Ist das Schicksal des Menschen vorbestimmt?

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Hallo Luxusmobil112,

der Schicksalsglaube ist in vielen Kulturen und Gesellschaften weit verbreitet. Manchmal hört man nach einem Todesfall oder einem tragischen Ereignis jemanden sagen: "Seine Zeit war gekommen", oder: "Es war der Wille Gottes". Oftmals hört man auch die Redewendung: "Der Mensch denkt, Gott lenkt". Wenn es ein Schicksal gibt, dann muss es logischerweise auch eine Macht geben, die das Schicksal lenkt.

In alter Zeit glaubten die Babylonier, das Schicksal einer Person würde von der Stellung der Sterne bestimmt. Die alten Griechen dachten, manche Gottheiten würden über ihr Leben bestimmen. Auch Theologen der Christenheit sprachen sich für ein Schicksal aus, das von Gott gelenkt würde. Die Frage, die sich einem Christen jedoch stellt, wäre, was die Bibel dazu sagt.

Bei vielen Unglücken oder tragischen Ereignissen trifft folgende Feststellung der Bibel zu: "Ich wandte mich, um unter der Sonne zu sehen, dass nicht den Schnellen der Wettlauf gehört noch den Starken die Schlacht, noch auch den Weisen die Speise, noch auch den Verständigen der Reichtum, noch selbst denen, die Kenntnisse haben, die Gunst, denn Zeit und unvorhergesehenes Geschehen trifft sie alle" (Prediger 9:11).

Oft ist es eben so, dass sich jemand zur falschen Zeit am falschen Ort aufhält. Das hat weniger mit einem Schicksal als viel mehr mit dem Zufall zu tun. Wären Unglücke vorherbestimmt, dann müsste man sich weder an Sicherheitsvorschriften halten, noch Verkehrsregeln beachten oder sich beispielsweise einen Sicherheitsgurt anlegen. Wäre das aber wirklich vernünftig?

Auch Jesus Christus sprach sich nicht für eine fatalistische Einstellung aus. Er erinnerte einmal bei einer Gelegenheit seine Zuhörer an ein tragisches Unglück, das weithin bekannt war, indem er sagte: "Oder jene achtzehn, auf die der Turm in Silọam fiel und sie tötete, meint ihr, dass sie sich als größere Schuldner erwiesen als alle anderen Menschen, die Jerusalem bewohnen? Gewiss nicht, sage ich euch, sondern wenn ihr nicht bereut, werdet ihr alle ebenso umkommen“ (Lukas 13: 4, 5). Jesus führte diesen tragischen Vorfall also nicht auf göttliche Fügung zurück, sondern einfach auf "Zeit und unvorhergesehenes Geschehen".

Vieles, was allgemein als "Schicksal" bezeichnet wird, steht oftmals mit der menschlichen Unvollkommenheit in Verbindung. Ob es um Armut, Katastrophen, Krankheiten oder Unfälle geht, in den meisten Fällen ist menschliche Unzulänglichkeit wenigstens mit beteiligt und hat nichts mit einem vorgegebenen Schicksal zu tun.

Zum Schluss sei noch erwähnt, dass der Schicksalsglaube eine ganze Reihe negativer Auswirkungen haben kann. So kann z. B. jemand mit einer fatalistischen Einstellung mangelndes Verantwortungsgefühl erkennen lassen, da er denkt, dass alles sowieso so passiert, wie es festgelegt worden ist. Der Betreffende mag dann im Hinblick auf Sicherheitsbestimmungen nachlässig sein oder unnötig Risiken eingehen.

Vor allem aber kann der Schicksalsglaube dazu führen, dass jemandes Verantwortungs- oder Pflichtgefühl gegenüber Gott abhanden kommt. Die Bibel sagt jedoch, jeder sei für sein Tun vor Gott verantwortlich. Daher heißt es: "So wird also jeder für sich selbst vor Gott Rechenschaft ablegen müssen" (Römer 14:12, Hoffnung für alle).

LG Philipp

Philipp59  30.06.2019, 10:14

Vielen Dank für den Stern! :-)

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Das Schicksal spielt wahrscheinlich mit eine Rolle, aber es ist nur einer von mehreren Einflüssen, die zusammenwirken.

Die anderen Einflüsse sind

o das eigene, eigenwillige und selbstbestimmte Verhalten,

o der Einfluss der Umgebung seit frühester Kindheit, das familiäre und soziale Milieu,

o die geographische und gesellschaftliche Herkunft,

o die biologischen Grundlagen: Geschlecht und Genetik,

o der Einfluss anderer Menschen, der Freunde, Bekannten, Verwandten und Kollegen, die durch ihr Verhalten, Förderung oder Hinderungen etwas bestimmen oder geneigt machen, sich so oder so zu entscheiden

o und schließlich spielen auch zahllose Zufälle, denen wir ständig ausgesetzt sind, eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Dem Schicksal kommt eher eine geheimnisvolle, unergründliche Bedeutung zu. Es hängt mit den Vorleben zusammen, vorausgesetzt man glaubt an die Widergeburt, andernfalls spielt es vielleicht ebenso eine Rolle, wenn es sich, unabhängig vom Glauben daran, um eine Tatsache handelt. Aber man bewegt sich da auf einem Feld, wo der Aberglaube eine starke Rolle spielt. Auf solch irrationalen Beziehungswahn sollte man vielleicht lieber verzichten.

