Welche Argumente gibt es für und gegen Inklusion von Behinderten im Sport?

3 Antworten

Ich war selbst von der 4-7 Klasse auf einer Förderschule für Körperliche und Motorische Entwicklung, bin zur 8. auf eine Hauptschule gewechselt und mache jetzt Fachabitur.

Ich habe ne vergleichsweise leichte Körperbehinderung, auf der Förderschule hatten wir auch gehbehinderte, Rollstuhlfahrer etc. diese haben genauso am Sportunterricht teilgenommen wie wir "laufenden". Für uns war es völlig ok, wir haben die Rollstuhlfahrer integriert etc. Nen klares Pro ist, dass die Behinderten so dazugehören und die nichtbehinderten lernen die Behinderten zu integrieren bzw. mit ihnen umzugehen.

Man kann Rollstuhlfahrer im prinzip auch in so gut wiejedes spiel integrieren, was wir "laufenden" auch im Sportunterricht spielen, beim Fussball beispielsweise haben wir die Rollstuhlfahrer ins Tor oder in die Abwehr gestellt, wie "laufenden" durften dann halt nicht so hoch schießen, damit die Rollstuhlfahrer die Chance haben, die Bälle abzuwähren, manchmal haben wir auch kleinere Tore genommen.

Wichtig ist natürlich auch, dass die Sportlehrer die behinderung bei der benotung berücksichtigen und auch meist spiele auswählen, wo die Rollstuhlfahrer integrierbar sind, an einer Förderschule ist dies selbstverständlich, aber auch an Regelschulen muss ein Lehrer so eine Behinderung berücksichtigen wenn man es attestiert. Ich habe zwar ne vergleichsweise leichte Körperbehinderung und kann alles mitmachen aber mein Sportlehrer an der Hauptschule, hat dies bei der benotung berücksichtigt. Ich kenne auch ne Schülerin die nicht auf ner Förderschule war, aber denoch ne leichte Körperbehinderung hat, bei ihr wird dies auch bei der benotung berücksichtigt. Sport ist meiner meinung nach sowieso nur ein Fach wo es mehr um Spaß geht und dass man sich bewegt.

In den anderen Fächern, vor allem Mathe, Deutsch, Englisch muss man natürlich nach Leistung beurteilen, da man für jeden Schulabschluss schon ein gewisses Niveu haben muss. Daher wird es Förderschulen immer geben, den man kann definitiv nicht jeden in Regelschulen integrieren. Beispielsweise schwer geistigbehinderte oder taubblinde.

Kontra wäre für mich höchstens, dass es vlt. auch Behinderte gibt, die es "doof" finden, dass sie in Sport nicht soviel erreichen können wie ihre nichtbehinderten Mitschüler, allerdings kann man dies über andere (wichtigere) Fächer kompensieren. Falls du noch mehr Kontra argumente brauchst, fällt mir noch die gefahr von Mobbing ein, den es gibt immer nen paar unaufgeklärte unter den Nichtbehinderten. Dieses Argument kann man aber entkräften, den ein guter Lehrer schaft es Mobbing zu unterbinden, außerdem sehen die Nichtbehinderten Schüler wenn der Behinderte im sonstigen Unterricht gut mitkommt, dass an deren Vorurteile nichts dran ist.

Schulsport?

Sportunterricht fördert die Klassengemeinschaft, deshalb sollte keiner ausgeschlossen werden (nach seinen Möglichkeiten). Behinderte haben ja immer eine Betreuung dabei, die das beurteilen können sollte.

Ansonsten haben manche Behinderte den gesunden gegenüber ja sogar Vorteile. Zumindest im Leisungssport.

pbheu  01.12.2015, 10:14

dem stimme ich zu.

allerdings ist das "nach seinen möglichkeiten" das problem, wer bestimmt das?

beim 100m lauf wird wohl niemand bestreiten, dass es auch eine leistung ist, ihn in einem rollstuhl sportlich angehen zu lassen. dennoch lassen sich die zeiten wohl kaum miteinander vergleichen.
aber auch darum geht es im sport!
man kann zwar die leistungsbereitschaft benoten (was im schulsport sogar durchaus fair wäre, ich denke da an irgendwelche "dicken", die sich sicher mehr angestrengt haben als unsere "stars" in der klasse), aber rennen werden eben abgehalten um zu sehen, wer schneller ist, man will wissen wer höher springt etc..

und es ist nicht nur ein hirnloses höher-schneller-weiter sensationsevent,  man rennt gemeinsam gegeneinander, um eine höhere leistung zu erzielen, als wenn man es nur gegen die uhr täte.

sportfeste für behinderte kennen dieses problem, die handicaps sind sehr individuell und man kann darüber streiten, inwiefern die korrekturwerte gerecht sind.

last but not least gehört eine gewisse allgemeine neutrale grundhaltung aller beteiligten dazu. gerade im schulsport wurden diejenigen, die die durschschnittliche leistung nicht brachten, immer gern mal ausgelacht. es dürfte also viel vorbereitung benötigen, um so etwas bei der integration von behinderten sicher auszuschliessen.

2
Blindi56  01.12.2015, 17:44
@pbheu

Ungerechtigkeiten und auch Benachteiligungen werden sich nie ganz ausschließen lassen, schon gar nicht im Schulsport, wo z. T. in einer Dreiviertelstunde 20 Schüler und mehr "beurteilt" werden sollen. "Dicke" und unbeweglichere werden bei abstrengenden oder elegant aussehen sollenden Sportarten immer benachteiligt sein, genau wie sehr kurzsichtige, die zusätzlich quasi einäugig sind IMMER bei Mannschaftballspielen benachteiligt sind, mangels räumlichem Sehen. Natürlich müssen Lehrer und auch Schüler gründlich auf Inklusion vorbereitet werden.

Aber im Sportunterricht müsste es genausogut auf Miteinander und Fairness ankommen, wie auf Leisung. Ein Rollifahrer wird wohl niemals bei Bundesjugendspielen z. B. zusammen mit Nicht-Behinderten antreten und gerecht bewertet werden können. Es sei denn, man fände ein Bewertungssystem raus, das dessen Vorteile gegen die Nachteile aufwiegt (in dem Fall wären es jedenfalls mehr Nachteile).

0

Inclusion heißt ja noch einen Schritt mehr als Integration. Nämlich dass Behinderte genauso betrachtet werden sollen wie Nichtbehinderte. Im Sport, zB im Schulunterricht ist es aber schwierig, da die Menschen mit Handycap einfach nicht alles können. Das große Kontra währe, dass der Lehrer unter Umständen sehr eingeschränkt ist in der Gestaltung des Unterrichtes. Das pro liegt ja nahe, nämlich das der Behinderte sich zu 100 % genauso fühlt wie alle anderen.