Hose oder Hosenboden?
Werte Muttersprachler, die Wendung "sich auf den Hosenboden setzen" finde ich mehreren deutschen Texten, "sich auf die Hosen setzen" - nur einmal. Zufall, oder ist die zweite Variante nicht oder nicht mehr im sprachlichen Gebrauch?
9 Antworten
Die zweite Variante ist mir als Redensart nicht bekannt und wäre somit nur wörtlich zu nehmen. Selbstverständlich kann man im wörtlichen Sinne auf Hosen sitzen. Man stelle sich einen Stapel Hosen vor und benutze ihn (den Stapel) wie ein Sitzkissen als Unterlage zum bequemeren Sitzen. Oder man hat beim Kofferpacken seine Sachen auf dem Bett ausgebreitet und würde sich auf dem Bett niederlassen; beispielsweise um sich auszuruhen oder weshalb auch immer. Wenn nun zufällig an der Stelle, wo man sich niedergelassen hat, einige Hosen lägen, würde man buchstäblich auf Hosen sitzen.
Das erste Beispiel ist klar eine Redensart. Was sie bedeutet, wurde hier schon mehrfach geschrieben.
Gruß Matti
...sich "auf den Hosenboden setzen" bedeutet redensartlich, sich hinzusetzen (eben auf den "Hosenboden", gemeint ist das Gesäß) und zu lernen, während "sich auf die Hosen setzen" nur Sinn macht, wenn sich jemand z.B. auf einen Stapel mit Hosen setzt.
"sich auf die Hosen setzen" ist heute ungebräuchlich. Dennoch: der Satz ist interessant, denn er fasst "die Hosen" als Plural auf, etwas, was in Sprachen wie Englisch (the trousers) oder Schwedisch (byxorna) immer noch der Standard ist.
Nur im Deutschen haben wir heute "eine Hose" an.
Aber es gibt noch andere Sprüche, die ebenfalls die Pluralform nutzen:
jemandem die Hosen strammziehen
sie hat die Hosen an
mit abgesägten Hosen dastehen
Ich denke, dass man früher in den germanischen Sprachen "Hosen" stets als Plural aufgefasst hatte, dass man aber im Deutschen später dazu überging, das ganze Kleidungsstück als Singular aufzufassen.
(...) nû daz der lobebaere, der genaeme kindesche man Tristan den schilt an sich gewan, nû lûhten disiu vier werc, helm unde halsperc, schilt unde hosen ein ander an sô schône, (...)
(Gottfried von Straßburg, "Tristan", um 1210)
Er trug also einen Helm, eine Halsberge, einen Schild und Hosen (Plural).
In den Regionen, die ich kenne, nördlich des Neckars sagt man eher "den Hosenboden stramm ziehen" - dann gabs was mit dem Stock auf das Hinterteil.
"Die Hosen" waren früher mal tatsächlich 2 "Beinteile", die getrennt angezogen wurden und oben durch den Gürtel verbunden.
Das dürfte zur Zeit des lobebaere Tristan und des Berichterstatters Gottfried noch so gewesen sein. Auch der Ausdruck "Beinlinge" deutet darauf hin.
Ob man das auf Bildern jener aus Zeit erkennen kann? Ist wahrscheinlich sehr schwer.
"Auf die Hosen setzen" gibt es nicht. Das würde heißen, dass die Hosen zusammengefaltet auf dem Stuhl legen und du dich draufsetzt. ;)
"Die Hosen" stammt noch aus der Zeit, als im Mittelalter die Hosen (Beinlinge) zwei Teile waren und mit dem Gürtel verbunden wurden.
"... Hosenboden..."
Das ist nicht wörtlich zu nehmen.
Es ist eine Redewendung und bedeutet:
dass sich jemand anstrengen muss, etwas zu erreichen bzw. besonders fleißig zu sein hat.