inzucht bei wildtieren?

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Da ist von Tierart zu Tierart unterschiedlich.

Bei den Löwen verlässt das männliche Tier das Rudel nicht von allein. Die männlichen Junglöwen verlassen das Rudel, die weiblichen werden Teil des Rudels. Das bedeutet, dass sie theoretisch von ihrem Vater gedeckt werden können, und das passiert wohl auch ab und zu mal. Aber einerseits ist die Zeit eines Löwenmännchens bei einem Rudel meistens nicht lang genug, damit das regelmäßig passieren würde. Meistens werden sie von einem jüngeren, stärkeren Männchen vertreiben und ersetzt, bevor ihre Töchter paarungsbereit sind. Andererseits verlassen viele Löwinnen ihr Rudel temporär, wenn sie in Hitze geraten, und suchen sich irgendwo anders Löwen, bevor sie trächtig zu ihrem Rudel zurückkehren.

Elefantenherden z.B. bestehen fast nur aus weiblichen Tieren, alle Männchen im Rudel sind noch nicht geschlechtsreife Söhne. Die weden aus der Herde vertrieben, sobald sie geschlechtsreif werden. Und da Elefanten wandern, verteilen sich die Familien in alle Winde. Es KANN natürlich passieren, dass irgendwann man ein Bruder/Vater/Sohn seine Schwester/Tochter/Mutter schwängert, aber die Chance ist nicht besonders groß.

Es gibt verschiedene Mechanismen, durch die Inzucht vermieden wird.

Bei vielen Tierarten gibt es das sog. Dispersal. Das bedeutet, dass eines oder auch beide Geschlechter mit Erreichen der Geschlechtsreife die Geburtsgruppe verlässt. Welches Geschlecht abwandert, ist von Art zu Art verschieden. Bei Schimpansen und Bonobos etwa wandern die Weibchen ab. Bei Wölfen verlassen beide Geschlechter ihr Geburtsrudel. Bei Löwen und Tüpfelhyänen sowie Elefanten wandern die Männchen ab. Wenn das Löwenrudel zu groß wird, können aber auch Löwinnen abwandern und ziehen dann nomadisch umher oder gründen ein eigenes Rudel.

Es gibt auch eine Reihe sozial lebender Arten, in denen sowohl Männchen als auch Weibchen zeitlebens Teil ihrer Grburtsgruppe bleiben und nicht wandern, z. B. Paviane. Hier können die Tiere durchaus erkennen, welche Tiere in ihrer Gruppe mit ihnen verwandt sind und bevorzugen die Fortpflanzung mit Nichtverwandten. Wie genau die Tiere erkennen, wer ein Verwandter ist und wer nicht, ist immer noch größtenteils ungeklärt. Nachgewiesen ist, dass sie Verwandte wohl an gemeinsamen Merkmalen (z. B. im Gesicht) erkennen. Bei uns Menschen ist es ja auch so, dass Kinder ihren Eltern recht ähnlich sehen, manchmal buchstäblich "wie aus dem Gesicht geschnitten." Wahrscheinlich erkennen Tiere einen Verwandten auch am Geruch oder bzw. und an der Stimme. Außerdem scheint auch die Prägung während der Kindheit eine Rolle bei der Inzuchthemmung zu spielen. Wenn zwei Individuen miteinander quasi wie Geschwister aufwachsen, vermeiden sie es als Erwachsene oft, sich miteinander zu paaren. Im Zoo pflanzen sich Paare, die noch sehr jung zusammengestellt wurden, manchmal nicht oder nur sehr schwer fort. Der Verdacht liegt zumindest nahe, dass diese Paare sich sozusagen als "soziale" Geschwister betrachten, obwohl sie genetisch nicht verwandt sind. Etwas Ähnliches kann man auch beim Menschen beobachten. Kinder, die als "Sandkastenfreunde" schon von Kleinauf miteinander aufwachsen, fühlen sich oft als Geschwister und nur selten wird aus einer Sandkastenfreundschaft eine Liebesbeziehung. Umgekehrt kann die natürliche Inzesthemmung auch versagen, wenn z. B. Geschwister jahrelang getrennt voneinander aufwachsen und erst als Erwachsene erfahren, dass sie ein Geschwister haben.

Und natürlich kann Inzucht in der Natur auch auftreten. Bei Löwen ist das z. B. durchaus kein ganz ungewöhnliches Verhalten. Bei stark bedrohten Arten, bei denen die Populationen klein sind und die zudem stark voneinander isoliert sind, sodass ein genetischer Austausch zwischen den Populationen kaum noch erfolgen kann, ist Inzucht ein häufig beobachtbares Phänomen. Die genetische Variabilität nimmt dadurch ab und es kann zur sog. Inzuchtdepression kommen. Das bedeutet, dass Erbkrankheiten sich häufen können und die Überlebensfähigkeit nimmt ab, weil der Heterozygotiegrad sinkt. Stark ingezüchtete Populationen haben daher ein besonders hohes Aussterberisiko. Mitte der 1990er war z. B. die Population des Florida-Panthers stark von Inzucht betroffen, häufig wurden Tiere mit knickschwänzen geboren und die Jungtiersterblichkeit war hoch. Man hat dann aus Texas ein paar Pumas in die Florida-Population eingeführt und sozusagen für eine Auffrischung des Grnpools gesorgt.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung – Biologiestudium, Universität Leipzig

Ja das passiert und ist auch vorerst nicht weiter schlimm.

Das wird in der Regel durch Abwanderung eines Geschlechts bei Erreichen der Geschlechtsreife geregelt.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Ich bin Jäger

Die erkennen durchaus ihre Nachkommen und vermeiden eine Paarung mit ihnen.

Außerdem haben männliche Tiere in der Natur nur eine sehr begrenzte Lebensspanne.

Nach wenigen Jahren werden sie von einem jüngeren Rivalen verdrängt. Dadurch kommt dann wieder frisches Blut in die Gruppe.