Glaubt ihr an die Urknalltheorie?

15 Antworten

diesen Ausdruck - "nur" eine Theorie - liest man hier oft zum Thema Physik, und das zeugt von Unkenntnis, was Theorie überhaupt ist.

Theorie ist nicht Vermutung, was sein könnte, sondern es ist ein Modell im Kopf von dem was ist, das die Experimente bestmöglich vorhersagt. Insofern ist auch alles, was wir im Alltag als gegeben annehmen, Theorie, weil es im Kopf ist.

Mit dem Urknall ist nicht nur der Raum entstanden, sondern auch die Zeit. "vor dem Urknall" ist aber eine Zeitangabe, die also nicht gelten kann. Vor dem Urknall gab es kein vorher.

Und "bewiesen" wird in der Physik überhaupt nichts. Bewiesen ist etwas dann, wenn es keine Möglichkeit gibt das Resultat durch einen anderen Prozess als den zu beweisenden zu erreichen. Das Problem damit ist, dass niemand sicher sagen kann, dass es keinen anderen Weg gibt - es genügt nicht wenn niemand einen kennt.

Wirkliche Beweise gibt es nur in der Mathematik, weil dort die Wege von vornherein festgelegt sind (und selbst dort ist nicht alles beweisbar, wenigstens das ist bewiesen). Ohne das bleibt nur, dem zu folgen, was vernünftig mit den Beobachtungen zusammenpasst. Wem das nicht reicht, der kann auch leugnen dass er geboren wurde, denn niemand kann es ihm beweisen.

Die Beobachtungen von Rotverschiebung, Leuchtkraftdistanz, Winkeldistanz und 2,7K-Hintergrund führen zu einer Expansion, die zurückgerechnet irgendwo begonnen haben muss, und das nennt man Urknall. Man muss nicht an ihn glauben, man kann ihn sehen.

Blume8576  28.07.2022, 05:41

Eine Theorie ist und bleibt etwas theoretisches.

Ein Fakt ist bewiesen und somit Fakt.

Sie haben zurűck gerechnet und sagen das es irgendwo begonnen haben muss. An einem Punkt den sie Singularität nennen.

Wenn sich aber von diesem Punkt aus alles Ausgedehnt hat, dann ist dort immer noch der Mittelpunkt des Universums.

Den gibt es aber nach den selben Theoretikern dann plötzlich nicht mehr......

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hologence  28.07.2022, 06:14
@Blume8576
Wenn sich aber von diesem Punkt aus alles Ausgedehnt hat, dann ist dort immer noch der Mittelpunkt des Universums.

Nein, dann ist dieser Punkt jetzt überall. Es war auch kein Punkt im Raum, weil es noch keinen Raum gegeben hat.

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Roland22  28.07.2022, 10:42
@hologence

"...Rotverschiebung, Leuchtkraftdistanz, Winkeldistanz und 2,7K-Hintergrund ..."

Das sind Fakten.

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hologence  29.07.2022, 08:52
@Roland22
Das sind Fakten.

ja, das sind Fakten. Aber der FS sprach von Beweisen, und das sind Fakten nur dann, wenn es nur einen (den zu beweisenden) physikalischen Weg gibt, die Fakten zu produzieren. Da wir niemals wissen, ob es noch andere Wege gibt, gibt es keine Beweise. ZB die Überzeugung von Verschwörungstheoretikern können diese Fakten nicht leisten.

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Blume8576  31.07.2022, 13:46
@hologence

Also nochmal :

Stellt euch mal euer Wohnzimmer als komplettes Universum vor.

Ihr seht jetzt das alle Staubteilchen sich bewegen.

Ihr rechnet zurűck und kommt auf das Ergebniss das alles an einem Punkt gewesen sein muss.

Egal wie ihr es dreht und wendet, dort ist immer noch die Mitte, auch wenn ihr sie nicht sehen könnt.

Alles was eine räumliche Ausdehnung hat hat auch eine Mitte. Unabhängig ob der Urknall an einem Punkt anfing ,oder ûberall gleichzeitig war oder das Universum sonst wie entstanden ist.

Selbst die Urknalltheorie beruht zum Teil auf Annahmen, https://astro.uni-bonn.de/~deboer/cosmo/kosmoproblem.html#hubble0 )wie sovieles bei THEORIEN. Es gibt Indiezien die Theorien glaubwürdig machen. Bewiesen sind sie deswegen noch lange nicht.

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Silicium58  30.07.2022, 08:39

Wenn jemand zu einer validierten Theorie erklärt, "im Endeffekt aber auch nur eine Theorie und nicht bewiesen", dann weiß man schon, dass nur noch unwissenschaftlicher Müll folgen kann.

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Die Urknalltheorie ist diejenige, die am besten zu den Beobachtungen passt. Etwa der Beobachtung der Hintergrundstrahlung. Was "davor" war und ob es überhaupt ein "davor" gab, wird dadurch nicht beantwortet. Nur sollte man nicht den Fehler machen, aus einem Verständnisproblem etwas zu folgern (weil ich es mir nicht vorstellen kann, muss es also anders sein).

