Philosophie zu Hause aus lernen, aber wo fängt man eigentlich an?

5 Antworten

Da in der Philosophie mit der Logik alles anfängt (vielleicht auch aufhört?) würde ich es mit Bradley & Swartz: "Possible Worlds" versuchen. Man muß sich nicht davon abschrecken lassen, daß es nur auf Englisch zu haben ist.  Selbst mit meinen verrosteten Schulkenntnissen bin ich ganz gut durchgekommen. Was mir besonders gefallen hat: wie auch bei anderen Fachbüchern pumpen sich amerikanische Autoren gegenüber dem "Laien" nicht so auf wie manche professoralen Landsleute, kurz: man kann es sogar verstehen. Trotzdem ist das Ganze kein Waldspaziergang. Neben Logik geht es auch auf Erkenntnistheorie ein. Es ist kostenlos als Download erhältlich.

Für den Einstieg ist es okay, die frühen und neuzeitlichen Klassiker zu lesen: Machiavelli(Der Fürst und die Discorsi), der von dir schon genannter Descartes, Rousseau(Gesellschaftsvertrag, Emile und die Diskurse), Hobbes und Hume.

Die genannten Autoren zeichnen sich durch einen relativ zugänglichen Sprachgebrauch aus. Dann später vielleicht ein wenig Kant: hierfür eignet sich wohl die Grundlegung der Metaphysik der Sitten am besten als Einstieg.

Einige dieser Klassiker sind in der zumeist ganz gut kommentierten Edition: Suhrkamp Studienbibliothek enthalten. http://www.suhrkamp.de/wissenschaft-studienbibliothek_715.html

Diese besitzen neben den klassischen Haupttexten systematische und historische Texteinführungen sowie Stellenkommentare und Glossare, die das Textverständnis oft erleichtern und philosophie-historische Debatten im Text erläutern.

Egal welches dieser Werke du lesen wirst, sollte dir bewusst bleiben, dass die Beschäftigung mit Philosophie eine sehr arbeitsame Beschäftigung sein kann, da die Lektüre der Texte hohe Konzentration und Ausdauer erfordert, gerade bei längeren Werken. Tendenziell ist es besser sich in ein Werk zu vertiefen und die Argumentationen nachzuvollziehen, als verallgemeinernde Übersichtswerke zu lesen.

Zum Thema "Sofies Welt": Das kannst du im Klo runterspülen und vergessen. Taugt nichts, da viele wichtige Philosophen nicht einmal erwähnt werden.

Ansonsten: Beim Selbststudium kannst du auf verschiedenste Art und Weise vorgehen. Zunächst: Willst du bloß selbst philosophieren, in Auseinandersetzung mit wichtigen Denkern philosophieren oder bloß die Werke wichtiger Philosophie studieren?

Wenn du bloß selbst philosphieren willst: Mach einfach. Such dir ein Thema, das dich interessiert, und denk darüber nach.

Wenn du in Auseinandersetzung mit bekannten Denkern philosphieren oder bloß deren Werk studieren willst: Hier stellt sich natürlich die Frage, in welcher Reihenfolge du vorgehen willst.Da gibt es mehrere Möglichkeiten:

- Thematisch: Du suchst dir ein bestimmtes Themenfeld oder Problem, das dich besonders interessiert und beschäftigst dich dann mit den bedeutenden Beiträgen auf diesem Gebiet.

- Historisch: Du suchst dir eine Epoche raus, die dich interessiert, und fängst damit an, über sie zu lernen.

- Persönlich: Du nimmst dir einen ganz besonders interessanten Philosophen raus und setzt dich nur mit ihm auseinander.

Du kannst die Möglichkeiten natürlich auch kombinieren und dich z.B. mit der Diskussion eines bestimmten Themas in einer bestimmte Epoche beschäftigen. Ganz, wie du willst.

Zum Verstehen der Begriffe: Das Internet(Internetseiten und YouTube) sind hier immer hilfreich. Dazu gibt es jede Menge guter Einführunge- aber nimm bitte keine Populärphilosophie a la` Precht, das taugt nichts.

Hallo McCorc80! :-)

Empfehlenswert ist dieses hier z.B.:

http://www.zvab.com/buch-suchen/titel/die-geschichte-der-philosophie/autor/martyn-oliver

Es gibt Dir einen groben Einblick in Zeit, Strömungen und Philosophen, dabe ist es verständlich geschrieben. Zur Auflockerung auch noch schön bebildert ;-). Auf dieses Werk kannst Du immer zurückgreifen...

Vorher kannst Du gern in Philosophie für Einsteiger von Denis Huisman lesen, es erklärt anhand von philosophischen Fragen. Nichts hochgestochenes aber, in meinen Augen, recht sinnvoll :-)

Zu guter Letzt: Richard David Precht: Wer bin ich und wenn ja, wie viele? Eine philosophische Reise.

Prinzipiell liest man diese Art Bücher nicht wie z.B. einen Roman. Laß Dir Zeit bei der Lektüre, mach Dir Deine eigenen Gedanken :-). Gut wäre, wenn Du es mit einem anderen Interessierten besprechen könntest...Vielleicht suchst Du Dir im Net ein Forum. Meiner Meinung nach wirst Du nach diesem Studium Deinen eigenen Schwerpunkt wählen. Ich z.B. wollte dann mehr über A. Schopenhauer wissen, das wird sicher individuell unterschiedlich sein.

Wenn Du Begriffe nicht gleich verstehst, dann such nach verständlichen Erklärungen und gib es in eigenen Worten wieder. Vielleicht solltest Du diese dann in einem Heft aufschreiben und Dir gegebenenfalls häufiger ansehen.

Möglicherweise sind das Hilfestellungen für Dich :-)

Es grüßt und wünscht Dir Freude beim Denken

Jason

Sophies Welt hat mit Philosophie als Wissenschaft nichts zu tun, weniger als LogiComix mit Mathematik. Da Philosophie kein feste Curriculum hat und nicht ohne Diskussion auskommt, kann man ein Philosophiestudium zu Hause nicht simulieren. Schaue Dir auf youtube die Vorlesungsvideos von Hoyningen-Huene ("Einführung in die Wissenschaftsphilosophie") an und mache Dir dabei Notizen (bloßes Anhören ist sinnlos). Erträglich sind die Einführungen von Wolfgang Detel bei Reclam, die aber entweder Ausgangspunkt für weitere Lektüre oder aber Zusammenfassung des bereits (von Dir selbst) Gelesenen sind.

dergedenkliche  03.04.2016, 17:07

hat sich jemand die einführungen von ihm (prof. dr. paul hoyningen huene) angehört? 

WEnn ja, soll mich bitte anschreiben, höre das auch, kann man vllt diskutieren.

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