Ist der Mensch von Natur aus eher "gut", oder eher "schlecht"? Welcher chinesische Philosoph hatte recht?
Ich befasse mich zur Zeit gern mit chinesischer Philosophie. Im Konfuzianismus gab es unter Konfuzius' Schülern gewisse Uneinigkeit über die menschliche Natur.
Mengzi meinte, der Mensch tendiere in seinem Innersten eher zu Harmonie, Gerechtigkeit und Menschenliebe. Es sei der Kontakt mit der ihn umgebenden "harten" Welt und der Gesellschaft, durch den negative Eigenschaften wie Gier und Skrupellosigkeit entstünden. Dieser Prozess ließe sich aufhalten, indem man dem Menschen Ethik und Bildung vermittelt.
Xunzi war anderer Auffassung: er glaubte, der Mensch sei im Kern schlecht, egoistisch, dumm. Die positiven Eigenschaften seien von Natur aus deutlich schwächer ausgeprägt und würden aus sich selbst heraus nie die Oberhand gewinnen. Daher müsse man dem Menschen strenge Sittlichkeit und die Einhaltung von Traditionen vermitteln, damit er lernt, tugendhaft zu leben.
Wie seht ihr das? Welche dieser Meinungen würdet ihr eher teilen?
In der Umfrage biete ich bewusst nur diese beiden Optionen an. Wer eine alternative Ansicht dazu hat, kann ja trotzdem etwas schreiben.
Das Ergebnis basiert auf 30 Abstimmungen
28 Antworten
Im Grunde genommen kommt es auf die Perspektive an, wie man die Frage betrachtet und mit welchem Hintergrund. Die Worte von Mengzi klingen zwar gut, aber dennoch sind die Worte von Xunzi laut den Aussagen von Kai Vogelsang realistischer! ;-)
Mengzi vertraut nur darauf, dass der Mensch von Natur aus gut sei. Aber mit dieser Einstellung konnte er keinen damaligen Herrscher überzeugen.
Viel realistischer waren die Ansichten von Xun Kuang oder Xunzi.
Denn Xunzi sagt zu dem Punkt, dass der Mensch die Natur des Menschen verkennt und nicht den Unterschied zwischen Natur und der Kultur des Menschen erfasst. Also die Natur ist vom Himmel eingerichtet und lässt sich nicht erlernen oder erarbeiten; Sitten und Anstand sind von den Weisen geschaffen, sie kann der Mensch erlernen und beherrschen, erarbeiten und vollenden. (vgl. Xunzi 23)
Somit sind auch die Sitten und das Lernen von enormer Wichtigkeit, wie schon Konfuzius in seinen Schriften lehrte. (vgl. Kai Vogelsang: Geschichte Chinas, S. 114).
So hast du das in deiner Frage ja auch schon geschrieben und ich denke auch, dass diese Ansicht vollkommener ist!
Interessant finde ich auch den Aspekt, dass der Konfuzianismus kaum etwas mit den eigentlichen Ansichten von Konfuzius gemein hat. Bin auch gerade dabei, etwas darüber zu lesen für ein Referat und meiner späteren Hausarbeit...
Wow, an deiner Antwort merkt man, dass du dich mit dem Thema wirklich gut auskennst! Ich selber bin ja gerade dabei, in das chinesische Denken einzutauchen. Meine nächste Lektüre: Gespräche des Konfuzius und Zhuangzi (Letzteres ist ja schon wieder Taoismus) :)
Vielen Dank für deine umfangreiche Antwort!😊
Das kommt auf die Perspektive an. Wäre der Mais eine Person, würde er sagen dass der Mensch das großartigste Wesen auf diesem Planeten ist. Es ging dem Mais nämlich noch nie so gut wie heute. Er bekommt alle Nährstoffe die er braucht und seine Feinde werden gnadenlos bekämpft.
Aus der Sicht der Natur ist der Mensch von Grund auf schlecht. Er pflanzt überall nur noch seine Nutzpflanzen.
Das sind nur zwei Perspektiven und dir fallen ganz sicher Hunderte weitere ein. Deshalb ist für mich klar dass es keine Entscheidung über das Wesen des Menschen geben kann.
Ich halte dies für eine subjektive Entscheidung (daher würde ich da nicht von richtig und falsch sprechen). Ich bin mit dieser Entscheidung - dass ich Menschen im Grunde für "gut" halte - gut gefahren. Zwar denke ich auch, dass die Vorsicht auch ein Wert ist, dennoch denke ich, dass ein Mensch ohne Vertrauen nicht ausgeglichen sein kann. Grundsätzliches Misstrauen macht unglücklich und einsam.
Auch im Buddhismus wird gesagt, dass Vertrauen eine heilsame Eigenschaft ist.
Aus der Natur her ist der Mensch ein soziales Wesen und verhält sich deshalb sozial zu seinen Mitmenschen, die ihm besonders nahe stehen (Familie). Aber ich denke erst durch Normen, Werte und Kultur konnte man einen Menschen dazu bringen in einer großen Gesellschaft sich tugendhaft zu verhalten. Er kämpft für sein eigenes überleben und somit handelt er egoistisch und wenn es ihm nicht beigebracht wird altruistisch zu handeln, denke ich nicht, dass er das auch tut
Moin.
welcher recht hatte? Ich denke manchmal 孔子/孟子 und bei anderen eher 荀子.
Und selbst jetzt wo ich ein 儿子 habe, bin ich mir nicht sicher. ;)