Ist reine Positivität sinnvoll?

6 Antworten

Ich fände eine Welt, in der alle nur positiv sind, lebenswerter und sehr viel angenehmer.

Also mir persönlich würde das schon gefallen. Ich bin nämlich ein durch und durch positiv orientierter Mensch und umgebe mich auch am Liebsten mit ebensolchen.

Ich denke, dass es trotz der durchweg positiven Umgebung noch einzelne Fälle geben würde, wo jemand Negativität ausprobiert, einfach weil er es genetisch mitbringt auf diese Welt oder weil er das Bedürfnis hat sich von den anderen zu unterscheiden.

Ich finde es kommt sehr darauf an wie man Positivität oder Negativität definiert. Boshaftigkeit, Hass und Gewalt sind etwas anderes als wenn ich z.B. sehr kritisch bin und auch die negativen Aspekte einer Sache thematisiere.

Auch könnte es wichtig sein hin und wieder etwas durch einen Streit zu klären... vorausgesetzt es ist ein konstruktiver Streit, der nicht die Absicht hat zu zerstören.

Also ich persönlich würde nichts vermissen, wenn es keine Boshaftigkeit, Hinterhältigkeit, kein Lügen, Betrügen, keine Gewalt und Zerstörung mehr gäbe. Ich denke es wäre eine ganz andere viel lebenswertere Welt.

Auf den Reichtum der ganzen Gefühlspalette möchte ich jedoch nur ungern verzichten. Auch die sog. negativen Gefühle gehören zum Selbstausdruck dazu. Jedoch wäre nichts dagegen zu sagen, die negativen Gefühle wie Wut, Hass, Verzweiflung, Neid, Mißgunst, Verachtung etc. nur selten und abgeschwächt wahr zu nehmen und auszudrücken.

Meiner Meinung nach gehören negative Gefühle und Gedanken dazu, wenn man sich von anderen abgrenzen will oder seinen eigenen Willen kundtun will. Immer nur Friede, Freude, Eierkuchen ist etwas weltfremd. Konflikte gehören dazu, wenn man mit anderen Menschen Beziehungen eingeht.

Daher sehe ich die Frage, ob es sinnvoll wäre nur positiv zu sein, eher kritisch.

Absolut nicht. Es müsste ja jeder Lebensbereich von allem Negativen ausgeschlossen werde. In der Summe würde das zu einem komplett unmenschlichen Artverhalten zwingen und in völliger Stagnation enden.

Wir sind als Art evolutionsbiologisch darauf getrimmt Unterschiede zu erkennen und zu machen und auch untereinander zu konkurrieren. Theoretisch könnte man vermutlich schon Babies und Kleinkinder so umsorgen, dass die niemals Hunger haben, nasse Windeln oder Angst (bei Krankheit oder Unfall müsste man sie dann wohl in ein Koma versetzen bis sie wieder gesund sind) und auch dass sie niemals mit anderen Kindern um dasselbe Spielzeug konkurrieren (normales Verhalten) oder mit Stolz ihre (gerade erworbenen?) Fähigkeiten vergleichen.

Dann müsste man verhindern, dass es irgendeine Art des Vergleiches gibt, dass fängt mit frühen kognitiven Fähigkeiten an und geht weiter bis zum akademischen Erfolg. Mit körperliche Eigenschaften ist es nicht anders.

Da Menschen mit sehr unterschiedlich stark ausgeprägten Fähigkeiten geboren werden (die auch bei gleicher Sorgfalt bei Erziehung & Förderung relativ zueinander unterschiedlich bleiben) wäre die einzige Möglichkeit alle Menschen auf dem allerniedrigsten gemeinsamen Niveau gleichzuschalten um jede Enttäuschung und jedes daraus geboren Leid zu verhindern.

Es gäbe keine Elite, keine Führung, keine Spitzensportler und keine Experten, weil die Auszeichnung der einen die relative Abwertung der anderen bedeutet.

Klingt gruselig, so stelle ich mir das Fegefeuer für politisch Korrekte vor.

Nein, weil Negativität sehr sinnvoll und "adaptiv" sein kann.

Es gibt Situationen, die massiv bedürfnisfrustrierend sind.

Damit wir das merken, fühlen wir negative Emotionen.

