Ist jemand der gute Noten in der Schule hat automatisch intelligent?

25 Antworten

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Tatsache ist, das die Definition von "Intelligenz" auch von Menschenhand gemacht ist. Wir messen in unserer Gesellschaft die Intelligenz oft an Nutz-Leistung und machen sie demnach vor allem an komplexen Zusammenhängen, Zusammenhangsaufgaben, Sprachgefühl etc fest. Und du hast vollkommen recht: Ich habe 4 Semester Mathematik studiert, danach ein Germanistikstudium abgeschlossen. Mein IQ ist bei den Test danach gleich um 14 auf 138 gestiegen - also ziemlicher Schwachsinn, weil das alles nur Materienbeschäftigung und gerade in Mathe wirklich "Fachwissen" war. Was ich sagen will: Mit genug Lernerei können nahezu alle Menschen unglaubliche Leistungen vollbringen, und selbst diese dubiosen IQ-Tests haben nicht unbedingt etwas mit Intelligenz zu tun, sondern eben mit Nutz-Leistung.

Ein sehr guter Freund von mir arbeitet beispielsweise in einer Stätte für geistig Benachteiligte. Hiervon erzählt er manchmal die irrsten Geschichten, wie die Menschen andere Möglichkeiten finden, miteinander zu kommunizieren, sich zu strukturieren und auf praktische Art ihren Alltag zu bewältigen. Warum ist das nicht auch auf eine andere Art intelligent? Vielleicht werden sie nie hohe Mathematik begreifen und auch keinen Grass verstehen, aber wer hat diesen Maßstab denn auch gesetzt?

Was ist beispielsweise mit sozialer Intelligenz, Einfühlungsvermögen, Orientierungssinn, Körperkoordination, ja sogar mit dem Stoffwechsel. Solche Dinge könnten einen "Körper" und das Nervensystem auch als intelligent zeichnen. Hör nicht auf irgendwelche Zahlen, nicht auf Tests oder sonstwas, sondern schau in die Welt und entscheide selbst, was DU für wichtig, interessant und bemerkenswert hältst. Die Messlatten sind sowieso alle Willkürlich. Hier vielleicht noch ein kleiner Denkanstoß:

http://de.wikipedia.org/wiki/Theorie_der_multiplen_Intelligenzen

Liebe Grüße,
Balu

Kupelli 
Fragesteller
 21.04.2013, 10:26

Soweit habe ich gar nicht gedacht.Danke für die tolle Antwort ;)

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BaluDerTanzbaer  21.04.2013, 10:31

Noch ein kleiner Zusatz:

  • Albert Einstein und Agatha Christie hatten ein Lese- und Rechtschreibschwäche
  • Ich hatte bis zur 10ten Klasse im Gymnasium keinerlei Sprachbegabung, hab mich in Englisch, Latein und Deutsch jedesmal mit einer 4 ins nächste Jahr hinübergehangelt. Plötzlich entdeckte ich meine Liebe zur Literatur und innerhalb von einem Jahr war ich auf einer sehr guten Schiene. Es ist so viel Interesse und das Wichtigste überhaupt: Das Bewusstsein kann nur das aufnehmen, was man auch hinein lässt. Wenn du beispielsweise gerade unglaublich sentimental und melancholisch gestimmt bist, wirst du keinen Sinn für gute Komik aufbringen können. Dein Bewusstsein schottet sich dagegen ab. Es hängt von so vielem ab..

Man spricht, wenn man in einem Gebiet besonders gut ist, von einer Inselbegabung. Ein heutiger IQ hat nur im geringsten Umfang mit dem Zugang zu Wissen zu tun. Auch über "Fluide Intelligenz" kannst du dich mal schlaulesen.

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interrogare  21.04.2013, 10:49

Ich betrachte solche IQ-Teste auch als sehr kritisch, nur geben sie meiner Meinung nach zumindest einen ungefähren Wert zur Einschätzung an. Und zumindest würde ich behaupten, dass Personen, welche diese mit einem weitaus überdurchschnittlichen Wert abschließen, auch hochintellektuell eingeschätzt werden sollten.

Die Emotionale Intelligenz, die Sie ansprechen, ist natürlich auch eine große Gabe, die in der heutigen Zeit Voraussetzung für eine gute Laufbahn ist.

Ich kann leider nur nicht nachvollziehen, weswegen Sie Körperkoordination als Intelligenz bezeichnen würden und bitte um eine kurze Ausführung Ihrerseits. :)

Ansonsten stimme ich mit Ihrer guten Antwort in jeglicher Hinsicht überein!

