Gerhard Roth - Philosophie!

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Die Freiheit, auf die sich die Aussage bezieht, ist die Willensfreiheit.

Gerhard Roth vertritt den Standpunkt eines Determinismus. Alles ist seiner Auffassung nach determiniert, geschieht vollständig notwendig aufgrund von Ausgangsbedingungen und Gesetzmäßigkeiten. Wie ein Mensch denkt, sich entscheidet und handelt, ist ganz und gar durch eine Kausalität (Ursache-Wirkungs-Kette) bestimmt, die das Ergebnis festlegt, ohne Spielraum für Freiheit im Wollen. Er ist der Meinung, es gebe keine Willensfreiheit .

In neueren Veröffentlichungen vertritt Gerhard Roth die Auffassung, es gebe Handlungsfreiheit: Der Mensch kann tun, was er will. Nur habe er keine Willensfreiheit, könne nicht wollen, was er will (hat keine freie Verfügung über seinen Willen, kann nicht wählen, was Inhalt seines Wollens ist).

Als wesentliche Faktoren nennt er die Gene, die prägenden Erfahrungen in früher Kindheit und unsere spätere Erfahrung und Erziehung. Die Erfahrung sei in einem Erfahrungsgedächtnis gespeichert.

Gerhard Roth ist seit einer Anzahl von Jahren ein Vertreter des Kompatibilismus (Auffassung, Determiniertheit und Freiheit seien miteinander kompatibel [vereinbar/verträglich]; die Freiheit, die ihm als mit Determiniertheit vereinbar gilt, ist Handlungsfreiheit). Dazu hat vielleicht die Beeinflussung durch den Philosophen Michael Pauen, der Kompatibilist ist, beitragen, mit dem zusammen er ein Buch veröffentlicht hat.

Entstehung der Freiheit im Kopf meint Entstehung eines Gefühls bzw. einer Überzeugung von Freiheit durch das Gehirn. Gerhard Roth ist der Auffassung, das Gehirn erzeuge ein Gefühls bzw. eine Überzeugung von Willensfreiheit, die es aber real (tatsächlich) nicht gebe. Gerhard Roth deutet also ein Gefühl bzw. eine Überzeugung von Willensfreiheit als Illusion, die vom Gehirn geschaffen wird.

Inhalte des (trügerischen) Gefühls von Willensfreiheit sind nach Gerhard Roth:

  • Wir sind Ursprung/Quelle unseres Willens und Urheber/Verursacher unserer Handlungen.

  • Der Wille geht unseren Handlungen voraus, verursacht unsere Handlungen direkt und nicht mit einer Kausalität nach naturwissenschaftlichem Modell.

  • Wir könnten auch anders handeln, wenn wir nur wollten, bzw. hätten auch anders handeln können, wenn wir nur anders gewollt hätten.

  • Wir sind für eigene Entscheidungen und Handlungen persönlich verantwortlich.

Gerhard Roth vertritt erkenntnistheoretisch einen Konstruktivismus: Was wir erkennen, wird durch den Vorgang des Erkennens konstruiert (geschaffen). Nur dies sei dem Erkennen zugänglich, nicht die Realität selbst.

Gerhard Roth meint, den Willen gebe es als Erlebniszustand (psychischer Zustand).

Aus einem Untersystem des Gehirns, dem limbischen System (ein Bereich des Unbewußten), kämen Emotionen, Wünsche und Absichten als Handlungsimpulse in die Großhirnrinde (Cortex) und würden uns erst dort bewußt. Dadurch würde sie dem Bewußtsein zugeschrieben und als Gründe und Motive erfahren/erlebt.

Das Gefühl, bei der Willensbildung und Entscheidung für eine Handlung frei zu sein, sei eine Illusion, allerdings eine für das komplexe menschliche Handeln notwendige Illusion.

Roth ist ein Vertreter des Determinismus und des Inkompatibilismus: Er betrachtet das menschliche Denken und Handeln als determiniert, d.h. als durch seine Vorbedingungen vollkommen bestimmt, woraus für ihn folgt, dass es keinen freien Willen gibt.

So ist dann wohl auch das Zitat zu verstehen: Wir haben das Gefühl, frei zu sein, aber tatsächlich sind wir es nicht.