Wenn wir das nicht fühlen würden, würden wir gar nicht merken, dass uns manche Situationen gewaltig gegen den Strich gehen.

Leute, die nur Positivät wollen, sind typischerweise auch "Probleme-unter-den-Tisch-Kehrer" / Leute, die Probleme nicht wahrhaben wollen.
Ich find so eine "positive vibes only" attitude total schlimm. Deswegen gibt es ja auch den Begriff "toxische Positivität" -> wenn negative Gefühle nicht erlaubt sind. Deswegen werden Probleme auch nicht als solche erkannt und nicht gelöst.

Arnstaedter2  08.01.2021, 20:44

Wenn, wie bei diesem Gedankenspiel, nur Positives geschieht, ist deine Theorie nicht haltbar - schließlich muss auch nichts unter den Tisch gekehrt werden.

2
Benutzer186 
Fragesteller
 08.01.2021, 20:56

Es ist ein Gedankenexperiment. In dieser Welt gibt es keine Negativität, keine Probleme. Gäbe es dennoch Negativität? Die müsste ja von den Menschen selber stammen, ihren Ursprung im Inneren der Menschen haben.

0

Ob es sinnvoll ist oder nicht, steht organisch nicht zur Debatte.

Das Reptiliengehirn, der älteste Teil in der Evolution gesehen, ist das primitivste Gehirn. Im Laufe von Millionen von Jahren hat sich unser heutiges menschliches Gehirn von seiner Basis, dem Hirnstamm weiterentwickelt. Es steuert unsere Instinkte und Reflexe. Hier werden lebensnotwendige grundlegende physiologische Vorgänge wie Verdauung, Fortpflanzung, Kreislauf, Blutdruck und Atmung reguliert. Die Sprache des Reptiliengehirns sind die Sinneseindrücke. Letztendlich wird im Stammhirn unser Überleben gesteuert. Hier befinden sich auch unsere drei Notfallprogramme KAMPF, FLUCHT und ERSTARRUNG, die anspringen, wenn die Amygdala dem Stammhirn signalisiert, dass hier Gefahr besteht.

https://www.praxis-lebensquell.de/2018/12/20/erfahre-hier-warum-du-immer-wieder-in-negativen-gef%C3%BChlen-und-gedanken-landest/

Gut, man kann lernen sich zu beherrschen, das übernimmt dann der Präfrontale Cortex. Doch es wird immer Situationen geben, in denen er ausgeschaltet ist. Weil Gefahr im Verzug oder fehlende Verknüpfung...

Die immer währende Liebe ist eine schöne Illusion.

Schade, dass dein reines Gedankenspiel nicht funktioniert, Da bekanntlich das Sein das Bewusstsein bestimmt, wird es in einem Umfeld von nur Positivem nur Positives entstehen. Voraussetzung ist aber, dass der Mensch in dieses Positive hinein geboren wurde, gar nichts Negatives erlebt hat.

Lacrimis27  08.01.2021, 20:53

Und dann gibt es das Problem, das wir ohne den Vergleich ins negative, gar nicht differenzieren könnten - wir wären im Paradies ohne es zu merken da es nichts gibt, das uns zeigt, daß wir positiv im Denken sind ^^

3
Benutzer186 
Fragesteller
 08.01.2021, 21:01
@Lacrimis27

Das ist egal, wenn du glücklich bist, brauchst du gar nicht wissen, wie es ist unglücklich zu sein. Es gibt ja schließlich auch genug Reiche, die gar nicht wissen, wie es ist arm zu sein, dennoch sind sie glücklich.

0
Lacrimis27  08.01.2021, 23:53
@Benutzer186

Du wirst aber nicht wissen das du glücklich bist denn es wird "normal" und damit vollkommens neutral sein.. Sobald du den Gegenpol raus nimmst, löst sich der andere ebenso in Neutralität auf - es entzieht sich deiner Wahrnehmung

0
Benutzer186 
Fragesteller
 08.01.2021, 23:57
@Lacrimis27

Glücklich sein bedeutet Glückshormone auszuschütten, das macht eben glücklich, ist also dennoch positiv.

0
Benutzer186 
Fragesteller
 08.01.2021, 20:58

Ich kann nicht ganz herauslesen, was du aussagen willst.

0