Mit freundlichen Grüßen,

interrogare

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BaluDerTanzbaer  21.04.2013, 10:59
@interrogare

Körperlich-kinästhetische Intelligenz Die körperlich-kinästhetische Intelligenz enthält das Potenzial, den Körper und einzelne Körperteile (wie Hand oder Mund) zur Problemlösung oder zur Gestaltung von Produkten einzusetzen. Vertreter dieser Intelligenz sind Tänzer, Schauspieler und Sportler. Wichtig ist diese Form der Intelligenz aber auch für Handwerker, Chirurgen, Mechaniker und Angehörige vieler anderer technischer Berufe. >

Letztendlich wird der Körper ja beim Sport, Geigenspiel, also bei allen Muskelbeanspruchungen in zweifacher Hinsicht trainiert: Intermuskulär und intramuskulär, die Reizübertragung durch das Nervensystem vom Gehirn aus und die möglichst gut abgestimmte Kontraktion einzelner Muskelfasern. Der Körper kann dann präziser und ökonomischer und vor allem auch zuverlässiger arbeiten - das sind alles Daten, die teils vom Kleinhirn, teils auch azyklisch vom Großhirn gesendet werden müssen.

Ich hoffe, das umschreibt ein recht deutliches Bild von dem, was ich ausdrücken wollte.

Liebe Grüß,
Balu

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interrogare  21.04.2013, 14:11
@BaluDerTanzbaer

Für diese Bereicherung kann ich Ihnen nur meinen Dank abstatten, bisher war ich mir über die Existenz dieser Art von Intelligenz nicht bewusst. Aber wenn man sich diesen Beitrag durchliest, ergibt dieser Zusammenhang zwischen Körperkoordination und Intelligenz Sinn! Vielen Dank nochmals!

Mit freundlichen Grüßen,

interrogare

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BaluDerTanzbaer  21.04.2013, 14:23
@interrogare

Das freut mich, wenn Ihnen diese Ergänzung nicht zuwidersteht. Ich will aber nochmal betonen, dass das nicht "wissenschaftlich abgesegnet" ist (falls das in dem Bereich überhaupt möglich wäre) - es ist nur eine Theorie und Ansicht einzelner Forscher, die ich als sehr einleuchtend und wichtig erachte.

Liebe Grüße zurück,
Balu

2
Kupelli 
Fragesteller
 21.04.2013, 19:42
@BaluDerTanzbaer

Mit solch einer Antwort hätte ich auch nie gerechnet.Danke auch meinerseits für diese Bereicherung.

Gruß

Kupelli

2
Bongabingo  21.04.2013, 14:44

Also dass der IQ um 14 Punkte gestiegen ist nach dem Studium halte ich für unsinnig.
Die Intelligenz ist eben was anderes als Lernen, sondern aus Informationen möglichst schnell Schlüsse zu ziehen, das wird ja in den Tests auch abgefragt. Nutzen hat das aber eher weniger im Beruf.

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xD4v1dx3  22.04.2013, 16:01
@Bongabingo

Sie halten es für unsinnig? Machen sie mal 2 Jahre Urlaub am Strand und davor und danach einen IQ test, der wird wahrscheinlich um mehr als 14 Punkte fallen. Der IQ ist sehr flexibel und kann um bis zu 20 Punkte steigen, vermutlich aber noch mehr.

Intelligenz kann man lernen. Wobei man auch dazu sagen muss dass diese niemals wirklich definiert wurde und woher wollen wir Menschen wissen dass wir intelligent sind? Vielleicht sind wir ja nur ein Schulprojekt welches in einer Petrischale vergammelt. :P

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Prinzipiell wird in einer Arbeit vernetztes Denken zu einem gewissen Maße auch abgefragt (z.B.: Mathe), was jedoch in den unterschiedlichen Fachbereichen variiert. Dem zur Folge kann man von einem guten Notendurchschnitt nicht auf eine höhere Intelligenz schließen!

Im Gegenteil viele Hochbegabte fühlen sich in der Schule unterfordert und nehmen aus diesem Grund nicht aktiv am Unterricht teil, sodass selbstverständlich Defizite auftreten können.

Meiner Meinung nach ist jemand intelligent, der ohne Fachwissen und rein von der Logik her Aufgaben lösen kann. <

Der Ansatz Ihrer Idee ist nicht zu beanstanden, nur vergessen Sie dabei, dass nicht jeder Hochbegabte eine ausgeprägte geistige Fähigkeit auf dem sogenannten "mathematischen" Schwerpunkt hat, sodass zum Beispiel auch der "sprachliche" Berücksichtung finden muss!

IQ-Teste geben meines Erachtens einen groben Wert an, um die intellektuellen Fähigkeiten ungefähr einschätzen zu können. Aber ohne spezielle Förderung bzw. Motivation kann ein noch so Hochbegabter seine wahre Intelligenz nicht entfalten!

