Eltern messen mit zweierlei Maß?
Meine Eltern (beide Mitte 60) sind aktuell wegen Covid sehr vorsichtig. Sie haben sich in "freiwillige Quarantäne" begeben und dulden keinen Besuch. Das finden meine Freundin und ich ziemlich schade, da wir sie bis April diesen Jahres alle zwei Wochen besucht haben.
Nun habe ich über meine Schwester erfahren, dass sie mit ihrem Mann und ihrem 2-jährigen Sohn sehr wohl Besuche bei meinen Eltern macht, und das nicht zu knapp. Meine Mutter hat sogar angeboten, die junge Familie zu besuchen und auf den Kleinen aufzupassen.
Mir gegenüber hieß es immer "Wir halten uns derzeit von allen Leuten fern, ich hoffe ihr versteht das." und nun das...
Als ich meine Eltern daraufhin per Telefon darauf angesprochen habe, meinten sie "Versteh das doch, wir wollen die ersten Lebensjahre unseres Enkelsohnes nicht verpassen. Wenn ihr Kinder hättet, würden wir euch auch besuchen."
Irgendwie verletzt mich das, denn ich war selbst auch schon mal kurz davor, Kinder zu bekommen, aber dann verhinderte die Chorea Huntington-Erkrankung meiner Expartnerin diesen Kinderwunsch und nun sind meine aktuelle Freundin und ich eben noch keine glücklichen Eltern.
Meine Schwiegereltern sind das genaue Gegenteil, die heißen mich bei jeder Gelegenheit willkommen und machten sogar mit uns gemeinsam Urlaub, trotz Covid.
Was meint ihr dazu? Ist es gerechtfertigt, dass mich das Verhalten meiner Eltern irgendwie traurig macht, oder übertreibe ich? Man muss vielleicht dazu erwähnen, dass mein Vater schon in meiner Kindheit immer total herzlich und fürsorglich zu meiner Schwester war, während er bei mir immer nur Druck gemacht hat, dass ich Karriere mache und "meinen Mann stehe"...
8 Antworten
Ich finde deine Enttäuschung total gerechtfertigt.
Aber falls es irgendwie hilft: Läuft bei uns in der Familie auch so. Man wird auf Abstand gehalten wegen Corona, aber den Enkel oder Urenkel (der in die Kita geht und die Eltern nicht auf Abstand halten achten und sogar Corona eher verharmlosen) kommt alle 2 Tage zu ihnen. Und das haben wir auch erst später zufällig mitbekommen... Ich war auch super enttäuscht, weil bei mehreren Kindern mit unterschiedlichem Maß gemessen wird und man auch merkt bei wem der Kontakt wichtiger ist. Aber so ist das eben. Man kann es nicht ändern, sondern ich ziehe mich da einfach auch zurück, weil ich es unfair finde, dass in einer Familie so was läuft. Und ich kann mir dann nicht vorwerfen, wenn sich jemand ansteckt. Ich glaube, wenn man was passiert, dann wird man das auch bereuen - und ich kann dann für mich sagen, dass ich nicht Schuld war.
Durch Corona werden Dinge einfach klarer. Traurig, aber irgendwie bin ich auch froh, dass es jetzt so klar sichtbar ist. Da kann man dann für sich Konsequenzen ziehen.
Glaub mir, mich hat das auch extrem verletzt und enttäuscht und ich habe es auch angesprochen, aber die Argumentation war die Selbe wie bei dir.. "Versteh das doch, wir wollen die ersten Lebensjahre unseres Enkelsohnes nicht verpassen." Und da ist es sogar so, dass dieses eine Kind wichtig ist, andere Kinder (eben kein Kita-Kind mehr) nicht. Obwohl beides Enkel sind... aber das eine gehört eben zum einen Kind, das andere zum anderen Kind.
Obwohl ich z.B. im Home Office arbeite seit März, sehr genau drauf achte, dass ich Abstand halte und auch Abstand halte bei Eltern und Großeltern, keine Umarmungen etc. und das Enkelkind wird abgeknutscht und bei mir heißt es, dass man sich ja Kontakte vermeiden soll... Unlogisch und sehr verletztend, aber ich glaube es ist einfach eine gute Ausrede mit denen Zeit zu verbringen, bei denen man möchte und die anderen auf Abstand zu halten.
Versuch dich nicht reinzusteigern. Lebt euer Leben und man kann nicht alle glücklich machen. Schaut ihr, dass ihr gesund bleibt. Und wie gesagt, ich weiß wenigstens, dass ich mir nichts vorzuwerfen habe, wenn wirklich jemand erkrankt. Sind ja auch alle erwachen und man selbst ist auch erwachsen genug eben sein Leben zu leben und sowas auch - so enttäuschend es ist - akzeptieren zu müssen.
