Wie ist " transzendentale Freiheit" bei Kant zu verstehen?

Support

Liebe/r Linasophie,

ich möchte Dich bitten, Fragen nicht mehrfach zu stellen. Gib der Community etwas Zeit, um auf Deine Frage zu reagieren.

Wenn Du dennoch das Gefühl hast, noch nicht genügend Rat bekommen zu haben, kannst Du unterhalb Deiner Frage auf den Link "Noch eine Antwort bitte" klicken. Dann erscheint Deine Frage im Bereich "Offene Fragen" an entsprechender Stelle und die Community weiß, dass Du weitere Antworten benötigst. Deine Fragen werden sonst gelöscht.

Vielen Dank für Dein Verständnis!

Herzliche Grüße,

Oliver vom gutefrage.net-Support

5 Antworten

Die transzendentale Freiheit ist eine Idee und insofern begrifflich negativ, d. h. wir können uns dieser Freiheit weder bewusst werden noch aus der Erfahrung auf sie schließen.

Auf der transzendentalen Freiheit gründet der praktische Freiheitsbegriff, der von Kant erst einmal negativ als "Unabhängigkeit der Willkür durch die Antriebe der Sinnlichkeit" bestimmt wird.

Die negative Freiheit ist die Bedingung für die positive Freiheit als das Vermögen der Vernunft, sich selbst ihre Gesetze zu geben. Das Vermögen des Menschen, sich unabhängig von seinen Neigungen und Trieben bestimmen zu können, befähigt ihn zur sittlichen Selbstbestimmung (Autonomie).

Wie er sie erreicht, das weiß ich nicht. Wie ich sie erreiche, das schon;-)

Für mich ist dieser Begriff gleichgesetzt mit "Unpersönlichkeit".

Habe ich erkannt und verstanden, dass ICH ALLES BIN, lehne ICH nichts mehr als "das bin ich nicht" ab und habe ich alle Glaubenskonstrukte durchschaut, die mich daran hinderten, mich als ALLES wahrzunehmen, dann bin ich frei von persöhnlichem Begehren. Unpersönlich eben.

Ein Gesetz, das durch transzendentale Freiheit entsteht?!

Keines!

Auf dieser Ebene braucht es keine Gesetze, denn hier wird erkannt, dass alles perfekt ist, wie es ist.

Auch wenn ich - gut epikureisch - die Annahmen Kants zur durchgehenden Kausalität in der Welt der Erscheinungen nicht teile, so ist transzendentale Freiheit eine Sache in der Welt der Noumena. Die Erkenntnis dieser Welt in totaliter ist uns durch die Voreinstellungen (Raum, Zeit, Kausalität usw.) des Denkens verwehrt. Aber wir selbst sind dennoch Teil dieser Welt und Freiheit ist unsere erfahrbare Eigenschaft aus dieser Welt, wenn wir z.B. gemäß den Forderungen des KATEGORISCHEN IMPERATIV handeln und so Aktivitäten neu setzen. Wir haben zweierlei Handeln, einmal ein Handeln, das im Vollzug aktueller Kausalität geschieht und dann ein Handeln, das sich daraus enthebt, wenn wir vernünftiger Einsicht folgend die Kausalkette neu setzen. Denn Vernunft, das wissen wir, ist uns auch als nicht voll erkennbares Noumenon gewahr. Mit dieser Fähigkeit, den kausalbestimmten Egoismus zu sprengen aus Einsicht in eine umgreifendere Notwendigkeit, lässt die Freiheit, die in der determinierten Welt der Erscheinungen keinen Platz hat, durchscheinen und zwar immer nur im Vollzug unseres freien Handelns (Jaspers).

Ich hoffe, dass diese Eigenaufzäumung zusammen mit den Texten des angegebenen Links, das Thema verstehen helfen.

Die von dir beschriebene "Stufe" erreichst du, wenn du etwas erfahren hast, dass Jesus als die "2. Geburt" bezeichnet, oder als "Geburt durch den Geist".

Dieser Vorgang ist real; er wird vo den meisten großen Religionen angestrebt und in der indischen Tradition als "Selbstverwirklichung" (was es ja tatsächlich auch ist) genannt. Man kommt damit in einen Zustand jenseits menschlichen Vorstellungsvermögens, jenseits von Gedanken, Wünschen und Gefühlen und hat erst dann die Möglichkeit sich und sein Selbst wahrzunehmen und ist nicht mehr nur auf Ideen über sich selbst und den Rest der Welt angewiesen; man beginnt damit also die Wirklichkeit wahrzunehmen.