Wo wird das Formen der Menschen aus Lehm erwähnt in der griechischen Mythologie?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Einige Textstellen erwähnen nur Prometheus als Menschenbildner, ohne das Material anzugeben, aus dem er die Menschen gebildet/geformt hat (Herakleides Pontikos nach Scholion zu Germanicus, Aratea 437 – 439; Menandros, zitiert von Lukian(os) von Samosata, Erotes [griechisch: Ἔρωτες; Lieben/Arten von Liebe; lateinischer Titel; Amores] 43 [Frauen geformt]; Philemon nach Stobaios, Anthologion [griechisch: Ἀνθολόγιον; Anthologie; lateinischer Titel: Florilegium] 2, 27; Phaedrus, Fabulae. Appendix Perottina 5 [Prometheus et Dolus]; Hyginus, De astronomia/Astronomica 2, 42; Servius, Kommentar zu Vergil, Ekloge 6, 42 [Menschen mit Hilfe von Minerva geschaffen, Prometheus ist dann vom Himmel herabgestiegen und hat den Menschen das mit einer Fackel von Sol gestohlene Feuer gezeigt, worüber die Götter zornig wurden und zwei Übel zu den Ländern der Erde schickten, Frauen und Krankheiten, wie Sappho und Hesiod erwähnen]; Mythographus Vaticanus I 1 [Prometheus], 1, 1; Mythographus Vaticanus II 63 [Prometheus]; Mythographus Vaticanus II 64 [Hostia Promethei]; Mythographus Vaticanus III 10 [Pallas], 10; Suda s. v. Προμηθεύς [Adler 2506]; nach einer Erzählung hat Prometheus Menschen belebt, als Deukalion und Pyrrha nach einer großen Flut den Hinweis bekamen, Knochen der Mutter auf die Erde zu werfen, und Steine hinter sich warfen, aus denen bei Deukalion Männer, bei Pyrrha Frauen wurden. Mythographus Vaticanus I 2, 189 [Deucalion et Pyrrha], 8: Postea venit Prometheus et vivificabat homines illos, fac[i]e caelesti adhibita. „Später kam Prometheus und machte jene Menschen lebendig, wobei er eine himmlische Fackel verwendete.“).

Ein Papyrus aus dem 4. Jahrhundert (Papyrus Lugd. Bat. [Papyrologica Lugduno-Batava] 25, 16 enthält ein Stückchen einer mythologischen Erzählung, wie Prometheus aus Ton/Lehm Menschen geschaffen hat (https://papyri.info/dclp/64448).

Es gibt bei antiken Autoren auch Angaben aus welchem Material Prometheus die Menschen gebildet/geformt hat.

  • Lehm/Ton (griechisch: πηλός [pelos] = erweichte Erde, Ton, Lehm; lateinisch: lutum): Aisopos (griechisch: Αἴσωπος; lateinisch: Aesopus) nach Themistios, Logos (griechisch: λόγος)/ Oratio/Rede 32 (Metriopathes e Philoteknos [griechisch: Μετριοπαθής ή Φιλότεκνος] 359 d; Kallimachos nach Clemens von Alexandri, Stromata (griechisch: Στρώματα; Teppiche) 5, 14, 100, 1; Kallimachos Fragment 493 Pfeiffer; Martial (Marcus Valerius Martialis), Epigrammata (Epigramme) 10, 39, 4; Pausanias 10, 4, 4; Straton, Anthologia Hellenike (griechisch: Ἀνθολογία Ἑλληνική; Griechische Anthologie: lateinischer Titel: Anthologia Graeca) 12, 220; Lukian(os) von Samosata, Prometheus (griechisch: Προμηθεύς; Prometheus; lateinischer Titel: Prometheus) 13; Lukian(os) von Samosata, Pros ton eiponta Prometheus ei en logois (griechisch: Πρὸς τὸν εἰπόντα Προμηθεὺς εἶ ἐν λόγοις; Prometheus; Zu dem, der sagt, du bist ein Prometheus in Worten; lateinischer Titel: Prometheus es in verbis) 3; Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Peri orthographias (griechisch: Περὶ ὀρθογραφίας; Über Orthographie; lateinischer Titel: De orthographia). Grammatici Graeci 3.2. August Lentz 499, 8; Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Ek ton Herodianou Peri katholikes prosodias (griechisch: Έκ τῶν Ἡρωδιανοῦ Περὶ καθολικς προσῳδίας; Aus Herodians Über allgemeine Prosodie; lateinischer Titel: Ex Herodiani De prosodia catholica). Grammatici Graeci 3.1. August Lentz 363, 34; Hyginus, Fabulae 142; Philostratos, Gymnastikos (griechisch: Γυµναστικός; Gymnastik; lateinischer Titel: Gymnasticus) 16; Augustinus, De civitate Dei 18, 8; Fulgentius, Mitologiae 2, 6 (Fabula Promethei); Stephanos von Byzanz, Ethnika (griechisch: Ἐθνικά; Ethnika [Zu einem Volk Gehöriges (geographisches Wörterbuch)]; lateinischer Titel: Ethnica) Billerbeck/Zubler 46. Ἰκόνιον; Isidor von Sevilla, Etymologiae 8, 11, 8; Etymologikon mega (griechisch: Ἐτυμολογικὸν μέγα; Große Etymologie; lateinischer Titel: Etymologicum magnum) s. v. Ἰκόνιον (471, 3); Mythographus Vaticanus III 10 (Pallas), 9
  • Erde/Ton (lateinisch: vulgus fictilis = irdenes/tönernes Volk): Phaedrus 4, 16
  • Erde (griechisch: γῆ [ge]), Feuer (griechisch: πῦρ [pyr]) und Stoffe, die sich in einer Beimischung mit Erde und Feuer verbinden lassen: Platon, Protagoras 320 d (Formung durch die Götter, Auftrag an Prometheus und Epimetheus, den sterblichen Lebewesen Fähigkeiten zuzuteilen)
  • Erde (lateinisch: terra bzw. humus): Properz (Sextus Aurelius Propertius) 3, 5, 7; Lactantius Placidus, Narrationes fabularum Ovidianarum 1, fabula 1 (= Hesiod Fragment 268 Rzach bzw. 383 Merkelbach/West; Zuordnung zu Hesiod zweifelhaft); Scholia Parisina in Horatium 1, 3, 27a
  • Wasser (griechisch: ὕδωρ [hydor]; lateinisch: undae pluviales = vom Regen herrührende Wellen/Wogen/Gewässer) und Erde (griechisch: γῆ [ge]; lateinisch: tellus): Apollodor(os), Bibliotheke 1, 45; Ovid (Publius Ovidius Naso), Metamorphosen 1, 80 – 82; Oppianos, Halieutika (griechisch: Ἁλιευτικά; Über den Fischfang; lateinischer Titel: Halieutica) 5, 4 - 11
  • Schlamm (lateinisch: limus): Horaz (Quintus Horatius Flaccus), Carmen (Ode) 1, 16, 14
  • himmlisches Material und Schlamm (lateinisch: aetheria, limus): Claudianus, In Eutropium (Invektive gegen Eutropius) 2, 493
  • irdisches und himmlisches Material (lateinisch: aetheria, terrena): Claudianus, Panegyricus de Quarto Consulatu Honorii Augusti (Panegyricus für Kaiser Honorius zum vierten Konsulat) 229

Herbert Jennings Rose, Griechische Mythologie : ein Handbuch. Aus dem Englischen übertragen von Anna Elisabeth Berve-Glauning. 3. Auflage. München : Beck, 2012 (Beck'sche Reihe ; 1530), S. 52:

„Was die Menschen betrifft, so fanden sie einen Vorkämpfer in der Person des Titanen Prometheus («der Voraussinnende»), der nach manchen Berichten sogar ihr Schöpfer war, indem er sie zunächst aus Lehm bildete. Der Platz, wo er diesen fand, lag bei Panopeia, unweit von Chaironeia in Boiotien; und wurde in späterer Zeit den Neugierigen gezeigt, samt einigen Steinen, versteinerten Resten des Tons, den Prometheus übriggelassen hatte. Athena hauchte dann Leben in die fertigen Gebilde.“

S. 341 Anm. 54: „Hesiod., frg. 268; Hygin. fab. 142; Paus. X 4, 4; Script. rer. myth. Lat. I 1; II 63.“

S. 55: „Schließlich erschafft nach einem einzigen späten Bericht Prometheus die Menschen ein zweites Mal, indem er nach der großen Flut mit einer Fackel von himmlischem Feuer kommt und den von Deukalion und Pyrrha geworfenen Steinen Leben gibt.“

S. 343 Anm. 69.: „Script. rer. myth. Lat. I189; postea venit Prometheus et vivificat homines illos, face caelesti adhibita.“

Hesiod. = Hesiodos/Hesiodus

frg. = Fragment (Bruchstück)

Hygin. Fab. = Hyginus, Fabulae

Paus. = Pausanias

Script. rer. myth. Lat. = Scriptores rerum mythicarum Latini (auch: Mythographi Vaticani)

Textstellen mit Übersetzung (einschließlich einiger spätantiker und frühmittelalterlicher Werke)

Aisopos (griechisch: Αἴσωπος; lateinisch: Aesopus) nach Themistios, Logos (griechisch: λόγος)/ Oratio/Rede 32 (Metriopathes e Philoteknos [griechisch: Μετριοπαθής ή Φιλότεκνος] 359 d

καὶ τοῦτο αὺ πάλιν Αίσωπος λέγει· τόν γὰρ πηλὸν αὐτῷ Προμηθεὺς, ἀφ οῦ τὸν άνθρωπον διεπλάσατο, οὐκ ἐφὺρατο ὺδατι, ἀλλὰ δακρὺοις.

Aesopische Fabeln : Urtext und Übertragung. Zusammengestellt und ins Deutsche übertragen von August Hausrath. Gefolgt von einer Abhandlung: Die Aesoplegende. 3., (im Anhang gekürzte) Auflage, 6. - 9. Tausend. München : Heimeran, 1944 (Tusculum-Bücher), S. 11:

„Auch Folgendes sagt Äsop: Prometheus rührte den Lehm, aus dem er den Menschen schuf, nicht mit Wasser an, sondern mit Tränen.“

Platon, Protagoras 320 c - d

ἦν ποτε χρόνος, ὅτε θεοὶ μὲν ἦσαν, θνητὰ δὲ γένη οὐκ ἦν. ἐπειδὴ δὲ καὶ τούτοις χρόνος ἦλθεν εἱμαρμένος γενέσεως, τυποῦσιν αὐτὰ θεοὶ γῆς ἔνδον ἐκ γῆς καὶ πυρὸς μείξαντες καὶ τῶν ὅσα πυρὶ καὶ γῇ κεράννυται.

Platon, Sämtliche Werke. In der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher mit der Stephanus-Numerierung herausgegeben von Walter F. Otto/Ernesto Grassi/Gert Plamböck. Band 1: Apologie, Kriton, Protagoras, Hippias II, Charmides, Laches, Ion, Euthyphron, Gorgias, Briefe. Hamburg : Rowohlt , 1957 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft ; 1), S. 61:

„Es war einst eine Zeit, wo es Götter zwar gab, sterbliche Geschlechter aber gab es noch nicht; nachdem aber auch für diese die vorherbestimmte Zeit ihrer Erzeugung gekommen war, bildeten die Götter sie innerhalb der Erde aus Erde und Feuer auch das hinzumengend, was aus Erde und Feuer gemengt ist.“

Platon, Sämtliche Dialoge. In Verbindung mit Kurt Hildebrandt, Constantin Ritter und Gustav Schneider herausgegeben und mit Einleitungen, Literaturübersichten, Anmerkungen und Registern versehen von Otto Apelt. Band 1: Vorwort und Einleitung zur Gesamtausgabe. Protagoras. Laches und Euthyphron, Apologie und Kriton. Gorgias. 2., durchgesehene Auflage. Leipzig : Meiner 1922, S. 54:

„Es war einmal eine Zeit, wo es zwar Götter gab, aber noch keinerlei Art von sterblichen Lebewesen. Als aber für diese die vom Schicksal bestimmte Zeit ihrer Erzeugung gekommen war, da formen die Götter im Inneren der Erde sie aus einer Mischung von Erde und Feuer und allem, was sich dem Feuer und der Erde durch Mischung beigesellt.“

Platon, Sämtliche Werke : Jubiläumsausgabe sämtlicher Werke zum 2400. Geburtstag; Artemis-Paperbackausgabe in acht Bänden. Eingeleitet von Olof Gigon. Übertragen von Rudolf Rufener. Band 1: Frühdialoge : Laches. Charmides. Lysis. Der Größere Hippias. Der kleinere Hippias. Protagoras. Euthydemos. Ion. Menexenos. Zürich ; München : Artemis-Verlag, 1974, S. 202:

„Es war also einmal eine Zeit, da gab es schon Götter, aber noch keine sterblichen Wesen. Als nun auch für diese die Zeit gekommen war, die das Schicksal für ihre Entstehung bestimmt hatte, formten die Götter sie im Schoß der Erde aus einem Gemisch von Erde und Feuer und allem, was was sich mit Feuer und Erde verbinden läßt.“

Platon, Werke : Übersetzung und Kommentar. Im Auftrag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz herausgegeben von Ernst Heitsch, Carl Werner Müller und Kurt Sier. Band 6, 2: Bernd Manuwald, Platon, Protagoras : Übersetzung und Kommentar. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 1999, S. 25 – 26:

„Es gab einmal eine Zeit, als schon Götter existierten, es sterbliche Wesen aber nicht gab. Als aber auch für diese die festgesetzte Zeit ihrer Entstehung gekommen war, formten Götter sie im Erdinnern aus einem Gemisch von Erde und Feuer und Erde und Feuer und allen Stoffen, die sich mit Feuer und Erde verbinden lassen.“

Platon, Protagoras : griechisch/deutsch. Übersetzt und kommentiert von Hans-Wolfgang Krautz. Bibliographisch ergänzte Ausgabe. Stuttgart : Reclam, 2000 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 1708), S. 33:

„Es war einmal eine Zeit, da es Götter gab, sterbliche Arten aber [d] nicht gab. Da auch für sie die Zeit kam, die schicksalverhängte ihrer Zeugung, formen die Götter sie drunten in der Erde, aus Erde und Feuer megend und allem, was aus Feuer und Erde gemischt wird.”

Platon, Protagoras. Eingeleitet, übersetzt und erläutert von Bernd Manuwald. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2006 (Sammlung Philosophie ; Band 6), S. 16:

„Es gab einmal eine Zeit, als schon Götter existierten, es sterbliche Wesen aber nicht gab. Als aber auch für diese die festgesetzte Zeit ihrer Entstehung gekommen war, formten Götter sie im Erdinnern aus einem Gemisch von Erde und Feuer und Erde und Feuer und allen Stoffen, die sich mit Feuer und Erde verbinden lassen.“

Platon, Protagoras : griechisch-deutsch = Anfänge politischer Bildung. Herausgegeben, übersetzt und erläutert von Karl und Gertrud Bayer. Düsseldorf : Artemis & Winkler, 2008 (Sammlung Tusculum), S. 51:

„Es war einmal eine Zeit, da gab es zwar Götter, aber keine sterblichen Wesen. Als aber auch für diese die für ihr Entstehen vorbestimmte Zeit kam, da formten sie die Götter im Inneren der Erde, in dem sie sie aus Erde und Feuer mischten und aus den Stoffen, die sich der Erde und dem Feuer beimischen ließen.“

Kallimachos nach Clemens von Alexandri, Stromata (griechisch: Στρώματα; Teppiche) 5, 14, 100, 1

Καλλίμαχος δὲ διαρρήδην γράφει· ἦν κεῖνος οὑνιαυτός, ᾧ τό τε πτηνὸν καὶ τοὐν θαλάσσῃ καὶ τὸ τετράπουν οὕτως ἐφθέγγετο ὡς ὁ πηλὸς ὁ Προμήθειος.

https://bkv.unifr.ch/works/172/versions/191/divisions/109480

„Kallimachos aber schreibt ausdrücklich: „Es war in jenem Jahr, in dem sowohl Vögel Als auch im Meer die Fische und die Vierfüßler So sprachen wie das Lehmgebild' des Prometheus.“

Eusebios/Eusebius von Kaisareia/Caesarea, Euangelike proparaskeue (griechisch: Εὐαγγελικὴ προπαρασκευή; Vorbereitung auf das Evangelium; lateinischer Titel: Praeparatio evangelica) 13, 13, 23

Καλλίμαχος δὲ διαρρήδην γράφει· ἦν κεῖνος οὑνιαυτός, ᾧ ποτε πτηνὸν καὶ τοὐν θαλάσσῃ καὶ τὸ τετράπουν οὕτως ἐφθέγγεθ' ὡς ὁ πηλὸς ὁ Προμηθέως. πάλιν τε ὁ αὐτός· «Εἴ σε», ἔφη, «Προμηθεὺς ἔπλασε καὶ πηλοῦ μὴ ἐξ ἑτέρου γέγονας.»

Kallimachos Fragment 493 Pfeiffer

εί σ' Προμηθεύς / ἔπλασε καὶ πηλοῦ μὴ 'ξ ἑτέρου γέγονας.

Kallimachos, Werke : griechisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Markus Asper. Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004. S. 355:

376 (493 Pf.)

[. . .] wenn dich Prometheus geformt hat und du nicht aus einem anderen Lehm entstanden bist 8 [. . .].

8 Prometheus soll den Menschen aus Lehm geknetet haben (vgl. etwa Aristophanes, Av. 686; Kallimachos, Jamb. 2, Fr. 152.3).“

Pf. = (Rudolf) Pfeiffer

Av. = Ornithes (griechisch: Ὄρνιθες; Die Vögel; lateinischer Titel: Aves)

Jamb. = Jamben (lateinisch: Iambi)

Fr. = Fragment (Bruchstück)

Apollodor(os), Bibliotheke 1, 45

Προμηθεὺς δὲ ἐξ ὕδατος καὶ γῆς ἀνθρώπους πλάσας ἔδωκεν αὐτοῖς καὶ πῦρ, λάθρᾳ Διὸς ἐν νάρθηκι κρύψας.

Apollodor, Bibliotheke : Götter- und Heldensagen. Herausgegeben, übersetzt und kommentiert von Paul Dräger. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2005 (Sammlung Tusculum), S. 29:

„Prometheus aber formte aus Wasser und Erde Menschen und gab ihnen auch das Feuer, das er verborgen vor Zeus in einem Narthex-Stengel versteckt hatte."

Horaz (Quintus Horatius Flaccus), Carmen (Ode) 1, 16, 13 - 16

fertur Prometheus addere principi

limo coactus particulam undique

desectam et insani leonis

vim stomacho adposuisse nostro.

Horaz, Sämtliche Werke : lateinisch und deutsch. Teil I herausgegeben von Hans Färber. Teil II übersetzt und zusammen mit Hans Färber bearbeitet von Wilhelm Schöne. 9. Auflage. München ; Zürich : Artemis-Verlag, 1982 (Sammlung Tusculum). S. 35:

„Hat doch Prometheus, heißt es, da Not ihn zwang,

Dem Schöpfungschlamme Teilchen hinzuzutun

von überall, auch wilder Löwen

Grimm in die Brust uns hineingeschaffen.“

Quintus Horatius Flaccus, Sämtliche Werke : Lateinisch – Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg. Berlin ; Boston : De Gruyter, 2018 (Sammlung Tusculum), S. 273:

„Es heißt, Prometheus habe dem Urschlamm gezwungenermaßen von überallher abgeschnittene Teilchen hinzugefügt und so auch das Ungestüm des rasenden Löwen unserem Magen beigegeben.“

Albrecht  11.08.2021, 15:28

Properz (Sextus Aurelius Propertius) 3, 5, 7 - 10

o prima infelix fingenti terra Prometheo!

ille parum caute pectoris egit opus.

corpora disponens mentem non vidit in arto:

recta animi primum debuit esse via.

Properz/Tibull, Liebeselegien. Carmina : Lateinisch – Deutsch. Neu herausgegeben und übersetzt von Georg Luck. Zürich ; Düsseldorf : Artemis & Winkler, 1996 (Sammlung Tusculum), S. 155:

„O Urschlamm! Du hast Prometheus, der dich formte, wenig Glück gebracht. Zu wenig sorgsam hat er die Schöpfung der Vernunft bedacht. Während er den Körper schuf, achtete er in seinem Kunstwerk nicht auf den Geist; er hätte vor allem den Verstand gut einrichten müssen.“

Sextus Propertius. Sämtliche Gedichte : lateinisch/deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Burkhard Mojsisch, Hans-Horst Schwarz, Isabel J. Tautz. Stuttgart : Reclam, 1993 (Reclams Universal-Bibliothek ; Nr. 1728), S. 183:

„Ach ursprüngliche Erde, unglücklich geraten dem dich bildenden Prometheus! Jener schuf ein Werk des Charakters, bei dem er sich zu wenig vorsah.

Als er den Körper formte, achtete er bei seiner Leistung nicht auf den Geist: Der normale Weg des Geistes hätte das erste sein müssen. [10]“

Dieter Flach, Sextus Propertius, Elegien : Kommentar. 1. Auflage, Darmstadt : Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2011. ISBN 978-3-534-24451-5

Ovid (Publius Ovidius Naso), Metamorphosen 1, 76 – 83

sanctius his animal mentisque capacius altae

deerat adhuc et quod dominari in cetera posset.

natus homo est, sive hunc divino semine fecit

ille opifex rerum, mundi melioris origo,

sive recens tellus seductaque nuper ab alto

aethere cognati retinebat semina caeli;

quam satus Iapeto, mixtam pluvialibus undis,

finxit in effigiem moderantum cuncta deorum .

Publius Ovidius Naso, Metamorphosen : lateinisch-deutsch. In deutsche Hexameter übertragen und herausgegeben von Erich Rösch. Mit einer Einführung von Niklas Holzberg. 13. Auflage. München ; Zürich : Artemis & Winkler, 1992 (Sammlung Tusculum), S. 11:

„Heiliger aber als sie ein Wesen noch fehlte, das hohen

Sinnes fähiger sei und die übrigen könne beherrschen.

Und es wurde der Mensch. Mag sein, daß der Meister der Dinge,

Er, der Ursprung der besseren Welt, ihn aus göttlichem Samen

schuf, mag sein, daß Erde, die jüngst erst getrennt von dem hohen

Äther, den Samen vom ursprungverwandten Himmel behalten,

Erde, die dann des Iapetus Sohn, vermengt mit des Regens

Wassern, geformt nach dem Bild der alles lenkenden Götter.“

Publius Ovidius Naso, Metamorphosen. Herausgegeben und übersetzt von Gerhard Fink. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2004 (Sammlung Tusculum), S. 13:

„Noch fehlte ein Wesen, edler als diese Tiere und eher als sie befähigt zu hohen Gedanken, auf daß es die Herrschaft über alles übrige ausüben könnte — da trat der Mensch in die Welt, sei es, daß ihn aus göttlichem Samen jener Baumeister des Alls, der Schöpfer einer besseren Ordnung, hervorgehen ließ oder daß die junge, eben erst vom hohen Äther getrennte Erde noch Samenkörner des verwandten Himmels enthielt. Dieser Erde formte, vermischt mit Wasser vom Flusse, Prometheus, des Iapetos Sohn, nach dem Bild der alles regierenden Götter.“

Publius Ovidius Naso, Metamorphosen : Lateinisch-Deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg. Berlin ; Boston : De Gruyter, 2017 (Sammlung Tusculum), S. 43:

„Aber ein heiligeres Geschöpf, ein besseres Gefäß für

hohen Geist, das der Herrscher der übrigen sein könnte, fehlte.

Und es entstand der Mensch, sei's, dass ihn aus göttlichem Samen

jener Weltschöpfer schuf, der Ursprung des besseren Kosmos,

sei's, dass die junge Erde, erst kürzlich getrennt von dem hohen

Äther, vom verwandten Himmel noch Samen bewahrte;

Diese mischte mit Wasser des Regens Їapetus’ Sohn und

formte sie nach dem Bildnis der alles regierenden Götter.“

Phaedrus 4, 16

Idem Prometheus, auctor vulgi fictilis

qui, simul offendit ad fortunam, frangitur,

naturae partes veste quas celat pudor

cum separatim toto finxisset die,

aptare mox ut posset corporibus suis,

ad cenam est inuitatus subito a Libero;

Phaedrus, Fabeln : Lateinisch-Deutsch. Unter Mitarbeit von Stephanie Seibold herausgegeben und übersetzt von Niklas Holzberg. 1. Auflage. Berlin ; Boston : De Gruyter, 2018 (Sammlung Tusculum), S. 139:

»Prometheus gleichfalls, Schöpfer unsres Volks aus Ton,

das, stößt's zusammen mit Fortuna, gleich zerbricht;

der hat die Teile, die die Scham im Kleid verbirgt,

gesondert einen ganzen Tag lang,

dass er sie dann an die Leiber heften könne,

ausgeformt, als unerwartet Liber ihn zum Gastmahl lud. “

Martial (Marcus Valerius Martialis), Epigrammata (Epigramme) 10, 39, 3 – 4

namque, ut tua saecula narrant,

ficta Prometheo diceris esse luto.

M. Valerius Martialis, Epigramme : lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Paul Barié und Winfried Schindler. 3., vollständig überarbeitet Auflage. Berlin : Akademie-Verlag, 2013 (Sammlung Tusculum), S. 715.

„Denn, wie deine Jahrhunderte erzählen, bis du – sagt man – geformt aus des Prometheus Lehm.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:30

Pausanias 10, 4, 4:

Πανοπεῦσι δέ ἐστιν ἐπὶ τῇ ὁδῷ πλίνθου τε ὠμῆς οἴκημα οὐ μέγα καὶ ἐν αὐτῷ λίθου τοῦ Πεντελῆσιν ἄγαλμα, ὃν Ἀσκληπιόν, οἱ δὲ Προμηθέα εἶναί φασι: καὶ παρέχονταί γε τοῦ λόγου μαρτύρια. λίθοι κεῖνταί σφισιν ἐπὶ τῇ χαράδρᾳ, μέγεθος μὲν ἑκάτερος ὡς φόρτον ἀποχρῶντα ἁμάξης εἶναι, χρῶμα δέ ἐστι πηλοῦ σφισιν, οὐ γεώδους ἀλλ' οἷος ἂν χαράδρας γένοιτο ἢ χειμάῤῥου ψαμμώδους, παρέχονται δὲ καὶ ὀσμὴν ἐγγύτατα χρωτὶ ἀνθρώπου: ταῦτα ἔτι λείπεσθαι τοῦ πηλοῦ λέγουσιν ἐξ οὗ καὶ ἅπαν ὑπὸ τοῦ Προμηθέως τὸ γένος πλασθῆναι τῶν ἀνθρώπων.

Pausanias, Reisen in Griechenland : Gesamtausgabe in drei Bänden. Auf Grund der kommentierten Übersetzung von Ernst Meyer herausgegeben von Felix Eckstein. Abgeschlossen von Peter C. Bol. Band 3: Delphoi, Bücher VIII - X. Arkadien, Boiotien, Phokis. Düsseldorf ; Zürich : Artemis & Winkler, 2001 (Bibliothek der alten Welt), S. 202 - 203:

„In Panopeus steht am Wege ein nicht großes Gebäude aus Lehmziegeln und darin eine Statue aus pentelischem Marmor, die die einen als Asklepios, die anderen als Prometheus bezeichnen; und dafür führen sie auch Beweise an. In der Schlucht liegen nämlich Steine, jeder von beiden etwa so groß wie eine ausreichende Wagenladung, und sie haben die Farbe von Lehm, nicht erdig, sondern wie er von einer Schlucht oder sandigem Gießbach entstehen würde. Sie strömen auch einen Geruch aus, am ehesten wie die Haut eines Menschen. Das soll von dem Lehm übriggeblieben sein, aus dem von Prometheus das ganze Menschengeschlecht geformt wurde.“

Straton, Anthologia Hellenike (griechisch: Ἀνθολογία Ἑλληνική; Griechische Anthologie: lateinischer Titel: Anthologia Graeca) 12, 220

οὐχὶ τὸ πῦρ κλέψας δέδεσαι, κακόβουλε Προμηθεῦ,

ἀλλ᾽ ὅτι τὸν πηλὸν τοῦ Διὸς ἠφάνισας.

πλάττων ἀνθρώπους, ἔβαλες τρίχας: ἔνθεν ὁ δεινὸς

πώγων, καὶ κνήμη παισὶ δασυνομένη.

εἶτά σε δαρδάπτει Διὸς αἰετός, ὃς Γανυμήδην

ἥρπας1᾽ ὁ γὰρ πώγων καὶ Διὸς ἐστ᾽ ὀδύνη.

Anthologia Graeca : Griechisch-deutsch ed. Hermann Beckby. Band 4: Buch XII - XVI : Mit Namen- und Sachverzeichnis und anderen vollständigen Registern. 2. verbesserte Auflage. München : Heimeran (Tusculum-Bücherei), 1956, S. 127:

„Nicht, weil du Feuer gestohlen, liegst heut du in Fesseln, Prometheus,

nein, weil du törichten Sinns Lehm dem Kronion geraubt.

Als du den Menschen gebildet, da gabst du ihm Haare. Die wachsen

bei den Knaben daher häßlich an Bein und Gesicht.

Darum zerfleischt dich der Adler, derselbe, der einst Ganymedes

Zeus überbracht hat: auch Zeus ärgert sich über den Bart.“

Die griechische Anthologie : in drei Bänden. Herausgegeben und aus dem Griechischen übertragen von Dietrich Ebener. Berlin : Aufbau-Taschenbuch-Verlag, 1991. Band 3: Buch XI - XVI (Aufbau-Taschenbücher ; 90 : Bibliothek der Antike), S. 173:

„Nicht als ein Feuerdieb liegst du in Fesseln, Dummkopf Prometheus,

sondern weil du dem Zeus unbedacht raubtest den Ton.

Gabst du dem Menschen doch Haarwuchs, als du ihn schufest. Und zottig

werden bei Knaben seitdem Wangen und Beine und Kinn.

Deshalb zerfleischt dich der Zeusadler, der Ganymedes einst raubte.

Denn der stachlige Bart stört den Kroniden sogar.“

Lukian(os) von Samosata, Prometheus (griechisch: Προμηθεύς; Prometheus; lateinischer Titel: Prometheus) 13

καὶ δὴ κατὰ τὸν ποιητικὸν λόγον γαῖαν ὕδει φύρας' καὶ διαμαλάξας ἀνέπλασα τοὺ ἀνθρώπους, ἔτι καὶ τὴν Ἀθηνᾶν παρακαλεσας συνεπιλαβέσθαι μοι τοῦ ἔργου, ταῦτά ἐστιν ἃ μεγάλα ἐγὼ τοὺς θεοὺς ἠδίκηκα. καὶ τὸ ζημίωμα ὁρᾷς ἡλίκον, εἰ ἐκ πηλοῦ ζῷα ἐποίησα καὶ τὸ τέως ἀκίνητον εἰς κίνησιν ἤγαγον·

https://de.wikisource.org/wiki/Prometheus_oder_der_Caucasus

„Ich benetzte und erweichte also (wie der Dichter sagt) mit Wasser ein Stück Thon, und formte die Menschen, wobei mir Minerva auf meine Bitte behülflich war. Dieß ist es nun, womit ich mich an den Göttern so groß versündigt haben soll. Das ganze gewaltige Unheil ist, daß ich aus Lehm lebende Wesen gemacht, und was bisher bewegungslos war, in Bewegung gesetzt habe.“

Lukian(os) von Samosata, Pros ton eiponta Prometheus ei en logois (griechisch: Πρὸς τὸν εἰπόντα Προμηθεὺς εἶ ἐν λόγοις ; Prometheus; Zu dem, der sagt, du bist ein Prometheus in Worten; lateinischer Titel: Prometheus es in verbis) 3

καὶ τὸ μὲν ὅλον ἐν πηλῷ, καθάπερ ἔφην μικρὸν ἔμπροσθεν, ἡ πλαστικὴ κατὰ ταὐτὰ τοῖς κοροπλάθοις· τὰ δ´ ἄλλα οὔτε κίνησις ὁμοία πρόσεστιν οὔτε ψυχῆς δεῖγμά τι, ἀλλὰ τέρψις ἄλλως καὶ παιδιὰ τὸ πρᾶγμα.

https://de.wikisource.org/wiki/Prometheus_(Lukian)

„Und, wie gesagt, diese meine ganze Bildnerei hat blos mit gemeinem Lehm zu thun, wie er zu Spielzeug verarbeitet wird: im Uebrigen sind sie ohne Bewegung, ohne alles Leben, eitel kindische Dingerchen zu augenblicklicher Ergötzung.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:33

Oppianos, Halieutika (griechisch: Ἁλιευτικά; Über den Fischfang; lateinischer Titel: Halieutica) 5, 4 - 11

ἀλλά τις ἀτρεκέως ἰκέλην μακάρεσσι γενέθλην

ἀνθρώπους ἀνέφυσε, χερείονα δ' ὤπασεν ἀλκήν,

εἴτ' οὖν Ἰαπετοῖο γένος, πολυμῆτα Προμηθεύς,

ἀντωπὸν μακάρεσσι κάμεν γένος, ὕδατι γαῖαν

ξυνώσας, κραδίην δὲ θεῶν ἔχρισεν ἀλοιφῇ,

εἴτ' ἄρα καὶ λύθροιο θεορρύτου ἐκγενόμεσθα

Τιτήνων· οὐ γάρ τι πέλει καθυπέρτερον ἀνδρῶν

νόσφι θεῶν· μούνοισι δ' ὑπείξομεν ἀθανάτοισιν.

Oppianus, Halieutica : Einführung, Text, Übersetzung in deutscher Sprache, ausführliche Kataloge der Meeresfauna. Von Fritz Fajen. Stuttgart ; Leipzig : Teubner, 1999 (Sammlung wissenschaftlicher Commentare), S. 273:

„(4) Sondern ganz gewiß hat einer als götterähnliches Geschlecht die Menschen erschaffen, aber geringere Stärke gewährt, sei es nun, daß der Sohn des Iapetos, der erfindungsreiche Prometheus, gleich den Göttern unser Geschlecht durch Vermischung von Erde mit Wasser hervorbrachte, das Herz aber mit göttlichem Öl salbte, (9) sei es daß wir auch aus dem göttlichen Blut der Titanen hervorgegangen sind: Denn nichts ist den Menschen überlegen außer den Göttern, und allein den Unsterblichen werden wir weichen.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:34

Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Peri orthographias (griechisch: Περὶ ὀρθογραφίας; Über Orthographie; lateinischer Titel: De orthographia). Grammatici Graeci 3.2. August Lentz 498, 24 – 499, 18

εἰκών: ει δίφθογγοϲ. ἀπὸ γὰρ τοῦ εἴκω τὸ ὁμοιῶ γέγονεν εἰκών. ἀντιπαράκειται γὰρ τὸ ο ἐν τῷ ἔοικα. τὰ γὰρ ἔχοντα ἀντιπαρακείνενον τὸ ο ἔχει τὸ ε ἐγκείμενον οἷον κείρω κουρεύϲ, ἀγείρω ἀγορά, οὕτωϲ καὶ εἴκω τὸ ὑποχειρῶ οἶκοϲ καὶ εἴκω τὸ ὁμοιῶ ἔοικα. τὸ δὲ Ἰκόνιον ἡ πόλιϲ καὶ τοῦτο παρὰ τὸ εἰκών ὂν διὰ τοῦ ι γράφεται. τὸ δὲ Ἰκόνιον γέγονεν ἀπὸ τῆϲδε τῆϲ αἰτίαϲ. φαϲὶ γὰρ ὅτι ἦν Ναννακόϲ ὃϲ ἔζηϲεν ὑπὲρ τὰ τριακόϲια ἔτη. τοὺϲ δὲ πέριξ μαντεύϲαϲθαι, ἕωϲ τίνοϲ βιώϲεϲθαι. ἐδόθη δὲ ὁ χρηϲμόϲ, ὅτι τούτου τελευτήϲαντοϲ πάντεϲ διαφθαρήϲονται. οἱ δὲ Φρύγεϲ ἀκούϲαντεϲ ἐθρήνουν ϲφοδρῶϲ. ὅθεν καὶ παροιμία «τὸ ἐπὶ Ναννακοῦ κλαύϲειν» ἐπὶ τῶν λίαν οἰκτιζομένων. γενομένου δὲ κατακλυϲμοῦ ἐπὶ Δευκαλίωνοϲ πάντεϲ διεφθάρηϲαν. ἀναξηρανθείϲηϲ γὰρ τῆϲ γῆϲ ὁ Ζεὺϲ ἐκέλευϲε τῷ Προμηθεῖ καὶ τῇ Ἀθηνᾶ εἴδωλα ἀναπλάϲαι ἐκ τοῦ πηλοῦ καὶ προϲκαλεϲάμενοϲ τοὺϲ ἀνέμουϲ ἐμφυϲῆϲαι πᾶϲιν ἐκέλευϲε καὶ ζῶντα ἀποτελέϲαι. διὰ οὖν τὰϲ εἰκόναϲ ἐκεῖ διαγραφῆναι Ἰκόνιον ἐκλήθη. ἀλλοι δέ φαϲι γυναῖκα κατοικεῖν τὸν τόπον παράνομον, ἣ τοὺϲ ἐπιξενουμένουϲ ἐκέλευϲε ϲυγγενέϲθαι αὑτῇ καὶ μετὰ τὴν ϲυνουϲίαν ἀνῄρει, ἵνα μὴ ἡ ἀϲέλγεια αὐτῆς ἐπιγνωϲθῇ. Περϲέα δὲ τὸν Δανάηϲ ἐπὶ τοὺϲ τόπουϲ ἀφικόμενον καὶ μέλλοντα ταὐτὰ πάϲχειν δείξαντα τὸ τῆϲ Γοργοῦϲ πρόϲωπον ἀπολιθῶϲαι αὐτήν. τὴν δὲ εἰκόνα ἐπὶ πολὺν χρόνον διαμεῖναι λιθίνην, ἀφ᾿ ἧϲ αἰτίας καὶ τοὺϲ κατοικοῦνταϲ τὴν πόλιν οὕτως ὠνόμαϲαν. καὶ ἔδει διὰ διφθόγγου, διὰ δὲ τοῦ ι γράφεται, ἐπειδὴ εὑρέθη ἡ ἀρχομένη ϲυϲτελλομένη παρὰ Μενάνδρῳ.

„Abbild [eikon]: ei Diphthong. Denn aus dem »ich gleiche« [eiko], das »ich bin ähnlich« [homoio], entstand »Abbild« [eikon]. Das o zieht sich an der Seite hin im »es gleicht« [eoika]. Denn das, was an der Seite hingezogen das o hat, hat das e daranliegend wie »ich schere/ich schneide ab« [keiro] »Scherer/Barbier«, »ich (ver)sammle umhergehend« [ageiro] »Versammlung(splatz)/Markt(platz)« [agora], so gleicht sowohl »ich weiche« [eiko], das »ich weiche zurück» [hypocheiro?; hypochoro?]«, »Haus« [oikos] als auch »ich gleiche« [eiko], das »ich bin ähnlich« [homoio]. Ikonion aber, die Stadt, und das, was bei »ich gleiche« [eiko] ist, wird durch das i geschrieben. Ikonion aber entstand aus diesem Grund. Denn man sagt, daß es Nannakos gab, der über 300 Jahre lebte. Die Leute ringsum/aus seinem Umkreis aber hätten bei einem Orakel angefragt, bis wann er leben werde. Es wurde aber der Orakelspruch gegeben, sie würden alle, sobald Nannakos gestorben sei, zugrunde gehen. Als die Phryger aber dies hörten, klagten/jammerten sie heftig. Daher stammt auch der sprichwörtliche Ausdruck «das Weinen/Klagen/Jammern über Nannakos» in Bezug auf die allzu sehr Wehklagenden. Als aber die Überschwemmung zur Zeit Deukalions eingetreten war, gingen alle zugrunde. Nachdem nämlich die Erde wieder trocken geworden war, befahl Zeus Prometheus und Athene, Gebilde aus Lehm zu gestalten/formen, und als er die Winde herbeigerufen hatte, befahl er allen auch, hineinzublasen und sie [die Gebilde] zu Lebewesen zu machen. Weil also die Gebilde dort entworfen worden seien, wurde sie [die Stadt] Ikonion genannt. Andere aber sagen, eine widerrechtliche/frevelhafte Frau habe den Ort bewohnt, welche die gastlich aufgenommenen Fremden aufforderte, mit ihr selbst zu verkehren, und nach dem Zusammensein umbrachte, damit ihre Ausschweifung nicht erkannt wurde. Als aber Perseus, Danaës Sohn, zu den Orten kam, und dabei war, dasselbe zu erleiden, habe er sie, indem er das Gesicht der Gorgo zeigte, versteinert. Das Abbild sei auf lange Zeit versteinert verblieben. Aus diesem Grund nannte man auch die, welche die Stadt bewohnten, so. Und es wäre durch Diphthong nötig, aber geschrieben wird er [der Name der Stadt] durch das i, da das beginnende i bei Menandros kurz gebraucht/zusammengezogen gefunden wurde.

1
Albrecht  11.08.2021, 15:35

Ailios Herodianos/Aelius Herodianus, Ek ton Herodianou Peri katholikes prosodias (griechisch: Έκ τῶν Ἡρωδιανοῦ Περὶ καθολικς προσῳδίας; Aus Herodians Über allgemeine Prosodie; lateinischer Titel: Ex Herodiani De prosodia catholica). Grammatici Graeci 3.1. August Lentz 363, 27 – 363, 4

Ἰκόνιον πόλιϲ Λυκαονíαϲ πρὸϲ τοῖς ὅροιϲ τοῦ Ταúρου· φαϲì δ᾽ ὅτι ἦν τιϲ Ναννακóϲ, ὃς ἔζηϲεν ὑπὲρ τὰ τριακόσια ἔτη.

τοὺϲ δὲ πέριξ μαντεúϲασθαι, ἕωϲ τíνοϲ βιώϲεσθαι. ἐδóθη δὲ χρησμóϲ, ὅτι τοúτου τελευτήϲαντοϲ πάντεϲ διαφθαρήσονται. οἱ δὲ Φρύγεϲ ἀκούϲαντεϲ ἐθρήνουν ϲφοδρῶϲ. ὅθεν καὶ παροιμíα »τὸ ἐπὶ Ναννακοῦ κλαύϲειν« ἐπὶ τῶν λίαν οἰκτιζομένων. γενομένου δὲ τοῦ κατακλυϲμοῦ ἐπὶ Δευκαλίωνοϲ πάντεϲ διεφθάρηϲαν. ἀναξηρανθεíϲηϲ δὲ τῆϲ γῆϲ ὁ Ζεὺϲ ἐκέλευϲε τῷ Προμηθεῖ καὶ τῇ Ἀθηνᾷ εἴδωλα ἀναπλάϲαι ἐκ τοῦ πηλοῦ καὶ προϲκαλεϲάμενοϲ τοὺς ἀνέμουϲ ἐμφυϲῆϲαι πᾶϲιν ἐκέλευϲε καὶ ζῶντα ἀποτελέϲαι. διὰ οὖν τὰϲ εἰκόναϲ ἐκεῖ διαγραφῆναι Ἰκόνιον κληθῆναι. καὶ ἔδει διὰ διφθόγγου.

„Ikonion, Stadt in Lykaonien, an den Ausläufern des Taurosgebirges. Man sagt, daß es einen gewissen Nannakos gab, der über dreihundert Jahre lebte.

Die Leute ringsum/aus seinem Umkreis aber hätten bei einem Orakel angefragt, bis wann er leben werde. Es wurde aber der Orakelspruch gegeben, sie würden alle, sobald Nannakos gestorben sei, zugrunde gehen. Als die Phryger aber dies hörten, klagten/jammerten sie heftig. Daher stammt auch der sprichwörtliche Ausdruck «das Weinen/Klagen/Jammern über Nannakos» in Bezug auf die allzu sehr Wehklagenden. Als aber die Überschwemmung zur Zeit Deukalions eingetreten war, gingen alle zugrunde. Nachdem nämlich die Erde wieder trocken geworden war, befahl Zeus Prometheus und Athene, Gebilde aus Lehm zu gestalten/formen, und als er die Winde herbeigerufen hatte, befahl er allen auch, hineinzublasen und sie [die Gebilde] zu Lebewesen zu machen. Weil also die Gebilde dort entworfen worden seien, wurde sie [die Stadt] Ikonion genannt.

Und es wäre durch Diphthong nötig [den Namen der Stadt zu schreiben].“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:38

Hyginus, Fabulae 142

Prometheus Iapeti filius primus homines ex luto finxit

Hyginus, Fabulae = Sagen der Antike. Ausgewählt und übersetzt von Franz Peter Waiblinger. 1. Auflage. München : Deutscher Taschenbuch-Verlag, 2007 (dtv ; 9467 : dtv zweisprachig : A), S. 9:

„Prometheus, der Sohn des Japetos, formte als erster Menschen aus Lehm.“

Hyginus, Fabulae : eine Reise durch die wundersame Welt der griechischen Mythologie : Lateinisch-Deutsch. Übersetzt, eingeleitet und mit Anmerkungen versehen von Lucius Annaeus Senecio. 3., durchgesehene und verbesserte Auflage, ungekürzte Ausgabe. Berlin : Ad Fontes, 2017 (Lateinische Klassiker), S. 33:

„Prometheus, des Iapetos Sohn, bildete als erster Menschen aus Lehm.“

Philostratos, Gymnastikos (griechisch: Γυµναστικός; Gymnastik; lateinischer Titel: Gymnasticus) 16

καὶ λόγος δὲ ᾄδεταί τις, ὡς γυμναστικὴ μὲν οὔπω εἴη, Προμηθεὺς δὲ εἴη καὶ γυμνάσαιτο μὲν ὁ Προμηθεὺς πρῶτος, γυμνάσειε δὲ αὖ ἑτέρους Ἑρμῆς, ἀγασθείη τε αὐτὸν τοῦ εὑρήματος, καὶ παλαίστρα γένοιτο Ἑρμοῦ πρώτη, καὶ οἱ πλασθέντες δὲ ἐκ πηλοῦ ὑπὸ Προμηθέως ἄνθρωποι οἵδε ἄρα οὗτοι εἶεν οἱ ἐν τῷ πηλῷ γυμνασάμενοι ἐν ᾧ ἦσαν, οὓσ᾽ πλάττεσθαι ὑπὸ τοῦ Προμηθέως ᾤοντο, ἐπειδὴ τὰ σώματα αὐτοῖς ἡ γυμναστικὴ ἐπιτήδειά τε καὶ ξυγκείμενα ἐποίει.

Philostrats Abhandlung über das Turnen (Gymnastikos). Übersetzt von Friedrich Cunze. Braunschweig : Meyer, 1902 (Beilage zum Jahresbericht des Herzoglichen Neuen Gymnasiums zu Braunschweig ; Nr. 770, 1902), S. 10:

„Und es geht die Sage, zuerst habe es kein Turnen gegeben, da habe aber Prometheus gelebt und der habe zuerst geturnt, dann habe Hermes seine Erfindung bewundert, andere darin unterwiesen und so die erste Ringschule gehabt; aber die von Prometheus aus Lehm gebildeten Menschen seien also die im Lehme turnenden, von denen man dann gemeint habe, Prometheus habe sie gemacht; machte doch die Turnkunst ihre Leiber tauglich und fest.“

Philostratos, Sport in der Antike : Peri gymnastikes, Über das Training. Übersetzt und herausgegeben von Kai Brodersen. Wiesbaden : Marixverlag, 2015. ISBN 978-3-7374-0961-2

Augustinus, De civitate Dei 18. 8

regnantibus memoratis regibus fuisse a quibusdam creditur Prometheus, quem propterea ferunt de luto formasse homines, quia optimus sapientiae doctor fuisse perhibetur;

https://bkv.unifr.ch/works/9/versions/20/divisions/102787

„Während der Regierung der genannten Könige hätte nach der Ansicht mancher Schriftsteller Prometheus gelebt, dem man die Bildung der Menschen aus Lehm zuschreibt, und zwar deshalb, weil er ein ganz vortrefflicher Lehrer der Weisheit gewesen sei;“

Lactantius Placidus, Narrationes fabularum Ovidianarum 1, fabula 1 (= Hesiod Fragment 268 Rzach bzw. 383 Merkelbach/West; Zuordnung zu Hesiod zweifelhaft)

ex terra cum omnia generata sint variarumque rerum mater reperiatur, tum humanum genus, quod cuncta vinceret, Prometheus Iapeti filius, ut idem Hesiodus ostendit, ex humo finxit, cui Minerva spiritum infudit.

„Als aus der Erde das Übrige hervorgebracht ist und die Mutter verschiedener Dinge sich zeigt, da bildete, weil es über das Übrige Herr werden sollte, Prometheus, der Sohn des Iapetus, wie derselbe Hesiod erzählt, aus Erde das Menschengeschlecht, dem Minerva Lebenshauch eingegossen hat.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:39

Claudianus, Panegyricus de Quarto Consulatu Honorii Augusti (Panegyricus für Kaiser Honorius zum vierten Konsulat) 228 - 236

disce orbi, quod quisque sibi. cum conderet artus

nostros, aetheriis miscens terrena, Prometheus,

sinceram patri mentem furatus Olympo

continuit claustris indignantemque revinxit

et, cum non aliter possent mortalia fingi,

adiunxit geminas. illae cum corpore lapsae

intereunt, haec sola manet bustoque superstes

evolat. hanc alta capitis fundavit in arce

mandatricem operum prospecturamque labori;

Claudius Claudianus, Politische Gedichte : Lateinisch – deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Philipp Weiß und Claudia Wiener. 1. Auflage. Berlin : De Gruyter, 2020 (Sammlung Tusculum), S. 205:

„Lerne im Interesse der Welt all das, was jeder Mensch im eigenen Interesse lernen soll. Als Prometheus unsere Glieder formte, indem er irdisches Material mit himmlischem mischte, [230] stahl er den reinen Anteil der Seele vom Olymp und sperrte ihn mit Riegeln ein, band ihn gegen seinen Widerstand fest und fügte noch zwei Teile an, weil das Sterbliche nicht andres gebildet werden konnte. Die beiden Teile gehen zugrunde, wenn sie zusammen mit dem Körper dahingesunken sind, der himmlische Teil bleibt allein bestehen und fliegt überlebend aus dem Scheiterhaufen davon. [235] Ihn hat Prometheus in der hohen Burg des Kopfes platziert, als den Teil, der die Handlungen in Auftrag gibt und für die Arbeit Vorkehrungen treffen soll.“

Claudianus, In Eutropium (Invektive gegen Eutropius) 2, 492 – 495

quoscumque Prometheus

excoluit multumque intexuit aethera limo,

hi longe ventura notant dubiisque parati

casibus occurrunt fabro meliore politi.

Claudius Claudianus, Politische Gedichte : Lateinisch – deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Philipp Weiß und Claudia Wiener. 1. Auflage. Berlin : De Gruyter, 2020 (Sammlung Tusculum), S. 453:

„All jene, die Prometheus ausgestattet und bei denen er viel Himmelsgeist in den Schlamm beigemischt hat, bemerken schon von weitem das Künftige und begegnen wohlvorbereitet den ungewissen [495] Schicksalsfällen, weil sie von dem tüchtigeren Handwerker veredelt worden sind.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:40

Fulgentius, Mitologiae 2, 6 (Fabula Promethei)

Nulla quaerantur ultra terris munimina, dum usque in caelum pervenerint furta; aut quae securitas erit argenti vel auri, ubi flamma potuit involari? Prometheum aiunt hominem ex luto finxisse. Quem quidem inanimatum atque insensibilem fecerat. Cuius opus Minerua mirata spondit ei, ut si quid vellet de caelestibus donis ad suum opus adiuvandum inquireret. Ille nihil se scire ait quae bona in caelestibus haberentur; sed si fieri posset, se usque ad superos elevaret atque exinde, si quid suae figulinae congruum cerneret, melius in re oculatus arbiter praesumpsisset. Illa inter oras septemplicis clipei sublatum caelo opificem detulit, dumque videret omnia caelestia flammatis animata vegetare vaporibus, clam ferulam Foebiacis applicans rotis ignem furatus est, quem pectusculo hominis applicans animatum reddit corpus. Itaque ligatum eum ferunt vulturi iecur perenne praebentem. Et quamvis Nicagorus in distemistea libro quem scripsit primum illum formasse idolum referat et, quod vulturi iecor praebeat, livoris quasi pingat imaginem, unde et Petronius Arbiter ait:

'cui voltur iecor intimum pererrat

et querit pectus intimasque fibras;

non est quem tepidi vocant poetae,

sed cordis livor atque luxus', —

nam et Aristoxenus in lindosecemiarum libro quem scripsit similia profert — nos vero Prometheum dictum quasi pronianteu [?; wohl πρόνοιαν θεοῦ] quod nos Latine praevidentiam dei dicimus; ex dei praevidentia et Minerua quasi caelesti sapientia hominem factum, divinum vero ignem quem voluerunt animam monstrant divinitus inspiratam, quae apud paganos dicitur de caelis tracta; iecor vero Prometheum vulturi praebentem quod nos cor dicimus, quia in corde aliquanti philosophorum dixerunt sapientiam, unde et Iuuenalis ait: 'si leva parte papillae nil salit arcaico iuveni'. Denique vulturem in modum mundi posuerunt, quod mundus et celeri quadam volucritate versetur et cadaverum nascentium occidentiumque perennitate depascitur. Itaque alitur ac substentatur dicinae providentiae sapientia quae nec ipsa finiri novit nec mundus cessare ab eius alimentis aliquatenus possit. Denique Pandoram dicitur formasse; Pandora enim Grece dicitur omnium munus, quod anima munus sit omnium generale.

1
Albrecht  11.08.2021, 15:42

„Es werden darüber hinaus keine Schutzmittel für die Länder gesucht, solange bis Diebstähle in den Himmel hingekommen sind; oder welche Sicherheit des Silbers oder Goldes wird sein, wo man sich des Feuers hat bemächtigen können? Man sagt, Prometheus habe den Menschen aus Lehm geformt. Diesen hat er freilich unbeseelt und empfindungslos erschaffen. Minerva versprach ihm, weil sie sein Werk bewunderte, nachzuforschen, wenn er etwas von den himmlischen Gaben zur Unterstützung seines Werks wolle. Jener sagte, er wisse nichts darüber, welche Güter man bei den Himmlischen habe; aber wenn es geschehen könne, solle sie ihn bis zu den himmlischen Göttern emporheben und hierauf könne er, wenn er etwas zu seiner Töpferei/Tonfigur Passendes bemerke, als mit Augen versehener Schiedsrichter besser in der Sache herausnehmen. Jene brachte den Handwerker zwischen den Rändern des siebenfachen Rundschildes getragen in den Himmel, und als er alles beseelte Himmlische durch angezündete/entflammte Dämpfe/warme Ausdünstungen belebt sah, stahl er Feuer, indem er heimlich einen Stengel an die Räder des Phoebus hielt, hielt diesen an das Brüstchen des Menschen und machte den Körper beseelt. Deshalb berichtet man, wie er gebunden einem Geier seine Leber darbot. Und Nikagoros berichtet freilich in dem Buch „Distemistea“ [Name des Autors und Buchtitel möglicherweise in den Handschriften verderbt], das er geschrieben hat, jener habe zuerst das Bild/die Gestalt geformt, und malt/schildert, weil er dem Geier die Leber darbot, gleichsam ein Bildnis des blassen Neides, wovon auch Petronius Arbiter sagt:

»dem der Geier die Leber im Innersten durchschweift

und die Brust und die innersten Fasern aufsucht;

er ist nicht der, den laue Dichter nennen,

sondern blasser Neid und Ausschweifung des Herzens«.

Denn Aristoxenus [griechisch: Aristoxenos] trägt in dem Buch „ Lindosecemiarum“ [?], das er geschrieben hat, Ähnliches vor – wir aber bezeichnen Prometheus gleichsam als die Voraussicht/Vorsehung Gottes, die wir auf Latein praevidentia dei (Voraussicht/Vorsehung Gottes) nennen; von der Voraussicht/Vorsehung Gottes und Minerva, gleichsam der himmlischen Weisheit, sei der Mensch erschaffen worden, das göttliche Feuer aber, das sie wollten, zeigen sie als göttlicherseits eingehauchte Seele, von der bei den Heiden gesagt wird, sie sei von den Himmelsgegenden empfangen; die Leber aber, die Prometheus dem Geier darbietet, sei, was wir Herz nennen, weil einige der Philosophen gesagt haben, im Herzen liege die Weisheit, wovon auch Juvenal sagt: »wenn im linken Teil der Brust nichts springt/hüpft/schlägt beim archaischen [?; arkadischen?] Jüngling«. Schließlich haben sie den Geier in der Art der Welt hingestellt, weil die Welt sich auch mit einer gewissen raschen Schnellflügigkeit dreht und der Kadaver der Geborenen und Umkommenden mit beständiger Dauer verzehrt wird. Daher nährt sich die Weisheit der göttlichen Voraussicht/Vorsehung und hat Bestand, die auch selbst nicht kennt beendet zu werden und auch die Welt kann nicht bis zu einem gewissen Punkt hin mit diesen Nahrungsmitteln nachlassen. Schließlich wird gesagt, er habe Pandora geformt; Pandora heißt nämlich auf Griechisch Gabe aller/Geschenk aller, weil die Seele allgemeine Gabe/allgemeines Geschenk ist.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:43

Stephanos von Byzanz, Ethnika (griechisch: Ἐθνικά; Ethnika [Zu einem Volk Gehöriges (geographisches Wörterbuch)]; lateinischer Titel: Ethnica)

46 Ἰκόνιον· πόλις Λυκαονíας πρὸς τοῖς ὅροις τοῦ Ταúρου. φασì δ᾽ ὅτι ἦν τις Ἀννακóς, ὃς ἔζησεν ὑπὲρ τὰ τριακόσια ἔτη. τοὺς δὲ πέριξ μαντεúσασθαι, ἕως τíνος βιώσεσθαι. ἐδóθη δὲ χρησμóς, ὅτι τοúτου τελευτήσαντος πάντες διαφθαρήσονται. οἱ δὲ Φρύγες ἀκούσαντες ἐθρήνουν σφοδρῶς. ὅθεν καὶ παροιμíα (cf. Zen. Ath. 2,101 = Zen. 6,10 [I 164,8 Leutsch/Schneidewin] „τὸ ἐπὶ Ἀννακοῦ κλαύσειν“ ἐπὶ τῶν λίαν οἰκτιζομένων. γενομένου δὲ τοῦ κατακλυσμοῦ ἐπὶ Δευκαλίωνος πάντες διεφθάρησαν. ἀναξηρανθεíσης δὲ τῆς γῆς ὁ Ζεὺς ἐκέλευσε τῷ Προμηθεῖ καὶ τῇ Ἀθηνᾷ εἴδωλα ἀναπλάσαι ἐκ τοῦ πηλοῦ, καὶ προσκαλεσάμενος τοὺς ἀνέμους ἐμφυσῆσαι πᾶσιν ἐκέλευσε καὶ ζῶντα ἀποτελέσαι. διὰ οὖν τὰς εἰκόνας ἐκεῖ διαγραφῆναι Ἰκόνιον κληθῆναι. καὶ ἔδει διὰ διφθόγγου. ὁ πολίτης Ἰκονιεύς.

Stephani Byzantii Ethnica. Volumen II: Δ - Ι. Recensuerunt Germane vertunt adnotationibus indicibusque instruxerunt Margarethe Billerbeck et Christian Zubler. Berolini [= Berlin] ; Novi Eboraci [= New York] : De Gruyter, 2011, S. 277:

46. Ikonion (Konya), Stadt in Lykaonien, an den Ausläufern des Tauros. Man erzählt, es habe einen gewissen Annakos gegeben, der über dreihundert Jahre gelebt habe. Die Leute aus seinem Umkreis hätten bei einem Orakel angefragt, wie lange er leben werde. Der Spruch lautete, sie würden alle, sobald Annakos gestorben sei, zugrunde gehen. Als die Phryger dies vernahmen, erhoben sie heftiges Wehklagen. Daher <stammt> auch der sprichwörtliche Ausdruck „über Annakos weinen"; <diesen wendete man> auf jene an, die zu sehr jammerten. In der Sintflut, welche zur Zeit des Deukalion eingetreten war, kamen alle <Phryger> um. Nachdem die Erde wieder trocken geworden war, befahl Zeus dem Prometheus und der Athene, wiederum Gebilde aus Lehm zu formen; darauf rief er die Winde zu sich und befahl ihnen, allen <Tonfiguren den Lebenshauch> einzublasen und sie zu Lebewesen zu machen. Weil also die Lehmfiguren dort entworfen worden seien, habe man <die Stadt> Ikonion genannt. Und <daher> müsste man <den Stadtnamen eigentlich> mit Diphthong <schreiben> (d. h. Eikonion). Der Bürger <heisst> Ikonieer.“

Isidor von Sevilla, Etymologiae 8, 11, 8

Gentiles autem primum Prometheum simulacrum hominum de luto finxisse perhibent, ab eoque natam esse artem simulacra et statuas fingendi. Unde et poetae ab eo homines primum factos esse confingunt figurate propter effigies.

Die Enzyklodädie des Isidor von Sevilla. Übersetzt und mit Anmerkungen versehen von Lenelotte Möller. Wiesbaden : Marixverlag, 2008, S. 309:

„Die Heiden aber überliefern, dass zuerst Prometheus ein Bild der Menschen aus Lehm hergestellt habe und dass daraus die Kunst, Götzenbilder und Statuen herzustellen, entstanden sei. Weshalb sich die Dichter auch ausdachten, dass von diesem zuerst Menschen gemacht worden seien, nach den Bildern gestaltet.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:44

Georgios Choiroboskos, Peri orthographias (griechisch: Περὶ ὀρθογραφίας; Über Orthographie; lateinischer Titel: De orthographia). Anecdota Graeca e codicibus manuscriptis bibliothecarum Oxoniensium descripta John Anthony Cramer. II 205, 21 – 206, 3

εἰκών: ει δίφθογγοϲ· ἀπὸ γὰρ τοῦ εἴκω τὸ ὁμοιῶ γέγονεν εἰκών· ἀντιπαράκειται γὰρ τὸ ο ἐν τῷ ἔοικα· τὰ γὰρ ἔχοντα ἀντιπαρακείνενον τὸ ο ἔχει τὸ ε ἐγκείμενον· οἷον, κείρω, κουρεύϲ· ἀγείρω, ἀγορά· οὕτωϲ, καὶ εἴκω, οἶκοϲ· τὸ δὲ Ἰκόνιον ἡ πόλιϲ, καὶ τοῦτο παρὰ τὸ εἰκών ὂν, διὰ τοῦ ι γράφεται· τὸ δὲ Ἰκόνιον γέγονεν ἀπὸ τῆϲδε τῆϲ αἰτίαϲ· γυναίκα φασì κατοικείν τὸν τόπον παράνομον, ἣ τοὺς ἐπιξενουμένους ἐκέλευσε συγγενέσθαι αὑτῇ καὶ μετὰ τὴν συνουσίαν ἀνῄρει, ἵνα μὴ ἡ ἀσέλγεια αὐτῆς ἐπιγνωσθῇ. Περσέα δὲ τὸν Δανάης ἐπὶ τοὺς τόπους ἀφικόμενον, καὶ μέλλοντα ταὐτὰ πάσχειν. δείξαντα τὸ τῆς Γοργοῦς πρόσωπον αὐτήν ἀπολιθῶσαι· ταύτην δὲ ἐπιπολὺ χρόνον διαμεῖναι λιθίνην· ἀφ’ ἧς αἰτίας καὶ τοὺς κατοικοῦντας τὴν πόλιν οὕτως ὠνόμασαι· διὰ δὲ τοῦ ι γράφεται, ἐπειδὴ εὑρέθη ἡ ἀρχούσα συστελλομένη παρὰ Μενάνδρῳ.

„Abbild [eikon]: ei Diphthong. Denn aus dem »ich gleiche« [eiko], das »ich bin ähnlich« [homoio], entstand »Abbild« [eikon]. Das o zieht sich an der Seite hin im »es gleicht« [eoika]. Denn das, was an der Seite hingezogen das o hat, hat das e daranliegend; wie »ich schere/ich schneide ab« [keiro] »Scherer/Barbier«, »ich (ver)sammle umhergehend« [ageiro] »Versammlung(splatz)/Markt(platz)« [agora]; so auch »ich gleiche« [eiko],»Haus« [oikos]. Ikonion aber, die Stadt, und das, was bei »ich gleiche« [eiko] ist, wird durch das i geschrieben. Ikonion aber entstand aus diesem Grund: Man sagt, eine widerrechtliche/frevelhafte Frau habe den Ort bewohnt, welche die gastlich aufgenommenen Fremden aufforderte, mit ihr selbst zu verkehren, und nach dem Zusammensein umbrachte, damit ihre Ausschweifung nicht erkannt wurde. Als aber Perseus, Danaës Sohn, zu den Orten kam, und dabei war, dasselbe zu erleiden, habe er sie, indem er das Gesicht der Gorgo zeigte, versteinert. Das Abbild sei auf lange Zeit versteinert verblieben. Aus diesem Grund nannte man auch die, welche die Stadt bewohnten, so. Geschrieben aber wird er [der Name der Stadt] durch das i, da das beginnende i bei Menandros kurz gebraucht/zusammengezogen gefunden wurde.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:44

Etymologikon mega (griechisch: Ἐτυμολογικὸν μέγα; Große Etymologie; lateinischer Titel: Etymologicum magnum) s. v. Ἰκόνιον (470, 45 – 471, 5)

Ἰκόνιον· πόλις Λυκαονíας· ὁ πολίτης, Ἰκονιεύς. Ἰκόνιον, ἥ πόλις. γυναίκα φασì κατοικείν τὸν τόπον παράνομον, ἣ τοὺς ἐπιξενουμένους ἐκέλευσε συγγενέσθαι αὑτῇ καὶ μετὰ τὴν συνουσίαν ἀνῄρει, ἵνα μὴ ἡ ἀσέλγεια αὐτῆς ἐπιγνωσθῇ. Περσέα δὲ τὸν Δανάης ἐπὶ τοὺς τόπους ἀφικόμενον καὶ μέλλοντα ταὐτὰ πάσχειν δείξαντα τὸ τῆς Γοργοῦς πρόσωπον ἀπολιθῶσαι αὐτήν. τὴν δὲ εἰκόνα ἐπὶ πολὺν χρόνον διαμεῖναι λιθίνην· ἀφ’ ἧς αἰτίας καὶ τοὺς κατοικοῦντας τὴν πόλιν οὕτως ὠνόμασαν. γράφεται δὲ τοῦ ι· ἐπειδὴ εὑρέθη ἡ ἀρχομένη συστελλομένη παρὰ Μενάνδρῳ. γενομένου τοῦ ἐπὶ Δευκαλίωνος κατακλυσμοῦ πάντες διεφθάρησαν. ἀναξηρανθεíσης δὲ τῆς γῆς ὁ Ζεὺς ἐκέλευσε τῷ Προμηθεῖ καὶ τῇ Ἀθηνᾷ εἴδωλα διαπλάσαι ἐκ τοῦ πηλοῦ· καὶ τοὺς ἀνέμους ἐμφυσῆσαι ἐκέλευσε καὶ ζῶντα ἐκέλευσε. διὰ τὸ οὖν τὰς εἰκόνας ἐκεῖσε γραφῆναι, ἐκληθήνη Ἰκόνιον.

„Ikonion, Stadt in Lykaonien; der Bürger, Ikonieer. Ikonion, die Stadt. Man sagt, eine widerrechtliche/frevelhafte Frau habe den Ort bewohnt, welche die gastlich aufgenommenen Fremden aufforderte, mit ihr selbst zu verkehren, und nach dem Zusammensein umbrachte, damit ihre Ausschweifung nicht erkannt wurde. Als aber Perseus, Danaës Sohn, zu den Orten kam, und dabei war, dasselbe zu erleiden, habe er sie, indem er das Gesicht der Gorgo zeigte, versteinert. Das Abbild sei auf lange Zeit versteinert verblieben. Aus diesem Grund nannte man auch die, welche die Stadt bewohnten, so. Geschrieben aber wird er [der Name] mit dem i [also der Name der Stadt nicht Eikonion (griechisch: Εἰκόνιον) in Entsprechung zu eikon (griechisch: εἰκών = Abild), sondern Ikonion (griechisch: Ἰκόνιον), der Name eines Einwohners nicht Eikonieus (griechisch: Εἰκονιεύς), sondern Ikonieus (griechisch: Ἰκονιεύς) bzw. Name der Einwohner (Plural) Ikonieis (griechisch: Ἰκονιεῖς) oder in deutscher Wortbildung nicht Eikonieer, sondern Ikonieer]. Da das beginnende i bei Menandros kurz gebraucht/zusammengezogen gefunden wurde. Als die Überschwemmung zur Zeit Deukalions eingetreten war, gingen alle zugrunde. Nachdem aber die Erde wieder trocken geworden war, befahl Zeus Prometheus und Athene, Gebilde aus Lehm zu gestalten; und den Winden befahl er hineinzublasen und befahl auch, sie zu Lebewesen zu machen. Weil also die Gebilde dort entworfen worden seien, wurde sie [die Stadt] Ikonion genannt.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:47

Mythographus Vaticanus III 10 (Pallas), 9

Ope Minervae Prometheus usus est, de quo hanc fabulam confingunt. Prometheus hominem ex luto fecit, eumque inanimatum atque insensibilem finxit. Cujus opus Minerva mirata, spopondit ei quicquid vellet de donis caelestibus ad opus suum juvandum. Ille se minime scire ait, quae bona in caelestibus haberentur; sed si fieri posset, ut se usque ad superos elevaret, petiit ut quid suo operi congrueret, ipse cerneret et eligeret. Illa ergo eum clypeo suo impositum in caelum detulit. Illic quum videret corpora caelestia flammatis animata vegetari vaporibus, clanculum ferulam rotae Phoebi applicans, ignem furatus est, quem pectori applicans hominis, animatum reddidit corpus. Denique ligatum eum ferunt vulturi jecur perenne praebentem. Refert Nicagoras, et testatur Petronius Arbiter, Prometheum primum idolum formasse, vulturique jecur praebuisse, eo quod invidi dente eum detractonis momorderint. Fulgentius vero Prometheum dei providentiam asserit interpretari; Minervam vero caelestem esse sapientiam; divinum ignem sapientiam vel animam intellegi. Divina igitur providentia Pallade inspectante, quae dea est sapientiae, id est sapientem hominem formans, ei ut viveret animam esse necessariam vidit, quam eo velut de caelo tractam divinitus inspiravit. Merito autem et a sole faculam accendit, quod secundum physicos quum ab aliis planetis alia accipiamus, a sole vita habemus. Vulturem vero jecur ejus carpentem in figura mundi vult accipi, quod et celeri quadam volucritate mundus versetur et cadaverum nascentium occidentiumque perennitate depascatur. Denique et facto homine Pandoram dicitur formasse, Pandora enim Graece munus omnium dicitur, quod anima omnium sit munus generale.

„Prometheus benutzte Minervas Hilfe, worüber man diesen Mythos erdichtet. Prometheus schuf den Menschen aus Lehm und formte diesen leblosen und empfindungslosen. Minerva versprach ihm aus Bewunderung für sein Werk, was immer er von himmlischen Gaben zur Unterstützung seines Werkes wolle. Jener sagte, er wisse am wenigsten, welche Güter man bei den Himmlisch habe; aber wenn es geschehen könne, dass er sich zu den himmlischen Göttern emporhebe, bat er, dass er selbst entscheide und auswähle, was zu seinem Werk passe. Jene brachte ihn also in ihrem Rundschild in den Himmel. Als er dort sah, wie himmlische Körper durch angezündete/entflammte Dämpfe/warme Ausdünstungen belebt wurden, hat er, indem er heimlich einen Stengel an das Rad des Phoebus anlegte, Feuer gestohlen, das er an die Brust des Menschen legte, den Körper belebt machte. Schließlich, berichtet man, habe er festgebunden ständig einem Geier seine Leber dargereicht. Nicagoras berichtet und Petronius Arbiter bezeugt, Prometheus habe das erste Bild geformt und einem Geier seine Leber dargereicht, weil Neider ihn mit dem Zahn des Wegnehmens gebissen haben. Fulgentius aber hat behauptet, Prometheus deute die Voraussicht/Vorsehung Gottes; Minerva aber sei die göttliche Weisheit. Das göttliche Feuer werde als Weisheit oder Seele verstanden. Die göttliche Voraussicht/Vorsehung sah also unter Blick auf Pallas, die Göttin der Weisheit ist, das heißt einen weisen Menschen formend, daß für ihn, damit er lebe, eine Seele nötig sein, die er gleichsam vom Himmel weggeführt durch göttliche Eingebung eingehaucht hat. Mit Fug und Recht aber hat er die Fackel an der Sonne entzündet, weil wir nach den Physikern/Naturphilosophen, während wir von anderen Planeten anderes empfangen haben, von der Sonne Leben haben. Der die Leber zerfleischende Geier aber will in der Figur des Himmels aufgenommen werden, weil auch die Welt sich mit einer gewissen raschen Schnellflügigkeit dreht und der Kadaver der Geborenen und Umkommenden mit beständiger Dauer verzehrt wird. Schließlich wird auch gesagt, er habe nach der Erschaffung des Menschen Pandora geformt.Denn Pandora wird griechisch Gabe aller/Geschenk aller genannt, weil die Seele allgemeine Gabe/allgemeines Geschenk aller ist.“

1
Albrecht  11.08.2021, 15:47

Scholia Parisina in Horatium 1, 3, 27a

fabulose Prometheus hominem de terra composuit; quem spiritu carentem vivificavit igne admoto de caelesti lampade furtim subducto. Pro quo illicito cita mors etcetera invasit postea homines.

Immanuel Musäus, Der Pandoramythos bei Hesiod und seine Rezeption bis Erasmus von Rotterdam. Göttingen : Vandenhoeck & Ruprecht, 2004 (Hypomnemata : Untersuchungen zur Antike und zu ihrem Nachleben ; Band 151), S. 169:

„Der Sage nach hat Prometheus den Menschen aus Erde geformt; er belebte ihn, da er noch keinen Lebenshauch hatte, indem er das Feuer, das er heimlich vom himmlischen Licht entwendet hatte, an ihn heranbewegte. Für diese verbotene Tat drang später der schnelle Tod usw. auf die Menschen ein.“

0
Albrecht  06.09.2021, 22:30

Servius zu Vergil Ekloge 6, 42

Caucaseasque refert volucres, furtumque Promethei: et hic fabulae ordinem vertit, quae talis est: Prometheus, Iapeti et Clymenes filius, post factos a se homines dicitur auxilio Minervae caelumascendisse et adhibita facula ad rotam Solis ignem furatus, quem hominibus indicavit. obquam causam irati dii duo mala inmiserunt terris, mulieres et morbos, sicut et Sappho et Hesiodus memorant. quod tangit etiam Horatius dicens ‘post ignem aetheria domo subductum

macies et nova febrium terris incubuit cohors’. ipsum etiam Prometheum per Mercurium in

monte Caucaso religaverunt ad saxum, et adhibita est aquila, quae eius cor exederet. haec au-

tem omnia non sine ratione finguntur: nam Prometheus vir prudentissimus fuit, unde etiam

Prometheus dictus est ἀπὸ τῆς προμηθείας, id est a providentia. hic primus astrologiam Assyriis indicavit, quam residens in monte altissimo Caucaso, nimia cura et sollicitudine deprehenderat. hic autem mons positus est circa Assyrios, vicinus paene sideribus, unde etiam

maiora astra demonstrat et diligenter eorum ortus occasusque significat. dicitur autem aquila

cor eius exedere, quod θυμοβόρος est sollicitudo, qua ille adfectus siderum omnes deprehen-

derat motus. et hoc quia per prudentiam fecit, duce Mercurio, qui prudentiae et rationis deus

est, ad saxum dicitur esse religatus. deprehendit praeterea rationem fulminum eliciendorum et

hominibus indicavit, unde caelestem ignem dicitur esse furatus. nam quadam arte ab eodem

monstrata supernus ignis eliciebatur, qui mortalibus profuit, donec eo bene usi sunt: nam postea malo hominum usu in perniciem eorum versus est, sicut in Livio lectum est de Tullo Hostilio, qui eo igni exustus est cum omnibus suis; Numa vero Pompilius impune eo usus est

tantum in sacris deorum. hinc est, quod igne rapto ab iratis numinibus morbi hominibus dicuntur inmissi. ergo secundum fabulam hysterologia est: nam prius fuit, ut Prometheus crimen admitteret, post pateretur supplicia; qui tamen postea, praecepto Iovis occisa per Herculem aquila, liberatus est. alii hunc ferula ignem de caelo subripuisse ferunt et ideo a Iove religatum ad Caucasum et volucri obiectum: quem postea ab ipso Iove resolutum, quod eum monuisset a Thetide abstinere, quia de eius semine nasceretur, qui eum regno pelleret, sicut ipse Saturnum patrem. cui post sacramentum, quod eum numquam se soluturum iuraverat, anulum de ipsis vinculis, clauso de monte Caucaso lapide, dedit ad poenae praeteritae indicium.

 

1
Albrecht  06.09.2021, 22:30

„und er teilt die Kaukasusvögel und den Diebstahl des Prometheus mit: und hier wendet er die Ordnung der Sage um, die so ist: Prometheus, Sohn des Iapetus und der Clymene, ist, so wird gesagt, nachdem die Menschen von ihm geschaffen worden sind, mit Hilfe Minervas in den Himmel aufgestiegen und hat dadurch, daß er eine Fackel an das Rad der Sonne gehalten hat, das Feuer gestohlen, das er den Menschen gezeigt hat. Die aus diesem Grund erzürnten Götter haben zwei Übel auf die Länder geschickt, Frauen und Krankheiten, wie auch Sappho und Hesiod erwähnen. Dies berührt auch Horaz, indem er sagt ›nach der Entwendung des Feuers aus dem himmlischen Haus lagerte sich Dürre und eine neue Schar von Krankheiten auf die Länder‹. Prometheus selbst haben sie sogar durch Mercurius im Kaukasusgebirge an einen Felsen gebunden, und ein Adler ist hinzugezogen worden, der sein Herz verzehren sollte. Dies alles ist aber nicht ohne Überlegung erdichtet worden. Denn Prometheus ist ein höchst kluger Mann gewesen, wonach er auch Prometheus genannt worden ist von der προμηθεία, das heißt von der Voraussicht. Dieser hat als erster den Assyriern die Astrologie gezeigt, die er, auf der höchsten Stelle des Kaukasusgebirges niedergelassen, mit überaus großer Sorgfalt und Genauigkeit erfaßt hat. Dieser Berg ist bei den Assyriern gelegen, fast den Gestirnen benachbart, woher er auch die größeren Gestirne zeigt und ihre Aufgänge und Untergänge anzeigt. Es wird aber gesagt, daß ein Adler sein Herz verzehrt, weil die Genauigkeit, mit der er ergriffen alle Bewegungen der Gestirne erfaßt hat, herzzerfressend ist. Und weil er dies durch Klugheit getan hat, wird gesagt, daß er unter Führung von Mercurius, der Gott der Klugheit und des Verstandes ist, an den Felsen gebunden worden ist. Außerdem erfaßte er eine Methode, Blitze hervorzulocken, woher gesagt wird, er habe das himmlische Feuer gestohlen. Denn mit einer gewissen von demselben gezeigten Kunst wurde das obere Feuer hervorgelockt, das den Sterblichen nützlich gewesen ist, solange sie dieses gut gebraucht haben: denn später hat es sich durch schlechten Gebrauch der Menschen zu ihrem Verderben umgewendet, wie bei Livius über Tullus Hostilius gelesen worden ist, der durch dieses Feuer mit allen seinen Angehörigen verbrannt worden ist. Numa Pompilius aber hat dieses ungestraft nur bei heiligen Götterritualen gebraucht. Hierher kommt es, daß gesagt wird, von den über den Raub des Feuers erzürnten göttlichen Wesen seien Krankheiten hingeschickt worden. Also gibt es nach der Sage eine Erwähnung des Späteren an erster Stelle: denn es war früher, daß Prometheus das Verbrechen begangen hat, nachher erlitt er die Strafen. Dieser wurde dennoch später, als auf Anordnung von Juppiter der Adler von Hercules getötet worden ist, befreit. Andere geben an, dieser habe mit einem Stengel das Feuer vom Himmel erschlichen und sei daher von Juppiter an den Kaukasus gebunden und einem Geier dargeboten worden: dieser sei später von Juppiter selbst gelöst worden, weil er ihn ermahnt hätte, sich von Thetis fernzuhalten, weil aus seinem Samen geboren werde, der ihn aus seinem Reich vertreibe, wie er selbst seinen Vater Saturnus. Diesem gab er nach einem feierlichen Eid, den er geschworen hatte, er werde diesen niemals lösen, einen Ring aus den Fesseln selbst, mit einem Stein vom Kaukausgebirge eingeschlossen, als Anzeichen der vergangenen Strafe.“

1

Vielleicht hilft Dir diese Stelle aus dem Prōtagóras-Dialog von Plátōn [320d]:

ἦν γάρ ποτε χρόνος ὅτε θεοὶ μὲν ἦσαν, θνητὰ δὲ γένη οὐκ ἦν. ἐπειδὴ δὲ καὶ τούτοις χρόνος ἦλθεν εἱμαρμένος γενέσεως, τυποῦσιν αὐτὰ θεοὶ γῆς ἔνδον ἐκ γῆς καὶ πυρὸς μείξαντες καὶ τῶν ὅσα πυρὶ καὶ γῇ κεράννυται. ἐπειδὴ δ᾽ ἄγειν αὐτὰ πρὸς φῶς ἔμελλον, προσέταξαν Προμηθεῖ καὶ Ἐπιμηθεῖ κοσμῆσαί τε καὶ νεῖμαι δυνάμεις ἑκάστοις ὡς πρέπει
Zu vergangener Zeit gab es nur Götter, aber keine sterblichen Wesen. Aber als die Zeit gekommen war, daß diese entstehen sollten, formten die Götter diese (=die sterb­­li­chen Wesen) inmitten der Erde aus Erde und Feuer [… ist mir unklar … sie misch­­ten dem Feuer und der Erde noch soviel von irgendetwas hinzu]. Als sie daran­­gingen, die­se (=ihr Werk) ans Licht zu bringen, befahlen sie dem Pro­mē­theús und dem Epi­mē­theús, (das Werk, also die Menschen, nehme ich an) zu vollenden („schmücken“) und ihnen Fä­hig­keiten zuzuteilen, wie es angemessen ist.

Die Sache ging aber schief, weil der etwas denkfaule Epimētheús alle Gaben bereits an die Tiere verteilt hatte und für die Menschen zu wenig übrig war. Aber eine Lö­sung wird gefunden [321d]:

ὁ Προμηθεὺς, κλέπτει Ἡφαίστου καὶ Ἀθηνᾶς τὴν ἔντεχνον σοφίαν σὺν πυρί — ἀμήχανον γὰρ ἦν ἄνευ πυρὸς αὐτὴν κτητήν τῳ ἢ χρησίμην γενέσθαι — καὶ οὕτω δὴ δωρεῖται ἀνθρώπῳ
Promētheús stiehlt von Hḗphaistos und Athēnã das technische (?) Wissen zu­sam­­men mit dem Feuer — denn es wäre unmöglich gewesen, [das Wissen] ohne Feu­er zu erlangen oder zu benutzen — und er gibt es dem Menschen.

Das ist nicht ganz das, was Du suchst, weil Promētheús erst nach der Erschaffung der menschlichen Körper auf den Plan tritt und Athēnã hier Opfer und nicht Helferin ist, aber es kommt der Sache schon recht nahe.

(Nimm die Übersetzung nicht ganz ernst, ich bin schon etwas schläfrig)

Koschutnig  20.07.2021, 11:31

Zu deinem  [… ist mir unklar ... ] hat Bernd Manuwald übersetzt: "... und allen Stoffen, die sich mit Feuer und Erde verbinden lassen" - S. 16 hier:

books.books: Dialog von Plato

2
abiiihiii 
Fragesteller
 20.07.2021, 13:08

Das hat mir enorm geholfen, vielen Dank!!

0

Wiki meint Sappho, Aesop and Ovid:

The most significant detail added to the myth found in, e.g., Sappho, Aesop and Ovid[59] was the central role of Prometheus in the creation of the human race. According to these sources, Prometheus fashioned humans out of clay.

https://en.m.wikipedia.org/wiki/Prometheus

Albrecht  11.08.2021, 15:52

Saphho ist zweifelhaft, da es keinen klaren Beleg gibt.

Servius, Kommentar zu Vergil, Ekloge 6, 42 erwähnt Sappho und Hesiod für eine Überlieferung, die Götter hätten aus Zorn, weil Prometheus den Menschen das Feuer gebracht hat, den Menschen Übel geschickt.

1

Prometheus hat als Demiurg die ersten Menschen aus Lehm erschaffen, steht geschrieben. Dabei aber geschludert und so wurde der Mensch fehlerhaft. Wo man jetzt im Genauen nachlesen kann, was die Griechischen Mythologien dazu berichten, weiß ich nicht.

Das ganze Epos ist ja unendlich verschwurbelt und vielschichtig.