Finde deine Enttäuschung absolut gerechtfertigt.
Deine Eltern bevorzugen deine Schwester, weil sie Kinder hat (und eine Frau ist, wie ich unten gerade noch gelesen habe) und das finde ich echt traurig.
Menschen sind halt inkonsequent, unlogisch und keinesfalls gerecht. 🤷♂️
Ist jetzt keine riesige Überraschung.
Die einzige Möglichkeit, dass Du über so was Frieden zu bekommst ist es so zu akzeptieren. Auch, wenn es die eigenen Eltern betrifft. (Leichter gesagt als getan - das ist schon klar.)
Denke nicht in Rechtfertigungs-Kategorien.
Du musst Dich nicht rechtfertigen, wenn Du Deine Eltern liebst und sie es nicht so erwiedern, wie Du es erwartest.
Hmm ja, ich empfinde es ein wenig übertrieben deswegen eifersüchtig zu sein.
Manche nehmen es ernster, manche nicht. Manche machen Ausnahmen (individueller Art), manche machen null Ausnahmen.
Ich persönlich würde michd aran orientieren wie anfällig die jeweiligen beteiligten Personen wären (bei nem Kleinkind würd ich darauf Acht geben das es so wenig verschiedene Kontaktpersonen wie möglich hat - und jene Kontaktpersonen auch darauf achten inwieweit sie sich dem Risiko aussetzen "von irgendwoher" den Virus einzuschleppen).
Wäre deine Expartnerin noch auf der Bildfläche, dann würdet ihr beide euch so gut wie möglich isolieren - ohne Besuch von/ bei Verwandten.
Je mehr Personen sich im Kreise der direkten persönlichen Besuchskontakte befinden, um so größer ist das Risiko für alle Beteiligte.
Und je weniger man das eigene Risiko oder das der anderen Beteiligten einschätzen kann (aufgrund der jeweils eigenen Arbeitssituation/ Lebenssituation) , um so mehr Risiken trägt man nach Außen weiter.
Neid, Eifersucht bringt niemandem von euch etwas. Weder dir, noch deiner Partnerin, weder deinen Eltern noch anderen Verwandten.
Heutzutage gibts so viele Möglichkeiten um miteinander irgendwie in Kontakt zu bleiben. Eine Nachricht via Messenger schreiben, emails, Sprachnachricht, Videoanruf am Handy, Skype, etc... Dann noch der klassische Brief/ das klassische Paket, das Festnetztelefon.
Meine Schwester ist Kinderpädagogin, ihr Mann ist Allgemeinmediziner, somit haben beide jede Menge Kontakt zu Fremden... während meine Frau und ich beide im Büro arbeiten, teilweise sogar im Home Office... von daher wäre das sogar ein Argument für uns.
Hmm okay....
(und dennoch käme durch den Kontakt mit euch ein weiterer Risikofaktor hinzu)
also bleiben dir nur noch folgende Möglichkeiten:
- verletzt fühlen, ausgesondert fühlen, darin suhlen
- als gegebene Tatsache hinnehmen, das eigene Leben mit der eigenen Familie weitergestalten und den Kontakt zu deinen Eltern/ Verwandten über die bislang üblichen Wege beibehalten (in dem Maße wie es euch als Paar recht ist)
- deinen Eltern den Vorschlag unterbreiten das ihr sie mal besucht (gemeinsam mit ihnen einen Termin überlegen), zusätzlich zusammen mit den Eltern den Besuch so gestalten das sie mit der jeweiligen Nähe/ Distanz zurecht kommen. Haben sie Angst euch oder sich möglicherweise zu infizieren? Hey, Mundschutz, Abstand zueinander halten, das Treffen im Garten abhalten, keine Umarmungen - das geht auch. Hauptsache ist doch das man einander wieder mal sieht und sich persönlich von Angesicht zu Angesicht unterhalten kann.
Ich finde deine Traurigkeit/Enttäuschung gerechtfertigt. Du fühlst dich ungerecht behandelt. Du vermisst deine Eltern und würdest sie gerne besuchen, aber die lehnen das ab, gleichzeitig tun die das bei deiner Schwester nicht.
Da würde ich auch ehrlich gesagt verletzt sein und mich abgelehnt fühlen.
Danke, auch wenn man das natürlich niemandem wünscht, tut es gut, nicht der einzige zu sein, bei dem es sowas gibt... Und ja, ich habe mir nun vorgenommen, auch erstmal eine Zeit lang nicht anzurufen.