Hochbegabt aber schlecht im lernen? Was tun?
Hallo zusammen,
ich habe vor kurzem bei einem wissenschaftlich anerkannten IQ-Test ein Ergebnis von 147 erreicht. Nun stelle ich einiges in Frage. Ich habe mich selber nie als sonderlich Intelligent wahrgenommen, ich konnte zwar immer schon schnell, auch mit großen Zahlen im Kopf rechnen, aber das habe ich eher als angeborene Fähigkeit wahrgenommen. Meine Noten haben auch eine ganz andere Sprache gesprochen. Als Schüler war ich sehr faul und habe mein Abi mit dem Schnitt 3,5 „gemeistert“.
Nun bin ich im 5. Semester in der Uni und studiere BWL (leider). Mit den online Klausuren zu Corona-Zeiten lief alles noch sehr gut, doch jetzt wo die Klausuren in Präsenz seit 2 Semestern laufen bestehe ich keine Klausur mehr.
In der Schule und in allen anderen Bereichen im Leben bin ich bis jetzt immer durchgekommen ohne zu lernen. Doch jetzt in der Uni, fliege ich damit auf gut deutsch gesagt, ziemlich auf die Fresse. Ich habe in der letzten Klausurenphase zwar probiert zu lernen, lenke mich aber immer selber mit irgendwas ab. Wenn ich alle Materiellen Ablenkungen beseitige, fange ich im Kopf an über irgendetwas nachzudenken und verliere mich darin.
Gibt es jemanden der vielleicht das selbe oder ein ähnliches Problem hat? Oder jemanden der Ratschläge für mich hat, wie ich es schaffe meine potentiellen Fähigkeiten vernünftig nutzen zu können(soll nicht abgehoben rüberkommen)?
Ich bedanke mich schonmal im Voraus.
LG Luis
4 Antworten
Klingt sehr nach sogenanntem Underachievement.
Begabung, sprich Intelligenz (aber auch andere Begabungen), entfaltet sich zu Leistung, wenn sie mit Motivation zusammenkommt. Wie über die Begabung gibt es auch über die Motivation sehr viele gut etablierte psychologische Modelle, an denen man sich orientieren kann. Ein Beispiel sei die Herzbergsche Zweifaktorentheorie. Gerade bei Hochbegabung kann es durchaus vorkommen, dass die Motivation leidet, weil wichtige Motivatoren wie das Erfolgserlebnis oder die Anerkennung nicht in dem Maß empfunden werden wie bei durchschnittlich begabten Menschen, weil der Aufwand in einem ganz anderen Verhältnis zum Ergebnis steht.
Auch die Tatsache, dass du "BWL (leider)" studierst, klingt eher nicht so motiviert. Was hätte dich denn mehr interessiert?
Es wäre aber auch keine Schande, sich professionelle Hilfe zu holen. Aus meinem Freundeskreis haben das viele im Studium gemacht. Gerade im Studium ist das noch sehr niederschwellig über studentische Beratungsstellen möglich. Wenn du erst einmal im Job bist, soll es ein relativ großes Hickhack sein, Termine bei halbwegs guten Therapeuten oder Coaches zu finden.
Ja, ein guter Ratschlag von mir: Probier's mit dem Fluglotsen.
Ich bin jetzt 33 Lenzen alt und habe mich auch schon auf einige Sachen beworben. Gute Leistungen in der Vergangenheit sind kein Garant dafür, in der Zukunft weiterzukommen. Schlechte Leistungen in der Vergangenheit behindern dich aber auch nicht zwangsweise in der Zukunft. Gerade beim Fluglotsen werden ja umfassende Tests gemacht, die deine Leistungen in der Schule in den Schatten stellen werden.
Das hört sich ganz danach an als ob Du möglicherweise eine ADS hast, die vererbt wird. Es gibt unter den damit Betroffenen eine Vielzahl von Höher bis Hochbegabten, die jedoch meist das typischerweise bestehende Problem haben der mangelnden Eigenstruktur, dazu noch ein katastrophales Zeitmanagement. Die so Betroffenen fokussieren nicht auf das Wesentliche und verlieren sich im Nirwana der nicht systematischen Vorgehensweisen.
Daher ist es auch zwingend nötig, dass bei ADS-Betroffenen in erster Linie ein Strukturtraining gemacht wird.
Wurde bei Dir jemals ein Test auf ADS gemacht?
