Hatte die Stasi so viel Macht, dass sie dafür sorgen konnte dass man auf Arbeit von seinem Vorgesetzten benachteiligt und von Kollegen ausgegrenzt wurde?

6 Antworten

Das auf jeden Fall. Insbesondere in den staatlichen Betrieben, die es in der DDR aufgrund des sozialistischen Systems ja massenhaft gab, waren die Vorgesetzten natürlich alle parteinah. Zudem konnte die Stasi auch mit ihren Zersetzungsmethoden Leute zerstören, zum Beispiel durch das Streuen von Gerüchten über Homosexualität, bis hin zu dem Streuen von Gerüchten bei Kollegen, der Mitarbeiter wäre selbst ein Stasi IM.

Fuchssprung  31.03.2024, 11:53

So etwas gab es tatsächlich. Aber es war nicht die Regel. Bei weitem nicht jedem wurden von den Vorgesetzten und Kollegen Steine in den Weg gerollt. Denn auch die Vorgesetzten waren eben nicht alle treue Anhänger des Regimes.

2
Parralelwelt 
Fragesteller
 31.03.2024, 11:55

War Homosexualität so ein Totschlag-Gerücht, wo doch die DDR in Sexualfragen eher liberal war??

1
Schestko  31.03.2024, 12:07
@Parralelwelt

Die war nicht liberal. Das war gesellschaftlich ein erzkonservativer Spießbürgerstaat. Zudem wurden Leute, die irgendwie von der Norm abwichen, nicht gern gesehen, was auch für Homosexuelle galt. Zumal die ja auch keine Kinder kriegen konnten und man Angst hatte, dass sich das wie ein Virus ausbreitet. Das ist aber in jedem sozialistischen Staat so.

1
Fuchssprung  31.03.2024, 12:11
@Parralelwelt

Vor allem war dieses Gerücht in vielen Fällen vollkommen sinnlos und dumm, weil jeder im Betrieb wusste, worauf der andere steht. Es gab ja genug Betriebsfeiern, bei denen man sich näher kam. Es machte also überhaupt keinen Sinn ein solches Gerücht zu streuen. Dazu kam die sexuelle Freiheit in der DDR. Das war eine der wenigen Freiheiten, die die Stasi ihren Bürgern nicht nehmen konnte. Also selbst wenn das Gerücht die Runde machte, störte sich kaum jemand daran.

3
Von Experte Udavu bestätigt

Die Stasi konnte zwar dafür sorgen, dass jemand seine Arbeit verlor und er keine gleichwertige Arbeit mehr bekam. Aber sie hatte keinen Einfluss auf das Verhalten des Einzelnen. Dafür hätten die Kollegen auf der Linie des Staates sein müssen und das waren die Wenigsten.

Ganz im Gegenteil! Wenn jemand einen Ausreiseantrag gestellt hatte und deshalb von der Stasi drangsaliert wurde, bekam derjenige von vielen Kollegen und auch von den Vorgesetzten Zuspruch. Von einigen kam diese Unterstützung ganz offen, von anderen nur verschämt, hinter vorgehaltener Hand.

Natürlich gab es auch den einen oder anderen, der die Freundschaft aus ideologischen Gründen beendete, doch das waren sehr wenige. Einen großen Einfluss auf das Verhalten des Einzelnen hatte die Stasi also nicht. Sie hat sich darauf konzentriert, Angst zu verbreiten.

Shukow  31.03.2024, 11:42

Stimmt nur teilweise! Um eine genaue Aussage machen zu können, muß man in der DDR jahrelang gelebt haben und deutlich älter als 18 Jahre gewesen sein, als die Mauer fiel. Kann das der Experte von sich behaupten? Ich bin Bj, 1961, Meissen.

2
Fuchssprung  31.03.2024, 11:43
@Shukow

Da bin ich deutlich älter und meine Aussage stimmt nicht nur teilweise. Genau so habe ich es immer wieder erlebt.

3
Fuchssprung  31.03.2024, 11:46
@Shukow

Vermutlich hast du auch keinen Stasiknast von innen gesehen?

3
Shukow  31.03.2024, 11:49
@Fuchssprung

Stimmt! Dafür stand ich aber in der 1.Reserve (die Bewaffnung stand schon bereit, es fehlte nur der Befehl, steht auch im Portrait, wann ich von der NVA zurückkam), als es in Dresden den berühmten Straßenknall gegeben hat (Zug von Prag, über Dresden, Richtung Hof)

0
SchlimmerJimmy  31.03.2024, 11:52
@Shukow

Ach ja, der Zug von Prag nach Hof im September 89. Hat den Untergang des Regimes wahrscheinlich beschleunigt.

3
Shukow  31.03.2024, 11:54
@Fuchssprung

Stimmt, aber im Gegensatz zu dir ging mir der Ar..... auf Grundeis. Der Mob. Befehl war schon bereit gestellt. Keiner von den Jungs hat gelacht. Keiner!!!!!

0
Fuchssprung  31.03.2024, 11:56
@Shukow

Wir haben auch nicht gelacht, bei den Demos. Wir wussten ja, mit wem wir es zu tun haben und sind trotzdem auf die Straße gegangen.

1
Fuchssprung  31.03.2024, 11:58
@Shukow

Einig, dass wir auf verschiedenen Seiten standen? Ja, ich denke schon.

1
Hatte die Stasi so viel Macht, dass sie dafür sorgen konnte dass man auf Arbeit von seinem Vorgesetzten benachteiligt und von Kollegen ausgegrenzt wurde?

Aber mit Sicherheit, darüber gibt es keinen Zweifel.

Wenn man es genau nimmt, ist die Stasi in in allen Bereichen der DDR präsent gewesen. In den volkseigenen Betrieben natürlich zu forderst, denn dort wurde auch mit Sabotage gerechnet. Rundum kann man sagen das alles was politisch angehaucht gewesen ist, dort ist auch die Stasi anwesend gewesen, die Polizei/ Kriminalpolizei, hatte dadurch natürlich wenig zu tun.

1961beim Mauerbau verstieg sich mein Schwiegervater zu einer beleidigen Aussage gegen unsere Politiker. Eine Arbeitskollegin meldete das und die Stasi ist zur Stelle gewesen, nicht die Polizei. 6 Monate ist die Quittung gewesen, ohne Rücksicht darauf, das seine Frau mit drei schulpflichtigen Kindern ohne Versorgungsanspruch, dabei gelassen wurde. Das ist die eigentliche Strafe gewesen, so habe ich es gesehen, denn im Gefängnis klappte die Versorgung, die jetzt bei mir und meiner Frau hängen blieb.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung
Fuchssprung  01.04.2024, 16:41

Du hast mal wieder bestätigt, was für ein faschistoider Denunzianten-Staat die DDR war. Für ein paar Worte konnte man hinter Gittern landen.

2
Udavu  02.04.2024, 06:32
@Fuchssprung

Die Denunzianten -IM hatten in der DDR Privilegien, weshalb Sie Ihrer geliebten DDR immernoch nachweinen; halt "ewig Gestrige"

2

Klares ja. Insbesondere, wenn der Begriff Ausreise auftauchte.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Siehe mein Portrait
Parralelwelt 
Fragesteller
 31.03.2024, 11:53

Oh, Ausreise= Freiwild?

1
Fuchssprung  31.03.2024, 11:57
@Parralelwelt
Oh, Ausreise= Freiwild?

Nur für die inoffiziellen Mitarbeiter der Stasi. Die gab es in jedem Betrieb, aber das war nicht die Mehrheit.

2