Dürfen Lehrer bei einem Vokabeltest Punkte für das falsche Wort abziehen?

18 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Hi.

Da du die Frage ein weiteres Mal gestellt hast, habe ich mir nun die Mühe gemacht in den Sachverhalt etwas näher anzusehen. Dennoch habe ich natürlich keinen vollumfänglichen Einblick.

Zunächst halte ich deine Argumentation bzgl. der geforderten Worte durchaus für vertretbar. Um genaueren Einblick zu bekommen habe ich, da du auch dein Bundesland BW nanntest, in das Landesrecht geschaut. Die Notenbildungsverordnung unterscheidet hier zwischen verschiedenen Leistungsnachweisen, interessant ist nun die juristische Definition welche sich aus § 9 NVO ergibt. Dort gibt es einmal die "Klassenarbeiten" und die "Wiederholungsarbeiten" (beide sind auch im Titel genannt). Nun muss man sich fragen, was genau die jeweiligen Varianten unterscheidet.

Ausgehend von der NVO sind "Wiederholungsarbeiten" solche, die unmittelbar vorangegangene Unterrichtsstunden behandeln und eine Leistungszeit von kürzerer Dauer umfassen. Das trifft somit auf die Vokabeltest zu.

Da es sich schon per Definition auf die vergangene Stunde richtet, ist dies in der Arbeit nicht gesondert zu nennen. Für deinen Fall heißt das, dass in der Tat die Synonyme nicht korrekt sind. Denn Leistungsnachweis ist der "vorangegangene Unterricht", somit auch die Aufgabenstellung: "Lerne von a bis z."

Wie genannt, ich kann deiner Argumentation einiges abgewinnen und ohne die NVO wäre ich der auch gefolgt, da es aber eine gesetzliche Regelung gibt und diese zweckmäßig ausgelegt werden muss, muss ich mich an das dortige halten. Das bedeutet, die Lehrkraft hat in diesem Fall ihr Ermessen im Rahmen des zulässigen ausgeübt. Eine Remonstration deinerseits wäre damit nicht aussichtsreich.

Ich hätte dir durchaus gerne andere Antwort gegeben, aber wenn ich mich daran halte was ich gelernt habe, dann kann ich dir nur Antworten: Synonyme sind in dem Fall unzulässig.

Woher ich das weiß:Studium / Ausbildung
Knochendochen13 
Fragesteller
 04.12.2019, 00:17

Heißt dass dann, dass Synonyme bei Klassenarbeiten erlaubt wären?

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jurimausi  04.12.2019, 00:45
@Knochendochen13

Ja, in dem Fall würde man von winer Zulässigkeit ausgehen. Kommt aber natürlich auf die spezielle Aufgabe an.

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In dieser Sache bin ich auf Deiner Seite, aber die Schulpraxis spricht gegen uns.

Aufgabe: Übersetze das Wort wenn ins Englische. Meine Antwort wäre an, und vermut­lich braucht der Lehrer hernach eine Reanimation. Ist mir aber egal, ich habe es bei Tolkien gelesen (yet a way thou canst win, an thou wishest, still to lessen thy lot of lingering woe) und weiß, daß ich recht habe.

Wenn Du so handelst wie ich, dann machen wir denselben Fehler: In der Schule wer­den grundsätzlich keine sachorientierten Lösungen verlangt. Die Aufgabe des Schü­lers im oben genannten Beispiel, besteht eben nicht darin, eine Übersetzung für wenn zu fin­den, sondern den Lehrer glücklich zu machen. Was das ist, wie man es er­kennt und wie man es er­füllt, das sollst Du lernen, nicht ein dämliches englisches Wort.

Woher ich das weiß:Hobby – Angelesenes Wissen über Sprach­geschich­te und Grammatik
warai87  04.12.2019, 01:08

Ähem, also deine Literaturkenntnis in Ehren (wirklich!), aber in dem von dir genannten Beispiel der Schule vorzuwerfen, sie würde keine sachorientierten Lösungen verlangen, ist der Hammer. Sachorientiert ist es ja wohl, Schülern erst einmal gegenwärtig gebräuchliches Englisch beizubringen. Wenn du so gut in Englisch bist, dass du Tolkien lesen kannst, kennst du hundertprozentig auch das Wort, das wohl allerhöchstwahrscheinlich gemeint ist. Aus welchem Grund also mit Absicht ein anderes Wort bringen? Weil man ein neunmalkluger Schüler ist, der dem Lehrer auf‘s Brot schmieren will, dass man Tolkien gelesen hat, und am allerbesten wäre es, wenn der Lehrer auch noch vor der ganzen Klasse erwähnt, dass er das selbst bisher nicht wusste, denn es streichelt so schön das Ego.... 🙄

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indiachinacook  04.12.2019, 17:33
@warai87

Ich sehe das anders: Eine Frage ist eine Frage, und muß aus sich selbst heraus be­ant­wort­bar sein. Ein sozialer Kontext kann da keine Rolle spielen; wenn der Frage­steller das anders will, dann muß er die Frage anders formulieren. Auch dabei gibt es Grenzen: Wenn der Unterricht irgendwelche Privatkonventionen oder Ver­ein­ba­run­gen enthält, dann sollten die nicht vorausgesetzt werden. Andernfalls entsteht ja das Paradoxon, daß ein Schultest aus Englisch für einen Anglistikprofessor ohne Vor­berei­­tung gar nicht lösbar wäre.

