Denkt ihr dass eine angeborene oder früh erworbene körperliche Einschränkung zu Narzissmus führt?

2 Antworten

Ich weiß nicht, wie viele Behinderte du kennst, die Grundannahmen deiner Ausführungen sind mMn Unsinn, bzw zeigen nur, dass du gegenüber behinderten Menschen sehr vorurteilsbehaftet bist und anscheinend schlechte Erfahrungen gemacht hast. Mit der Realität hat das wenig zu tun. Es wird Menschen geben, die so sind, wie du sie beschreibst. Aber ganz sicher sind nicht alle Menschen mit Behinderung so. Dafür sicher auch einige ohne.

Ich nehm mir mal einen Teil deines Textes raus:

Warten oder zurückstecken oder Frustrationen aushalten (so wie das eben JEDER Mensch im Leben muss), steht bei diesen Menschen nicht zur Debatte. Sie wollen etwas und wenn man es ihnen nicht sofort gibt, gibt es Reaktionen wie aggressives Schweigen (silent treatment) oder offene Debatten und Streitigkeiten.

Glaub mir, dass viele Behinderte genau das sehr gut können, denn zurück stecken und Frustration aushalten ist in einer Weise integraler Bestandteil des Leben eines Behinderten, die Gesunde mitunter nicht einmal erahnen können. Die Frustrationen, die jeder Mensch erlebt, erlebt auchjeder Mensch mit Behinderung. Dazu kommen aber unzählige Frustrationen jeden Tag. Man kommt nicht in den Laden, in den man möchte, weil keine Rampe. Man verreist mit dem Zug und muss umkehren, da man am Ankunftsort nicht den Bahnsteig verlassen kann, da der Aufzug kaputt ist. Menschen ohne weitere Einschränkungen duschen selbstverständlich, wann es ihnen in den Kram passt, gehen auf Toilette wann sie wollen, essen was und wann sie wollen. Mit Behinderung muss man sich nach anderen richten. Ja, das frustriert mitunter. Ja das mag dazu führen, dass man hin und wieder ungeduldig oder auch unfair wird. Nachvollziehbar sollte es allemal sein und ganz sicher keine Persönlichkeitsstörung.

Die Behinderten können in letzter Konsequenz überhaupt nicht nachempfinden, wie es ist nicht behindert zu sein. Sie sehen nicht dass es anstrengend ist, nicht behindert zu sein. Dass man seine Muskeln bewegen muss, alles selbst erledigen muss, nicht 24 h eine Hilfe um sich hat. Sie sagen nur, dass es ja Luxus ist, nicht behindert zu sein und so wahr das natürlich auch ist, so falsch ist es wiederum. Denn nicht behindert zu sein ist mit viel mehr unsichtbaren Stress verbunden, aber wie gesagt die Behinderten können es nicht nachfühlen, da sie nie in diese Position gelangen bzw geraten können.

Hier zeigst du genau eins. Ein sehr großes Ausmaß an fehlender Empathie. Ich habe eine erworbene Behinderung. Das heißt, ich war den größten Teil meines Lebens gesund und habe nun seit einigen Jahren erhebliche Einschränkungen. Und selbstverständlich ist ein Leben ohne Behinderung wesentlich leichter als eines mit. Ist das dein Ernst, dass du glaubst, es sei schwerer, seine Muskeln bewegen zu müssen, als das nicht zu können? Ist es nicht. Du glaubst, dass Menschen mir Behinderung 24h eine Hilfe um sich haben? Das ist nicht der Fall.

Du schreibst, Behinderte können nicht die Situation von nicht behinderten nachfühlen. Dein Text beweist eindrucksvoll, dass es anders herum auch nicht geht.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – ........
anemoni 
Fragesteller
 23.03.2022, 15:58

