrag durchaus über die Werte steigern, die die Baumarten in einem Reinbestand erreichen können - allerdings ist das stark abhängig von der Baumart. Kombiniert man die falschen Arten, geht eine ein und die dominantere Art wächst wieder in der Monokultur. Andere Arten aber können sich gegenseitig helfen, zum Beispiel wenn man Arten mit unterschiedlichen Wurzelsystemen kombiniert und so der Baum mit dem Pfahlwurzelsystem dem Nachbarbaum, der nur über Senkerwurzeln verfügt, Nährstoffe und Wasser zur Verfügung stellen kann - über Umwege (Pilze, Streufall etc.)

Zugleich ist der Bestand wesentlich stabiler gegenüber schädlcihen Naturereignissen. Gerade bei Ereignissen, die nur einzelne Arten betreffen (z.B. Borkenkäfer) kann eine Monokultur komplett eingehen, der Plenterwald kann das abpuffern.

Außerdem hat man unter den großen Bäumen einen Mittel- und Unterstand, der nach einem forstlichen Eingriff oder einem Schadereignis sofort die Lücke füllen kann. Man hat also nicht nur eine einzige Altersklasse, wie das im "Normalwaldmodell" der Fall ist, sondern aus jeder Klasse etwas. Idealerweise handelt es sich hierbei um reine Naturverjüngung, sodass man im Gegensatz zum Kahlhieb nach einer forstlichen Maßnahme nicht anpflanzen muss, da der Unterstand nur darauf wartet, die entstandene Lücke zu füllen.

Der Nachteil des Plenterwaldes: Die Wirtschaftlichkeit. Man arbeitet mit kleinen Losgrößen und oft ohne Einsatz von Großmaschinen. Beides sind Faktoren, die Kosten- und Zeitaufwand in die Höhe treiben. Es bedarf also gut durchdachtem Wirtschaften, um den Plenterwald wirklich richtig zu bearbeiten. Zudem ist der Plenterwald kein Dauerzustand. Es ist eine Phase kurz vor dem Kollaps eines Naturwaldes, den der Mensch aber natürlich zu verhindern sucht. Man muss dazu sowohl seinen Standort, also auch die Baumarten genau kennen, um hier keine Fehler zu machen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Pomophilus  29.01.2020, 20:16

Der Plenterwald ist schon ein Dauerzustand, in manchen Gegenden des Schwarzwaldes und einigen Schweizer Kantonen wird das schon sehr lange betrieben. Aber klar, es bliebe ohne menschliches Zutun nur eine relativ kurze Durchgangsphase, die Natur würde es wieder einheitlich zusammenwachsen lassen.

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ichbinich2000  29.01.2020, 20:34
@Pomophilus

Ja, so meinte ich das ;-) Hab ich vielleicht etwas blöd ausgedrückt...

Ich kenne selbst einen Bestand im Bayerischen Wald, der auch schon einige Zeit so betreiben wird.

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Hallo

Ich hoffe nur, die vielen Nachteile des Kahlschlages kennst du wirklich alle schon!

Vorteile:

  • Einfach
  • Rationelle Holzernte

Plenterwald

Vorteile:

  • Boden ist immer bedeckt
  • Bester Erosionsschutz
  • Sehr gleichmäßige und planbare Entnahme möglich.

Nachteile:

  • Hohes waldbauliches Können erforderlich
  • Hoher Mess- und Kontrollaufwand
  • Funktioniert nur unter bestimmten Standortsbedingungen und mit bestimmten Baumarten
  • Einmal zerstörte Struktur nur sehr langfristig wieder herzustellen
  • Wildfrage muss gelöst sein

Hi.

Kahlhieb:

  • vorher keine Erschließung notwendig. Einfach vom Rand in die Mitte und weiter arbeiten.
  • Einmaliger Ernte- und Transportaufwand. Schön einfach zu managen.
  • Keinerlei waldbauliche Kompetenz erforderlich. Es reicht ein gutes Holzfäller-Team. In gewissen Stammstärkebereichen lässt sich ein Harvester einsetzen.
  • Sofort Geld. Immer gut. Braucht man Geld und ist der Holzpreis OK, dann wird geschlagen. Ist eigentlich (noch) auch keine schlechte Geldanlage: wenn man es richtig macht und n paar Jahre einen schlechten Holzpreis aussitzen könnte, dann verzinst sich das Geld derzeit besser als auf der Bank.

