Ist es im Islam haram Hunde zu besitzen?

8 Antworten

Hallo,

Hunde gelten im Islam als unrein – ihre Haltung wird daher abgelehnt. Das "unrein" bezieht sich aber nicht auf "schmutzig" ...

So steht es in den Ausführungen des Propheten. Im Koran, den Allah seinen Gläubigen gegeben hat, stehen viele sehr positive Dinge über Hunde. Es wird sogar als richtig angesehen, das zu essen, was der gut trainierte Hund fängt und seinem Herrn als Speise bringt.....macht das Sinn, wenn sein Speichel angeblich als unrein betrachtet wird?

Du findest Stellen im Koran, in denen gute Gläubige mit ihren Hunden im Haus schlafen. Eine Stelle, wo beschrieben steht, Hunde gehören nicht ins Haus, suchst du jedoch vergeblich. Hunde sind natürliche Begleiter der Menschen. Dies ist auch im Koran nicht anders.

Die Vorurteile und die Ablehnung gegen Hunde beruhen auf einigen missverstandenen und falsch ausgelegten Hadithen (das sind die Aussagen und Berichte des Propheten Mohammed innerhalb des Korans) und den daraus entstandenen Traditionen.

(Mohammed war übrigens Katzenliebhaber und wie viele Katzenliebhaber, hatte er scheinbar etwas gegen Hunde.)

Die Sichtweise einer Religion ist immer eine sehr subjektive Sache - da muss jeder selbst wissen, ob er absolut "wortgläubig" ist oder aber manche Ge- und Verbote auch nach ihrem Sinn in der heutigen Zeit hinterfragt.

Um die Entstehung und die Tradition dieser Ge- und Verbote einmal zu erläutern:

Es gab in grauer Vorzeit noch keinerlei Massenkommunikationsmittel. Wollte ich meine Bevölkerung z.B. vor tödlichen Gefahren schützen, dann gab es nur ein Mittel, die Masse sicher zu erreichen: man musste es über die Religion machen, denn diese wurde von allen praktiziert und verbreitet:

Warum also gelten Hunde "unrein" und der Speichel "giftig"?

Die Antwort ist ganz simpel: Die TOLLWUT, die damals gang und gäbe war - verbreitet sich durch den Speichel des Hundes bei einem Biss. Beste Lösung: man erkläre Hunde als unrein und den Speichel als giftig (was ja auch im Hinblick auf diese Krankheit absolut richtig ist) - also in damaligen Zeiten ebenso einfach wie effektiv.

Ebenso simpel ist die Erklärung, warum kein Schweinefleisch gegessen wird. Weil Schweine eine für den Menschen häufig tödliche Krankheit (= Trichinen) trugen, gegen die es damals keine Behandlung gab - beste Lösung also: Verbot des Verzehrs - einfach und absolut effektiv.

Und wenn man sich anschaut, welche verheerenden Wirkungen der (übermäßige) Alkoholgenuss mit sich bringt und wie viele Menschen ihn trotzdem übermäßig konsumieren - ja, dann würde ich auch hingehen, und einfach den gesamten Alkoholgenuss verbieten (per Religion) - einfach und absolut effektiv.

Heute ist man klüger und weiß um naturwissenschaftliche Zusammenhänge.

Und bevor die positiven Aussagen im Koran in Zweifel gezogen werden:

"Während ein Mann unterwegs war, spürte er starken Durst. Er kletterte in einen Wasserbrunnen hinab und trank daraus. Als er wieder draußen war, sah er einen Hund, dessen Zunge heraushing und vor starkem Durst den Sand fraß. Der Mann sagte zu sich: »Der Hund wurde vom starken Durst genauso befallen wie ich.« Er füllte dann seinen Schuh mit Wasser, hielt diesen mit seinem Mund fest, kletterte hinauf und tränkte den Hund damit da dankte ihm Allah dafür und vergab ihm (seine Sünden)." (Hadith sahih bei Buchari, dtsch. Ausg., Nr.2363)

Hunde haben sogar das Recht, ins Paradies zu kommen. In der Siebenschläferlegende (18 Al-Khaf) bewacht ein Hund namens Kitmir den Schlaf der Siebenschläfer (die sieben Heiligen, die in einer Höhle Schutz suchen). Dieser Hund wurde dafür mit dem Einlass ins Paradies belohnt.

