Gibt es in der griechischen Mythologie keine Erlösung?

5 Antworten

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Erlösungshoffnungen gibt es in einigen religiösen Strömungen der griechischen Antike. Zum Teil reichen diese in Mythologie hinein.

Die Orphik (sich auf den mythischen Sänger und Dichter Orpheus berufend) enthält die Vorstellung, die Seele könne irgendwann bei Beschreiten eines bestimmten Erlösungsweges den Bereich der Körperwelt verlassen und in ein Jenseits gelangen, um das Ziel eines dauerhaften glückseligen Lebens zu erreichen.

Ein Erlösungsgedanke (in einem Jenseits, zum Teil auch schon im Dieseits) kommt auch bei antiken Mysterienreligionen (Mysterienkult) vor. Eine Verbindung zur griechischen Mythologie haben z. B. die Mysterien von Eleusis (auf die Göttinnen Demeter und Persephone [Kore] bezogen) und der Dionysoskult.

Einem »Paradies« entspricht das Elysion, oft elysisches Gefilde (griechisch: Ἠλύσιον πεδίον) genannt. Auch die »Inseln der Seligen« haben zu ihm große Ähnlichkeit.

Das Elysion (griechisch: Ἠλύσιον; lateinisch: Elysium) bzw. die Insel der Seligen (griechisch: αἱ τῶν μακάρων νῆσοι [hai ton makaron nesoi]; lateinisch: insulae fortunatae) gelten als Wohnorte einiger von Gottheiten geliebter und auserwählter Heroen und Heroinen, also von Menschen. Sie werden nach einem Leben auf der gewöhnlichen Erde dorthin entrückt.

Die »Weiße Insel« (griechisch: Λευκὴ νῆσος [Leuke nesos]; lateinisch; Alba insula) an der Mündung des Flusses Histros (griechisch: Ἴστρος; lateinisch: Ister) – in der Gegenwart die dem Donaudelta vorgelagerte »Schlangeninsel« - kommt, wenn es heißt, Achilleus sei nach seinem Tod zu ihr gelangt - Aithiopis (griechisch: Αἰθιοπίς; Aithiopis [Gedicht vom Aithiopen]; lateinischer Titel: Aethiopis) nach Proklos, Chrestomathia: Thetis bringt nach seinem Tod Achilleus zur »Weißen Insel« (Λευκὴ νῆσος) - , in ihrer Rolle einer Insel der Seligen gleich.

Das Elysion wird in späteren Darstellungen zum Ort, an dem gerechte Menschen nach ihrem Tod leben. Dabei urteilen Totenrichter über die Berechtigung. Genannt werden als Totenrichter vor allem Minos, Rhadamanthys und Aiakos (alle diese Heroen sind Söhne des Gottes Zeus).

Der Meeresgott Proteus erklärt Menelaos sein zukünftiges Schicksal: Die Unsterblichen werden Menelaos, weil er Helene (griechisch: Ἑλένη; lateinisch: Helena) hat und Schwiegersohn des Zeus ist, zum elysischen Gefilde (griechisch: Ἠλύσιον πεδίον) an den Enden/Rändern der Erde schicken, wo Rhadamanthys ist und für die Menschen ein sehr leichtes Leben stattfindet und immer angenehmes Wetter ist (Homer(os), Odyssee 4, 561 – 569).

Menelaos wurde von Hera unsterblich gemacht und kam mit Helene zum elysischen Gefilde (Apollodor(os), Epitome 6, 30)

Zeus verlieh den Heroen nach ihrem Tod von den Menschen getrennt Leben und Heimat und teilte ihnen als Wohnsitz die Enden/Ränder der Erde zu, fern von den Unsterblichen, Kronos herrscht über sie, die glücklichen Heroen leben mit sorgenlosem Gemüt auf den Inseln der Seligen am tiefwirbelnden Okeanos, honigsüße Frucht trägt dreimal jählich blühend das nahrungsspendende Land (Hesiod(os), Erga kai hemerai [griechisch: Ἔργα καὶ ἡμέραι; Werke und Tage; lateinischer Titel: Opera et dies] 167 - 173).

Achilleus wird zum elysischen Gefilde kommen und Medeia heiraten (Apollonios Rhodios, Argonautika 4, 811 – 815).

