Endlich Ruf der Bundeswehr verbessern?


26.01.2024, 11:30

Wie soll das Weitergehen .

7 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Meine Antwort wird jetzt lang

Das viele Geld lockt nur für den ersten Moment, sehr viele brechen noch und schon während der Grundausbildung ab. Und ich kann das verstehen!

Mein Sohn hat diese absolviert, ist dann in die Lehrgänge gegangen. Er wollte Berufssoldat werden und ist dann als "untauglich" entlassen worden für eine Sache, für die er nichts konnte, was wir auch anwaltlich beweisen konnten. Entlassen war und blieb er trotzdem.

Für mich ist die Bundeswehr (die hier sicherlich mitliest) ein starrer bürokratischer Haufen, der sowas von retro ist, dass einem nichts mehr einfällt.

Und das Problem geht schon viel früher und ganz woanders los. Wie Du schon sagst, und auch das Beispiel hätte ich genommen, in den USA ist man STOLZ, zur Army oder Navy oder sonstwohin zu gehen. Die Ausbildung ist hart aber hey, die Leuten gehen freiwillig für ihr Land in den Krieg, in den Kampf, in die Ausbildung. Und wenn sie damit fertig sind, werden sie geehrt, bekommen ne lebenslange Rente und es geht ihnen gut.

In D geht es schon damit los, dass die Klamotten, die die Rekruten in der GA bekommen, bereits getragen worden sind, Löcher haben, nicht passen. Allein die Schuhe sorgen für die wirklich größten Blasen und offenen Wunden, die ich je an einem Fuß gesehen habe. Der Ton (gut, der ist in USA sicherlich auch nicht anders) ist gleichzusetzen mit Beleidigung und Mobbing. Das Problem ist nur: Es meldet niemand.

Die Technik ist veraltet, die Rekruten mussten sich in der GA teilweise ihr Equipment selbst kaufen, da wurde nichts gestellt.

Bei der aktuellen politischen Lage wird es sehr schwer werden, die Jugend (egal ob w, m oder d) dazu zu motivieren, eine Grundausbildung zu machen oder sich jahrelang zu verpflichten. Vor allem, wenn man guckt, was am ENDE dabei rauskommt. Ebenfalls im engsten Freundeskreis habe ich hier nämlich jemanden, der demnächst in Pension geht - und der von dem, was ER als Rente bekommt, nicht mal seine Wohnung bezahlen kann. Dafür hat er dann von Grundausbildung an der BW gedient, na herzlichen Glückwunsch.

Die BW ist kein attraktiver Arbeitgeber und wird es nie sein, da können sie jetzt lustige "kommt zu uns"-Kampagnen starten oder die Weckzeit nach hinten verlegen. Heute macht sich keiner mehr die Finger dreckig. Und heute möchte jeder nur noch seine Ruhe. Und die wenigen Motivierten (wie mein Sohn) werden schikaniert und am Ende rausgeworfen.

Unser Nationalstolz trägt wohl auch dazu bei, nicht mit erhobenem Haupt ein Soldat zu werden und für sein Land einzustehen - man darf ja keinen haben, ist man ja gleich ein Nazi.

Was das Ansehen im Speziellen angeht oder den Respekt: Was meinst, was mein Sohn auf seinen Heimfahrten auf den Bahnhöfen alles erlebt hat. Er wurde angespuckt, angepöbelt und einmal sogar angepisst. Kein Schwein interessiert die BW

cafibone 
Fragesteller
 26.01.2024, 11:29

Danke. Bin erschüttert.

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Amerikanischer StandardSpruch: DANKE dass sie gedient haben

Schau da mal genauer hin. Nach Thank You for Your Service und ein wenig Fähnchen schwenken kommt da nicht wirklich noch Was. Mit der Entlassung aus dem Militärdienst steht der Soldat ziemlich allein da. Selbst bei den Berufssoldaten sieht es ziemlich mau aus. Wer nicht grad Offizier ist, kann sich in der Regel nicht mal leisten seine Kinder aufs College zu schicken.

Da ist man bei der Bundeswehr weit besser dran.

Die Bundeswehr hat m. E. nur einen miserablen Ruf

Komisch immer wenn sie irgendwo bei Katastrophen geholfen haben werden sie bejubelt. Der Deutsche hat allerdings das Problem, das er schnell vergisst. Jeder ist sich nur selbst der Nächste. Da kann die BW nicht wirklich was dran ändern.

Man spottet nur über die Bundeswehr

Ja das machen die Leute welche keine Ahnung haben. Allen voran die Boulevardpresse welche damit ein Geschäft macht. Mit Nachrichten wie "Hubschrauberbeschaffung im Zeit- und Kostenrahmen" (wie tatsächlich beim H145M LUH SOF) verkaufst du heute Nix. Allein schon der Vergleich mit anderen Armeen, wo es genauso läuft, wäre erhellend. Aber wer macht sich schon den Aufwand.

Der Bürger will Dinge vorgesetzt bekommen über die er sich aufregen kann. Dann wird er von seinem eigen traurigen Leben schön abgelenkt.