Da die ADS u.a. eines meiner therapeutischen Spezialgebiete ist, habe für solche Betroffene ein Strukturtraining ausgearbeitet. Falls Das für dich interessant sein sollte, helfe ich Dir gerne weiter. Schicke mir dazu eine Freunschaftsanfrage.
Ich kann deine Schwierigkeit bei den Aufnehmen von Wörtern, Begriffe, Fakten, Rede oder Gedichten und abrufen zu können sehr verstehen. Ich finde es sehr diabolisch wenn man Schwierigkeiten bei dem lernen aufweißt. adäquat wäre es öfters zu Wiederholen in Zeitliche Abstände.
IQ Tests sagen nicht wirklich sooo viel über die tatsächliche Intelligenz aus.
Man kann im allgemeinenwissen extrem gut sein, aber in spezifischen Themen trotzdem schlecht.
Deswegen bestehen solche Tests auch nicht aus Wissensfragen...
Deine Antwort hat sich gerade selbst zerlegt.
Meine Antwort hat Sicht nicht wiederlegt. IQ Tests sagen nur etwas über die Veranlagung aus, nicht über die Intelligenz. Eine Person die unter druck nicht gut im sehr schnellen logischen denken ist, kannst trotzdem ein sehr guter Mathematiker sein. Individuelle Begabungen fließen nicht in das IQ ein, weshalb ich IQ Tests vor allem im erwachsenen alter für nicht alt zu aussagekräftige halte.
Sind dir die Formen und der Umfang der gängigen Tests überhaupt bekannt? Deine Antwort und dieser Kommentar liest sich nicht so.
Beim IQ geht es proaktiv nicht um individuelle Begabungen, da der IQ zum Vergleich mit der Normgruppe angewendet wird.
Ein Mensch mit einem Wert von 100 entspricht dabei in seinen Kompetenzen dem Durchschnitt seiner Altersgruppe.
Und da möchte ich auf den nächsten Punkt ansprechen: Die Tests variieren nach Altersgruppe und der Wert wird unter anderem mithilfe des Alters berechnet.
Die pauschalisierte Aussage "Im Erwachsenenalter sind solche Tests nicht aussagekräftig" ist folglich abzuweisen. Nach obiger Analogie ist das Alter also völlig egal. Die einzig logische Aussage in deiner Stellung wäre, dass IQ-Tests pauschal nicht aussagekräftig sind.
Zugegebenerweise sind die Tests umstritten, da sie zu einer gesellschaftlichen Spaltung und Diskriminierung führen können.
Fazit ist, dass die Tests die grundlegenden Fähigkeiten verschiedener Menschen beurteilen und daraus einen Vergleichswert bilden können.
Mehr besagt der IQ ohnehin nicht.
Mal so zur Info: Intelligenz ist Veranlagung. Das ist sozusagen die Hardware, auf die man dann die Software (aka Bildung) spielen kann und bei entsprechender Motivation Leistung entfalten kann. Zwar ist Intelligenz nicht die einzige Veranlagung, die eine menschliche Persönlichkeit hat, aber zumindest spielt sie im Bildungsbereich eine sehr große Rolle.
Ich sehe trotzdem IQ Tests kritisch, ist aber OK wenn du einer anderen Meinung bist.
IQ Tersts geben aber u.a. mehr als deutlich wieder, wie strukturiert und fokussiert jemand arbeitet, so dass das Ergebnis durchaus auch noch andere Komponenten anzeigt, die möglicherweise der Testperson nicht so ausführlich mitgeteilt wurden.
Danke für die ausführliche Antwort. Ich werde mich definitiv dort melden, ich habe aktuell eh Semesterferien, ist wahrscheinlich der beste Zeitpunkt.
Zu deiner Frage: An sich interessiert mich Sport sehr, die Geheimnisse des Weltraums, Finanzen natürlich auch, sonst hätte ich BWL auch nicht angefangen und was mich auch sehr lange beschäftigt hat ist Fluglotse. Bei letztgenannten dachte ich immer, dass ich den Aufnahmetest aufgrund meiner schlechten Noten gar nicht erst probieren sollte, habe mich nun aber dafür entschieden diesen als erstes in Angriff zu nehmen wegen der Altersgrenze von 24.
Aber vielleicht kann man durch professionelle Hilfe auch noch ganz andere Bereiche finden die mich interessieren.