Achilleus heiratet, als er zum elysischen Gefilde kommt, Medeia, hat als erster Ibykos gesagt, nach ihm Simonides (Scholion zu Apollonios Rhodios, Argonautika 4, 814 - 815).

Kadmos verwandelte sich mit Harmonia in eine Schlange/einen Drachen und wurde von Zeus zum elysischen Gefilde entsendet (Apollodor(os), Bibliotheke [griechisch: Bιβλιοθήκη; Bibliothek; lateinischer Titel: Bibliotheca] 3, 39).

Memnon ist nach seinem Tod in den Häusern des Hades oder unter den Seligen auf dem elysischen Land (Quintus von Smyrna, Ta meth' Homeron [griechisch: Τὰ μεθ' Ὅμηρον; Nachhomerisches; lateinischer Titel: Posthomerica] 2, 650 – 652).

einige weitere Stellen:

Antoninus Liberalis, Metamorphoseon Synagoge (griechisch: Μεταμορφώσεων συναγωγή; Zusammenstellung/Sammlung von Metamorphosen; lateinischer Titel: Metamorphoses) 33,3 = Pherekydes FGrHist F 84 (Alkmene nach ihrem Tod mit Rhadamanthys verheiratet, sie leben auf der Insel der Seligen)

Lukian(os) von Samosata, Zeus elenchomenos (griechisch: Ζεὺς ἐλεγχόμενος; Der widerlegte Zeus; lateinischer Titel: Iuppiter confutatus) 17 (Möglichkeit, zusammen mit den Heroen auf der elysischen Wiese zu liegen)

Lukian(os) von Samosata, Alethe dihegemata (griechisch: Ἀληθῆ διηγήματα; Wahre Geschichten; lateinischer Titel: Verae historiae) 2, 6 – 14 (von Rhadamanthys beherrschte Insel mit Elysion)

Pindar(os), Olympische Ode 2, 65 – 83 (Insel der Seligen, Zeus mit Rhadamanthys an seiner Seite, Peleus, Kadmos und Achilleus erwähnt)

Platon, Gorgias 523 a – 526 d (Inseln der Seligen, Minos, Rhadamanthys und Aiakos als Totenrichter)

Lukian(os) von Samosata, Kataplous e Tyrannos (griechisch: Κατάπλους ἢ Τύραννος; Die Überfahrt oder Der Tyrann; lateinischer Titel: Cataplus sive Tyrannus) 24 (Rhadamanthys: die Besten zu den Inseln der Seligen)

Lukian(os) von Samosata, Peri penthous (griechisch: Περὶ Πένθους; Über Trauer; lateinischer Titel: De luctu) 7 (Minos und Rhadamanthys schicken die Guten und Gerechten, die tugendhaft gelebt haben, zum elysischen Gefilde, um dort das beste Leben zu führen)

Lukian(os) von Samosata, Nekrikoi dialogoi (griechisch: Νεκρικοὶ διάλογοι; Totengespräche; lateinischer Titel: Dialogi mortuorum) 30, 1 (Gute kommen wegen ihre Gerechtigkeit zum elysischen Gefilde und zu den Inseln der Seligen)

Strabon, Geographika (griechisch: Γεωγραφικά; Geographisches/Erdbeschreibung; lateinischer Titel: Geographica) 3, 2, 13 (nimmt auf das Elysion als Ort/Tanzplatz der Frommen/Gottesfürchtigen Bezug)

Vergil, Aeneis 6, 540 – 543 (Weg in der Unterwelt verzweigt sich in einen zum Elysion und einen zum Tartaros)

Ovid, Amores 2, 6, 49 (Elysion)

Ovid, Amores 3, 9, 59 – 60 (Dichter Tibullus wird im elysischen Tal sein)

Seneca, Hercules furens 731 – 747 (Schlechte werden bestraft, Gute kommen glückselig in den Himmel oder zu den fröhlichen Orten des Elysions)

Seneca, Troades 159 – 163 (Chor denkt sich Priamos glückselig in den Schatten des eylsischen Hains)

Hi, ich weiß nicht ob man unbedingt von 'Erlösung' sprechen kann aber es gibt auch eine Art 'Paradies' in der Griechischen Mythologie. Das sind die Elysischen Gefielde, in die eine Seele nur kommt wenn sie von den drei Richtern als besonders tugendhaft befunden wurden.