Auch der Satz mit dem "Nichts" ist eigentlich kein Bestandteil der Theorie. Da steht nichts von "Enstehung aus dem Nichts":

"Als Urknall (englisch Big Bang) wird in der Kosmologie der Beginn des Universums, also der Anfangspunkt der Entstehung von Materie, Raum und Zeit bezeichnet. Nach dem kosmologischen Standardmodell ereignete sich der Urknall vor etwa 13,8 Milliarden Jahren.

„Urknall“ bezeichnet keine Explosion in einem bestehenden Raum, sondern die gemeinsame Entstehung von Materie, Raum und Zeit aus einer ursprünglichen Singularität. "

Alle Sätze gemäß "Standardlogik" ergeben übrigens keine (alternative) Lösung.
Wenn die Standardlogik meint, dass alles aus etwas entstehen müsse, führt dies zu einem infiniten Regress. Auch ein "Schöpfer" müsste ja erstmal entstehen oder selber wieder erschaffen werden, was das Problem auch nicht löst, sondern nur zeitlich um eine Stufe verschiebt.

Lege ich axiomatisch fest, dass ein Schöpfer "einfach so" da sein kann, dann muss ich auch zugeben, dass auch andere Dinge (etwa ein Universum) "einfach so" da sein könnten.

Physik funktioniert leider nicht immer nach der Standardlogik, sondern nach Gesetzmäßigkeiten, die wir uns nicht immer gut vorstellen können. Das gilt auch für andere Bereiche (etwa die Interferenz).

Ich glaube die Theorie ist grundsätzlich richtig aber wie du schon gesagt hast gibt es den Haken, dass sie nicht erklärt, wo der Urknall selbst herkam. Das vorher einfach nichts war, ergibt für mich auch keinen Sinn.

Guck dir das mal an, finde ich interessant:

https://www.sein.de/das-universum-ist-ein-riesiges-gehirn/

Aber das erklärt halt trotzdem nichts...

Egal wie man es dreht und wendet, auch wenn es ein unendlicher Kreislauf ist, muss der Kreislauf irgendwo herkommen. Daran kann man verzweifeln, aber sich auch denken, dass es einfach faszinierend ist und das Leben wertvoll.

Und das die Bedeutung der Bedeutungslosigkeit unseres Daseins bedeutsam ist. xD

Ich denke auch, dass die Absolute Mitte des Universums gleichzeitig das äußerste Ende sein MUSS, weil es sonst räumlich nicht unendlich sein kann. Ich denke es Krempelt sich quasi fortlaufend in sich selbst zusammen. Wie das genau aussieht, kann man wahrscheinlich gar nicht als "Form" darstellen.

Gegsoft  28.07.2022, 03:27
die Bedeutung der Bedeutungslosigkeit unseres Daseins

Du hast es auf den Punkt gebracht! — Chapeau!

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Das sind Fragen, die kein Mensch in absehbarer Zukunft beantworten kann, wenn wir sie überhaupt je beantworten können.

Was wir tun können ist beobachten, messen, forschen. Nach unserem aktuellen Wissensstand gab es einen Urknall, etwas, was auch mehr oder weniger wissenschaftlich belegt ist, aber was davor war wissen wir nicht.

Generell gesehen wissen wir eigentlich nur sehr wenig. Wir wissen, dass wir vieles nicht wissen. Aber was ist mit den Sachen, von denen wir nicht wissen, dass wir sie nicht wissen? Das Universum ist für uns Menschen so unfassbar unbegreiflich, dass sich die Frage stellt, ob wir überhaupt etwas wissen. Wir müssen alles auf unsere "primitive" Denkweise herabstufen, damit wir es verstehen können, verlieren damit aber im Gegenzug die Komplexität, die es eigentlich braucht, um es vollends begreifen zu können.

Aber um deine Frage zu beantworten: Ja, ich "glaube" daran, auch wenn man in so einem Kontext nicht wirklich von Glaube sprechen kann. Wie schon gesagt ist der Urknall auf unserem jetzigen Wissensstand bewiesen. Das bedeutet aber keinesfalls, dass damit alle Fragen beantwortet sind. Es bedeutet auch nicht, dass es in Zukunft nicht eine andere Theorie geben wird, eine, die vielleicht plausibler oder vollständiger ist. Aber so funktioniert die Wissenschaft nunmal. Alles was wir machen können, ist weiterforschen und unser Wissen erweitern, neue Theorien entwickeln und alte überarbeiten.

Theorien in der Physik kann man - im Gegensatz zur Mathematik - nie beweisen.

Ich glaube, dass du dir nicht darüber im Klaren bist, was man in der Physik unter "Theorie" versteht. Lies dich da mal ein!

Übrigens extrapolierst du unsere Erfahrungswelt mit Raum und Zeit auf eine Ebene, wo diese kläglich versagt. Unser Erkenntnisapparat ist dazu geschaffen, Nahrung zu sammeln, sich auf der Erde zurechtzufinden, in Gemeinschaften zu leben, etc... aber nicht, um den Anfang des Universums zu begreifen: Die Frage nach dem "davor" ist in diesem Kontext eine völlig unangemessene Grenzüberschreitung, da unsere Vorstellungen von Raum und Zeit hier komplett zusammenbrechen. Dies wird oft übersehen.