Trotzdem ist es empfehlenswert, sich an bewährte ethische Grundregeln (Bergpredigt und Co) zu halten, zumindest sich keine krassen Verstöße (strafrechtlich Relevantes) dagegen zu erlauben, um nicht doch irgendwelche verhängnisvollen Schicksalsereignisse auf sich zu lenken.

Möglicherweise gibt es doch so etwas wie eine untergründige ausgleichende Gerechtigkeit auf lange Sicht betrachtet. Deren negativen Konsequenzen kann man aber durch vernünftige Entscheidungen weitgehend entkommen.

Ist das Schicksal des Menschen vorbestimmt?

Wer sollte das wissen können? Allerdings glaube ich nicht, dass es so etwas wie Vorbestimmung gibt. Im Gegenteil glaube ich, dass jede Entscheidung das Leben jedes Wesens beeinflusst und das von den Wesen, mit denen sie interagieren.

Würde es das Schicksal geben, gäbe es keine Konsequenzen von Entscheidungen. Es gäbe nicht einmal die Möglichkeit von Entscheidungen, weil alles vorprogrammiert also von vornherein festgelegt wäre.

Natürlich ist das Schicksal vorbestimmt. Allein schon deshalb, weil alles was passiert vorbestimmt ist. Nur: Unter dem Begriff vorbestimmt gibt es kuriose Vorstellungen, die dem Vorgang nicht gerecht werden. Vorbestimmt bedeutet nicht, dass irgendjemand das Weltgeschehen steuert oder dass irgendwo ein Plan hinterlegt ist, nach dem alles abläuft, etwa so wie bei einem Kriminalroman der Täter schon feststeht, auch wenn zu Beginn scheinbar alle Optionen noch offen sind.

Die Frage hier stellt sich hier: Will man wirklich wissen, wie das Schicksal zustandekommt oder begnügt man sich damit, was seit Tausenden von Jahren an unqualifizierten Vorstellungen zusammenfantasiert wurden. Denn letzteres ist subjektiv und da kann man beliebig Vorstellungen entwickeln, unabhängig davon ob sie richtig oder falsch sind. Für das Objektive, also die Wirklichkeit, ist die Physik zuständig und nur solche Vorstellungen sind in die Wirklichkeit übertragbar, die physikalisch begründbar sind. Und aufgrund physikalischer Gesetze laufen alle Vorgänge auf der Welt nach der Kausalkette ab, nach dem Prinzip von Ursache und Wirkung. Es gibt keine seriösen Beispiele für Fälle, wo dem nicht so ist. Damit ist jeder Ablauf zum Weltgeschehen detereministisch, also voherbestimmt und vorhersehbar. Die Vorhersehbarkeit ist dabei als eine Eigenschaft des Vorganges, die unabhängig davon ist, ob ich oder ein anderer das tatsächlich vorhersagen kann. Denn die meisten Vorgänge sind sehr komplex und die Anfangsgrößen unbekannt. Wenn ein Vorgang aus dem genannten Grunde nicht vorhergesagt werden kann, so erscheint der Ablauf uns als Zufall. Ein einfaches Beispiel ist ein Roulett, bei dem eine angestoßene Kugel solange im Kreis rollt, bis die Bewegungsenergie verbraucht ist und die Kugel bei einer Zahl stehenbleibt. Theoretisch könnte man die Stelle berechnen, wenn man die Masse der Kugel, die anstoßende Kraft, die Reibung, die genaue Stoßrichtung und Geometrie der Bahn kennen würde. Das alles hat man natürlich nicht und die dazu benötigte Zeit schon gar nicht. Ein anderes Beispiel zum Verständnis: Zehn Studenten mit einem Taschenrechner berechnen die Wurzel aus 27,69. Das Ergebnis kann man ohne Hilfsmittel nicht vorhersagen. Trotzdem ist es kein Zufall, weil alle zehn das gleiche Ergebnis erhalten. Den Zufall als Gegenteil zum Determinismus gibt es in Wirklichkeit gar nicht. Der Zufall ist nämlich wie alles andere auch selbst deterministisch. Zum Determinismus gibt es mehrere unterschiedliche Definitionen. Hier wird von einem absoluten Determinismus ohne Einschränkungen ausgegangen.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Weltgeschehen durch die Kausalkette vorausbestimmt ist, aber praktisch so aufwändig in der Handhabung ist, das eine tatsächliche Vorausbestimmung nur in ganz engen Grenzen möglich ist.

Der Determinismus lässt sich übrigens leicht erkennen, wenn man einen Vorgang nachträglich betrachtet. Auch bei einem Schicksalsschlag ist der physikalisch korrekte Ablauf offensichtlich.

Vorbestimmt? Daran glaube ich nicht, viel eher Schiksal. Ich fahre gelegentlich Auto und war, wenn ich ehrlich bin, auch schon mal unaufmerksam. Vielleicht hätte ich einen Unfall gebaut wenn ich einen bestimmten Punkt 5 Sekunden früher oder später befahren hätte.