Danke für deine Antwort. Ich glaube es ist schon häufig so, dass Behinderte sich ein falsches Ich aneignen müssen, das wäre ein weiteres Kriterium für eine narzisstischen Persönlichkeitsstörung. Ich spreche hier nicht von Verurteilungen, sondern von zwischenmenschlichen Prozessen, die aufgrund der Behinderung entstehen und die narzisstische Störung ist nunmal eine zwischenmenschliche Störung. Ich denke fast, als Mensch der behindert ist und demnach diese ganzen negativen Erfahrungen macht, die du auch erwähnst, wird man zwangsläufig narzisstisch. Zumal auch der ganze Erfahrungsraum total eingeschränkt ist. Viele Behinderte, ob sie nun in einer bestimmten Einrichtung oder selbst wenn sie privat leben, machen vieles nicht, sehen vieles nicht und werden von der Umwelt auch geschont, das heißt bestimmte Erfahrungen werden einfach nicht gemacht und somit findet keine Horizonterweiterung statt. Und doch, schwer körperlich behinderte Menschen haben 24 h Hilfsdienste, sogenannte Assistenz. Sage ich es mal auf gut Deutsch: Sie müssen ihr Leben lang nie einen Finger krumm machen und Geldsorgen gibt es (ich spreche nicht von Deutschland, dort sieht es anders aus) für diese Leute auch nicht. Es wird ihnen alles finanziert. Sie leben nicht von der Hand in den Mund so wie ihre Assistenz das aber tut. Und ja, ich denke dass es sehr wohl schwierig ist, mit einem Menschen klar zu kommen, der seine eigenen Muskeln nie selbst bewegen muss, weil die Person eben gar nicht nachvollziehen kann, wie lange bestimmte Tätigkeiten brauchen, wie anstrengend es ist, usw. Wie gesagt: Der Erfahrungsraum fehlt halt komplett und genau daraus resultieren dann diese fordernden Verhaltensweisen und eben aus den Dramen und Traumata der Vergangenheit dieser Personen und aus dieser massiven erlernten Hilflosigkeit heraus. Wenn man sich tiefer mit der narzisstischen Störung beschäftigt (was du wohl nicht getan hast) dann ist eben klar, dass es sich nicht nur um Arschl*cher handelt, sondern um unglaublich komplexe innderdynamische und zwischenmenschliche Prozesse und Verhaltensweisen. Und leider lässt sich der Ursprung und der weitere Verlauf solcher narzisstischen Störungen extrem eindrucksvoll und schlüssig am Beispiel von Menschen mit Behinderung aufbauen und ableiten. Dass darüber niemand offen spricht, ist mir schon klar.

1
anemoni 
Fragesteller
 23.03.2022, 16:03

Im Grunde genommen war deine Antwort jetzt rein moralischer Natur, du appellierst an meine Empathie. Es geht hier aber nicht um die Empathie, sondern um die reine Analyse dessen, wie behinderte Menschen sich oftmals verhalten. Zum Beispiel werden diese Leute auch selten kritisiert, denn sie sind ja behindert und zu Behinderten darf man nichts Böses sagen. Sie bekommen somit gar kein dickes Fell und sind statt erwachsen und reif auf Probleme zu reagieren dann eben nur gekränkt. Eben genau so wie ein Narzisst, der nämlich immer auf der emotionalen Stufe eines circa 18 Monate bis maximal 9 Jahre alten Menschen stehen bleibt. Äußerlich wachsen die Personen, aber innerlich werden sie einfach nicht erwachsen und das hat sehr viel mit der Behinderung zu tun und wie andere eben auf die reagieren und erziehen bzw nicht erziehen.

0
Enna35  23.03.2022, 18:49
@anemoni

Meine Antwort war nicht als Appell an deine Empathie gemeint, sondern als Kritik daran, dass deine Theorie auf Grundannahmen fußt, sie du lediglich behauptest. Und hier meine ich vor allem die Verallgemeinerung. Die Dynamik, die du beschreibst, kann es sicher geben. Die Annahme, dass dies bei vielen so sei ist schlicht aus der Luft gegriffen.

Die wenigsten Menschen mit Behinderung haben eine Assistenz. Dass jemand mit Behinderung keine finanziellen Nöte hat, weil "ihnen alles bezahlt wird" ist -entschuldige- haarsträubend! Die Assistenz wird bezahlt (wenn man es schafft, sich durch ein derartige umfassendes Antragsverfahren zu kämpfen, dass man nicht weiß, wo einem der Kopf steht) der weitaus größte Teil lebt von Sozialleistungen auf ALG II Niveau, oder geht eben selbst arbeiten (und hat, um dies tun zu können, eben Assistenz).

Dass einem ein bestimmter Erfahrungsraum fehlt, macht einen nicht zum Narzissten. Jedem einzelnen fehlen unendlich viele Erfahrungsräume.

Deine Theorie lässt sich schlüssig aufbauen aus dem Bild, welches du von Behinderten hast. Es ist aber dein Bild und nicht die Realität. Du schreibst etwas von einer Analyse des Verhaltens von Behinderten. Was ist das für eine Analyse, wer hat sie geführt? Welche Behinderungen, in welchen Kontexten?