Das Problem ist mit Apellen nicht zu lösen. Es muss der Bürger in Uniform wieder verstärkt in der Gesellschaft auftreten. Gleichzeitig brauchen wir eine Bildung welche dem Bürger ermöglicht den Blödsinn der Presse zu entlarven. Nicht immer gleich die einfachen Antworten zu glauben, sondern zu hinterfragen. Große Hoffnung hab ich da allerdings nicht.

PS:

Skandal um Sturmgewehr

Ist ein schönes Beispiel. Jeder meint hier seinen Senf dazu geben zu müssen. Die Wenigsten kennen die Fakten oder ihnen fällt auf das gleichzeitig wo es hier "angeblichen" einen Skandal gibt, andere Länder die Waffe beschaffen. Weil das G36 einfach gut ist.

Gleichzeitig weis komische Weise niemand das andere Länder wirkliche Probleme mit ihren Waffen haben. Die Franzosen sind seit 10 Jahren dabei endlich ihr FAMAS zu ersetzen und kommen damit nicht richtig voran. Den Polen geht es mit ihrem MSBS noch schlimmer: https://www.overtdefense.com/2021/02/20/media-drama-over-assault-rifle-causes-national-security-concerns-in-poland/

cafibone 
Fragesteller
 26.01.2024, 16:15

Danke. Kann es sein, dass Du frustriert bist ?

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Die Bundeswehr hat ein Problem, da gibt's nichts zu beschönigen.

Dass der Ruf gelitten hat ist u.a. auch den Regierungen der letzten dreißig Jahre geschuldet.

Nach Ende des Kalten Krieges ging man mehr oder weniger davon aus dass es eine Kriegsgefahr in unseren Breiten bis zum Tag des jüngsten Gerichts nicht mehr geben würde. Die Sowjetunion war zerfallen und ein potentieller Gegner abhanden gekommen. Damit bräuchte man eigentlich die Bundeswehr, die ursprünglich zur Landesverteidigung gegründet wurde, im Grunde gar nicht mehr und so wurden die Streitkräfte zu einem ungeliebten Kind, das man nicht weggeben kann aber auch nicht mehr als notwendig versorgen muss.

Diese Mentalität wirkte sich auf das Denken in der Republik aus und floß letztendlich auch in die Erziehung der jüngeren Generationen ein. Ein etwaiger Krieg in Europa und/oder Deutschlands Beteiligung daran wurde quasi vollends aus vielen Köpfen verbannt, so lebte man in den vergangenen Jahrzehnten unter falschen Voraussetzungen.

Dabei hatte man die Rechnung ohne Leute wie bspw Putin gemacht, der den Zerfall des Systems, in dem er groß geworden ist, nie verwunden hat. So ignorierte man auch die Zeichen der Zeit geflissentlich und wurde dann unsanft durch den Beginn der militärischen Spezialoperation Putins aus dem Dornröschenschlaf geweckt.

Da wurde Vielen dann wieder ins Bewusstsein gerufen, dass ein souveräner Staat wie Deutschland eben doch ein Militär benötigt, damit seine Interessen innerhalb der Grenzen, gegen Bedrohungen geschützt sind.

Der fehlgeleitete Pazifismus hat da beträchtlichen Schaden angerichtet, es erkennen die jüngeren Generationen nicht, dass alles wofür dieses Land steht und was es ausmacht, nicht selbstverständlich ist und nicht von alleine entstanden ist. Der Weg hierhin war steinig und damit es so bleibt, müssen eben auch Opfer gebracht werden.

Die Bundeswehr unterliegt ebenso wie die freie Wirtschaft einem umfassenden Fachkräftemangel, wie man das Problem allerdings lösen will, weiß niemand wirklich, denn Konzepte sind rar.

Selbst mehr Geld in die Hand zu nehmen wird letztendlich nicht den erwünschten Erfolg einbringen, dessen ist man sich bei den Verantwortlichen bewusst.

Müsste nicht die Bundesregierung klarmachen, dass der Soldatenberuf ehrenhaftist undRespektverdient ?

Jemand der anders erzogen wurde, wird sich nicht o.W. vom Gegenteil überzeugen lassen, wie bereits erwähnt, es gibt kaum ein universelles Patentrezept, das hier Abhilfe schaffen könnte.

Ich kann keinen Respekt vor einer Berufsgruppe haben, sondern nur vor einzelnen Menschen. Grundsätzlich sollten wir immer mehr Geld investieren, um friedliche Lösungen zu finden. Das finde ich sinnvoller als mehr Waffen anzuschaffen.

Tja, der "verbotene" Nationalstolz halt, der uns 79 Jahre lang abtrainiert wurde. Das Paradoxe daran ist, dass man Soldaten im Ausland einsetzen will. Es heißt Bundeswehr und nicht Bundesoffensive.
Wenn man nicht national denken darf, aber nicht global denken will, denkt man halt nur an sich.

Ich war 1994/95 bei der Bundeswehr und wollte mich für min. 4 Jahre verpflichten. Bevor ich den Antrag fertig hatte, hatten wir eine Schulung über die Krisenreaktionskräfte, zu denen man als Zeitsoldat eingezogen werden konnte, damit ist der Antrag im Müll gelandet.