Du hast es sicherlich erkannt: Ich bin Naturwissenschafter und mehr interessiert an Dingen als an Personen. Außerdem gelte ich als socially awkward. Damit kann ich aber leben, weil ich wenigstens weiß, was ich tue.

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warai87  04.12.2019, 20:13
@indiachinacook

Es ist keine Privatkonvention, wenn in einer Klassenarbeit grundsätzlich das abgefragt wird, was im Unterricht behandelt wurde, auch wenn es nicht explizit in der Aufgabenstellung geschrieben steht.

Dass du als socially awkward giltst, kann ich mir allerdings sehr gut vorstellen, denn mit so einer haarspalterischen Art geht man seinen Mitmenschen natürlich auf die Nerven. Wenn die anderen auch ohne übertrieben detaillierte Aufgabenstellung erkennen, was gemeint ist, wissen diese wohl ebenfalls sehr gut, was sie tun.

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indiachinacook  05.12.2019, 15:12
@warai87

Ich habe länger darüber nachgedacht, an welcher Stelle wir uns unter­schei­den. Meine Diagnose: Ich denke, daß der Englischunterricht die Vermitt­lung der engli­schen Sprache zum Thema hat, und daß daher Fragen bei Prü­fun­gen etc. sich nur auf die Sprache (ein System von Regeln, Konventionen usw) beziehen können.

Du hingegen meinst, daß der Englischunterricht selbst auch Thema bei der Eng­lisch­prüfung sein kann. Der Schüler wird nicht nur daran gemessen, wie gut er Eng­lisch kann, son­dern er muß auch wissen, was im Unterricht gemacht wur­de und was nicht, und er muß die „Sozialkompetenz“ (sprich: Autori­täts­hörig­keit) mit­brin­gen, ei­ne un­klar ge­stell­te Frage im Sinne des Lehrers zu beantworten.

Falls ich mit dieser Diagnose richtig liege, dann müssen wir uns wohl darauf einigen, daß wir uns uneinig sind.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 05.12.2019, 21:27
@indiachinacook
Andernfalls entsteht ja das Paradoxon, daß ein Schultest aus Englisch für einen Anglistikprofessor ohne Vor­berei­­tung gar nicht lösbar wäre.

Wunderbares Argument!

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Um die Übersetzung vollumfänglich zu gewährleisten gibt es da meist wenig Spielraum für Synonyme.

Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 14:39

Ja, ich befinde mich aber mit meiner Übersetzung innerhalb dieses Spielraums.

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lewei90  03.12.2019, 14:41
@Knochendochen13

Nein, weil die betreffenden Wörter eben NICHT immer exakt bedeutungsgleich und austauschbar sind.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 15:22
@augsburgchris

In keinem. Die Aufgabe war einfach nur, das Wort "hart" ins Englische zu übersetzen.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 15:26
@augsburgchris

Ja. Es steht aber nicht in der Aufgabenstellung. Ich beantworte Fragen in Klassenarbeiten und Tests anhand von Aufgabenstellungen.

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augsburgchris  03.12.2019, 15:29
@Knochendochen13

Und da wundern sich heute noch so manche dass keiner mehr Lehrer werden will.

Von mir aus geh zum Direktor der wird dir aber vermutlich das Gleiche erzählen.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 15:29
@augsburgchris

Wegen einem Punkt gehe ich nicht gleich zum Rektor. Ich wollte nur mal wissen, ob sowas zulässig ist.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 16:23
@lewei90

Ja, die geben mir recht. Da meine Mutter aber Mathematik und Chemie unterrichtet, kennt sie sich mit Englisch nicht aus.

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lewei90  03.12.2019, 16:24
@Knochendochen13

Dann sollen die mal Zur Lehrerin gehen und sich den Unterschied zwischen den Worten erklären lassen. Und sie sollen nochmal nachlesen, was "Ermessensspielraum" bedeutet.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 16:40
@lewei90

Die Lehrerin sagt doch auch, dass die beiden Wörter Synonyme sind.

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Hallo,

das liegt leider im Ermessensspielraum des Lehrers. Ich würde in einem solchen Fall wenigstens ein halben Punkt (von einem Punkt pro Vokabel) geben.

AstridDerPu

Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 15:28

Warum liegt das im Ermessensspielraum? Wenn die Aufgabenstellung voll erfüllt wird, muss es doch auch volle Punktzahl geben, alles andere wäre doch Willkür?

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lewei90  03.12.2019, 16:03
@Knochendochen13

Sie wird aber eben nicht voll erfüllt, weil klar ist, auf welche Vokabeln sich der Test bezieht.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 16:04
@lewei90

Und genau da stimme ich eben nicht zu. Ich finde, dass es nicht klar ist.

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Knochendochen13 
Fragesteller
 03.12.2019, 16:26
@lewei90

Nein. Ich will nicht abstreiten, dass ich weiß, dass der Lehrer am liebsten die Wörter hätte, die zu lernen waren. Aber dann muss er das doch deutlich kenntlich machen. Warum liegt das Problem bei mir? Der Lehrer hat sich doch ungenau ausgedrückt.

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Ich denke schon, dass das in Ordung geht. Vor allem sind ja Synonyme nicht immer "echte" Synonyme. Du kannst dich sagen Ehedame. oder im Deutschen gibt es ja Schloss (Gebäude) und das Schloss für den Schlüssel

Im Englichen schaut das schon ganz anders aus.