Erfahrungen Architektur-Studium?

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Über das Architekturstudium direkt kann ich nichts sagen. Man braucht wohl sehr viele verschiedene Begabungen, da man theoretisch und praktisch arbeitet, am Computer, aber evtl. auch zeichnen muss, Modelle bauen usw.

Es gibt sehr, sehr zeitintensive Studiengänge - Pharmazie ist meines Wissens einer, bei dem man oft von morgens bis abends in der Uni ist und in den Semesterferien Praktika machen muss.

Aber um einem Missverständnis vorzubeugen: Unterschied Schule - Uni:

In der Schule bist morgens bis nachmittags und dann gibt der Lehrer dir Hausaufgaben auf oder du lernst für Klassenarbeiten. In der Uni bist du je nach Fach und Tag von morgens bis abends, von morgens bis nachmittags, nur mittags, nur mittags bis abends, nur nachmittags - aber es wird erwartet, dass du dich in deiner "Freizeit" mit dem oft sehr umfangreichen Stoff befasst, Inhalte nachliest, selbstständig lernst, ggf. selbstständig etwas übst - je nach Fach zusätzlich zu gestellten Aufgaben für die nächste Woche oder später.

Das beutet: Während du in der Schule Aufgaben und Zeitmanagement größtenteils von den Lehrern bekamst (bis auf Klausurvorbereitung), musst du das in der Uni selbst machen. Das beutet halt, eigentständig Zeiten für Bibkiotheksrecherche, Internetrecherche, Übungen einzuplanen und durchzuhalten und dabei gestellte Aufgaben im Auge zu behalten. Einige Dozenten geben den Studenten auch umfangreiche Auszüge aus Texten oder Aufsätze zu lesen, die sie innerhalb einer Woche in bestimmter Form bearbeiten müssen (Aufgaben, Grundlage für nächste Stunde - was bedeutet, dass man, ohne den Text gelesen zu haben, in der nächsten Stunde nicht mitarbeiten kann. Und der Text kann je nach Fach ein paar bis zu 50 Seiten pro Woche betragen - pro Kurs).

Sprich: Morgens Uni, nachmittags frei wird so nichts. Frage mal in Foren, wie der Stunden- und Studienplan von Architekturstudenten aussieht und auch, was sie als besonders schwierig erachtetn - darauf könntest du dich dann vorher schon etwas vorbereiten/ einstellen. Oft sind Nebenfächer, die vermeintlich nicht direkt etwas mit dem Studienfach zu tu haben, eine große Herausforderung. Studiert man bspw. BWL, muss man erst mal viel Mathe lernen. Bei Molekularbiologie muss man sehr viel Physik und Chemie lernen, wobei man mit Chemie vielleicht eher gerechnet hat als mit Physik. Mathe ist ntürlich auch dabei... Auf diese Nebenfächer könntest du dich dann schon im Vorfeld vorbereiten.
Also Uni = hohes Maß an Selbstdisziplin und Organisation, sowie "Selbststudium".

PS
Eine Ausbildung ist nicht zwingend einfacher, nur anders, viel mehr Praxis am Anfang, aber je nach Art der Ausbildung muss man anfangs oft langweilige Routineaufgaben machen, die vermeintlich auch nichts mit der späteren Arbeit zu tun haben. Eine Freundin von mir lernte Rechtsanwaltsgehilfin und nach ihren Erzählungen bekam ich den Eindruck, dass sie die ersten beiden Jahre vor allem Kaffee kochte und Unterlage kopierte, dann vornehmlich Akten sortierte....


ArchitektinA  20.08.2018, 12:20

Danke für deinen sehr guten Beitrag! Ich hätte es nicht anders formuliert. :-)
Als Tipp möchte ich dir @pilzi noch architektur-studieren.info geben. Das ist der Blog eines Absolventen, den du vielleicht befragen kannst. Das was du gehört hast, entspricht allerdings auch meinen Wahrnehmungen. Das Architekturstudium ist sehr, sehr zeitintensiv und du wirst auf jeden Fall auch am Wochenende und Nachmittags/Abends damit beschäftigt sein. Das zieht man nur durch, wenn man es wirklich will... im Berufsalltag wird es übrigens nicht besser.

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Ich würde mich bei der Entscheidung nach meiner beruflichen Zukunft (eine der wichtigsten Entscheidungen deines Lebens) nicht davon leiten lassen, wo ich kürzer arbeite, sondern nach persönlichen Interessen und Perspektiven.

Bei einer Uni hast du keinen Lehrer, der Dir in den Hintern tritt, sondern Du entscheidest allein, wie viel Zeit Du in das Studium investierst. Einen 8 Stunden-Tag, wie in der Schule wirst Du da sicher nicht haben (Wenn Du einen Abschluss erreichen willst)

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Langjährige Tätigkeit als Ausbilder

Die Annahme, dass Studium wie Schule sei, ist naiv und absolut realitätsfern - in ALLEN Studienfächern!

Studieren ist wesentlich anspruchsvoller, schwieriger und arbeitsintensiver als Schule!

Selbstverständlich gibt es beim Studieren Phasen, in denen man auch Wochenenden und Nächte durcharbeiten muss, um die Anforderungen termingerecht zu schaffen.
Wenn z.B. bei deinen Entwürfen oder beim Bau deiner Modelle Probleme auftreten, dann sind auch mal Nachtschichten angesagt, um Abgabe-Termine einzuhalten.

Hast du überhaupt die erforderliche Motivation und Leistungsbereitschaft, um ein Studium erfolgreich zu schaffen?
Wenn nicht, dann lass es besser.

In Deutschland bricht durchschnittlich jeder 3. Student sein Studium ab - schade um die Zeit, schade um das Geld und schade um den unnütz blockierten Studienplatz...