Die angesprochene Sache mit den Speisen, die ein Hund bringt: "Sie fragen dich, was ihnen erlaubt sei. Sprich: "Alle guten Dinge sind euch erlaubt; und was ihr die Jagdtiere gelehrt habt, indem ihr sie zur Jagd abrichtet und sie lehrt, was Allah euch gelehrt hat." Also esset von dem, was sie für euch fangen, und sprecht Allahs Namen darüber aus. Und fürchtet Allah; denn Allah ist schnell im Abrechnen. (5/4)

"Eine gute Tat an einem Tier ist so gut, als ob einem Menschen Gutes getan wurde. Dagegen ist eine grausame Tat gegenüber einem Tier genau so schlimm, als ob man gegenüber einem Menschen grausamwäre." Buch 6, Kap. 7, 8:178)

"Wer zu den Geschöpfen Gottes gütig ist, ist gütig zu sich selbst." Sure 24:41

"Kein Getier gibt es auf der Erde, keinen Vogel, der auf seinen zwei Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch. Nichts haben wir in dem Buch ausgelassen. Zu ihrem Herrn sollen sie dann versammelt werden."

"Manche sagen: «(Sie waren ihrer) drei, ihr vierter war ihr Hund», und (andere) sagen: «(Sie waren) fünf, ihr sechster war ihr Hund», indem sie herumraten im Dunkel, und (wieder andere) sagen: «(Sie waren) sieben, ihr achter war ihr Hund.» Sprich: «Mein Herr kennt am besten ihre Zahl. Niemand weiß sie, außer einigen wenigen » So streite nicht über sie, es sei denn durch zwingendes Beweisen, und suche nicht Kunde über sie bei irgendeinem von ihnen. 18:21

Bedeutet ja wohl, dass Hunde rein genug sind um Teil dieser heiligen Gruppe zu sein?

18.8. Du könntest sie für wach halten, aber sie schlafen; und Wir ließen sie sich auf die rechte Seite und auf die linke Seite drehen, während ihr Hund seine Vorderpfoten auf der Schwelle ausstreckte. Hättest du sie so erblickt, hättest du gewiß vor ihnen die Flucht ergriffen, und es hätte dir vor ihnen gegraut. (Hunde also im Haus, denn die Schwelle gehört dazu)

Und noch eine Überlegung: Wenn Engel kein Haus betreten, wenn ein Hund sich darin befindet - gilt das für eine Moschee nicht?

bukhari Buch 4 Hadith 172

"Während der Lebzeiten des Gesandten, pflegten die Hunde in der Moschee rumzulaufen und zu urinieren. dennoch haben sie nie Wasser darauf getan ..."

Dies alles nur als Erklärung – woran jeder glaubt und wie wortgläubig jemand seine Religion nimmt, bleibt jedem selbst überlassen.

Nur ist es scheinbar häufig auch so, dass diese „Wortgläubigkeit“ nicht immer durchgehalten wird, denn merkwürdig ist es schon, dass im Koran auch geregelt wird, dass Sex nur innerhalb der Ehe erlaubt ist, er ansonsten ebenfalls haram ist - da dies den Männern nicht wirklich "entgegenkommt" - wird das aber scheinbar nicht so eng gesehen.

Gutes Gelinen

Daniela

weisseorchide  09.09.2018, 10:47

Und noch eine Überlegung: Wenn Engel kein Haus betreten, wenn ein Hund sich darin befindet - gilt das für eine Moschee nicht? Ich stelle da immer eine Gegen Frage: Welcher Engel kommt trotzdem ins Haus oder in die Moschee wenn ein Hund sich darin aufhalten würde ?

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dsupper  09.09.2018, 12:03
@weisseorchide

ja, aber das scheinen die Hadithen ja anders zu sehen - bukhari Buch 4 Hadith 172 - demnach durften die Hunde in der Moschee herumlaufen und niemand hatte Sorge, dass die Engel fernblieben ...

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weisseorchide  09.09.2018, 12:21
@dsupper

ich studiere nur Quran keine Hadithe. Jede Hadithe der sich dem Quran wieder spricht kann man Wiederlegen mit Quran oder mit eine andere Hadithe.

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Jein. Im Haus darfst du keine Hunde halten und da dürfen sie auch nicht rein. Als Jagdhund, Hütehund oder Wachhund darf man schon einen Hund halten. Der muss aber eine ausreichende Unterbringung auf dem Hof haben oder im Stall.

