Warum schreibe ich automatisch komplizierte Satzstrukturen?
Hey, da Deutsch meine zweite Muttersprache ist (bin 2 Sprachig aufgewachsen), könnte man meinen, dass ich beim Schreiben maximal das Niveau eines deutschen Muttersprachlers erreiche. Jedoch ist mir aufgefallen, dass ich bei Aufsätzen oder Anträgen automatisch komplizierte Satzstrukturen gebrauche (ähnlich wie Behördensprache oder proffesionelle Textanalysen). Meistens erreiche ich somit ein höheres Sprachliches Niveau als meine deutschen Mitschüler.
Ich kanns mir selber nicht erklären warum ich automatisch ,,krampfhafte" Satzstrukturen wie Genitivsätze, Nominalisierung, Nebensatzanreihungen, Behördensprache oder komplexe Umformulierungen schreibe. Weiß es einer von euch?
7 Antworten
Hallo Shaka220!
Wenn deine aufwändigen grammatisch-syntaktischen Strukturen Ausdruck deiner komplexen Gedanken sind, ist es doch kein Mangel. Vielschichtiges lässt sich nun mal nicht in simplen Fünf-Wort-Sätzen ausdrücken.
Vielleicht neigst du aber auch dazu, Dinge zu verkomplizieren. Auch das schlägt sich dann in deinem Sprachstil nieder.
LG
gufrastella
Na gut, das ist kein angenehmer Stil und müsste nicht sein, wenn die Gedanken vor dem Sprechen oder Schreiben sortiert würden.
Ich habe drei Erklärungen:
1) Du hast die deutsche Sprache AUCH auf schriftlichem Wege durch wissenschaftliche Fachliteratur erlernt.
2) Du hast dich intensiver mit den charakteristischen Merkmalen der jeweiligen Sprache (inklusive Behördendeutsch, mit dem du vielleicht öfters als andere konfrontiert warst) beschäftigt und diese dann entsprechend auch verstärkt selbst angewendet.
3) Dein Gehirn ist bzw. deine Gehirnhälften sind durch die Mehrsprachigkeit vernetzter, was sich auch im verflochtenen Satzbau widerspiegelt.
Hallo Shaka220,
wenn wir einen schriftlichen Text verfassen, dann wird seine Gestaltung von dem sachlichen Zusammenhang und von der Absicht mitbestimmt, die wir mit dem Text verbinden.
Interessant finde ich, dass du deine Frage hier in doch recht übersichtlichen, unkomplizierten Sätzen geschrieben hast.
Kann es sein, dass hier dein sachliches Interesse an deiner Frage deutlich im Vordergrund steht und damit deine Absicht, mit deiner Sprachgestaltung Leser zu beeindrucken, kaum ins Gewicht fiel?
Ich vermute also, dass du mit den komplizierten Satzstrukturen gerade als „Zweitsprachler“ dich mit deinen komplexen Deutschkenntnissen zur Geltung bringen möchtest.
Ja, und das ist doch auch dein gutes Recht!
Ja, du hast recht. Hier habe ich die Sätze einfach gehalten. Wahrscheinlich liegt es wirklich dadran, dass ich zb. in einem Schulaufsatz automatisch versuche zu performen. Danke
Mark Twain, der Deutschland besucht hatte, sagte, man müsse nur ungefähr 100 Schriftsteller totschlagen, dann würde die deutsche Sprache gesunden. (Oder ähnlich).
Es war die Eigenart der Deutschen, möglichst verwurstete Schachtelsätze zu bilden.
Ich liebe sie auch.
Twain führte das auf die Furcht der Deutschen zurück, dass ein Gedankengang verloren gehen könnte.
So musste unbedingt jeder Gedanke noch in den Satz hineingepresst werden, egal wie der dann aussah.
Ich denke, du bist ähnlich und hast die richtige Sprache für deinen Geist gefunden.
Höhere Denke ist das schon, glaube ich.
Höhere Schreibe ganz sicher nicht.
Denn der Autor hat den Adressaten seiner Ausführungen vergessen.
Das ist normal. Du fängst an, einen Satz zu bilden und entweder schweifen die Gedanken ab, oder du findest einen Begriff erläuterungsbedürftig.
Aber die wahre Kunst besteht darin, das zu entwirren und verständlich in mehreren Sätzen darzustellen.
Da kenne ich welche, denen fallen 3 Ausdrücke ein und sie können sich nicht für einen entscheiden. Deshalb werden alle als Aufzählung aneinander gehängt. Das klingt dann wie Agitation für Begriffsstutzige.