-Zitat aus "Götter Helden Ungeheuer die Welt der griechischen Mythen" von Bernard Evslin und ins deutsche übersetzt von Isabell Lorenz. Seite 27, Zeile 10- 17: „Wer für ungewöhnlich tugendhaft befunden wurde, den schickten die Richter zu den Elysischen Gefielden ganz in der Nähe. Hier war immer Feiertag. Die Luft war von Musik erfüllt. Die Schatten tanzten und spielten den ganzen Tag lang und auch die ganze Nachz, denn die Toten brauchen keinen Schlaf. Auch erhielten diese glücklichen Geister Gelegenheit, auf Erden wiedergeboren zu werden.“

Ich hoffe diese Antwort war hilfreich😅

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Das Elysium. Das äquivalent des christlichen Paradieses in der griechischen Mythologie.

Durch den Hades muss man aber meines Wissens nach trotzdem. Der Gott Hades ist der Verwalter und der Richter der Toten. Er entscheidet wohin ein Toter kommt. Das hat das Christentum mit Petrus der vor den Himmelstoren richtet, übernommen.

Es sind immer die jüngeren Mythologien und Aberglauben die von den älteren kopieren.


DonnieDon 
Fragesteller
 14.11.2023, 09:26

Aber war das Elysium nicht die vormenschliche Zeit? Bevor es Sterblichkeit überhaut gab? Sorry, ich lese viel, aber ich lese mich gerade erst ein.

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Andrastor  14.11.2023, 09:37
@DonnieDon

Sagen wir so: kann sein. Die griechische Mythologie ist alt und hat sich im Laufe der Zeit verändert.

Meines Wissens nach, grob zusammen gefasst, war vor den Menschen die Titanomachie, wo die Titanen die Welt beherrschten.

Deren Kinder waren die Götter welche die Titanen besiegten und Ordnung und Kontrolle über die Naturgewalten brachten.

Soweit ich weiß, wird die Zeit vor den Menschen als chaotisch und nicht begehrenswert beschrieben.

Das Elysium ist ein Ort an den Hades die Menschen schickt die das verdient haben.

Ich wüsste nicht, dass es auch als Zeitspanne bezeichnet wird, aber je nachdem wie sich diese Mythen entwickelt haben, würde ich das jetzt nicht bestreiten.

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Aurofons  14.11.2023, 14:23
Das hat das Christentum mit Petrus der vor den Himmelstoren richtet, übernommen.

Richter ist Jesus, nicht Petrus. Die Himmelpforte wird in der Bibel erwähnt, aber nicht im Zusammenhang mit Petrus.
Jakobsleiter (Bibel) – Wikipedia

Zu Petrus gehören die Schlüssel, die Pforte haben sich wohl später Leute dazugedacht.

Schlüssel Petri – Wikipedia

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Andrastor  14.11.2023, 15:14
@Aurofons

So wie sich die Leute die ganze Bibel ausgedacht haben. Einfach bronzezeitliche Mythen anderer Völker nehmen und dazu erfinden was ihnen gefällt.

Kindergarten-Niveau ist das. Sowohl dieses kopieren von Mythen als auch dein Verhalten hier. Nichts zur Frage beitragen, aber infantil stänkern.

Ich möchte nur einmal einen zumindest halbwegs intelligenten Beitrag von dir lesen. Warum musst du mich immer enttäuschen?

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So weit ich weiß gibt es in der griechischen Mythologie nur die Unterwelt, welche von dem Gott Hades bewacht wird. Jedoch gibt es da nicht nur Bestrafung. Es gibt auch einen Bereich, wo all jene hingelangen, welche gut waren.

Die Unterwelt gab es meines Wissens bevor es die Menschen gab. Dort haben die Titanen gelebt, aus welchen dann die die Götter kamen. Erst durch die Götter kamen dann die Menschen auf die Erde.

So dachte ich war das. Bin aber auch kein Profi auf dem Gebiet.

In der griechischen Unterwelt gibt es drei Regionen:

  • Elysion, das Paradies, der Platz für Helden und Favoriten der Götter
  • der Asphodeliengrund, der Bereich für die Seelen normale Menschen
  • Tartaros, die tiefste und höllenartige Region für Seelen, die dort entweder gereinigt oder, je nach Vergehen, auf ewig festgehalten wurden