0

Zweiter Teil des Textes:

Warten oder zurückstecken oder Frustrationen aushalten (so wie das eben JEDER Mensch im Leben muss), steht bei diesen Menschen nicht zur Debatte. Sie wollen etwas und wenn man es ihnen nicht sofort gibt, gibt es Reaktionen wie aggressives Schweigen (silent treatment) oder offene Debatten und Streitigkeiten. Aber meistens läuft das Ganze eher passiv aggressiv ab.

Ich habe die Vermutung: Dadurch dass diese Menschen häufig von Geburt an eine Sonderrolle einnehmen, selten Privatsphäre haben und auch sonst viele traumatische Erfahrungen machen, werden sie irgendwann zu sehr verbitterten, fordernden, narzisstischen und toxischen Menschen. Es ist für diese Menschen dann eben auch jede Kleinigkeit eine Kränkung, also eine narzisstischen Verletzung. Ihre Egofunktionen und ihre emotionale Selbstfürsorge (Probleme mit sich selbst ausmachen, Lösungen finden, kreativ werden) übertragen sie immer und immer mehr auf ihre Umgebung und wälzen sich wirklich in ihrer angeblichen Hilflosigkeit. Und jede negative Erfahrung, die jeder Mensch im Leben nunmal macht/machen muss, atrribuieren sie sofort auf ihre Behinderung. So als ob wie gesagt nicht jeder Mensch auch negative Erfahrungen machen würde und Verlusten einstecken müsste. Sie sind dann neidisch und missgünstig gegenüber den Nicht-Behinderten in ihrer Umgebung und werden den Nicht-Behinderten gegenüber manipulativ. Sie nutzen die Gutmütigkeit der Helfer aus und übertragen sie gesagt alle Ego-Funktionen auf die anderen. Sie können sich nie entscheiden, es findet keine klare Kommunikation statt, es soll immer jemand anderes entscheiden, aber mit den dann getroffenen Entscheidungen sind sie kollektiv unzufrieden.

Auf gut Deutsch gesagt: Sie zicken herum, übernehmen keinerlei Verantwortung, sehen sich als das Zentrum des Universums, attribuieren alles was im Leben passiert zu ihrer Behinderung.

Das Problem ist einfach, dass diese Menschen leider viele Lebenserfahrungen wirklich nicht machen können und so bleibt die Welt der Behinderten und nicht Behinderten einfach stark getrennt. Die Behinderten können in letzter Konsequenz überhaupt nicht nachempfinden, wie es ist nicht behindert zu sein. Sie sehen nicht dass es anstrengend ist, nicht behindert zu sein. Dass man seine Muskeln bewegen muss, alles selbst erledigen muss, nicht 24 h eine Hilfe um sich hat. Sie sagen nur, dass es ja Luxus ist, nicht behindert zu sein und so wahr das natürlich auch ist, so falsch ist es wiederum. Denn nicht behindert zu sein ist mit viel mehr unsichtbaren Stress verbunden, aber wie gesagt die Behinderten können es nicht nachfühlen, da sie nie in diese Position gelangen bzw geraten können.

Somit kann man schwer vermitteln, dass das Verhalten der Behinderten oftmals manipulativ und für ihre nicht Behinderten Mitmenschen hochgradig egoistisch, toxisch und auf Dauer extrem belastend ist. Auf Dauer bleiben Behinderte dann oftmals immer wieder alleine und können es sich vielleicht nicht einmal erklären, wieso sie diese interpersonellen Schwierigkeiten mit Menschen haben. Ein Narzisst ist nicht zur Introspektion fähig und bei Behinderten wird das sogar noch potenziert, da sie selbst wenn sie wollten, sich gar nicht gut genug in die Situation des anderen Nicht-Behinderten hineinversetzen können. So wie es bei allen pathologischen Narzissten ist, bleiben diese Personen dann am Ende wieder alleine und machen in ihrer gesamten Lebensspanne sehr viele negative zwischenmenschliche Erfahrungen, attribuieren das aber dann natürlich wieder auf ihre Behinderung statt auf ihren Charakter und ihren krassen Egoismus. Es ist wirklich ein Teufelskreis. Am Ende bleiben diesen Menschen dann meistens nur die sogenannten Co-Abhängigen als Freunde und Partner, weil diese ebenso narzisstisch sind, ihre narzisstischen Zufuhr aber durch die Selbstaufopferung erfahren. Somit kreiert die körperliche Behinderung in vielen Fällen auch eine behinderte Psyche/Persönlichkeit und zwar meiner Meinung nach: eine ausgewachsene narzisstische Persönlichkeitsstörung.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung