Gibt es im Judentum eine Hölle/Fegefeuer?

7 Antworten

Im Judentum wird vor allem unterschieden zwischen "hat einen Anteil an der kommenden Welt" und "hat keinen Anteil an der kommenden Welt". 

Es gibt auch das Wort "Gehinnom" (und auch Sheol), was vielleicht so was ähliches wie die Hölle ist, aber darüber wird eigentlich nicht viel gesprochen. Aber "joresch Gehinommon" = "erbt/kriegt Gehinnom" ist ziemlich sicher schlecht.

Und es gibt ein Versprechen, dass man Lohn für gute Taten bekommt, und ebenso besteht ein Konzept, dass man für schlechte Taten bestraft wird, kann sein in dieser Welt, kann sein in der nächsten Welt.

Dann gibt es auch teilweise das Konzept der Reinkarnation, um etwas zu vollenden, was man in einem früheren Leben nicht vollendet hat, oder einen Fehler wieder gut zu machen, den man in einem früheren Leben begangen hat.

Es stehen also einige Konzepte nebeneinander... Aber wenn von "Strafe" die Rede ist, redet man eher von "Strafe" allgemein (oder von Möglichkeit der Umkehr, um Strafe abzuwenden), nicht so sehr von "Hölle".

Hallo bellana123,

weder im Alten Testament (auf das sich ja der jüdische Glaube stützt) noch im Neuen Testament wird eine  Feuerhölle bzw. ein Fegefeuer gelehrt. In vielen Bibelübersetzungen erscheint zwar mehrfach das Wort "Hölle", doch gibt dieser Begriff nicht den eigentlichen Sinn der zugrundeliegenden Wörter aus dem ursprünglichen Text der Bibel wieder.

In den hebräischen Ursprungstexten findet man z. B. das Wort "scheol". Da es kein genau entsprechendes deutsches Wort für das hebräische Wort "scheol" gibt, haben es z.B. einige Bibelübersetzer nur transkribiert, d.h. lautgetreu aus der hebräischen Sprache wiedergegeben. Dieses Wort wird zwar in einigen Übersetzungen manchmal mit "Totenreich" oder "Hölle" übersetzt, gibt damit jedoch nicht die alttestamentliche Bedeutung dieses Begriffs nicht richtig wieder.

In der Encyclopædia Britannica (1971, Bd.  11, S.  276) heißt es dazu: : „Der Scheol war irgendwo ‚unter‘ der Erde. Die Toten empfanden dort weder Schmerz noch Freude. Mit dem Scheol war weder eine Belohnung der Gerechten noch eine Bestrafung der Bösen verbunden. Gute und Schlechte, Tyrannen und Heilige, Könige und Weise, Israeliten und Heiden — alle schliefen zusammen, ohne voneinander zu wissen.“

Damit ist "scheol" einfach sozusagen der symbolische Aufenthaltsort der Toten oder das Grab. Dies ist in Übereinstimmung mit vielen weiteren Aussagen des Alten Testaments. Ein Beispiel dazu ist das, was in Jesaja 38:17-19 zu lesen ist, wo es heißt:"  Siehe! Zum Frieden hatte ich das, was bitter, ja bitter war; und du selbst hast meine Seele [liebevoll] umfangen [und sie] vor der Grube der Auflösung [bewahrt]. Denn du hast alle meine Sünden hinter deinen Rücken geworfen. Denn nicht der Scheọl ist es, der dich lobpreisen kann; der Tod selbst kann dich nicht preisen. Die in die Grube Hinabfahrenden können nicht hoffnungsvoll auf deine Wahrhaftigkeit schauen.   Der Lebende, der Lebende, er ist es, der dich lobpreisen kann". Somit sind diejenigen, die im "scheol" sind in einem Zustand des Todes, also im Grab und nicht an einem Ort der Qualen. Außerdem ist zu beachten, dass das Wort "scheol" in der Bibel niemals mit Leben in Verbindung gebracht wird.

Die Lehre von einem Ort feuriger Qualen stammt also eindeutig nicht aus Bibel sondern hat in babylonischen und assyrischen Überlieferungen ihren Ursprung, wonach das Totenreich einen Ort darstellt, der von mächtigen Göttern und Dämonen bewohnt wird. Manche kirchliche Lehrer und auch Bibelübersetzer wurden durch die griechische Mythologie des "Hades" - die griechische Entsprechung des Wortes "scheol" - beeinflusst, der angeblich ein Ort sei, an dem die Toten weiterleben würden und der von dem gleichnamigen Gott beherrscht werde. Hier liegen die eigentlichen Ursprünge der Höllenlehre.

Die Gesamtaussage der Bibel über den Tod ist immer die gleiche: Der Tod ist ein Zustand ohne jegliches Bewusstsein und damit die Nichtexistenz. In diesem Zustand werden die Toten jedoch nicht für immer verbleiben, da Gott in der Lage ist, sich an das Lebensmuster jedes Einzelnen zu erinnern und ihn eines Tages (in der Bibel Auferstehung genannt) zum Leben zurückbringt, indem er ihn neu erschaffen wird.

Durch die Lehre von einer Feuerhölle, in der der Teufel Menschen für immer quält, hat man sich von der klaren Lehre der Bibel leider weit entfernt. Jahrhunderte lang und bis auf den heutigen Tag hat man mit dieser Lehre unter den Gläubigen Angst und Schrecken verbreitet. Kirchliche Lehrer haben sich auch keine Gedanken darüber gemacht, welches Bild von Gott sie damit ihren Anhängern vermitteln.

Wie könnte ein Gott, von dem gesagt wird, dass er "Liebe ist" , Menschen für ein relativ kurzes sündiges Leben von 70 oder 80 Jahren dann für immer bestrafen (1. Johannes 4:8)? In welcher Relation steht eine ewige Bestrafung zu einem zeitlich begrenzten Leben in Sünde? Und würde Gott wohl seinen Hauptgegner, Satan den Teufel, dazu gebrauchen, seinen Willen ausführen zu lassen und auf diese Weise eng mit ihm zusammenarbeiten?

Außerdem: Kein normal denkender und normal fühlender Mensch käme je auf die Idee, jemandem auch nur für kurze Zeit Qualen durch ein Feuer zuzufügen! Das Rechtssystem einiger Länder sieht für die schlimmsten Verbrecher "lediglich" die Bestrafung durch den Tod vor, niemals jedoch eine Bestrafung durch Qualen irgendeiner Art. Gott solch ein Handeln zu unterstellen, gehört mit zu den schlimmsten Gotteslästerungen, die je begangen wurden. Das macht aus ihm einen rachsüchtigen und äußerst grausamen Gott, mit dem man am liebsten nichts zu tun haben möchte. Wie gegensätzlich ist doch das Bild, das die Bibel in Wirklichkeit von Gott zeichnet! Sie beschreibt ihn beispielsweise als einen Gott "barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn und überströmend an liebender Güte und Wahrheit" (2. Mose 34:6). Oder wie es in einem anderen Bibeltext heißt: "Der FELS, vollkommen ist sein Tun, denn Gerechtigkeit sind alle seine Wege. Ein Gott der Treue, bei dem es kein Unrecht gibt; Gerecht und gerade ist er" (5. Mose 32:4). Denkst Du nicht auch, dass es viel leichter ist, an einen solchen Gott zu glauben und ihn zu lieben?

In der Bibel gibt es einige Aussagen, die den Anschein erwecken, dass es nach dem Tod doch ein Weiterleben gibt und dass dann die Bösen in irgendeiner Weise Qualen erdulden müssen. Vor allem dann, wenn man von einer wörtlichen Bedeutung der Aussagen ausgeht, kommt man zu dieser Schlussfolgerung. Welche Überlegungen sprechen jedoch dagegen?

- Durch ein wörtliches Verständnis dieser Texte gelangt man klar in Widerspruch zu andern biblischen Lehren, z.B. was den Zustand der Toten betrifft. Da die Bibel jedoch Gottes Wort ist, ist zu erwarten, dass sie frei von inneren Widersprüchen ist.

- Laut Bibel haben die Toten kein Bewusstsein mehr und infolge dessen auch kein Schmerzempfinden. Ebensowenig lehrt die Bibel nicht, dass im Menschen ein unsterblicher Teil existiert (Seele), der den Tod überdauert und irgendwo weiterexistiert. Die Bibel zeigt sehr deutlich, was mit uns Menschen nach dem Tod geschieht, wenn sie sagt: "Denn die Lebenden sind sich bewußt, daß sie sterben werden; was aber die Toten betrifft, sie sind sich nicht des geringsten bewußt, auch haben sie keinen Lohn mehr, denn die Erinnerung an sie ist vergessen. Alles, was deine Hand zu tun findet, das tu mit all deiner Kraft, denn es gibt weder Wirken noch Planen, noch Erkenntnis, noch Weisheit in dem Scheọl, dem Ort, wohin du gehst (Prediger 9:5,10).

- Wenn in der Bibel an verschiedenen Stellen von Qualen oder Schmerzen gesprochen wird, dann sind diese oft sinnbildlicher Natur (siehe z.B. Lukas 16:19-31; Offenbarung 14:9-11; Offenbarung 20:10).

- Der Begriff "Feuer, Feuersee" , der an manchen Stellen in der Bibel erscheint, hat eine bildhafte Bedeutung und wird im Sinn von vollständiger Vernichtung gebraucht, also kein Höllenfeuer, das Menschen quält.

- Die Lehre von einer Feuerhölle lässt sich in keiner Weise mit der Persönlichkeit Gottes vereinbaren, denn sie macht aus ihm einen grausamen und rachsüchtigen Gott. Wie die Bibel erkennen lässt hat er noch nicht einmal Gefallen am Tod eines Bösen ( siehe Hesekiel 18:23), wieviel weniger dann daran, einen Menschen in irgendeiner Form zu quälen. Selbst wir unvollkommenen Menschen betrachten körperliche oder auch seelische Qualen (Stichwort Folter), die jemandem als Strafe für gesetzloses Verhalten zugefügt werden, als widerlich und unmoralisch und diese werden in den meisten Ländern per Gesetz auch nicht zugelassen. Einem liebevollen Gott ein solches Verhalten zu unterstellen, ist äußerst verwerflich.

Das sind nur einige wenige Punkte, die zeigen, dass die Höllenlehre nicht nur unbiblisch, sondern sogar äußerst verwerflich ist. Das sehen viele Kirchenlehrer zwar anders, doch haben sie nicht nur im Hinblick auf diese, sondern auch auf viele weitere Lehren den Boden der Bibel längst verlassen.

LG Philipp

Es gibt auch im Christentum keine Hölle. Auch kein Fegfeuer. Das sind katholische Ideen, die zum Teil von Protestanten übernommen wurden.

In der Bibel gibt es nur den feurigen Pfuhl. Da werden im Gegensatz zur katholischen Lehre, Luzifer (Satan), seine Engel und die, die die Gnade Jesus nicht angenommen haben, am Ende der Erdgeschichte verbrannt bis nichts mehr von ihnen übrig ist. Eine ewige Qual ist antichristlich. Wenn in der Bibel Hölle steht, dann ist das ursprünglich der Abfallplatz der Stadt Jerusalem gewesen, wo aller Unrat verbrannt wurde. Die Fehlinterpretation kam erst viel später.

nowka20  13.11.2016, 21:10

im neuen testament taucht der begriff "HÖLLE" aber 19 mal auf!

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Wilfri  13.11.2016, 21:24
@nowka20

Es ist erstaunlich, dass Du offensichtlich nicht verstanden hast, dass das Wort "Hölle" eine Interpretation ist. Einfach mal durchlesen, was unter dem Begriff "Hölle" wirklich zu verstehen ist. Es ist doch nicht so schwer, zu erkennen, dass nicht jede  Übersetzung richtig sein muss. Den Begriff "Hölle" gibt es in der Bibel definitiv nicht. Nur eine Umschreibung, die man als Hölle bezeichnet hat. Aber das ist ein deutsches Wort mit einem nach heutiger Glaubenslehre in einigen Kirchen vertretenen Verständnis und hat nichts mit der biblischen Realität zu tun.

Ebenso gibt es in der Bibel den Sonntag als christlichen Feiertag nicht. Die Kirche aber vertritt ihn als Verständnis des 4. Gebots in der Bibel. Dass ist eine absolute Lüge und aus der Sicht Gottes peinlich.

Irrtümer sind bei jedem möglich, aber wenn man etwas Neues und Richtigeres erfährt, dann sollte man sie nicht beibehalten.

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realsausi2  14.11.2016, 09:13
@Wilfri

aus der Sicht Gottes peinlich.

Wow, was Du so alles zu sehen kriegst... voll doll...

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helmutwk  27.05.2018, 21:10
@Wilfri
Einfach mal durchlesen, was unter dem Begriff "Hölle" wirklich zu verstehen ist

Nun, ein Ort ewiger Qual (Mk 9,47-49), in den der Körper eines Menschen kommt (Mt 5,29-30), und zwar durch Gott (Mt 10,28), was Gottes (gerechtes) Urteil (Mt 23,33) für die unbußfertigen Sünder ist.

Aber vielleicht steht ja in der Literatur, die du zu dir nimmst, was Anderes als in der Bibel.

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helmutwk  27.05.2018, 20:59
Es gibt auch im Christentum keine Hölle. Auch kein Fegfeuer. Das sind katholische Ideen, die zum Teil von Protestanten übernommen wurden.

Da Sowohl katholische Kirchen (insbesondere die römische) und evangelische Kirchen (Lutheraner, Baptisten etc.) Teil des Christentums sind (zusammen die überwiegende Mehrheit), gibt es eine Höllenlehre im Christentum.

Die Protestanten haben ihre Höllenlehre kaum von der mittelalterlichen Kirche, sondern sie haben sie der Bibel entnommen.

In der Bibel gibt es nur den feurigen Pfuhl. Da werden im Gegensatz zur katholischen Lehre, Luzifer (Satan), seine Engel und die, die die Gnade Jesus nicht angenommen haben, am Ende der Erdgeschichte verbrannt bis nichts mehr von ihnen übrig ist.

Der feurtige Pfuhl wird geeminhin alös Hölle bezeichnet. Und du wirst keine Bibeklstelle finden, in denen gesagt wird, dass da irgendwelche so verbrannt werden, bis "nichts mehr von ihnen übrig ist". Aber es gibt Bibelstellen, die darauf hindeuten, dass das Verbrennen und seine Qual nie aufhört. In Of 20,10 wird ausdrücklich gesagt, dass der Teufel, das Tier und der falsche Prophet in alle Ewigkeit in diesem Pfuhl gequält werden. Und Jesus spricht davon, dass in der Hölle (gr. Gehenna) "Wurm und Feuer" nicht aufhören, also die Qual ewig dauert.

Wu8sstesrt du übrigens, dass an keiner Stzelle, an der im Alten testament der Ausdruck "Tal Hinnom" vorkommt, im Griechischen (LXX) das Wortt "gehenna" steht? Das ist so, weil sich Gehenna zwar etymologisch von "gej hinnom" ableitet, aber schon bei der Überstzung des ATs (ab 200 v.Chr. eihne andere Bedeutung, nämlich "Hölle", erhalten hatte.

Du musst also den Abfallplatz bei Jerusalem (gr. gaibenenom oder auch spharanx hinnom o.ä.) von der Hölle (gr. gehenna) unterscheiden.

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Eine Hölle gibt es natürlich auch im Judentum nicht.

Es mag vielleicht eine Vorstellung von einer Hölle geben, aber mit der Realität hat das zum Glück nichts zu tun.

Es gibt eine Art Hölle, aber nicht im christlichen Sinn. Es gibt Gan Eden (im Christentum Garten Eden) & Gehinom. Gan Eden ist ein Zustand spiritueller Ganzheit, unendlichen Friedens & Gottesnähe. Gehinom hingegen ist tiefer geistiger Schmerz beim Erkennen der Fehler & Gottesferne. Der Schmerz & die Einsicht reinigen die Seele. Laut dem Talmud dauert der Aufenthalt im Gehinom meistens nur 11 Monate, während man in der christlichen Hölle die Ewigkeit verbringen "darf".