Zum Schluss möchte ich noch ein Beispiel aufzeigen. Auf jeder Schule gibt es zahlreiche überdurchschnittliche Schüler, bezogen auf den Notendurchschnitt, von diesen ist aber nur ein geringer Teil mit einer großen intellektuellen Gabe versehen worden.

Mit freundlichen Grüßen,

interrogare

Gute Noten haben auch was mit Intelligenz zu tun. Der Umkehrschluss ist unzulässig: wer gute Noten kriegt, muss nicht unbedingt besonders intelligent sein. Zudem sind auch Intelligenztestst kritisch zu betrachten: sie 'messen' ganz gut im Bereich um den Durchschnitt herum - fangen aber bald an, stark zu streuen. Außerdem ist Intelligenz keine statische Größe; sie kann sich ändern (entwickeln). Auch sind Intelligenztests kulturabhängig (stellte sich in den USA heraus - je nur von Schwarzen oder Weißen entwickelte Tests bevorzugte die je eigene Subkultur - erst gemeinsam entwickelte Tests machten damit Schluss).

Ohne passendes Fachwissen Aufgaben zu lösen wird nicht gehen - wer z.B. in Mathe Kurven diskutieren will, muss schon mal rechenen können. Um schwierige Aufgaben zu lösen, braucht's Kreativität: auch die setzt Fachwissen voraus. Denn es geht ja darum, bereits Bekanntes neu zu verknüpfen.

Was haben Noten mit Können zu tun - und welchem? - Da schreibt wer eine 5 in einer Klassenarbeit über einen Stoff, den er 2 Monate später sicher beherrscht ... Oder wer schreibt eine 1, hat auf den Punkt genau gelernt - nur, um anschließend alles wieder zu vergessen: hier messen Notn wohl die Fähigkeit, sich in diesem Schulsystem zurecht zu finden und 'gute Noten' zu schreiben. Theoretisch soll Schule Wissen vermitteln. In den Unternehmen spricht sich langsam herum, dass auf Schulnoten kein Verlass ist. Nun ja ... Zumindest tut sie es in einer Weise, die (1) uniformiert und (b) sortiert (nach Schulabschlüssen, die über das weitere Leben bestimmen). Da wird - mehr oder weniger - alles auf ein Durchschnittsmaß herab gestutzt, besondere Begabungen bleiben außen vor.

Begabungen: im Grunde besondere - individuelle - Interessen .. Und da wird nun gearbeitet, geübt - und daraus entsteht ein Ergebnis .. Pech, wenn's nicht gerade in den Schulstoff passt, weil dort nicht behandelt.

Überhaupt: für alle gleicher Lernstoff trifft auf Schüler, die sich gerade für 'sonstwas' interessieren, nur nicht für den 'gelehrten' Stoff. Idealerweise müsste nun ein Lehrer ihr Interesse erst mal wecken - kostet schon mal Zeit (gibt Lehrer, die schaffen das). Aber wo das Interesse niedrig bleibt, bleibt auch nicht viel hängen - da kann man dann auch nicht viel Srtoff durchnehmen. Einwenig wirkungsvolles System.

Ich finde es sehr wohl intelligent. Ich meine es ist total viel Arbeit alles auswendig zu lernen und so ;D Aber in Mathe z.B ist ein Fach wo man nichts auswendig lernen kann sondern einfach die Aufgaben lösen muss. So von selber kann niemand wirklich was wissen. Man muss es zuerst lernen und verstehen :) Also das ist meine Meinung :))) Ich finde deine Frage übrigens gut und clever!!!

Liebe Grüße WissenChecker

Ich würde diese beiden Dinge unterscheiden,da man die Intelligenz eines Menschen nicht wirklich aus den Schulnoten erschließen kann.

Zum Beispiel wäre ich so ein Beispiel dafür:Ich musste vom Gymnasium auf eine Realschule wechseln,da ich in zwei Fächern ziemliche Probleme hatte.Einmal in Latein (da war es reine Faulheit und daher meine Schuld) und Mathe,wo ich allerdings eine Matheschwäche hab die schon seit der ersten Klasse besteht und ich nichts dafür kann. Allerdings habe ich vor kurzem einen IQ-Test bei meinem Psychiater gemacht und dort kam raus,dass ich einen IQ von 128 habe und mir somit nur zwei Punkte zur Hochbegabung fehlen würden,da man mit einem IQ von 130 hochbegabt ist. Daher würde ich aufgrund meiner Erfahrung nicht sagen,dass die Intelligenz von den Schulnoten abhängt.