Ein Hund als reines Streichel- und Verhätscheltier ist nicht gestattet. Er muss außerdem artgerecht gehalten werden und nicht zu Hause im Bett. Schon gar nicht braucht er irgendwelche Kleidungsstücke.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Autodidakt Islam seit 2010 und Online-Studiengang Tauhid
bonamie  08.09.2018, 22:27

Obwohl deine Antwort sachlich richtig ist, gebe ich zu bedenken, dass der Mensch und das gilt auch für Muslime, nicht über "gut und schlecht" bei Gottes Schöpfung richten soll! - Alles was Gott geschaffen hat ist gut. Wer will sich anmaßen anders zu bestimmen?

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Wie Du sicherlich weisst, gibt es etliche Strömungen des Islam mit unterschiedlichen Auffassungen und innerhalb der einzelnen Strömungen noch Rechtsschulen mit wieder unterschiedlichen Interpretationen des Quran und der ahadith. Man ist sich also grundsätzlich uneinig. Und obwohl sich Muslime seit rund 1400 Jahren gegenseitig die Köpfe einschlagen, weil die anderen vermeintlich fehlgeleitet wären, kommt keiner auf die Idee, dass demzufolge die Rechtleitung eines jeden einzelnen äusserst fraglich ist - weil wir einfach in tausenden Einzelfragen die zweifelsfrei richtige Antwort nicht kennen (wenn es überhaupt eine gibt).

Weil aber so viele Antworten auf ach so viele Fragen gebraucht wurden, um die durch Muhammad gesäte Höllenangst zu mildern, mussten die Geschichten und Überlieferungen seines Wirkens als Ergänzung zum Quran herhalten. Leider aber waren auch diese nur ein Tropfen auf den heissen Stein, weshalb nachweislich tausende hadithe erfunden oder manipuliert wurden - einerseits um Antworten liefern zu können, andererseits um das Volk nach dem Willen der Anführerschaften lenken zu können.

Und so kommt es, dass Du im Quran keinen Hinweis darauf findest, dass die Haltung von Hunden (auch im Haus) haram sei, dies aber in angeblichen hadithen festgehalten wurde. Die einzige Erwähnung von Hunden im Quran findest Du in (18:18).

Ist es im Islam haram, Hunde zu besitzen?

Nein. Darin besteht weitestgehend Einigkeit.

Ob Du sie im Haus halten darfst ......?

Die einen sagen so, die anderen so.

Angesichts der Erzählungen, wonach Hunde zu Muhammads Zeiten in der Moschee herumstreunern durften, halte ich hadithe, wonach die Hundehaltung im Haus verboten sei, für mehr als nur fragwürdig. Darüber hinaus ist eine Hundehaltung ausserhalb der Wohnung nach heutigem Ermessen nicht als artgerecht anzusehen, weil der Hund seinen Rudelanschluss braucht.

Wer natürlich noch in Jurte oder Zelt lebt und sowieso den ganzen Tag draussen ist, der kann seinen Hund sicherlich auch draussen schlafen lassen; die Wand ist dünn genug und der Hund hatte den ganzen Tag sein Rudel um sich.

Ein EX-Muslim

Sure 18,18

Du meinst, sie seien wach, obwohl sie schlafen. Und Wir drehen sie nach rechts und nach links um, während ihr Hund seine Vorderbeine im Vorraum ausstreckt. Wenn du sie erblicktest, würdest du dich vor ihnen fürwahr zur Flucht kehren und vor ihnen fürwahr mit Schrecken erfüllt sein.

Da steht nichts von im Haus Verboten oder unrein.

Ein Hadithe darf dem Ayat nicht wieder sprechen.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung

Hunde zu halten ist nicht generell "haram" aus der Sicht der gläubigen Muslime. Verschiedene Strömungen innerhalb des Islam sehen das durchaus unterschiedlich. 

Die Mehrzahl sieht jedoch einen Gesetzesverstoß darin, Hunde im Haus zu halten, weil sie angeblich in tieferem Sinne "das Haus beschmutzen". Soll heißen, als Wachhund draußen ist z. B. der Hundebesitz durchaus "halal".

Tja, Muslime halten es schon besonders mit der Reinlichkeit. Der Glaube kommt zwar aus der wasserarmen Wüste, verlangt aber in vielen Situationen, wie auch bei den täglichen Gebeten immer wieder rituelle Waschungen, obwohl so kostbares Nass teilweise vergeudet wird.