Plenterwald

Vorteile:

  • berechenbare Rendite. Nach ner anständigen Inventur lässt sich ausrechnen, wie viel Festmeter pro Hektar und Jahr nachwachsen. Und genau die werden jährlich entnommen.
  • Stabiler Bestand. Arten- und Altersklassenmischung sorgen dafür, dass der Bestand lange nicht so anfällig ist wie eine gleichaltrige Monokultur.
  • Keinerlei Kosten für Pflanzung/Verjüngung. Die sind sehr relevant, weil sie auf die Umtriebszeit prolongiert werden müssen in der Kostenrechnung. Und das sind leicht 100 Jahre. Damit errechnet man die Verzinsung des Hektars. Wirklich, macht viel aus, wenn man Fichte nach Kahlhieb pflanzen lässt (Sauarbeit) und die Kosten auf 80 Jahre prolongiert, dann fällt da viel an!
  • Ökologische Mehrwerte: gerade derzeit kann man sich wahnsinnig wichtig machen, einen derart naturnahen Bestand zu haben. Zusätzlich und zumindest im Forstbereich bedeutet größere Naturnähe auch größeren Ertrag

Nachteile:

  • Plenterwald ist in der Natur ein Übergangsstadium. Das zu erhalten erfordert hohe Kompetenz, nicht nur Bücherwissen, auch Erfahrung, einen "Blick dafür". Außerdem recht viel Inventuraufwand (man macht Stichproben, ob die Altersklassenverteilung noch stimmt) - außer, man hat wirklich sehr viel Erfahrung, dann soll man es angeblich gar nicht brauchen.
  • Kleine Fehler verzinsen sich über die gesamte Umtriebszeit (wenn ich zu einem Zeitpunkt zu wenig Verjüngung habe, dann werde ich in 40 Jahren zu wenig mittelalte und in 80 zu wenig erntebaren Bäume haben)
  • niedrige Wilddichte erforderlich wegen selektivem Verbiss: Wild verbeißt Tanne und Buche und lässt die stachelige Fichte unbeschädigt. Dadurch zu viel Fichte (bei mir im Bestand stünde in der Natur ein Tannenwald. Ich hätte auch phantastischen Tannenanflug. Auch Buche, Bergahorn, Ulme, ... Aber Bambi & Co verbeißen mir die, wenn ich nicht 2x/Jahr spritze. Und spritzen ist OK im Hobbywald, aber ökonomisch zu teuer). Hoher Jagddruck ist gesellschaftlich schwierig (falsches Mitleid mit "Bambi", Jägerlobby) und erfordert einen guten (Berufs)Jäger. Oder Eigenjagd, also große Waldflächen.
  • intelligente Erschließung erforderlich: es braucht ausreichend Rückegassen, um überall hin zu kommen, weil ja rund rum Bäume stehen, die auch nicht beschädigt werden sollten. Und Waldboden, der nicht von schwerem Gerät komprimiert werden darf (dann wächst da nix mehr).
  • lange Umbauzeit. Im Prinzip muss ein normaler Bestand über die gesamte Umtriebszeit (also mindestens 2, eher 3 Förster lang) umgebaut werden, bis er im Plenterstadium ist. Waldbau folgt aber immer gewissen zeitgeistigen Moden. Und Förster haben Präferenzen.
  • Buchennutzung schwierig. Plenterbuchen sind hauptsächlich Brennholz, weil man sie waldbaulich nicht dazu bringen kann, Wert- bzw. Möbelholz auszubilden. Derzeit mM nicht schlimm, Buche ist das beste Brennholz, aber schränkt das Portfolio ein, muss man wissen.
Pomophilus  29.01.2020, 14:24

Ich sehe das mit der Erschließung anders, die brauche ich immer im Wald: der Kahlschläger, der sein Holz einfach irgendwie rausfährt, braucht sich nicht zu wundern, wenn die nächste Generation aufgrund der überall gegebenen Bodenverdichtung nicht mehr gescheit wächst. Deswegen ist es für mich auch kein Nachteil des Plenterwaldes.

Ansonsten Zustimmung!!

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BaalAkharaz  29.01.2020, 16:37
@Pomophilus

Der Kahlschläger weiß doch wahrscheinlich gar nix von Bodenverdichtung :). Und sonst halt einfach n großen Harvester kaufen und alle 30m (lieber 25m) ne parallele Gasse reinziehen. Im Plenterwald wäre ich jetzt motormanuell, und da ne intelligente Erschließung reinzubekommen fände ich viel komplizierter (hab da aber auch keine Übung!).

Ja, brauchen tut man die Erschließung, blöd ist, wenn es noch keine gibt (danke, Opa!).

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